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Veröffentlicht am 24.03.2020

Witziges und spannendes Kinderbuch!

Monty, Castor und der Findelfuchs
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"Monty, Castor und der Findelfuchs" von Maike Harel mit Bildern von Betina Gotzen-Beek ist ein turbulentes Kinderbuch voller Spannung.

Das Cover und die Illustrationen innerhalb des Buches sind ein Traum! ...

"Monty, Castor und der Findelfuchs" von Maike Harel mit Bildern von Betina Gotzen-Beek ist ein turbulentes Kinderbuch voller Spannung.

Das Cover und die Illustrationen innerhalb des Buches sind ein Traum! Sie haben bei uns für so manch herzhaftes Lachen gesorgt und den Text wunderbar bereichert.

Wir waren von der ersten Sekunde an in den Bann gezogen. Der Erzählstil ist sehr gut. Es ist gleich eine Spannung da und zugleich kann man auch manchmal laut lachen. Monty - "Etienne Belmont de la Forêt" - ist nicht nur edler Herkunft, sondern vor allem auch oft ungewollt komisch. Mir war er manchmal etwas zu frech und taugte damit an mancher Stelle nicht als Vorbild. Wenn man das Buch gemeinsam liest, kann man aber gegensteuern und erklären, warum das Verhalten von Monty gerade nicht so gut war. Am Ende der Geschichte passte dann dennoch alles und ergab ein tolles Gesamtbild.

Castor bietet mit seiner besonnenen, mitfühlenden Art einen guten Gegenpart zu Monty. Und obwohl er ruhiger und ängstlicher scheint, ist Castor derjenige, der Monty überzeugt ihren Findelfuchs Foxi bei der Suche nach seiner Familie auf dem Weg zum Stadtpark zu begleiten.

Foxi ist ein ungestümer, kleiner Fuchs, der sich mutig auf den Weg macht. Nur gut, dass dabei Monty und Castor an seiner Seite sind, denn gemeinsam ist man viel stärker. Das ist eine bezaubernde Botschaft des Buches. Egal, wie verschieden man ist, mit gegenseitigem Verständnis, Akzeptanz und Hilfsbereitschaft erreicht man viel. "Die Besten, schnüff, ja das waren wir. Die besten Freunde und die besten Flüchtetiere, die sich nichts mehr verdient hatten, als ein friedliches Leben im Stadtpark!"

Bei dem Durchqueren der Stadt, um zum Stadtpark zu kommen, geht es teils ganz schön dramatisch zu. Ich sehe das Buch, daher nur bedingt für das empfohlene Lesealter ab fünf Jahren als geeignet an. Dennoch ist es insgesamt begeisternd für kleine Mitleser, wir konnten oft lachen und haben das Buch spannend, witzig und kurzweilig empfunden.

Mir hat noch ein Detail gut gefallen. Die Tiere werden nicht verklärt dargestellt. Sie fressen Käfer und Maden, die Stadt-Füchse auch kleine Nagetiere. Hier wird kein gänzlich unrealistisches Bild vermittelt.

"Monty, Castor und der Findelfuchs" von Maike Harel ist ein bezauberndes Kinderbuch, das es zu lesen lohnt.

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Teilweise wunderschön formuliert

Die Geheimnisse meiner Mutter
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"Die Geheimnisse meiner Mutter" von Jessie Burton hat Potential, konnte mich aber nicht völlig überzeugen.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir wirklich gut. An so mancher Stelle versteht sie es die ...

"Die Geheimnisse meiner Mutter" von Jessie Burton hat Potential, konnte mich aber nicht völlig überzeugen.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir wirklich gut. An so mancher Stelle versteht sie es die Macht der Worte zu nutzen. Einige Sätze und Passagen sind intensiv formuliert und lassen sich angenehm lesen.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen im Jahr 2017/2018 aus Sicht von Rose. Sie kämpft damit, nichts über ihre Mutter und ihr Fortgehen zu wissen. "Ich war nicht gut genug gewesen, um meine Mutter davon abzuhalten, uns zu verlassen." Die Beschreibungen, wie sehr es sich auf Rose, ihre Persönlichkeit, ihr Leben ausgewirkt hat, nichts über ihre Herkunft zu wissen, außer ein paar vom Vater fallen gelassenen Bemerkungen, waren interessant und realistisch. Als sie dann jedoch auf Spurensuche nach ihrer Mutter unter falschen Namen als Haushaltshilfe bei der Schriftstellerin Constance Holden zu arbeiten beginnt, erschien mir ihr Verhalten oftmals nicht authentisch. Mir fehlte die kritische Reflexion und die Tiefe.

Zum anderen verfolgt der Leser in den 1980er Jahren den Weg von Rosies Mutter Elise mit und ist Rose damit stets ein Stück voraus. Diese Art der Schilderung gefällt mir, da viele Ereignisse im Jetzt gleich im richtigen Zusammenhang stehen. Die Ereignisse in der Vergangenheit ließen leider noch einige Fragen offen, die Erzählung schien nicht rund und half nur bedingt, Elises Entscheidung zu verstehen, ihre kleine Tochter zu verlassen und dabei auch noch spurlos aus ihrem Leben zu verschwinden.

Mir war alles insgesamt etwas zu viel des Ganzen und nicht, wie erhofft, tiefgründig. Nach dem Einstieg, der gelungen war, konnte ich mich nicht mehr mit den handelnden Personen identifizieren. Leider blieb mir der Roman bis zum Schluss fremd, vermochte es nicht, mich zu begeistern und emotional zu berühren.

Jessie Burton hat eine schöne Art sich auszudrücken und versteht es den Roman geschickt aufzubauen. Trotz dieser Stärken konnte "Die Geheimnisse meiner Mutter" mich nicht überzeugen. Für Leser, die einen unterhaltsamen, angenehm lesbaren Roman suchen, ist es dennoch sicher geeignet.

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Besonderer, feinsinniger Liebesroman

Blaue Nächte
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"Blaue Nächte" von Rebekka Knoll ist eins meiner Jahreshighlights, da es sich angenehm von anderen Liebesromanen abhebt.

Mich hat das Buch von der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Der Prolog war schon ...

"Blaue Nächte" von Rebekka Knoll ist eins meiner Jahreshighlights, da es sich angenehm von anderen Liebesromanen abhebt.

Mich hat das Buch von der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Der Prolog war schon packend und hat mitgerissen. Bis zum Ende wurde diese Spannung aufrecht gehalten, die daraus resultiert, dass der Leser sich fragt, ob man diese eine große Liebe, die man im Leben findet, je vergessen kann oder man doch immer wieder zueinander findet.

Der Schreibstil ist außergewöhnlich und gibt gute, tiefe Einblicke. Die Geschichte wird zum Teil aus Sicht von Milena in der modernen Zeit erzählt. Sie ist eine interessante junge Frau. Ich mag ihre verträumte, eher ungewöhnliche Art sehr. Milena hält an ihrer Liebe zu Paul fest, obwohl sie sich seit 10 Jahren nicht mehr gesehen haben. "Aber glaubst du, es gibt d i e Verliebtheit, die sich danach nie wieder reproduzieren lässt, weil sie so stark ist und nur zu einem einzigen Menschen gehört?" Das fragt sie gleich nach ihrer ersten Begegnung mit Paul ihre beste Freundin Ivy und auch lange danach bleibt Paul noch immer Gesprächsthema zwischen den beiden. Ivy ist wesentlich abgeklärter als Milena, ist aber auch sehr sympathisch und bildet einen tollen Gegenpol.

Der in der Vergangenheit liegende Teil der Geschichte wird in Einschüben nach und nach erzählt. Eine Besonderheit besteht darin, dass dies in Form eines Briefes mit dem Titel "Blaue Nächte" passiert, den Emil für Lotte geschrieben hat. "Unsere Nacht bleibt blau in diesem Brief. Lang und tief und hungrig und verborgen und weich und wach und jung und so azurblau."
Ich liebe solche Besonderheiten im Erzählstil. Und ebenso besonders und auch rührend ist die Liebesgeschichte zwischen Emil und Lotte. Mit jeder Seite, jedem Satz berührte und begeisterte mich die Geschichte immer mehr. Denn es ist so nah an der Realität, all die verpassten Chancen und Gelegenheiten, das Verpflichtungsgefühl. Der Wunsch alles richtig zu machen, ein ehrenhafter, charakterstarker Mensch zu sein und gleichzeitig der Wunsch einfach nur glücklich sein zu können. Ich empfinde es gerade deshalb so traurig und berührend, weil es unglaublich menschlich und nachvollziehbar ist. Ein Buch, das nicht nur Schwarz und Weiß und Rosarot ist, sondern auch all die vielen Facetten dazwischen abbildet. Einige Sätze und Wörter sind zudem ebenso besonders und wunderschön, wie die Liebe zwischen Emil und Lotte und auch teils genauso traurig. Besonders schön habe ich die Kaugummiblasenmomente empfunden, da durch diese Formulierung so gut deutlich wird, dass manche Momenten fragil sind und schnell kaputt gehen können. "Kaugummiblasenmoment, der: ein Augenblick, der sich wie eine Kaugummiblase ausdehnt, in dem man denkt, man hätte ewig Zeit, um genau das Richtige zu sagen - und dann zerplatzt er."

Ich habe länger kein Buch mehr gelesen, das mich emotional so mitgenommen und zu Tränen gerührt hat. Ein Buch, wo man so sehr mitfiebert und hofft und den Protagonisten am liebsten zurufen will, dass sie doch füreinander bestimmt sind und aufeinander warten sollen, sich entscheiden sollen.

"Blaue Nächte" von Rebekka Knoll ist ein besonderer, feinsinniger Liebesroman. Mich hat die Geschichte sehr berührt. Gern spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Interessante Leseerfahrung

Rosie
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"Rosie - Szenen aus einem verschwundenen Leben" von Rose Tremain ist ein interessanter Bericht über die Kinder- und Jugendjahre der Autorin.

Ich hätte nicht gedacht, dass es insgesamt so unterhaltsam ...

"Rosie - Szenen aus einem verschwundenen Leben" von Rose Tremain ist ein interessanter Bericht über die Kinder- und Jugendjahre der Autorin.

Ich hätte nicht gedacht, dass es insgesamt so unterhaltsam sein kann, das Leben von Rosie zu lesen. Die Beschreibungen sind bildhaft und dennoch fantasievoll und machen es damit leicht und humorvoll, an mancher Stelle aber auch eindringlich und tragisch.

Es war interessant als solch direkten Eindruck zu erfahren, welche Auswirkungen der Krieg auf die Fähigkeit zu lieben hatte. Rosie schildert, dass die Angestellten ihrer Großeltern sehr freundlich zu den Kindern waren, um wett zu machen, dass die Großeltern nicht liebevoller sein konnten. Und auch das Verhalten der Eltern war von der fehlenden Fähigkeit Liebe zu zeigen geprägt. Das war für mich sehr interessant, weil es die damalige Zeit real werden lässt. Gerade die verschiedenen Beziehungen untereinander waren spannend zu verfolgen.
"Aber unter der Oberfläche gerieten, was die Gefühle anging, massive tektonische Platten in Bewegung." Die Beschreibungen und einige Sätze sind gut gelungen.

Gut gefällt mir auch, dass es Photos gibt. Bei Lebensberichten ist das immer wichtig für mich, um die Geschichte noch anschaulicher zu machen. In diversen Fußnoten werden Werke der Autorin genannt und in direkten Bezug zu den jeweiligen Erlebnissen in Rosies Leben gesetzt. Das habe ich interessant empfunden, weil so einmal die direkte Inspiration von Autoren aus ihrem privaten Umfeld deutlich wird.

Im zweiten Abschnitt hat die Erzählung für mich leider deutlich an Schwung verloren. Mir sind nicht mehr so viele Dinge nachhaltig aufgefallen oder haben mich innehalten lassen. Eine Aussage einer Lehrerin von Rosie hat mir dennoch gut gefallen: "Die Fantasie [...] erlaubt es dem menschlichen Geist, der schnöden Welt zu entkommen. Menschen ohne Einbildungskraft führen ein langweiliges Leben." Ich kann mir gut vorstellen, dass das gerade für Rosie sehr inspirierend war.

Mir hat insgesamt etwas gefehlt. Nachdem ich das Buch beendet habe, blieb ich eher ratlos zurück und habe überlegt, wo die Kernaussage des Buches liegt. Mir erscheint die Erzählung nicht ganz rund und unausgereift.

"Rosie" von Rose Tremain war eine interessante Erzählung, konnte mich jedoch nicht völlig überzeugen. Eine Leseempfehlung kann ich nur für Leser aussprechen, die sich ohnehin für Biografien begeistern können.

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Plädoyer für Mitmenschlichkeit

Das Haus der Frauen
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"Das Haus der Frauen" von Laetitia Colombani ist eine Homage der Kraft und Zähigkeit von Frauen.

Was mir besonders schön an dem Cover gefällt, ist der Wiedererkennungswert der Romane von Laetitia Colombani. ...

"Das Haus der Frauen" von Laetitia Colombani ist eine Homage der Kraft und Zähigkeit von Frauen.

Was mir besonders schön an dem Cover gefällt, ist der Wiedererkennungswert der Romane von Laetitia Colombani. Auch der erste von ihr auf deutsch erschienene Roman "Der Zopf" hat ein ebenso wunderschön gestaltetes Cover mit Gold-Akzenten. Gleich auf den ersten Blick bin ich so auf diesen zweiten Roman aufmerksam geworden und wurde nicht enttäuscht.

Der Schreibstil, die Charaktere und die Gesamtaussage des Buches sind gewohnt stark. Die Autorin arbeitet mit klaren, aber dennoch intensiven Beschreibung.

Die Geschichte beginnt mit der Vorstellung von Solène. Sie hat ihr bisheriges Leben verbissen als Anwältin gearbeitet, um dem Ideal ihrer Eltern zu entsprechen. Irgendwann fehlt ihr die Kraft, um weiterzumachen und sie erhält einen einschneidenden Rat von ihrem Psychiater: "Sie durchlaufe[n] eine Sinnkrise. [...] In solchen Situationen hilft es, sich selbst aus dem Fokus zu nehmen, sich anderen Menschen zu öffnen, man muss wieder einen Grund finden, morgens aufzustehen. Sich nützlich zu fühlen, sich für eine Sache zu engagieren, anderen zu helfen, könnte einer sein." Solène beginnt auf diesen Rat hin als öffentliche Schreiberin im Haus der Frauen in Paris.

Damit entfaltet sich ein eindrucksvoller, zweiter Handlungsstrang um Blanche und Albin Peyron. Nach und nach erfährt man beim Lesen, wie die beiden im Jahr 1925 gekämpft haben, um den Palais de la femme zu eröffnen. Geschickt werden hier fiktive Figuren und Ereignisse mit realen zu einer stimmigen Geschichte verwoben. Neben Blanche und Solène, den beiden Frauen, die unverkennbar im Fokus stehen, werden auch einige weitere Frauen vorgestellt und ihre tragischen Schicksale geschildert. Die Darstellung erfolgt dabei eher nüchtern und kurz, so dass ich emotional nicht so ergriffen war, wie es hätte sein können. Leider fehlt in der gesamten Erzählung nahezu völlig die direkte Rede und die Ich-Perspektive, was es schwer machte, sich emotional den Charakteren intensiv zu nähern. Dennoch regt das Buch mit den tragischen Schicksalen der Frauen, dem großen Mut und dem Einsatz von Blanche und Albin, der allmählichen Veränderung von Solène an, sich selbst einmal aus dem Fokus zu nehmen und Dinge gerade nicht nur intellektuell wahrzunehmen, sondern sich auch emotional einzufühlen. Der Leser selbst ist gefragt, die Geschichte für sich umzusetzen und zu intensivieren.

Die Botschaft des Buches ist eine wichtige: "Man darf nicht unterschätzen, was kleine Gesten oder ein Lächeln vermögen, sie haben große Wirkung." Wenn jeder ein wenig über sein Umfeld hinausblickt und nur ein wenig Zeit und Kraft opfert, ohne dafür die Hand aufzuhalten, kann das enorme Auswirkungen für eine andere Person haben.

"Das Haus der Frauen" von Laetitia Colombani lässt zwar an Tiefe, Emotion und Ausführlichkeit noch einiges an Luft, setzt aber dennoch deutlich das versprochene "Plädoyer für mehr Solidarität". Ich kann eine Leseempfehlung für Leser aussprechen, die sich mit sich und ihrem Umfeld einmal kritisch auseinandersetzen und sich zu kleinen Veränderungen motivieren lassen möchten.

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