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Veröffentlicht am 27.08.2020

Ganoven, Magie und Rätsel

Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer, Band 1: Die Jagd beginnt!
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"Die Jagd beginnt" mit diesem gelungenen Band. Ein Zwillingspärchen bekommt von seiner umtriebigen Tante Gundula einen geheimnisvollen Koffer mit magischem Inhalt geschenkt, auf den es auch die ausgebufften ...


"Die Jagd beginnt" mit diesem gelungenen Band. Ein Zwillingspärchen bekommt von seiner umtriebigen Tante Gundula einen geheimnisvollen Koffer mit magischem Inhalt geschenkt, auf den es auch die ausgebufften Ganoven Doris und Theodor abgesehen haben.

Das Kinderbuch schildert flüssig und kindgerecht den Wettlauf um den Koffer. Die Geschichte ist sehr unterhaltsam und abwechslungsreich und die sprachliche Umsetzung glücklicherweise nicht zu simpel. Die Spannung ist altersentsprechend angepasst - die Ganoven sind nicht wirklich furchterregend, aber hartnäckig und durchtrieben genug, um für eine aufregende, aber nicht angsterzeugende, Handlung zu sorgen. Sehr schön sind die in den Fließtext eingefügte Briefe von Tante Gundula, da sie für ein sehr abwechslungsreiches Leseerlebnis sorgen und dazu noch mit ihren etwas schwerfälligen Reimen für Schmunzler sorgen. Richtig gut kommen auch die eingefügten Rätselaufgaben an. Sie sind zumindest teilweise gar nicht mal so einfach zu lösen und sorgen für eine sehr wertvolle, genauere Auseinandersetzung mit dem Text und vor allem auch mit den sehr stimmig die Handlung ergänzenden Bildern. Die magischen Gegenstände, vor allem das Fernglas (auf dessen großen Einsatz wir noch warten), beflügeln die Fantasie. Ein wirklich gelungenes Kinderbuch, das viel Lesespaß bietet, aber vielleicht insgesamt etwas kurz geraten ist.

Für meinen Sohn (8) war das Buch leider viel zu schnell zu Ende und eins der Rätsel war auch viel zu leicht. Dennoch hat das Buch ihn unglaublich gut unterhalten und interessiert. Es ist meiner Meinung nach jedoch eher - auch wegen der recht großen Schrift - etwas für Kinder, die gerade aus der Erstleser-Phase heraus sind, für Drittklässler ist es (zumindest in unserem Fall) zu wenig umfangreich und fordernd, für Erstleser, die es allein lesen wollen, könnte es etwas zu schwierig sein.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Meilensteine eines Musiker-Lebens

Der letzte Satz
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Ich komme gerade von einer Schiffsreise mit Gustav Mahler zurück, fühle noch die Gischt und spüre, wie mir der Wind alles Unwichtige aus dem Kopf geweht hat. Es war eine schöne, melancholische, vergebliche ...

Ich komme gerade von einer Schiffsreise mit Gustav Mahler zurück, fühle noch die Gischt und spüre, wie mir der Wind alles Unwichtige aus dem Kopf geweht hat. Es war eine schöne, melancholische, vergebliche und wichtige Reise. Schön, weil Robert Seethaler einfach schreiben kann, wie kaum ein anderer, melancholisch, weil das Leben immer zu kurz ist, vergeblich, weil es für Mahler zu spät war und wichtig, weil er sich selbst gefunden hat.

Der Roman ist kurz, aber das tut seiner Wirkung keinen Abbruch - im Gegenteil, der geringe Umfang des Textes unterstreicht den Handlungsverlauf auf sinnvolle Weise. Der Leser begleitet den kranken Gustav Mahler auf seiner letzten Schiffsreise und folgt dabei seinen verschachtelten, ineinander geschlungenen, Gedanken und Erinnerungen. Das erste Kapitel fordert den Leser dabei noch etwas, ab dem zweiten hat man das Konzept verstanden und genießt, wie authentisch und glaubhaft ein Fetzen der Vergangenheit den nächsten auferstehen lässt - denn schließlich denken wir alle auf diese Weise. Uns so nähert der Leser sich ganz behutsam dem Menschen Mahler an, so wie Mahler selbst auch beginnt, sich mit seinem Wesen auseinanderzusetzen.

Die Erinnerungen Mahlers sind dabei bestimmt von den wesentlichen Verlusten, Triumphen, Niederlagen, den Meilensteinen seines Lebens, die reflektiert und mit tiefem Gefühl anerkannt werden. Dabei ist besonders Seethalers Fähigkeit hervorzuheben, diese aussagekräftigen Momente auszuwählen und neben Mahlers offenkundiger Auseinandersetzung mit seinem Leben beständig eine "zweite" Spur mitschwingen zu lassen, die eine distanziertere Sichtweise auf Mahler zulässt. Das ist schon sehr groß.

Sehr genossen habe ich die Darstellung des Naturmenschen Mahler, seine Liebe zu Vögeln, seine Freude am Wald, seinen Wunsch nach Alleinsein - vielleicht nur eine Nebensache, aber von Seethaler in unglaublich duftender und singender Prosa betrachtet. Überhaupt die Sprache - der Roman ist tatsächlich "handwerklich" ausgezeichnet gemacht. Ich liebe Romane, die eine tiefe Wahrhaftigkeit in sich tragen und dies ist hier der Fall. Es gibt so viele Formulierungen, Ideen und Konzepte, die eine Nachwirkung erzeugen und die man sicher nie vergisst. So gehen Mahlers letzter Satz im Roman und der tatsächliche letze Satz des Buches eine fast schon schmerzliche Verbindung ein, die die ganze Eleganz des Textes exemplarisch verdeutlichen können.

Der letzte Satz ist ein eleganter Roman, getragen von außergewöhnlichem Sprachgefühl und einer ausgereiften Innensicht, der noch lange nachhallt, wenn das letzte Wort verklungen ist - genauso wie es auch in der Musik mit der letzten Note der Fall ist.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Auf allen Ebenen zu wenig

Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau
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Diane ist eine verlassene, furchtbar langweilige Ehefrau, die nach der Trennung von ihrem Ehemann versucht, ihre neue Lebenssituation zu akzeptieren. Damit ist eigentlich schon fast alles gesagt, denn ...

Diane ist eine verlassene, furchtbar langweilige Ehefrau, die nach der Trennung von ihrem Ehemann versucht, ihre neue Lebenssituation zu akzeptieren. Damit ist eigentlich schon fast alles gesagt, denn es bleibt bei dem Versuch…

So frisch und frech das Cover erscheinen mag, der Roman ist leider wenig unterhaltsam und das vorherrschende Gefühl nach Abschluss meiner Lektüre ist: Gleichgültigkeit. Für Literatur gibt es kein schlimmeres Urteil, denn Roman sollten begeistern, mitreißen oder auch abstoßen, verstören, polarisieren, nachdenklich machen – all dies ist für mich hier nicht eingetreten.

Im Nachhinein gestehe ich dem Roman zu, dass ich vom Cover, dem Klappentext und der Leseprobe irregeführt wurde. Ich hatte einfach eine unkonventionelle, selbstbewusste, befreiende, lustige, humorvolle und überlegte Auseinandersetzung mit der Trennung und dem neuen Leben erwartet – nichts davon ist eingetreten.

Ein ganz großes Manko des Romans ist, dass er sich unausgereift anfühlt. Er weiß einfach nicht, was er will und was er sein soll: bitterböse Gesellschaftskritik, Chick Lit für Frauen ab 40 oder einfach nur Unterhaltung aus der Sparte der sogenannten Frauenliteratur. So changiert er zwischen allem und ist nichts von alledem und von allem viel zu wenig.

Eine tatsächliche Handlung mit Spannungsaufbau und Höhepunkten vermisst man, man begleitet vielmehr die Protagonisten durch verschiedene Episoden, die fragmentarisch anmuten und die auch oft zusammenhangslos daherkommen. Sicher, moderne Literatur darf das und kann das, aber dann sollte es auch auf der interpretatorischen Ebene Sinn machen – und das funktioniert hier allenfalls, wenn ich in dem fragmentarischen Erzählstil eine Widerspiegelung von Dianes Unfertigkeit in ihrer Situation sehe. Das passt und das geht, ist aber nicht sonderlich innovativ und auch nicht gut gemacht. Denn hierfür fehlt wiederum eine konsequente Introspektion Dianes, die über weite Strecken aber komplett vergessen wird und vermutlich auch nicht besonders bereichernd wäre, da Diane hauptsächlich eine sehr oberflächliche, passive und uninteressante und zweitweise pubertär anmutende Figur ist.

Der Roman lässt sich insgesamt gut lesen, ist aber weder sprachlich noch stilistisch ein Juwel, sondern durchschnittlich. Auch auf dieser Ebene stellt sich also wieder das Gefühl ein – es ist zu wenig.

Insgesamt ist das Tagebuch ein recht öder Roman ohne Pointen oder mitreißende Momente, der mich gleichgültig zurücklässt und den ich vermutlich schnell vergessen werde.

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Eigentlich ist alles Kunst

Ein Mann der Kunst
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Ich habe diesen beschwingten Roman außerordentlich genossen, vor allem weil er mir sehr kurzweilige und humorvolle Einblicke in die Kunstwelt gewährt hat. Der Autor hat mit seiner Erzählerfigur Constantin ...

Ich habe diesen beschwingten Roman außerordentlich genossen, vor allem weil er mir sehr kurzweilige und humorvolle Einblicke in die Kunstwelt gewährt hat. Der Autor hat mit seiner Erzählerfigur Constantin Marx einen ausgezeichneten Beobachter geschaffen, der den Spagat zwischen sympathischer Zurückhaltung und nuanciertem Urteil mühelos schafft. Seine Beschreibungen der Förderverein-Mitglieder sind entlarvend, aber gleichzeitig voller Zuneigung für diese selbsternannte Akademiker-Elite. Ebenso gelungen ist die schrittweise Annäherung an den eigenbrötlerischen Künstler, der sich schließlich auf erfrischende Weise als Mensch entpuppt. Der Roman ist einfach richtig gut gemachte, niveauvolle und geschickte Unterhaltung, die bei mir tatsächlich auch noch eine gedankliche Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Wesen der Kunst ausgelöst hat. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 06.08.2020

Mühsame Anlehnung an Heldendichtung

Cursed - Die Auserwählte
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Auch wenn mich die Artus-Sage immer wieder reizt, Cursed konnte mich leider nicht begeistern und das betrifft in diesem Fall leider alle Ebenen.

Die Geschichte, die Cursed erzählt, wirkt oftmals wirr ...

Auch wenn mich die Artus-Sage immer wieder reizt, Cursed konnte mich leider nicht begeistern und das betrifft in diesem Fall leider alle Ebenen.

Die Geschichte, die Cursed erzählt, wirkt oftmals wirr und lässt Tiefe vermissen, vielmehr ist es eine Aneinanderreihung von Begebenheiten, Schlachten und Interessenskonflikten, die zu wenig ausformuliert und erläutert werden und zeitweise auch einfach kontextlos wirken. Wahrscheinlich wollte sich Thomas Wheeler sehr stark an die Erzähltradition der Sagen anlehnen, in denen für Komplexität und fundierte Motive auch nicht allzu viel Platz ist. Als Roman funktioniert dies aber meines Erachtens nach - zumindest in diesem Fall - nicht. Dadurch dass das Augenmerk so konsequent auf den Einsatz von Action gelegt wird, entsteht sehr rasch der Eindruck, dass man es hier mit einem Buch zu tun hat, das schnellstmöglich den Sprung auf die Leinwand schaffen soll - und so ist es in diesem Fall ja auch. Für einen Roman fehlt es aber einfach an erzählerischer Kraft und Raffinesse, an Verbindungen und Plot - selbst wenn ich in Betracht ziehen würde, dass der Roman möglicherweise ausschließlich als Jugendbuch gedacht sein sollte, ist das alles viel zu wenig. Die Figuren sind letztlich nur Holzschnitte. Es gibt kaum Introspektion, innere Monologe oder einen Einblick in die Gefühlswelt - etwas was gerade bei diesem Stoff wirklich nötig gewesen wäre. Eine Figurencharakterisierung würde wirklich schwerfallen - sie sind einfach irgendwie mehr oder weniger alle sehr ähnlich. Gleiches gilt auch für die Bilder, die die Handlung illustrieren sollen - alle recht gleich und wenig aussagekräftig.

Schade - für mich war der Roman leider kein Lesevergnügen. Ich bin nur deshalb froh, durchgehalten zu haben, weil ich so zumindest erfahren durfte, welche zukünftigen Ritter der Tafelrunde sich hinter einigen Figuren verbergen. Als Serie wird das Buch wahrscheinlich gut funktionieren, aber ein Fantasy-Roman geht besser...

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