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Veröffentlicht am 30.04.2020

Von den Zwölfen kann man was lernen!

Lilly und die Zwölfen, 1, Elfen verboten
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Lilly, ein etwas einsames Mädchen, ist mit seiner Mutter aufs Land gezogen, um dem Großvater beim Erhalt der Gaststätte "Glückseiche" zu helfen. Dort lernt sie die Zwölfen, ein drollig-fröhliches Zaubervölkchen, ...

Lilly, ein etwas einsames Mädchen, ist mit seiner Mutter aufs Land gezogen, um dem Großvater beim Erhalt der Gaststätte "Glückseiche" zu helfen. Dort lernt sie die Zwölfen, ein drollig-fröhliches Zaubervölkchen, das man auf keinen Fall mit Elfen verwechseln sollte, kennen und feiert mit ihnen rauschende Parties, lernt fliegen und versucht mithilfe ihrer neuen Freunde ihren Beitrag zur Rettung der "Glückseiche" zu leisten.

Lilly und die Zwölfen habe ich zusammen mit meinem achtjährigen Sohn gelesen. Sein Urteil war: "MEGA! - Gibt es davon noch mehr Bücher? Können wir die alle kaufen?" Dem ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen - ihn hat das Buch völlig mitgerissen, was auch dadurch, dass er ganz oft spekuliert hat, wie es weitergehen könnte, deutlich wurde. Er ist so begeistert, dass er gerade angefangen hat, das Buch noch einmal zu lesen. Besonders die Wurzelrutschen und die Partylaune der Zwölfen haben es ihm angetan.

Aus Elternsicht kann ich der Begeisterung nur zustimmen. Trotz der Elfen bzw. Zwölfenthematik ist das Buch auch für Jungs sehr gut geeignet (selbst mein älterer Sohn hat passagenweise gern zugehört), da es universelle Themen, wie Freundschaft, Vertrauen, Selbstakzeptanz, Hilfsbereitschaft, Problemlösungsfähigkeit usw. anspricht. Diese Aspekte werden äußerst elegant in die Geschichte eingebunden und nachvollziehbar und effektvoll vermittelt - damit hebt sich das Buch sehr wohltuend von anderen Kinderbüchern, bei denen die didaktische Zielsetzung zu Lasten der Unterhaltung geht, ab.

Unterhaltsam ist das Buch in höchstem Maße. Es ist abwechslungsreich und bietet mit der Welt und dem Heim der Zwölfen völlig neue, alternative und bodenständigere Einblicke in das Elfenuniversum. Sehr, sehr positiv ist der Schreibstil der Autorin, denn Lilly und die Zwölfen nutzt ein Sprachniveau, das nicht nur Kinder zufriedenstellt. Mir sind der große Wortschatz, zahlreiche Redewendungen und ein sehr flüssiger Stil aufgefallen, der für Kinder absolut verständlich, aber dennoch anspruchsvoll ist. Meiner Meinung nach sollten sich mehr Kinderbücher an dieser Art des Schreibens orientieren. Lilly ist ein wunderbares Beispiel für Kinderliteratur, die Kinder fordert, ohne sie zu überfordern.

Abgerundet wird der Lesespaß durch die vielen großen und kleinen farbenfrohen Illustrationen, die die Schilderungen im Text sehr gut ergänzen, der Fantasie aber immer noch eigenen Raum lassen. Wir lesen gern noch weitere Zwölfen-Abenteuer!

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Veröffentlicht am 26.04.2020

"Wenn bei Capri..." - sommerleichte Rätselei

Mitten im August
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Mitten im August ist der erste Band einer hoffentlich auf viele Bände angelegten Kriminalromanreihe. Das Ermittlerduo, der sympathische Inselpolizist Enrico Rizzi und die burschikose Norditalienerin Antonia ...

Mitten im August ist der erste Band einer hoffentlich auf viele Bände angelegten Kriminalromanreihe. Das Ermittlerduo, der sympathische Inselpolizist Enrico Rizzi und die burschikose Norditalienerin Antonia Cirillo, gibt dabei ein eher ungleiches Paar ab, das die Zusammenarbeit noch etwas üben muss. So laufen auch die gemeinsamen Ermittlungen zum ersten Mordfall nicht ganz rund, können aber schließlich zu einem guten Ende geführt werden.

Der Roman ist ein Sommerurlaub auf Papier und besticht durch seine wunderbaren Italienbeschreibungen, die den Duft, Geschmack und die Wärme Capris perfekt (vielleicht auch manchmal ein wenig klischeehaft) einfangen. So paradox es klingen mag, aber dadurch wird der Krimi ein Roman, bei dem man sich so richtig erholen kann.

Das Ermittlerteam ist recht ungleich, aber sympathisch. Während Rizzi den beliebten Inselsheriff gibt, der mit viel Ortskenntnis und Intuition durch den Fall navigiert, bildet Cirillo den etwas mysteriösen, zeitweise aggressiven und traurigen Gegenpart. Neben der überbordenden Farbenpracht in den Landschaftsbeschreibungen des Romans ist die sehr liebevolle Figurenzeichnung eine weitere Stärke des Krimis. Selbstverständlich sind die Nebenfiguren mehr Typen als komplexe Charaktere, aber ihre Darstellung ist konsequent und auf den Punkt. Jeder Figur schenkt der Autor umfassende Beachtung; das ist großartig und erhöht nicht nur das Lesevergnügen, sondern erlaubt es dem Leser auch, sich die Welt von Rizzi und Cirillo sehr genau vorzustellen.

Der Erzählstil ist leicht, wohltuend und sehr flüssig. An einigen Stellen blitzen kleine ironische Stiche ebenso auf wie fast schon philosophische Denkanstöße. Darüber hinaus gibt es dadurch, dass die Handlung um einige Rückblenden ergänzt wird und mal Rizzi und mal Cirillo bei den Ermittlungen begleitet wird, viel Abwechslung in der Perspektive. So macht das Lesen wirklich Spaß.

Ein weiteres Plus ist das wirklich gelungene Rätselspiel, das den Leser mit einer beachtlichen Anzahl von "red herrings" verwirrt, ihn aber auch beständig Steinchen für Steinchen mit Informationen versorgt - und das alles in einer Art und Weise, die an das goldene Zeitalter des klassischen Kriminalromans erinnert. Thematisch nicht ganz überzeugen konnte mich hingegen der Umwelt-Kontext des Romans. Dieser war zwar sehr gut in die Handlung eingebunden, ist momentan aber auch sehr "in Mode".

Für mich ist Mitten im August eine schöne Auszeit auf Capri, von der ich schweren Herzens Abschied nehme. Deshalb freue ich mich auf eine weitere Reise mit Band 2.

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Veröffentlicht am 22.04.2020

Gelungene Mischung aus historischem Roman und Krimi

Tribut der Sünde
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Im Mittelpunkt von Tribut der Sünde steht der rasante gesellschaftliche Abstieg der jungen Franziska im Stuttgart des Jahres 1513, die durch ein abgekartetes Spiel ihren Vater und Verlobten verliert, und ...

Im Mittelpunkt von Tribut der Sünde steht der rasante gesellschaftliche Abstieg der jungen Franziska im Stuttgart des Jahres 1513, die durch ein abgekartetes Spiel ihren Vater und Verlobten verliert, und sich fortan zunächst allein durchschlagen muss. Ihre Suche nach den Verantwortlichen und ihr Wunsch nach Rache bestimmen ihr Leben und die Handlung im ersten Band dieser neuen Trilogie.

Historische Romane sollten nicht nur unterhalten, sondern dem Leser auch Wissen über die Zeit vermitteln, in der sie spielen. Beides gelingt diesem Roman, der stilistisch gut, flüssig und ansprechend geschrieben ist, sehr gut.

Die Handlung um die sechzehnjährige Franzi ist überaus spannend mit vielen Sequenzen, die den Leser in Atem halten (vor allem, weil Franzi bei ihrer Suche immer wieder in missliche Lagen gerät.) Darüber hinaus gibt es einige Entwicklungen in den Beziehungen zwischen den Figuren, die für den Leser nicht vorhersehbar sind, was das Lesevergnügen sehr aufwertet. Der Unterhaltungsfaktor wird auch dadurch gesteigert, dass der Roman über eine deutliche Krimi-Handlung verfügt, in der Franzi fast schon in eine klassischer Ermittlerrolle schlüpft. Der Leser wird so zum Miträtseln angeregt. Mit Franzi als Figur hatte ich anfangs zwar ein paar Startschwierigkeiten, diese legten sich aber bald. Meine Lieblingsfigur ist von Beginn an Sabina von Bayern; sie ist für mich am interessantesten, da man bei ihr nicht so genau weiß, woran man ist. Richtig gut sind die Fokalisierungswechsel. Dadurch, dass einzelne Kapitel auch aus Sabinas und Jakobs Blickwinkel geschildert werden, ist der Erzählfluss sehr abwechslungsreich.

Lehrreich ist der Roman ebenfalls: man erfährt sehr viele Details über das Leben der Weinhändler und Weingärtner im 16. Jahrhundert, über die Gerichtsbarkeit, die Stadtorganisation und auch die Medizin. Dabei sind diese Aspekte so geschickt in den Roman eingewoben, dass sie hervorragend zum ganzen Bild der Zeit beitragen und einen authentisch ins 16. Jahrhundert eintauchen lassen.


Mich hat er Roman ausgezeichnet unterhalten. Die kurzen Kapitel haben zum Weiterlesen eingeladen, der Erzählstil, die Handlung und die historische Detailkenntnis der Autorin haben eine Zeitreise möglich gemacht. Ich hadere auch nicht zu sehr mit dem Cliffhanger am Ende des Romans, da sich weitere spannende Momente ebenso abzeichnen, wie eine sich anbahnende, zarte Liebe (und Liebesgeschichten mag ich einfach!). Außerdem muss man einfach festhalten, dass das Ende trotz einer vollständigen closure sehr gut gelungen ist – es wird Lust auf mehr gemacht, aber es ist trotzdem ein guter Schlusspunkt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!

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