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m_curie

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2024

So viel mehr als ein Liebesroman

Bonjour Agneta
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Agneta lebt an der Seite eines Mannes, dessen Lebensmittelpunkt Sport und gesunde Ernährung ist, sie aber so gar nicht begeistern kann. Eines Tages liest sie eine Zeitungsannonce und beschließt dieser ...

Agneta lebt an der Seite eines Mannes, dessen Lebensmittelpunkt Sport und gesunde Ernährung ist, sie aber so gar nicht begeistern kann. Eines Tages liest sie eine Zeitungsannonce und beschließt dieser in die Provence zu folgen. Dort trifft sie auf den Barbesitzer Fabien, die Nachbarin Bonnibelle und Einar, den eigentlichen Grund ihrer Anwesenheit.

Den Klappentext hatte ich so interpretiert, dass es sich bei "Bonjour Agneta" um einen Liebesroman handelt und habe zugegriffen, weil ich mal wieder Lust auf etwas Leichteres hatte. Dann wurde ich aber von einer wunderschönen, tiefgründigen Geschichte sehr positiv überrascht. Ja, es geht auch um Liebe, in erster Linie um die Liebe zu sich selbst und zum Leben. Das alles eingebettet in eine traumhafte Landschaft. Dabei ist es nebensächlich, ob es realstisch ist, dass eine erwachsene Frau ohne weitere Informationen so ein Abenteuer beginnt oder wie das Dorfleben in der Provence beschrieben wird.

Emma Hamberg hat mit "Bonjour Agneta" ein Buch geschrieben, das so viel mehr ist als ein Liebesroman - für mich auf jeden Fall ein Lesehighligt!

Veröffentlicht am 02.06.2024

Eine wunderbare Geschichte über Heimat, Fremdsein und einen hoffnungsvollen Neuanfang

Die lichten Sommer
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Liz wird als Flüchtlingskind Anfang der 50er Jahre in Süddeutschland geboren. Schon als Jugendliche arbeitet sie in einer Batteriefabrik, Ihre Eltern wurden nach Kriegsende aus der damaligen Tschechoslowakei ...

Liz wird als Flüchtlingskind Anfang der 50er Jahre in Süddeutschland geboren. Schon als Jugendliche arbeitet sie in einer Batteriefabrik, Ihre Eltern wurden nach Kriegsende aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben. Ihre Mutter leidet noch immer stark darunter und schwelgt in Erinnerungen an ihre alte Heimat und eine längst vergangene Zeit.

Simone Kucher verwebt in "Die lichten Sommer" die zwei Erzählstänge um Liz und ihre Mutter zu einer wunderbaren Geschichte über Heimat, Fremdsein und einen hoffnungsvollen Neuanfang - Themen, die heute so aktuell sind wie damals. Die Autorin findet einen Mittelweg zwischen Hinzufügen und Weglassen, der dem Ernst der Story gerecht wird, aber trotzdem eine gewisse Leichtigkeit der Erzählung bewahrt. Einzig die Wechsel zwischen Liz' und ihrer Mutter waren für mich zu häufig und nicht immer an der passenden Stelle, das tat dem Lesevergnügen insgesamt aber keinen Abbruch. Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 02.06.2024

Ein sehr gelungenes Debüt

Issa
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Issa ist in Kamerun geboren und kam vor vielen Jahren mit ihrer Mutter nach Deutschland. Nun ist sie selbst schwanger und wieder in Kamerun, um sich - auf Wunsch ihrer Mutter - mit Ritualen auf die Geburt ...

Issa ist in Kamerun geboren und kam vor vielen Jahren mit ihrer Mutter nach Deutschland. Nun ist sie selbst schwanger und wieder in Kamerun, um sich - auf Wunsch ihrer Mutter - mit Ritualen auf die Geburt ihres Kindes vorzubereiten und wird sofort von den Traditionen und der Geschichte ihrer Vorfahrinnen eingefangen.

"Issa" ist ein Roman über starke Frauen in einer männerdominierten Welt, die einerseits in der Erzählung sehr präsent sind, andererseits aber trotzdem kaum vorkommen. Für die Frauen in Kamerun nehmen Frauen eine prominente Rolle ein, so hat Issa auch eine besondere Beziehung zu ihren Omas und Uromas. Deren Geschichte erzählt Mirrianne Mahn aus Sicht von Issa und flicht immer wieder Rückblenden ins Jahr 1903 ein, als ihre Ahnin Enanga unter der Kolonialherrschaft der Deutschen lebte und leidete.

Die Figuren sind durchwegs sympathisch und detailreich gezeichnet, besonders Issa vermag zu überzeugen, aber auch ihre Großmütter, die in einer für uns völlig fremden Welt leben, machen einen sehr liebenswerten Eindruck. Man spürt die Verbundenheit der Autorin mit dem Land und den Leuten.

"Issa" ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit zwei Welten und schafft gleichzeitig eine Verbindung zwischen ihnen. Ein sehr gelungenes Debüt!

Veröffentlicht am 01.06.2024

Etwas überfrachtete Familiengeschichte

Mit der Flut
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Paul reist 1923 als blinder Passagier an Bord eines Auswandererschiffs nach Amerika, bleibt und lernt dort Antonina und ihre sizilianische Familie kennen. Seine Mutter lockt ihn mit dem Versprechen zurück ...

Paul reist 1923 als blinder Passagier an Bord eines Auswandererschiffs nach Amerika, bleibt und lernt dort Antonina und ihre sizilianische Familie kennen. Seine Mutter lockt ihn mit dem Versprechen zurück nach Deutschland, ihn bei der Erfüllung seines größten Traums, Arzt zu werden, zu unterstützen. 1937 macht er sich tatsächlich auf den Weg.

Ich liebe Familiengeschichten, die sich über mehrere Kontinente erstrecken - eine Geschichte wie "Mit der Flut". Agnes Krups Roman beginnt auch direkt recht turbulent, ereignisreich und dicht. Es fehlt nicht viel, um richtig mitzureißen. Im weiteren Verlauf verfängt sich die Autorin in ausführlichen Beschreibungen der Charaktere und zu vielen Details, die für deutliche Längen und einer gewissen Überfrachtung sorgen. Eine inhaltliche Straffung hätte gut getan und eine fesselnde Geschichte erzählt.

Veröffentlicht am 01.06.2024

Etwas langatmige Geschichte vor südfranzösischer Kulisse

Die Farbe des Feuers
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Die Familie von Rebecca hat ein Haus in der Provence. Anlässlich ihrer geplanten Hochzeit mit Gabriel sind alle dort versammelt, auch ihre Freundin Swann hat den langen Weg aus Deutschland auf sich genommen. ...

Die Familie von Rebecca hat ein Haus in der Provence. Anlässlich ihrer geplanten Hochzeit mit Gabriel sind alle dort versammelt, auch ihre Freundin Swann hat den langen Weg aus Deutschland auf sich genommen. Dann erhalten sie die Nachricht, dass Notre Dame brennt.

"Die Farbe des Feuers" zeigt ungeschönt die Beziehungen einer Familie und ihres Umfelds, dabei werden auch keine Klischees ausgelassen - sehr früh wurde ein Verdacht gestreut, wer für das Feuer in Notre Dame verantwortlich sein könnte. An mancher Stelle war es fast schon Sensationsgier, die mich weiterlesen ließ, aber leider nicht soweit erfüllt wurde, um über eine gewisse Langatmigkeit hinwegtäuschen zu können. Schade, die Geschichte vor dem Hintergrund der südfranzösischen Landschaft hatte durchaus das Potential, zu einem Lesevergnügen zu werden.