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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2020

Herrlich amüsant und dennoch zu Herzen gehend

Pandatage
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"Pandatage" von James Gould-Bourn ist ein echter kleiner Buchschatz. Auf der einen Seite ist der Roman sehr rührend und zu Herzen gehend und auf der anderen Seite herrlich beschwingt und amüsant. Eine ...

"Pandatage" von James Gould-Bourn ist ein echter kleiner Buchschatz. Auf der einen Seite ist der Roman sehr rührend und zu Herzen gehend und auf der anderen Seite herrlich beschwingt und amüsant. Eine gelungene Mischung, die das Lesen zum Vergnügen macht.

Schon der Schutzumschlag und der Einband der gebundenen Ausgabe machen gute Laune und haben mich begeistert. Ich mag das Farbkonzept und die beiden Personen mit dem beschwingten Schritt auf dem Cover.

Auch der Schreibstil ist überzeugend. Es wird geschickt mit Vorausblicken gearbeitet, was die Spannung offen hält. Zudem liegt über allem eine gewisse Leichtigkeit und Humor, so dass die emotionalen Passagen nicht zu schwer wiegen und dem Buch nicht die angenehme Leichtigkeit nehmen.

Danny fällt es schwer sein Leben nach dem Tod seiner Frau zu meistern. Dadurch gelingt es ihm nicht, seinen Sohn in dessen Trauer aufzufangen. Beide leben nebeneinander her und drohen immer mehr auseinanderzudriften. Doch dann verliert Danny den Job und droht auch noch die Wohnung zu verlieren. Er verkleidet sich als tanzender Panda, um damit den Lebensunterhalt für sich und seinen Sohn Will zu bestreiten. Was zunächst als weiterer Schicksalsschlag erscheint, führt doch ganz allmählich zu etwas guten.

Vater und Sohn sind perfekt unperfekt beschrieben und dadurch unheimlich sympathisch. Trotz aller kleiner Macken ist es einfach unmöglich, die beiden nicht lieb zu gewinnen. So geht es auch Krystal, die anfangs einfach nur genervt von Danny ist, ihn dann aber nach und nach doch schätzen lernt. Sie versucht ihm tanzen beizubringen und besticht dabei mit ihrer frechen, vorlauten Art. Auch wenn es manchmal etwas unter die Gürtellinie geht, muss man auch sie einfach mögen. Und dann sind da noch Ivan, der beste Freund von Danny und Mo, der beste Freund von Will. Beide sind ebenfalls starke Charaktere, die die Geschichte erheblich bereichern und an mancher Stelle für einen herzlichen Lacher, aber auch rührende Momente sorgen.

Besonders toll fand ich, dass die Handlung nahezu völlig frei von Klischees und nicht vorhersehbar war, sondern mich überraschen konnte.

"Pandatage" von James Gould-Bourn ist ein tolles Buch, das große Freude beim Lesen bereitet. Ich kann eine klare, uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Ungewöhnlicher Coming-of-age-Roman

Pietà
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"Pietà" von Markus Günther ist ein tiefgründiger Coming-of-age-Roman, der einen großen Fokus auf den Umgang mit dem Tod setzt.

Der Buchumschlag und vor allem der Einband der gebundenen Ausgabe sind sehr ...

"Pietà" von Markus Günther ist ein tiefgründiger Coming-of-age-Roman, der einen großen Fokus auf den Umgang mit dem Tod setzt.

Der Buchumschlag und vor allem der Einband der gebundenen Ausgabe sind sehr hübsch anzusehen. Es wird mit silber-glänzender Schrift gearbeitet, was mir wirklich gut gefällt.

Auch der Schreibstil gefällt mir insgesamt gut. Bis auf einige katholischen Begriffe ist die Sprache schlicht und leicht verständlich. Da ich selber nicht katholisch bin, kannte ich einige Begriffe nicht, es hat den Lesefluss aber nicht gestört. Es wird allerdings viel mit verschachtelten Sätzen gearbeitet, was etwas Konzentration beim Lesen erfordert.

Ich möchte gern den ersten Satz des Buches zitieren, da er sehr bezeichnend für die Gesamtbotschaft des Buches ist: "Der erste Tote, den ich sah, war Pater Gerwald." Während des ganzen Buches lernt man weniger Lutz, den Protagonisten, als Person kennen, sondern vielmehr seinen über die Jahre reifenden Umgang mit dem Thema Tod. Dadurch habe ich die Geschichte überwiegend als negativ und düster empfunden. Dieser Rückblick auf's Erwachsenwerden unterscheidet sich deutlich von anderen Coming-of-age-Romanen, die ich bisher gelesen habe. Den Ansatz finde ich durchaus interessant, weil es mir gefällt, deutlich zu machen, dass Jugendliche sehr tiefgründig sind und es nicht nur eine locker-leichte, oberflächliche Geschichte ist. Was nach meinem Empfinden jedoch gänzlich fehlt, ist die Möglichkeit Sympathie für den Protagonisten zu entwickeln. Die Schilderungen habe ich eher neutral verfolgt und war emotional nahezu gänzlich unberührt. Das ist etwas schade, da mich das Niveau des Romans und der andere Fokus durchaus anspricht.

Im Laufe der Handlung reift Lutz zu einem gefestigten Erwachsenen heran, der mit dem Tod umzugehen vermag. Auf dem Weg dahin führt er einige tiefgründige Gespräche, die interessant zu verfolgen waren. Zwei Sätze haben mir besonders gut gefallen: "Es geht darum, jeden Morgen aufzustehen und das Heldentum im Alltag zu finden. Sie müssen ein Held der kleinen Dinge werden, um ein großer Held zu sein." Und genau dies gelingt Lutz, er wird ein Held der kleinen Dinge.

"Pietà" von Markus Günther war ein interessantes und aus dem Genre der Coming-of-age-Romane herausstechendes Leseerlebnis, konnte mich aber nicht nachhaltig berühren. Dennoch kann ich eine bedingte Leseempfehlung aussprechen für Leser, die gespannt auf eine andere Herangehensweise an das Genre sind und bereit sich mit dem Thema Tod intensiv auseinanderzusetzen.

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Veröffentlicht am 16.05.2020

Wertvoller Roman gegen das Vergessen

Die verlorene Tochter der Sternbergs
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"Die verlorene Tochter der Sternbergs" von Armando Lucas Correa ist ein intensiver, tragischer Roman, der bewegt und nachdenklich stimmt.

Das Cover finde ich großartig und es hat mich sofort angezogen, ...

"Die verlorene Tochter der Sternbergs" von Armando Lucas Correa ist ein intensiver, tragischer Roman, der bewegt und nachdenklich stimmt.

Das Cover finde ich großartig und es hat mich sofort angezogen, weil ich wissen wollte, was es mit dem kleinen Mädchen vor dieser bedrückenden Kulisse auf sich hat. Auch die Gestaltung der Kapitel und Abschnitte finde ich sehr gelungen. Zudem ist durch eindeutige Orts-und Zeitangaben immer klar, wo in der Handlung man sich gerade befindet.

Der Schreibstil gefällt mir gut. Es ist leicht der Handlung zu folgen, dennoch entwickelt sich eine gewisse Spannung und einige Sätze sind wunderschön formuliert. Außerdem mag ich es, dass persönliche, emotionale Briefe mit in die Handlung einfließen. Das bildet einen guten Rahmen für die eigentliche Schilderung und verbindet gelungen die Vergangenheit mit der Jetzt-Zeit.

Zu großen Teilen spielt die Handlung in der Vergangenheit. Umrahmt wird dies von kurzen Episoden der Gegenwart. Élise Duval ist eine der Hauptprotagonistinnen des Buches. Zu Beginn lernt man sie als ältere Frau in einem Moment kennen, in dem die Vergangenheit unvermittelt auf sie hereinbricht. "Vielmehr tat sich eine Vergangenheit auf, die sie nicht länger fernhalten konnte, ein Schatten, der über ihrem Leben gehangen hatte[...]". Schnell findet der Leser sich dann in ebendieser Vergangenheit wieder. Dabei begleitet man das Schicksal der Familie Sternberg während der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Haben sie anfangs als jüdische Familie in Deutschland nur mit subtilen Anfeindungen zu tun, steigert sich dies schnell so sehr, dass sie die gemeinsame Flucht planen. Tragischerweise werden sie dabei getrennt. Während großer Teile des Buches verfolgt man daher das Leben von Amanda und Lina Sternberg in Frankreich. Viera Sternberg, die ältere Tochter, ist zwar immer unterschwellig präsent, ihre Geschichte wird aber nicht weiter verfolgt. Die Charaktere werden nahezu sachlich geschildert, ihre Emotionen bleiben oft verborgen. Gerade die nicht zu stark ausformulierte Emotionalität der Charaktere war für mich passend. Die Gräuel sind so schon schrecklich genug und sicher kann man oft nur überleben, indem man seine Gefühle dämpft.

Durch die eindringliche Schilderungen des Lebens der Zeit des Krieges wird wieder bewusst, was für eine schreckliche, menschenunwürdige Zeit es war. Dieser Roman beleuchtet besonders den Aspekt, welche Auswirkungen die Flucht aus Deutschland auf die Familien hatte. Die Enrwurzelung, das Fremdsein, der Verlust des Eigentums, der Familie, der Freunde. Und dann holt der Krieg Ananda und Lina doch wieder ein. Egal wie viele Bücher ich schon gelesen habe, die Schrecken des Zweiten Weltkrieges verblassen nicht. Auch hier macht es mich wieder sprachlos, wie Menschen beginnen ihre Nachbarn zu denunzieren, wie Menschen sich über andere erhaben fühlen, wie Menschen zu solcher Brutalität bereit sein können. Wo ist in solchen Momenten nur alles menschliche hin, was uns doch ausmacht?

Insgesamt hätte ich mir gewünscht noch mehr über Viera zu erfahren. Wie der Titel schon vermuten lässt, ist sie wirklich die "verlorene Tochter" und nimmt kaum Raum ein. Auch einige ausführlichere Beschreibungen und deutlichere Schilderungen von Zusammenhängen wären schön gewesen. Dennoch hat mich der Roman insgesamt berührt und ist ein weiterer wertvoller Beitrag gegen das Vergessen.

Für "Die verlorene Tochter der Sternbergs" von Armando Lucas Correa kann ich eine Leseempfehlung aussprechen. Lesern, die Romane mit wahrem historischen Bezug und Tiefe schätzen, könnte dieser Roman gefallen.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Spannender und intensiver historischer Roman

Die Muskatprinzessin
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Spannender historischer Roman voller intensiver Eindrücke - "Die Muskatprinzessin" von Christoph Driessen hat mich eindrucksvoll in eine längst vergangene Zeit entführt. Besonders gut gefallen hat mir, ...

Spannender historischer Roman voller intensiver Eindrücke - "Die Muskatprinzessin" von Christoph Driessen hat mich eindrucksvoll in eine längst vergangene Zeit entführt. Besonders gut gefallen hat mir, dass es reale historische Vorbilder für die Romanfiguren gibt, die dann in die fiktive Handlung eingeflochten wurden.

Der Schreibstil ist sehr authentisch, da Begriffe aus dem 17. Jahrhundert verwendet und die Lebensumstände, Sichtweisen und Glaubenssätze sehr gut beschrieben werden. Dabei fällt das Lesen dennoch nicht schwer, sondern es ist von Anfang an leicht sich in der Handlung zurechtzufinden. Durch die bildhafte, detailreiche Sprache ist es umso spannender das damalige Leben in Amsterdam, die achtmonatige Schiffsreise und dann das Leben in Ostindien mitzuverfolgen. Obwohl vieles vom heutigen Standpunkt aus fremd wirkt, ist es doch ein wertvoller Einblick in eine gänzlich andere Welt. Die Erzählung ist dabei bis ins letzte Detail zeitgemäß - das Essen, die Kleidung, die Sprache, Kinderlieder, Hygienegewohnheiten, medizinische Versorgung und anderes.

Die Hauptprotagonistin Eva Ment mit ihren langen roten Haaren mit einem Stich Orange wirkt von Anfang an sympathisch. Auch wenn sie den damaligen Vorstellungen von der Rolle der Frau und der Macht des weißen Mannes aufgrund ihrer Herkunft ein Stück weit verbunden ist, zeigt sie großen Anstand und begehrt so manches Mal gegen Ungerechtigkeit auf. Ihren Weg von einem jungen unbedarften Mädchen zu einer starken, mutigen Frau zu verfolgen, ist sehr mitreißend und faszinierend.

Weniger sympathisch hingegen ist ihr Ehemann Jan Pieterszoon Coen. Er regiert als Generalgouverneur mit eiserner Hand und spielt sich an mancher Stelle als Richter auf. Und dies, obwohl er selbst bei weitem nicht fehlerfrei ist. Mit all seinen Schwächen bietet er ein gutes Gegendbild zu Eva.

Ich war davon ausgegangen, dass Evas Entwicklung und ihr Fortkommen von Coen noch präsenter sein würde. Der verhältnismäßig große Abschnitt der Reise nach Indien hat sich daher für mich etwas in die Länge gezogen. Aber auch wenn ich anderes erwartet habe, war es dennoch interessant zu lesen, wie beschwerlich Reisen zur damaligen Zeit war. Und umso spannender waren die Beschreibungen von Amsterdam und dem damaligen Batavia.

"Die Muskatprinzessin" von Christoph Driessen kann ich allen Lesern empfehlen, die gern historische Romane mögen und sich auf eine spannende und kurzweilige Reise in eine exotische Welt begeben wollen.

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Gemütlicher und atmosphärischer Auftakt der Capri-Krimi-Reihe

Mitten im August
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Wohlfühlatmosphäre im Sommer von Capri und sympathische Ermittler - das bietet der Kriminalroman "Mitten im August" von Luca Ventura. Es ist der erste Band der Capri-Krimis rund um den Inselpolizisten ...

Wohlfühlatmosphäre im Sommer von Capri und sympathische Ermittler - das bietet der Kriminalroman "Mitten im August" von Luca Ventura. Es ist der erste Band der Capri-Krimis rund um den Inselpolizisten Enrico Rizzi.

Der Schreibstil ist herrlich atmosphärisch. Gleich von Beginn an fließen schöne und detaillierte Beschreibungen der Landschaft rund um Capri und der dortigen Lebensgewohnheiten ein. Die Charaktere, allen voran Rizzi, werden facettenreich vorgestellt. Dadurch wurde ich gleich mitgenommen und konnte mich ganz in das Leseerlebnis fallen lassen. Es ist wie ein kleiner gedanklicher Urlaub. Ich liebe es, dass ich am mediterranen Leben teilhaben konnte - dem Geruch des Essens, dem Klima, der Landschaft, den Eigenheiten, den Gedanken und den Empfindungen.

Die Spannung baut sich erst ganz allmählich auf und besteht weniger in der intensiven Beschreibung des Mordes, als vielmehr in der Suche nach dem Täter. Ich finde es allerdings ein bisschen schade, dass ich als Leser so wenig Anhaltspunkte geboten bekommen habe, wer der Mörder sein könnte. Ein Mitermitteln war nicht möglich. Da dem Krimi auch der Humor völlig abgeht, bleibt am Ende eine nette, atmosphärische Geschichte mit Spannungselementen. Hilfreich um der Handlung gut folgen zu können, finde ich die Übersichtskarten im Buchumschlag.

Der Ermittler Rizzi ist ein engagierter und aufgeweckter Polizist, der jedoch von seinem Vorgesetzten ausgebremst wird. Dennoch gelingt es ihm neue Spuren und Ermittlungsansätze aufzutun. Nebenher lernt man ihn von seiner privaten Seite kennen und erfährt, dass er ein großer Famienmensch ist und sich in den Obst-und Gemüsegärten seiner Eltern für einen ökologischen Abbau engagiert. Rizzi wird schnell zu einem sympathischen Charakter, den man gern durch die Handlung begleitet.

Gut gefällt mir, dass es Kapitel aus der Sicht von Sofia gibt. Sie ist eine junge Frau, die sich sehr für die Umwelt und besonders das Gleichgewicht des Meeres engagiert. Anfangs glaubt sie, in dem Ermordeten Jake einen Seelenverwandten gefunden zu haben, doch dann kommt für sie ein böses Erwachen. Die Einblicke, die der Leser aus ihrer Perspektive gewinnt, bereichern die Handlung und erhöhen die Spannung.

Durch den Handlungsstrang rund um Sofia und Jake wird viel über die Versauerung der Meere geschildert. Das gibt dem ganzen eine besondere Note und erweitert mein Wissen. Für mich hat dieser Umwelt-Aspekt den Krimi, der sonst eher mit gemächlicher, subtiler Spannung und Urlaubsfeeling glänzt, aufgewertet. Das war sehr interessant und hat mir gut gefallen.

"Mitten im August" von Luca Ventura ist ein atmosphärischer Wohlfühlkrimi, den ich gern Lesern empfehle, die es mögen, wenn auch eine Geschichte rund um den Kriminalfall erzählt wird und man die Ermittler privat kennenlernt. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil der Capri-Krimi-Reihe.

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