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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2022

Ein weiteres Highlight des Lesesommers

Die Schwimmerin
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In "Die Schwimmerin" erzählt Gina Mayer von Betty, die 1962 mit Martin, den sie gerade geheiratet hat, eine Wohnung in Essen bezieht. Er ist Buchhalter bei Krupp, sie Hausfrau - ganz so, wie es damals ...

In "Die Schwimmerin" erzählt Gina Mayer von Betty, die 1962 mit Martin, den sie gerade geheiratet hat, eine Wohnung in Essen bezieht. Er ist Buchhalter bei Krupp, sie Hausfrau - ganz so, wie es damals üblich war. Sie hatte aber auch ein anderes Leben, von dem Martin nichts weiß, im Krieg, als sie noch Elisabeth hieß und mit ihrer Mutter von Düsseldorf in ein Dorf im Südwesten flieht. Dort ist sie eine Außenseiterin, freundet sich aber mit Susanne, der Pfarrerstochter und ihrem Bruder Rüdiger an. Alles ändert sich, als die Amerikaner ins Dorf kommen.

Ich wollte eigentlich nur mal kurz reinlesen und konnte dann nicht mehr aufhören. Gina Mayer hat mich mit ihrem mitreißenden, bilderreichen Erzählstil sofort in ihren Bann gezogen und neugierig gemacht. Mit zwei sich immer wieder abwechselnden Handlungssträngen, 1962 und Rückblenden in die Jahre ab 1942, baut sie gekonnt einen Spannungsbogen auf. Die Protagonisten zeichnet sie glaubwürdig und lebensecht, besonders Betty. Sie gibt tiefe Einblicke in deren Seelenleben und damit in eine Generation, die durch ihre Kriegserlebnisse und das damalige Frauenbild geprägt wurde.

Die Schwimmerin ist ein ganz besonderer, feinfühliger Roman und ein weiteres Highlight dieses Lesesommers!

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Veröffentlicht am 26.07.2022

Ein besonderer Sommerroman

Ein unendlich kurzer Sommer
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Kristina Pfister nimmt die Leser in "Ein unendlich kurzer Sommer" mit auf Gustavs Campingplatz. Dort landet Lale zufällig auf der Flucht vor sich selbst, Chris findet den Weg dorthin auf der Suche nach ...

Kristina Pfister nimmt die Leser in "Ein unendlich kurzer Sommer" mit auf Gustavs Campingplatz. Dort landet Lale zufällig auf der Flucht vor sich selbst, Chris findet den Weg dorthin auf der Suche nach seinem Vater.

Der Autorin ist eine tiefgründige, atmosphärische und spannende Geschichte gelungen. Sie zeichnet die Charaktere liebevoll und detailreich und erzählt aus immer wieder wechselnder Perspektive von einem Sommer, den alle gemeinsam mit seinen Höhen und Tiefen erleben. Die Protagonisten kommen sich auf unterschiedliche Weise näher und lernen sich dabei gegenseitig, aber auch selbst intensiver und auf neue Art kennen.

"Ein unendlich kurzer Sommer" ist ein Sommerroman, der keinesfalls seicht, aber trotzdem leicht zu lesen ist. Eine fast schon poetische Sprache macht ihn zu etwas ganz Besonderem.

Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Stimmiges Porträt einer faszinierenden Frau

Die Entdeckerin der Welt
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Ende des 17. Jahrhunderts zieht die Künstlerin und Naturforscherin Maria Sybilla Merian mit ihren beiden Töchtern Dorothea und Johanna und ihrem Schwiegersohn Jacob nach Amsterdam. Sie hat bereits zwei ...

Ende des 17. Jahrhunderts zieht die Künstlerin und Naturforscherin Maria Sybilla Merian mit ihren beiden Töchtern Dorothea und Johanna und ihrem Schwiegersohn Jacob nach Amsterdam. Sie hat bereits zwei Bücher über Raupen und Schmetterlinge veröffentlicht und möchte nun für das dritte nach Suriname in Südamerika reisen, um die Artenreichtum der dortigen Tier- und Pflanzenwelt zu erforschen. Für eine geschiedene Frau der damaligen Zeit ist dies ein nahezu unmögliches Unterfangen. Dementsprechend stößt sie auf Kritik und Unglauben. Ihr werden viele Steine in den Weg gelegt, trotzdem gelingt es ihr, sich diesen Traum zu erfüllen. Zusammen mit Dorothea macht sie sich auf die Reise in eine exotische, unerforschte Welt voller Schönheit.

Alexander Schwarz verwebt Fakten mit ein wenig Fiktion zu einem rundum stimmigen Porträt einer faszinierenden, modernen, ungewöhnlichen Frau. Seine Beschreibungen der Flora und Fauna zeichnen wunderschöne Bilder des surinamesischen Regenwalds und dessen Bewohner. Die Entdeckerin der Welt ist ein Buch über eine Frau, die mit ihren Forschungen eine große wissenschaftliche Leistung vollbrachte und schon zu Lebzeiten hoch angesehen war. Ein Vergnügen, an ihrem Leben und Forschen teilzuhaben - absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Schön schrecklich - schrecklich schön!

Ambivalenz
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Amélie Nothomb erzählt in "Ambivalenz" die ungewöhnliche Geschichte von Dominique und ihrer Tochter Épicène. Dabei enthüllt sie in nüchterner, teilweise stakkatohafter Sprache mit viel Fantasie menschliche ...

Amélie Nothomb erzählt in "Ambivalenz" die ungewöhnliche Geschichte von Dominique und ihrer Tochter Épicène. Dabei enthüllt sie in nüchterner, teilweise stakkatohafter Sprache mit viel Fantasie menschliche Abgründe und wozu man aus Liebe fähig sein kann. Ambivalenz ist kein Wohlfühlbuch, aber leicht zu lesen. Trotzdem oder gerade deshalb lohnt es sich, sich für die 128 Seiten ausgiebig Zeit zu nehmen.

Der Titel hätte nicht besser gewählt werden können. Die Geschichte ist faszinierend und entwickelt eine Sogwirkung, die es mir schwer macht, mich wieder davon zu lösen. Andererseits hinterlässt sie aber auch ein Gefühl des Entsetzens und der Entrüstung. Selbst am Schluss weiß ich erstmal nicht so recht, ob mir das Buch gefallen hat oder nicht und komme erst beim Schreiben der Rezension zum Ergebnis: Schön schrecklich - schrecklich schön!

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Tiefgreifend

Der Sommer der Puppen
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Pia bekommt einen Anruf ihrer Mutter. Diese hatte einen Schlaganfall und bittet sie nun, sich um ihre Frühstückspension an der Nordsee zu kümmern. Pia lebt in Frankfurt, ist Drehbuchautorin und möchte ...

Pia bekommt einen Anruf ihrer Mutter. Diese hatte einen Schlaganfall und bittet sie nun, sich um ihre Frühstückspension an der Nordsee zu kümmern. Pia lebt in Frankfurt, ist Drehbuchautorin und möchte diese Aufgabe nicht übernehmen - hat sie doch kein besonders gutes Verhältnis zu ihrer Mutter. Zudem muss sie ein Drehbuch abliefern, für das sie ihre Ruhe braucht. Schließlich fährt sie trotzdem.

In der Pension angekommen trifft sie auf die unterschiedlichsten Gäste und Puppen - Puppen in jedem Zimmer, Puppen, die alle irgendwie kaputt und alles andere als perfekt sind, Puppen, die sie so schon aus ihrer Kindheit kennt. Nun beginnt sie, nachzuforschen, was es mit ihnen auf sich hat.

Typisch für die damalige Zeit - sie hat als junge Mutter den Feuersturm in Hamburg erlebt - ist Pias Mutter sehr verschlossen. Aber Pia lässt nicht locker und kommt ihr dabei näher. Der tiefere Einblick ins Leben der Mutter gibt Pia die Möglichkeit, sie besser zu verstehen. Dabei lernt sie Aspekte ihrer Mutter kennen, die sie so nie für möglich gehalten hätte. Ganz langsam beginnt sich die Beziehung der beiden zu verändern.

Im Laufe der Zeit lernt Pia auch die Gäste besser kennen, zu manchem entspinnt sich eine tiefergehende Beziehung. Sie bringt neuen Wind in die Pension, die selbst für das Jahr 1984, in dem der Roman handelt, altmodisch ist, auch wenn ihre Mutter am liebsten alles beim Alten wüsste.

Monika Held hat mit "Der Sommer der Puppen" einen leicht zu lesenden, aber tiefgründigen Roman geschrieben, der mit mancher Überraschung gespickt ist und einfach Spaß macht, obwohl das Thema an mancher Stelle schwere Kost ist und manchen sicher auch an die eigene Beziehung zur Mutter oder allgemein zu den Eltern erinnert.

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