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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.06.2024

Fesselnd und sehr lesenswert

Wir werden jung sein
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An der Charité in Berlin wird eine Studie zu einem Medikament gegen Herzmuskelschwäche durchgeführt - zunächst nichts Ungewöhnliches, die Wirkung des Medikaments aber schon: Die Studienteilnehmer werden ...

An der Charité in Berlin wird eine Studie zu einem Medikament gegen Herzmuskelschwäche durchgeführt - zunächst nichts Ungewöhnliches, die Wirkung des Medikaments aber schon: Die Studienteilnehmer werden immer jünger. Was zunächst fast verlockend klingt, entwickelt sich für die Betroffenen dramatisch, wirft viele ethische und moralische Fragen auf und ruft die Politik auf den Plan.

Die Idee für den Plot ist großartig und die Umsetzung hervorragend gelungen. Maxim Leo hat mit "Wir weden jung sein" einen fantastischen Roman vorgelegt, der eine utopische Geschichte auf sehr überzeugende Weise erzählt. Jedem Protagonisten - den vier Probanden und dem Studienleiter Prof. Mosländer - widmet er einen Erzählstrang. Da ist Jakob, ein Jugendlicher, der die Liebe entdeckt, Wenger, ein todkranker Unternehmer, der sich aufs Sterben vorbereitet, aber auch Jenny, eine Frau mit unerfülltem Kinderwunsch, die plötzlich schwanger ist und Verena, eine ehemalige Olympiasiegerin, die ihren Horizont schon überschritten hatte und nun wieder zur Höchstleistung aufläuft. Die Schicksale dieser sehr unterschiedlichen Menschen verwebt der Autor gekonnt zu einem fesselnden, sehr lesenswerten Roman.

Veröffentlicht am 08.03.2024

Aneinandergereihte Begebenheiten

Der Lärm des Lebens
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Jörg Hartmann gibt Einblick in sein Leben. Er erzählt ausführlich von seiner Beziehung zu seinen Eltern, von der Demenz des Vaters und der Stärke der Mutter und von seinen Anfängen als Schauspieler.

Ich ...

Jörg Hartmann gibt Einblick in sein Leben. Er erzählt ausführlich von seiner Beziehung zu seinen Eltern, von der Demenz des Vaters und der Stärke der Mutter und von seinen Anfängen als Schauspieler.

Ich muss gestehen, der Name sagte mir nichts, ich lese aber prinzipiell sehr gerne Biographien, egal ob von Berühmtheiten oder Unbekannten. Ich mag einfach Geschichten mit realem Bezug - so hat mich auch diese, besonders als Wahl-Ruhrpottlerin, interessiert und vom Dortmund-Tatort wusste ich immerhin, dass es ihn gibt.

Der Erzählstil ist sehr unterhaltsam, die Andekdoten sind oft sehr witzig, besonders wenn sie von irgendwelchen Vorsprechen handeln. Der Ton wird aber auch ernst, wenn es um den Zustand des Vaters geht oder wehmütig bei der Erinnerung an die Kindheit und Jugend. Hartmann springt zwischen den Zeiten hin und her und auch zwischen den Themen. Mal geht es um seinen Weg als Schauspieler, dann um die Familie. Während des Lesens beschleicht mich das Gefühl, dass Begebenheiten fast schon wahllos aneinander gereiht sind und der rote Faden immer wieder droht verlorenzugehen.

"Der Lärm des Lebens" erzählt viel Privates und lässt auch vieles aus - zum Glück, denn ich mag es nicht, wenn jemand zu viel von sich preisgibt, um sich positiv zu präsentieren. Jörg Hartmann findet eine angenehme Mischung und vermittelt den Eindruck, dass er ein sympathischer Mensch ist.

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Veröffentlicht am 07.03.2024

Bis zum Schluss spannend

Der falsche Vermeer
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Meg van Hettema ist Reporterin bei der Zeitung Het Parool und immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Geschichten. So stößt sie 1945 auf den Fall des Malers Jan van Aelst, der einen Vermeer an Herrmann ...

Meg van Hettema ist Reporterin bei der Zeitung Het Parool und immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Geschichten. So stößt sie 1945 auf den Fall des Malers Jan van Aelst, der einen Vermeer an Herrmann Göring verkauft haben soll. Er behauptet allerdings, es handele sich bei dem Kunstwerk um eine Fälschung, der eigentliche Künstler wäre er, van Aelst.

Patrick van Odijk hat den Kunstskandal der Niederlande um einen Veermer, den es tatsächlich gab, aufgegriffen und einen spannenden Kunstkrimi darum gewoben, der zugleich auch den Umgang mit der Nazizeit in den Niederlanden zeigt.

"Der falsche Vermeer" ist eine sehr gut recherchierte Geschichte mit einer starken Frau als Protagonistin, in der die Zeit während und nach dem zweiten Weltkrieg überzeugend eingefangen ist. Durch immer wieder neue Wendungen entsteht ein fesselnder Krimi, der trotz leichter Längen zwischendurch bis zum Schluss spannend ist.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Entschleunigend

Nach den Fähren
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Auf einer Insel im Meer ist das Leben eigentlich von Tourismus geprägt. Eigentlich - aber plötzlich bleiben die Fähren und damit die Touristen aus. Von da an beginnt eine neue Zeitrechnung und das Leben ...

Auf einer Insel im Meer ist das Leben eigentlich von Tourismus geprägt. Eigentlich - aber plötzlich bleiben die Fähren und damit die Touristen aus. Von da an beginnt eine neue Zeitrechnung und das Leben auf der Insel scheint stehen zu bleiben. Thea Mengeler erzählt in "Nach den Fähren" die Geschichte der namenlosen Inselbewohner. Da ist der Hausmeisters des Sommerpalasts, die Frau des Generals, die Bäckerin und die Doktorin, die als letzte Touristin auf die Insel gekommen ist und nun in Appartment 3B lebt. Eines Tages entdeckt der Hausmeister ein junges Mädchen, Ada. Er bezieht sie in seinen Tagesablauf ein und beantwortet ihre Fragen. Eines anderen Tages ist sie plötzlich wieder verschwunden und er sucht sie.

Die Geschichte ist auf ihre ganz besondere, leise Art fesselnd. Auf der Insel gefesselt, gefangen scheinen auch die Bewohner zu sein. Sie versuchen ihr Leben so weiterzuleben, als würden morgen die Touristen kommen und alles würde wieder den gewohnten Lauf nehmen. Die Insel zu verlassen scheint nicht möglich zu sein. Aber die Touristen kommen nicht und jede und jeder hängt ihren und seinen Erinnerungen nach und zieht so langsam ihre und seine Konsequenzen.

Ein grandioses Buch, das ohne große Handlung auskommt und trotzdem keine Sekunde langweilig ist - entschleunigend und fast schon meditativ.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Atmosphärisch

Ich bin Anna
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Tom Saller ist selbst Psychiater und Psychotherapeut. Er erzählt eine fiktive Geschichte über den berühmten Psychoanalytiker und seine jüngste Tochter abwechselnd jeweils aus Sicht von Sigmund Freud und ...

Tom Saller ist selbst Psychiater und Psychotherapeut. Er erzählt eine fiktive Geschichte über den berühmten Psychoanalytiker und seine jüngste Tochter abwechselnd jeweils aus Sicht von Sigmund Freud und Anna als Ich-Erzähler. Verbindendes Glied ist Ludwig Stadlober, der nach einem Senfgasangriff im Ersten Weltkrieg blind ist. Dafür gibt es aber keine organischen Gründe, sodass er sich in Behandlung bei Sigmund Freud begibt. Dieser weiht seine Tochter Anna in den Fall ein, die sich - obwohl Lehrerin - sehr für die Arbeit ihres Vaters interessiert und macht Stadlober schließlich zu ihrem Lernfall. Ohne Wissen des Vaters treffen sich die beiden. Jahre später, sie ließ sich inzwischen ebenfalls von ihrem Vater analysieren, begegnet sie Stadlober erneut.

Bereits die vorhergehenden Bücher von Tom Saller konnten mich begeistern. Auch in "Ich bin Anna" bedient er sich wieder seines besonderen Erzählstils und erschafft so einen atmosphärischen Roman über die Tochter einer historischen Figur - ein Psychogramm einer Beziehung, eine erdachte Biografie.

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