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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2024

Sehr gut recherchiert

Die Frau am Fenster - Ein Leben an der Seite von Caspar David Friedrich
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Caroline Bommer ist 24 als sie den deutlich älteren Caspar David Friedrich heiratet. Sie wünscht sich, dass er sie in einem Portät verewigen würde. Er sieht sich aber ausschließlich als Landschaftsmaler ...

Caroline Bommer ist 24 als sie den deutlich älteren Caspar David Friedrich heiratet. Sie wünscht sich, dass er sie in einem Portät verewigen würde. Er sieht sich aber ausschließlich als Landschaftsmaler und die Figuren, die Teil seiner Bilder sind, sind immer nur von hinten oder von weitem zu sehen. Auch das Gemälde "Die Frau am Fenster" zeigt lediglich die Rückenansicht einer Frau, seiner Frau Caroline, beim Blick aus dem Fenster. Caroline und Caspar sind in den über 20 Jahren ihrer Ehe sehr glücklich mit ihren drei Kindern, aber die Schicksalsschläge, die der Maler im Laufe seines Lebens verwinden muss, fordern ihren Tribut und machen ihn immer mehr zu einem schwierigen Menschen.

Birgit Poppe ist Kunsthistorikerin und hat dementsprechend sehr gut recherchiert. Sie möchte, wie sie in ihrem Nachwort schreibt, die unbekannte Frau des berühmten Malers Caspar David Friedrich vorstellen und die Beziehung zu ihrem eigenbrötlerischen, vermutlich depressiven Mann beleuchten. Verbrieftes verwebt sie mit Fiktivem und erschafft so eine Biografie Carolines, wie diese sie tatsächlich erlebt haben könnte. Dabei entsteht nicht nur ein deutliches Bild der Frau an der Seite von Caspar David Friedrich, sondern auch ein tieferer Einblick in sein Leben und das Entstehen seiner Kunstwerke.

"Die Frau am Fenster - Ein Leben an der Seite von Caspar David Friedrich" ist ein atmosphärischer Roman, mit dem es der Autorin gelingt, die Lebensumstände der damaligen Zeit glaubwürdig zu vermitteln und ihre Leserinnen und Leser in das frühe 19. Jahrhundert zu entführen.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Stimmig

Fort von hier
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In "Fort von hier" erzählt Niccolò Ammaniti in verschiedenen Handlungssträngen von Graziano Bigali, einem Frauenheld und Musiker, der in seine Heimat, den fiktiven Ort Ischiano Scalo, zurückkehrt und von ...

In "Fort von hier" erzählt Niccolò Ammaniti in verschiedenen Handlungssträngen von Graziano Bigali, einem Frauenheld und Musiker, der in seine Heimat, den fiktiven Ort Ischiano Scalo, zurückkehrt und von Pietro Moroni, einem zwölfjährigen schüchternen Jungen.

Ammaniti gelingt es, die Erzählstränge virtuos miteinander zu verweben und so eine Verbindung zwischen den Protagonisten herzustellen, zwischen denen auf den ersten Blick keine besteht. Wortgewaltig, bilderreich, derb bis vulgär - genau dieser Erzählstil ist es, der einen Sog entwickelt und so hervorragend zu dieser Geschichte passt, die nicht nur eitel Sonnenschein zeigt. Entsprechend zeichnet der Autor die Charaktere plastisch und detailreich, aber keinesfalls nur sympathisch.

"Fort von hier" ist ein absolut stimmiges Buch.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Gelungene Mischung aus Lokalkolorit, Absurdität und Beziehungen

Selbe Stadt, anderer Planet
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Nach dem Tod des Vaters kehrt Johanna aus der Stadt in ihre Heimat zurück und übernimmt die Arztpraxis in Hallstatt, die er ihr hinterlassen hat. Ihre Zwillingsschwester Doris, ist Tischlerin und hat den ...

Nach dem Tod des Vaters kehrt Johanna aus der Stadt in ihre Heimat zurück und übernimmt die Arztpraxis in Hallstatt, die er ihr hinterlassen hat. Ihre Zwillingsschwester Doris, ist Tischlerin und hat den Geburtsort nie verlassen. Hallstatt wird von chinesischen Touristen förmlich überrannt. Das nimmt die chinesische Regierung zum Anlass, eine Kopie des Touristenmagnets im eigenen Land erstellen zu lassen. Ren hat als Kind teilweise in Österreich gelebt und wird beauftragt, sich das Original anzuschauen.

Was wie eine einfallsreiche Idee für einen Roman klingt, ist keine Erfindung der Autorin, vielmehr gibt es diese Hallstatt-Kopie tatsächlich in China. Passend humorvoll und grotesk ist die fiktive Geschichte, die Dominika Meindl sich dazu einfallen ließ. Sie entwickelt sie in zwei Erzählsträngen, mit auktorialem Erzähler für den Part aus österreichischer Sicht und mit Ren als Ich-Erzähler. Was mich anfangs störte, entpuppte sich im weiteren Verlauf als raffinierter Trick. Es fällt schwer, die chinesische Sichtweise nachzuvollziehen, da diese aber von Ren in Ich-Form erzählt wird, entsteht ein Widerspruch, der die Skurillität noch mehr betont. Diese Gegensätzlichkeit findet sich auch in der Beziehung der beiden Schwestern wieder, die ihre Beziehung prägt und viel Konfliktpotenzial birgt.

"Selbe Stadt, anderer Planet" ist eine gelungene Mischung aus Lokalkolorit, Absurdität und Beziehungen. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Lesenswert

An der Seite van Goghs
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Johanna Bonger trifft in Paris auf die Brüder van Gogh und heiratet schließlich Theo, den jüngeren Bruder Vincents. Sie führt ein Leben in Künstlerkreisen und sorgt dafür, dass die Werke des Malers nach ...

Johanna Bonger trifft in Paris auf die Brüder van Gogh und heiratet schließlich Theo, den jüngeren Bruder Vincents. Sie führt ein Leben in Künstlerkreisen und sorgt dafür, dass die Werke des Malers nach seinem Tod zur Berühmtheit gelangen.

Caroline Cauchi vermischt in ihrem Roman "An der Seite van Goghs" Fiktion mit Biografischem und lässt so die Geschichte einer starken, erfolgreichen Frau aufleben. Sie hat sehr gut recherchiert und bietet viele Hintergrundinformationen über Vincent van Gogh, die mir bis dato nicht bekannt waren. Es gelingt ihr hervorragend, die Atmosphäre der Stadt Paris und die dortige Künstlerszene Ende des 19. Jahrhunderts einzufangen.

Die Protagonisten sind plastisch und überzeugend dargestellt. Die Erzählperspektive aus Sicht Johannas als Ich-Erzählerin erscheint mir, hervorragend gewählt, unterstreicht sie doch die Stärke der Frauen auch schon zur damaligen Zeit und speziell Johannas Rolle als Wegbereiterin für van Goghs posthumen Erfolg.

Ein lesenswerter historischer Roman über eine außergewöhnliche Frau, in dem die Berühmtheiten nur eine Nebenrolle spielen.

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Veröffentlicht am 20.01.2024

Philosophisch und wortgewaltig

Alle meine Geister
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Uwe Timms Vater hatte ein Pelzgeschäft und so machte er eine Ausbildung zum Kürschner. Schon während dieser Zeit nutzte er jede freie, unbeobachtete Minute, um zu lesen und wird so schon früh durch Bücher ...

Uwe Timms Vater hatte ein Pelzgeschäft und so machte er eine Ausbildung zum Kürschner. Schon während dieser Zeit nutzte er jede freie, unbeobachtete Minute, um zu lesen und wird so schon früh durch Bücher geprägt.

"Alle meine Geister" ist ein philosophisches Buch, das Einblick in die frühen Jahre eines großartigen Autors gibt. Es ist ein wortgewaltiges Buch, das genossen werden will und kann.

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