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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.05.2022

Fesselnder Krimi

Tod in Oberammergau
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„...Es war fast genauso wie damals vor vier Jahren in Andechs. Im Guten wie im Bösen...“

Die Anspielung auf einen alten Fall zu Beginn des Buches sorgt für Spannung. Wieder einmal haben sich Hobbydetektiv ...

„...Es war fast genauso wie damals vor vier Jahren in Andechs. Im Guten wie im Bösen...“

Die Anspielung auf einen alten Fall zu Beginn des Buches sorgt für Spannung. Wieder einmal haben sich Hobbydetektiv Emil Bär und Privatdetektiv Philipp Marlein getroffen. Treffpunkt ist das Kloster Kreuzberg in Unterfranken. Philipp hat Emil zu seinem Geburtstag die Teilnahme an einem Seminar geschenkt. Das Thema lautet: War Christus wahrer Mensch oder wahrer Gott?
Die Autoren haben einen fesselnden Krimi geschrieben, in dem sie außerdem eine Menge an Sachinformationen verpackt haben.
Die Geschichte wird abwechselnd von Marlein und Bär erzählt. Bei beiden unterscheidet sich der Schriftstil gravierend. Bär mag es stakkatoartig.

„...“...Ich möchte mit dem Höhepunkt beginnen!“ Er machte eine Pause. Damit sich die Spannung im Stuhlkreis ausbreiten konnte. Schlagartig starrten vierundzwanzig Augen auf: Schreibblöcke. Programmbroschüren. Schuhspitzen...“

Marlein bevorzugt den erzählenden Schriftstil. Das passt auch zu den Sachinformationen, mit denen er Bär bei der Wanderung durch die Klosteranlage und auf den Kreuzberg versorgt.

„...Wir befinden uns hier im 1692 eingeweihten Franziskusbau, der zusammen mit der Kirche das ursprüngliche Kloster bildete, das 1706 um den Fürstenbau und in den 50er Jahren um den Marienbau und den Antoniusbau erweitert wurde...“

Marlein und Bär lernen zwei Frauen kennen und werden überrascht, als diese den zweiten Vortrag halten. Man verbringt einen gemeinsamen Abend und will sich am Morgen an der Kreuzigungsgruppe treffen. Die Frauen sind dort – bestialisch ermordet. Plötzlich werden Marlein und Bär zu Hauptverdächtigen. Nichts wie weg, kann da nur die Losung sein. Sie machen sich auf die Suche nach dem wirklichen Mörder.
Die Geschichte ist nicht nur spannend, sondern strotzt auch vor schwarzem Humor. Schon die Flucht der beiden Protagonisten ist vom Feinsten. Als Bär zum Sohn der Toten kommt, entwickelt sich folgendes Gespräch:

„...Ich fragte ihn: „Wer war eigentlich der Typ in Schwarz...nach der Polizei…?“ „Ach der ..Das war der Notfallseelsorger.“ „Hat er was genutzt?“ „Ja, ich hab ihn rausgeschmissen, danach ging´s mir besser.“….“

Bär ermittelt im Allgäu, Marlein in Franken, denn die beiden Frauen stammten jeweils aus der Gegend. Doch die Zahl der Toten sollte sich rasant erhöhen. Irgendjemand passt es nicht, dass es angeblich Beweise dafür gibt, dass die Auferstehung ein Fake ist. Natürlich stehen beide Protagonisten mittlerweile auch im Fokus der Mörder.
Beide treffen sich zu den Passionsfestspielen in Oberammergau, denn dort ist eine brisante Enthüllung geplant. Doch erstens kommt es anders...
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autoren verstehen es, spannende Thesen aufzustellen, die in eine fesselnden Handlung zu verpacken und dabei noch religiöse Sehenswürdigkeiten der Gegend gekonnt vorzustellen.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

So wird Glaube anschaulich

Fino und die neue Welt
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„…“Großvater, woher kommen eigentlich all die Sterne, der Himmel und das Meer?“ „Weißt du, Fino, wie das alles entstanden ist – das ist eine lange Geschichte...“

Dieses Gespräch zwischen Enkel und Großvater ...

„…“Großvater, woher kommen eigentlich all die Sterne, der Himmel und das Meer?“ „Weißt du, Fino, wie das alles entstanden ist – das ist eine lange Geschichte...“

Dieses Gespräch zwischen Enkel und Großvater befindet sich auf der ersten Seite des Buches. Daraufhin erzählt der Großvater dem Enkel die Schöpfungsgeschichte auf seine Art. Er spricht vom König aller Könige. Doch Fino ist kein Junge, sondern ein Delphin. Beide waren erst vor wenigen Tagen in der Dephinbucht angekommen.
Die Autorin hat ein sehr informatives und trotzdem spannendes Kinderbuch geschrieben.
Das Buch hat zwei Ebenen. Während abends der Großvater Geschichten aus der Bilder erzählt, richtet sich Fino am Tage in seinem Leben ein. Es gilt, die Delphinbucht zu erkunden und neue Freunde zu finden.
Dabei gelingt es der Autorin, das Leben des jungen Delphins geschickt mit den Geschehnissen der Bibel zu verknüpfen. Ich möchte nur ein Beispiel erwähnen. Der Großvater warnt Fino, dass er die Delphinbucht nicht verlassen dürfte. Natürlich treibt ihn seine Neugier und das Einflüstern einer Seeschlange hinaus.

„...Vielleicht traut dein Großvater dir einfach nichts zu. Er glaubt nicht, dass du schon genauso stark und groß bist wie er und dich in der großen Weite zurechtfinden würdest...“

Der Ausflug wäre fast schief gegangen. Am Abend erzählt der Großvater vom Sündenfall.
Fino möchte gern zur Delphingruppe um Doran gehören. Der aber nimmt ihn nicht ernst. Sein Großvater gibt ihm den guten Rat.

„...Aber manchmal ist ein guter Freund ganz wo anders zu finden, als man denkt. Das wirst du eines Tages bestimmt selber merken...“

Doch Fino geht es wie vielen. Er möchte Doran gefallen und tut Dinge, die nicht recht sind. Glücklicherweise erkennt er das schnell. Fino lernt, was wahre Freunde sind und dass man vergessen und vergeben muss. Gleichzeitig berichtet ihm der Großvater vom Sohn des Königs der Könige.
Dann aber wird Fino krank und in der Bucht gibt es kaum noch Fische. Jetzt ist nicht nur der Glaube des jungen Delphins, sondern auch der des Großvaters gefragt.
Das Buch ist wunderschön illustriert. Die farbigen Bilder veranschaulichen das Geschehen.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. So kann man Kindern auf spannende und anschauliche Art den Glauben nahebringen.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Unerwartete Geheimnisse

Liebe in den Gezeiten des Meeres
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„...Sie wollte mit niemanden reden, wollte niemanden sehen. Sie wollte heute nicht einmal wach sein. Sie zog sich die Decke über den Kopf und betete um Vergessen...“

Maddy Monroes Leben ist von einem ...

„...Sie wollte mit niemanden reden, wollte niemanden sehen. Sie wollte heute nicht einmal wach sein. Sie zog sich die Decke über den Kopf und betete um Vergessen...“

Maddy Monroes Leben ist von einem auf den anderen Moment zusammengebrochen. Nick, ihr Freund, hat sich mit ihrer Chefin eingelassen und damit die Beförderung erhalten, mit der Maddy rechnen durfte. Doch dann hat sie plötzlich ganz andere Sorgen. Sie erhält einen Anruf, indem ihr der Nachbar Connor ihrer Granny mitteilt, dass diese verschwunden ist.
Im Küstenstädtchen Seahaven trifft sie im Haus der Granny ihrer Schwestern Nora und Emma.
Die Autorin hat eine berührende Geschichte geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist lockerleicht.
Die Angst um die Großmutter ist bei den Schwestern in jeder Zeile greifbar. Das ändert aber nichts daran, dass auch die Missstimmungen zwischen Nora und Emma spürbar sind. Die Schwestern haben sich nach vielen Jahren das erste Mal wieder gesehen.
Erst nach und nach erfahre ich, was in der Vergangenheit geschehen ist und warum die Familie damals zerbrochen ist. Die Autorin führt dazu mehrere Kapitel ein, die genau in der Zeit der tragischen Ereignisse spielen.
Maddy steht Connor anfangs skeptisch gegenüber. Ein Gespräch mit ihrer besten Freundin Holly bringt es auf den Punkt:

„...“Tut mir leid. Grannys Nachbar ist gerade nach Hause gekommen. Connor – der Mann, der mich hergelockt hat“ „Hergelockt? Das ist eine etwas harte Formulierung.“ „Ich traue dem Kerl einfach nicht.“...“

Doch bald beginnt es zwischen beiden zu knistern. Als gebranntes Kind aber ist Maddy vorsichtig. Noch ahnt sie nicht, dass auch Connor sein Päckchen zu tragen hat. Später entwickeln sich zwischen beiden sehr tiefgründige Gespräche.

„...“Ich weiß. Aber ich habe zwei starrköpfige Schwestern. „ „Nun, verliere nicht die Hoffnung. Gott kann mit Sturköpfen umgehen, glaub mir...“

Schnell wird deutlich, dass auch Emma und Nora ihre Probleme haben. Doch die werden gekonnt verschleiert und verschwiegen. Und dann kommen noch weitere Familiengeheimnisse auf den Tisch, die auf einige Geschehnisse ein völlig neues Licht werfen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass es keine gute Idee ist, Probleme unter den Teppich zu kehren.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Alles aus Gier

El Gustario de Mallorca und die tödliche Gier
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„...Die Luft riecht salzig und ein Hauch Eukalyptus weht von den Pinien herüber, die nicht weit entfernt auf den Klippen stehen. Er ist glücklich, auf Mallorca zu sein...“

Sven, der Gastrokritiker hat ...

„...Die Luft riecht salzig und ein Hauch Eukalyptus weht von den Pinien herüber, die nicht weit entfernt auf den Klippen stehen. Er ist glücklich, auf Mallorca zu sein...“

Sven, der Gastrokritiker hat Freunde auf der Insel gefunden. Und nachdem er Sofia kennengelernt hat, fehlt ihm nichts mehr am Glück. Doch dummerweise mischt er sich gern in Angelegenheiten, die in handfeste und gefährliche Abenteuer ausarten.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Eine spielt in der Gegenwart, die andere Ende des 19. Jahrhunderts.
Der Schriftstil ist ausgereift. Vor allem für die Beschreibung der Landschaft verwendet die Autorin passende Metapher.
Wir schreiben das Jahr 1891. Für Rafael Canellas brechen schwere Zeiten an. Die Reblaus hat den Weinberg vernichtet, ein Pilz ruiniert die Orangenhaine. Entgegen dem Willen des Vaters wird sich Alberto, der älteste Sohn, als Schwammtaucher in Kuba verdingen, damit er finanziell die Familie unterstützen kann. Derweil soll Lazaro dem Vater zur Hand gehen.
Sehr gut wird beschrieben, dass das Leben in Kuba weder einfach noch ungefährlich ist. Doch Alberto findet Freunde und gemeinsam gehen sie gegen die Schwierigkeiten an.

„...Alberto konnte am längsten unter Wasser bleiben, er schnitt die kompakten, größeren Schwämme ab. Gustavo und Noberto tauchten gemeinsam und hatten sich auf die zerklüfteten Kreaturen spezialisiert .[…] Enrico suchte nach den kleinen, handlichen Schwämmen...“

Lazaro hatte das Weingut ohne Wissen des Vaters verkauft. Heute gehört das Daniel Keller, einem Deutschen, der sich hier mit seiner Familie eine Existenz aufgebaut hat. Plötzlich machen Nachkommen der Familie Canellas Ansprüche auf die Weinberge geltend. Als ein Arbeiter tot im Weinkeller gefunden wird, schaltet Sven seine Freunde ein. Doch es sollten nicht die letzten Anschläge auf die Familie sein.
Das Buch bietet allerdings eine Menge mehr als spannende Krimihandlung und einen Blick in die Vergangenheit. Ich als Leser erfahre viel über die mallorquinische Küche. Käse und Miesmuscheln stehen unter anderem im Mittelpunkt.

„...Schon seit dem 14. Jahrhundert sollen die Mallorquiner Käse hergestellt haben. Der war damals wohl ausgesprochen exquisit...“

Die Ermittlungen stocken schnell. Verdächtige haben ein Alibi. Außerdem sind die polizeilichen Zuständigkeiten auf Mallorca ziemlich kompliziert. Dann aber kommt es zu einem Raubüberfall. Plötzlich werden die komplizierten Zusammenhänge durchsichtig. Wieder hat Sven sehr viel Glück, dass er alles gut übersteht.
Eine Karte von Mallorca, ein Personenregister und etliche landestypische Rezepte ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Mehr davon!

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Aus reiner Habgier

Das Sterben auf Neuwerk
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„….In dieser Zeit war ihre heile Welt noch in Ordnung gewesen. Die Katastrophe brach erst viel später über ihre Familie herein...“

Diese Gedanken gehen der 42jährigen Karin bei ihre Anreise auf Neuwerk ...

„….In dieser Zeit war ihre heile Welt noch in Ordnung gewesen. Die Katastrophe brach erst viel später über ihre Familie herein...“

Diese Gedanken gehen der 42jährigen Karin bei ihre Anreise auf Neuwerk durch den Kopf. Die Insel steht für schöne Kindheitserinnerungen – bis die Familie zerbrach. Nun trifft sie nach Jahren ihre Brüder wieder. Anlass ist die Beisetzung des Vaters und die anschließende Testamentseröffnung. Doch zu letzterem kommt es nicht mehr. Beim Abendessen bricht Johannes, der älteste Bruder, tödlich zusammen. Einer Krankenschwester, die erste Wiederbelebungsversuche macht, fällt auf, das etwas nicht stimmt.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Hinzu kommt, dass Hauptkommissar Richard Bruns als einziger rechtzeitig auf die Insel kommt. Danach lässt die Wetterlage keinerlei Anreise oder Abreise mehr zu. Er arbeitet deshalb mit der Wasserschutzpolizisten Kluge zusammen, und bittet den Arzt, der gerade auf der Insel Urlaub macht und Johannes` Tod attestiert hat, ihm das Protokoll zu führen.
Die Spannungen in der Familie sind von Anfang an mit den Händen greifbar. Besonders unangenehm fällt Luise auf, die mit Albert verheiratet ist. Sie unterstellt Karin Habgier und ist mit ihrem Leben mehr als unzufrieden. Dabei ist das Erbe groß genug, dass jeder der vier Kinder damit ausgesorgt hätte.
Die örtlichen Gegebenheiten sorgen dafür, dass die Zahl der Täter überschaubar ist. Mir gefällt vor allem, dass ich als Leser bei allen Verhören dabei bin. Damit höre ich die Geschichte zwar mehrmals, aber jeweils aus anderer Sicht, wobei es wie meist die Kleinigkeiten in den Aussagen sind, die den Unterschied machen.
Frederick, der mit Johannes das Bankhaus leitet, hat eine ziemlich einseitige Einstellung zu seinen Kunden. Auch das kommt im Verhör zum Ausdruck.

„...Die Aussicht auf hohe Gewinne lässt sie jegliche Vorsicht über Bord werfen. Sie investieren ihr Geld in waghalsige Fonds, um dem Vermittler später die Schuld bei etwaigen Verlusten zu geben...“

Erst nach und nach erfahre ich, warum sich die Familie entzweit hat. Das Fehlverhalten des Vaters und ein Unfall haben tiefe Spuren hinterlassen.
Ab und an erfahre ich einiges über die Insel. Schon der Weg dorthin klingt abenteuerlich.

„...Aber über das Watt werden nicht nur Menschen, sondern auch Material transportiert. Von den Lebensmitteln bis zum Müll, alles wird mit einem Anhänger, der von einem Traktor gezogen wird, über das Watt transportiert….“

Es ist eine Information von Frederick, die den Kommissar letztendlich auf die richtige Spur bringt. Leider erlebt Frederick selbst die Auflösung nicht mehr. Wieder war es Habgier, die Menschenleben gekostet hat.
Zu den bewegendsten Stellen des Buches gehört der Abschiedsbrief des Vater an seine Tochter Karin. Reue und die Bitte um Vergebung stehen im Mittelpunkt.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Neben den Ermittlungen ließ er viel Raum für menschliche Befindlichkeiten. Außerdem entließ er mich mit der Hoffnung auf einen Neuanfang zwischen den verbliebenen Geschwistern.

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