Langsamer Spannungsaufbau
Ins DunkelDie ersten Dreiviertel von "Ins Dunkel" lesen sich flüssig und unterhaltsam, allerdings fehlt für einen echten Thriller der richtige Thrill - der (psychologische) Nervenkitzel, der die Handlung erbarmungslos ...
Die ersten Dreiviertel von "Ins Dunkel" lesen sich flüssig und unterhaltsam, allerdings fehlt für einen echten Thriller der richtige Thrill - der (psychologische) Nervenkitzel, der die Handlung erbarmungslos vorantreibt. Der Autorin gelingt es aber, eine kontinuierliche Grundspannung aufzubauen, die für meinen Geschmack jedoch etwas intensiver hätte sein können.
Die Geschichte wird abwechselnd auf zwei Ebenen erzählt: Einerseits folgt das Buch der Suche nach der vermissten Alice aus Sicht der beiden Ermittler Aaron Falk und Carmen Cooper, andererseits den Geschehnissen im Wald vor Alices Verschwinden. Diese clevere Struktur, die sich von zwei Seiten aus auf die Aufklärung zubewegt, wäre ideal gewesen für fesselnde Cliffhanger zwischen den Kapiteln eines Handlungsstranges. Doch die wenigen Cliffhanger, die die Autorin einbaut, sind eher zahm.
Erst gegen Ende entwickelt das Buch plötzlich einen richtigen Sog und baut eine enorme Spannung auf. Jede der fünf Kolleginnen, die sich bei einer gemeinsamen Teambuilding-Maßnahme in einem australischen Nationalpark verlaufen, hegt mindestens ein privates Geheimnis. Am Ende erfährt der Leser nicht nur, was mit Alice passiert ist, sondern auch wie die persönlichen Probleme der Frauen die Situation beeinflusst haben. Mit der dramatischen und überraschenden Auflösung gelingt Jane Harper ein fulminanter Abschluss.