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Veröffentlicht am 24.07.2022

Eine ruhige Geschichte vom Sich-selbst-finden in der Gelassenheit der Natur

In den Wäldern der Biber
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In den Wäldern der Biber erzählt die Geschichte von Alina. Alina lebt gemeinsam mit ihrem Freund in Frankfurt. Der Alltag ist vom Job bestimmt und vielmehr Freizeit, als etwas Erholung an den Wochenenden, ...

In den Wäldern der Biber erzählt die Geschichte von Alina. Alina lebt gemeinsam mit ihrem Freund in Frankfurt. Der Alltag ist vom Job bestimmt und vielmehr Freizeit, als etwas Erholung an den Wochenenden, ist oft nicht drin. Ein Streit über die gemeinsame Zukunft eskaliert, die Beziehung scheitert und Alina bricht Hals über Kopf auf. Der Weg führt sie zu ihrem letzten Wohlfühlort ihrer Kindheit: zu ihrem Großvater aufs Dorf.







Ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie ihr Großvater wohl reagieren wird, steht sie vor seinem viel zu großen Haus und macht sich nun doch Gedanken. Wie er wohl reagieren wird? - Gewohnt leise.

Franziska Fischer erzählt die Geschichte von Alina und ihrem Großvater in einer sehr ruhigen und bedachten Art. Malerisch anmutend sind die Schilderungen der Umgebung. Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden beleuchtet, so dass die Charaktere stark ausgebildet werden. Gedanken und Gespräche mit einem befreundeten Geschwisterpaar aus Kindertagen fördern mehr und mehr Gestaltungsmöglichkeiten zutage, doch trauen muss sich jeder selbst und sein Leben gestalten.

Das fängt mit Änderungen der äußeren Umstände an und peu á peu rutscht man selbst mit der eigenen Entwicklung nach. Den Werdegang der Charaktere zu verfolgen, mit ihnen in der Natur unterwegs zu sein und den Austausch über die Chancen und Baustellen im Leben zu erfahren, sorgt dafür, dass ich beim Lesen wunderbar abschalten und mich ganz auf die Geschichte rund um Alina einlassen kann.

Im Laufe der Geschichte baut sich unter den Charakteren mehr und mehr Vertrauen auf, so dass ich im Gegenzug sehr viel mehr über ihre Handlungsweisen und das Zustandekommen ihrer Lebensumstände erfahre. Mit wachsendem Interesse folge ich ihren nächsten Schritten.

Charlotte Puder liest die Geschichte ganz wunderbar. Die Betonungen sind an den richtigen Stellen, im Redefluss nimmt sie auch mal ganz natürlich einen Tempowechsel vor und spricht mal sehr deutlich oder nimmt an Geschwindigkeit beim fröhlichen Erzählen zu. Wechseln die Charaktere, wechselt Charlotte Puder auch die Klangfarbe. Besonders hat es mir die glockenhelle Stimme von Isabell angetan. Isabell mit dieser Stimme reden zu hören, stimmt mich fröhlich. Die Stimme des Großvaters hingegen war gewöhnungsbedürftig dunkel und klang angestrengt. Das wäre für mich in der Intensität nicht nötig gewesen, weiß das aber sehr zu schätzen.

In den Wäldern der Biber habe ich sehr gern gehört und hätte die Charaktere rund um Alina auch gern noch länger begleitet.



Fazit
In den Wäldern der Biber ist für alle, die eine ruhige Geschichte vom Sich-selbst-finden in der Gelassenheit der Natur bevorzugen und beim Lesen gern "einen Gang runterschalten" um die Seele baumeln zu lassen.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Ein Wohlfühlroman der zeigt, wie herrlich unkompliziert das Leben sein kann

Ein unendlich kurzer Sommer
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"Wo soll man eigentlich hin, wenn man vor sich selbst davonläuft?" - Dieser eine Satz aus dem Klappentext hatte mich sofort gepackt.



Ein unendlich kurzer Sommer erzählt die Geschichte von Lale, die ...

"Wo soll man eigentlich hin, wenn man vor sich selbst davonläuft?" - Dieser eine Satz aus dem Klappentext hatte mich sofort gepackt.



Ein unendlich kurzer Sommer erzählt die Geschichte von Lale, die genau das versucht: vor sich selbst davonlaufen.







Lale steigt in einen Zug und landet auf einem heruntergewirtschafteten Campingplatz. So rau, wie der Campingplatz wirkt, ist auch das Benehmen des Besitzers Gustav. Trotzdem lässt er Lale auf dem Campingplatz übernachten und Lale hilft dem alten Mann bei den längst fälligen Renovierungsarbeiten.

In diese stillschweigende Übereinkunft platzt wenig später Christophe. Christophe ist auf der Suche nach sich selbst - oder vielmehr nach seinen Wurzeln. Die Suche führt ihn ebenfalls auf den Campingplatz von Gustav. Und auch, wenn sich Lale weiter in Schweigen hüllt, verlässt sich Christophe auf sein Gespür.



Ein unendlich kurzer Sommer ist ein sehr bildhaft und überaus atmosphärisch erzählter Roman. Kristina Pfister lässt ihre Charaktere eine immense Entwicklung durchlaufen. Alle Charaktere haben unverwechselbare Merkmale und aus ihrem Leben erworbene Besonderheiten, die sich in ihrem Umgang miteinander widerspiegeln. Obwohl nicht viel in der Geschichte passiert, herrscht durch die Weiterentwicklung der Charaktere stets Bewegung. Es fühlt sich an, wie ein lauer Sommerwind. Ein Windhauch, der zwischenzeitlich auch mal auffrischt, mich dann aber wieder wohlig umhüllt.

Vanida Karun liest die Geschichte in genau dem richtigen Tempo und befindet sich stimmlich mit dem Geschehen im Einklang. Das Timbre ihrer Stimme lässt die Charaktere zum Leben erwachen. Es fühlt sich für mich an, als wäre ich selbst mitten im Geschehen.



Fazit
Ein unendlich kurzer Sommer ist für alle, die eine wunderbar atmosphärisch erzählte Geschichte genießen wollen und für alle, die vielleicht auch gerade ein bisschen selbst entfliehen wollen. Vor sich selbst, aus dem Alltag, aus dem eigenen Wirrwarr an Gefühlen.

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Veröffentlicht am 09.06.2022

Gefühlvoll erzählte Geschichte einer Dorfschullehrerin

Die Dorfschullehrerin
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Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will ist der zweite Band der Reihe um die Protagonistin Helene Werner.

Helene bekommt ein Angebot, dass sie nicht ausschlagen kann, nicht ausschlagen will. Sie ...

Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will ist der zweite Band der Reihe um die Protagonistin Helene Werner.

Helene bekommt ein Angebot, dass sie nicht ausschlagen kann, nicht ausschlagen will. Sie soll die Schulleitung übernehmen. Eine tolle Karrierechance als Frau, dazu noch in ihrem Alter. Dafür muss sie jedoch mit ihrer Tochter Marie zurück an die Schule in dem kleinen Ort Kirchdorf, aus dem Helene mit Marie jüngst weggezogen ist. Beruflich wäre das kein Problem. Wie sieht dann aber das Privatleben aus?





Helene ist eine taffe junge Frau. Sie sucht keine Auseinandersetzungen, aber sie scheut sie auch nicht. Das gefällt mir sehr an ihr. Helene verfügt über ein gesundes Gespür für Stimmungen und kann sich gut darauf einlassen. Was und wen sie liebt, liebt sie aus tiefstem Herzen.

Der Roman spielt im Jahr 1964 in Hessen, nahe der Grenze zur DDR. Eva Völler fängt die Begebenheiten in dieser Zeit gut ein. Das Geschehen wirkt sehr stimmig und wird durch den Einsatz der Sprach- und Wortwahl abgerundet. Sehr natürlich ist die Wortwahl vor allem in den Passagen, in denen Dialekt verwendet wird. Um besser verstehen oder erahnen zu können, was dort steht, habe ich die Sätze langsam und laut gelesen. Manches Mal hätte ich sonst sicher nie erfasst, was die Charaktere zum Besten geben.

Die Charaktere haben sehr unterschiedliche und tiefe Wesenszüge. Ich kann sie gut auseinanderhalten und einander zuordnen. Mir gefällt, wie niemand aus seiner Haut kann und doch jeder im Dorf miteinander auskommen muss. Jeder hat seinen Platz und muss doch auch mal aus seiner Komfortzone.

Im Lauf der Geschichte entwickeln sich die Charaktere weiter und einige der Nebenfiguren nehmen dabei immer mehr Raum ein. Das macht das Dorfleben bunt und zeigt, dass jeder wichtig ist.

Es gibt immer wieder Spannungen, die gelöst werden müssen. Auch wenn das Ziel manchmal unerreichbar scheint.

Mir hat die Geschichte jede Menge Spaß bereitet. Den ersten Band muss man nicht gelesen haben. Es gibt Rückblenden, die den Fortgang der Geschichte nachvollziehbar machen. Dieser zweite Band ist so randvoll mit Ereignissen und tollen Charakteren, da wird der erste Band kaum vermisst. Wer die Charaktere lieber von Anfang an in ihrer Entwicklung erleben möchte, startet mit Band 1.



Fazit
Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will ist für alle, die Romane lieben, die das Dorfleben in Zeiten der Trennung von Ost- und Westdeutschland erzählen.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Temporeicher Thriller gepaart mit anekdotischem Schreibstil

Artemis
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Artemis ist der zweite Band aus der Reihe um Rubina Hiller und Simon Peick, kurz Ruby und Spike.

Der lockere und zugleich malerische Erzählstil ist das Besondere an der Thriller-Reihe von Charlotte Charonne. ...

Artemis ist der zweite Band aus der Reihe um Rubina Hiller und Simon Peick, kurz Ruby und Spike.

Der lockere und zugleich malerische Erzählstil ist das Besondere an der Thriller-Reihe von Charlotte Charonne. Mit ihrer Art die vor allem zwischenmenschlichen Begebenheiten zu schildern, bringt sie mich zum Lachen. Diese kurzen Entspannungsmomente sind für mich - bei all der Spannung in der Geschichte - immens wichtig. Der Spannungsbogen wird in Artemis extrem hoch gehalten.





Die Geschichte schreitet zügig voran und nebenbei lerne ich das Privatleben von Ruby und Spike näher kennen. Bei all der Arbeit, die der neue Fall mit sich bringt, haben die Beiden alle Hände voll zu tun und müssen ihre Gedanken stets auf das aktuelle Geschehen richten.

Artemis kann man wunderbar auch ohne Kenntnis des Vorgängerbands Asklepios lesen. Dem Verlauf der Privatleben der beiden Ermittler und der Charaktere rundherum folge ich jedoch lieber von Anfang an.

Charlotte Charonne nimmt sich in diesem Fall der Göttin Artemis an. Artemis ist die Hüterin der Frauen und Kinder, die Göttin der Jagd, des Waldes, der Geburt und des Mondes. Und was Artemis, kurz Emi, wirklich wichtig ist, wird in diesem Buch Wirklichkeit.



"Die Entscheidung, was mit den Männern geschehen sollte, war ihr leichtgefallen. Es musste verhindert werden, dass sie ihre Tat wiederholten. Sie stellten eine Gefahr dar - nicht nur für die Frauen ihrer Familie, sondern für alle." - Seite 40



Damit meinte sie die Männer, die Frauen gegenüber übergriffig wurden. Ist es Zufall, dass nach und nach die Tatverdächtigen einer brutalen Vergewaltigung an einem Mädchen mit Verstümmelungen ins Krankenhaus kommen? Und was war zuerst bekannt? Die Vermutung der Straftat? Oder die Verstümmelung der vermeintlichen Täter? Ruby und Spike befinden sich auf der Jagd nach nicht nur einem Täter.

Ich habe jede Zeile dieses Thrillers genossen. Der witzige, charmante Schreibstil gepaart mit der temporeichen Jagd nach den Tätern ließ keine Wünsche offen. - Außer dem Wunsch nach einem dritten Band.



Fazit
Artemis ist für alle, die temporeiche Thriller mögen und eine anekdotische Schreibweise genießen können.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Eine Geschichte, die zeigt, dass es Mut zur Veränderung braucht durch Regeln und Wertschätzung

Die Wut, die bleibt
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Die Wut, die bleibt erzählt die Geschichte von Helene. Und wie Helene daran zerbricht Mutter zu sein. Nie allein zu sein. Nie sie selbst zu sein. Nie ihre Zuständigkeit und Verantwortung als Hausfrau und ...

Die Wut, die bleibt erzählt die Geschichte von Helene. Und wie Helene daran zerbricht Mutter zu sein. Nie allein zu sein. Nie sie selbst zu sein. Nie ihre Zuständigkeit und Verantwortung als Hausfrau und Mutter abgeben zu können. Nie Hilfe zu erhalten - sei es geforderte oder stumm erbetene. Und daran, wie unser System, in dem wir aufgewachsen sind, auch keine wirkliche Hilfe bei all den Herausforderungen ist.









Helene ist eine typische junge Frau mit all ihren Wünschen, Hoffnungen, mit ihrer Lebenslust und dann wird sie Mutter. Sie bleibt alleinerziehend mit ihrer Tochter Lola zurück, während der Vater der Tochter weiterzieht, ins Ausland geht und in seinem Traumjob arbeitet.

Für Helenes Traumjob bleibt kein Platz. Stattdessen lernt sie ihren Mann Johannes kennen, bekommt mit ihm zwei weitere Kinder - und Johannes geht arbeiten. Helene bleibt zurück, kümmert sich um den Haushalt, die Kinder, das Essen, die Kita-Termine, die Schultermine, ihre pubertierende Tochter Lola und wird von ihrer Jugendfreundin Sarah abwechselnd belächelt und beneidet. Sarah lebt allein in einem großen Haus. Kein Partner, keine Erfüllung ihres Kinderwunsches - nur eine Katze und ein Tinderdate, das sich bei ihr eingenistet hat.

Als Helene eines Abends vom Abendbrottisch aufsteht, auf den Balkon geht und ohne sich noch einmal umzudrehen springt, bleibt ein Teil einer stummen, fassungslosen und unselbstständigen Familie zurück. Nur Lola gibt Laut. Lola teilt ihre feministischen Gedanken mit ihrer Schulfreundin Sunny und teilt auch ordentlich gegen Sarah aus. Sarah, die sich Lolas Meinung nach viel zu viel von den Männern gefallen lässt. Weil es unbequem ist, weil es Arbeit macht, weil sie es ohnehin so gewohnt ist. Doch, wer soll diesen Männern Einhalt gebieten?

Das Hörbuch ist im Wechsel von Marie-Isabel Walke und Ulrike Kapfer gesprochen, die sehr charakteristisch die Erzählebenen von Sarah und Lola betonen. Lolas Stimme ist laut und kämpferisch. Die Stimme einer jungen Rebellin, die das Leben verändern möchte. Nichts akzeptieren möchte. Die Stimme von Sarah ist sanfter. Die Stimme einer Frau, die schon einiges erlebt hat, die resigniert, die ihren Kampfgeist und ihre Freundin vermisst. Die sich fragt, warum sie nicht gehandelt hat und trotzdem nicht handelt.

Was von dieser Geschichte bleibt, ist diese unfassbare Wut. Die Wut, die bleibt zeigt ganz klar die Problematik auf, die wir in der Gesellschaft haben. Männer, die sich ihre Rechte nehmen und Frauen, die nicht für ihre Rechte einstehen. Männer, die letztendlich zu Männern halten und Frauen, die nicht zu Frauen stehen.

Ich finde es krank, dass Frauen beigebracht wird, wie sie sich verteidigen können, statt Männern beizubringen, dass sie sich an Frauen nicht zu vergehen haben - und an Männern auch nicht.

Die Wut, die bleibt zeigt auf, wie es um die gesellschaftliche Stellung der Frau steht. Die Aufgaben in der Familie, in der Care-Arbeit. Und die mangelnde Wertschätzung und fehlende Unterstützung.

Die Wut, die bleibt ist auch eine Mahnung, wie das Zusammenleben in eine gewalttätige Schieflage geraten kann.

Ich habe die Geschichte sehr gern gehört und empfehle sie weiter.



Fazit
Die Wut, die bleibt ist ein Buch, das das gesellschaftliche Leben verbildlicht zusammenfasst.

Die Wut, die bleibt ist eine Geschichte, die jeder gelesen haben sollte. Mit wachem Verstand, Mut zur Veränderung und Kraft zur Durchsetzung. Nicht durch Gewalt, sondern durch Regeln und Wertschätzung.

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