Anspruchsvoller Klassiker
Die Forsyte Saga„...Die Gegenwart ist mit der Vergangenheit verkettet, die Zukunft mit beiden. Davon kommt keiner los...“
Genau diese Zusammenhänge legt der Autor in seinem dreiteiligen Familienepos dar. Er spannt den ...
„...Die Gegenwart ist mit der Vergangenheit verkettet, die Zukunft mit beiden. Davon kommt keiner los...“
Genau diese Zusammenhänge legt der Autor in seinem dreiteiligen Familienepos dar. Er spannt den Bogen über vier Generationen der Familie Forsyte. Den äußeren Rahmen bildet ein Haus, das im ersten Teil gebaut und am Ende der Saga verkauft wird.
Die vorliegende Ausgabe ist eine Neuauflage, der eine in Wien erschienene Ausgabe aus dem Jahre 1925 zugrunde liegt. Der Text wurde etwas modernisiert und überarbeitet.
Die drei Teile tragen die Titelblatt
- Der reiche Mann
- Unter Fesseln
- Zu verkaufen
Im Schriftstil blieb sich der Autor in allen drei Teilen treu. Die ausgefeilte Sprache zeichnet sich durch Detailgenauigkeit der Handlung und bildhafte Beschreibung der Landschaft auf. Der Umgang mit Metaphern gelingt dem Autor perfekt.
„...Die Amseln sangen sorglos in den Büschen, die Schwalben flogen hoch, die Blätter über ihnen glänzten; und über den Feldern brannte in der Sonne junges Laubwerk jeder Schattierung...“
Der kleinteilige Erzählstil mag heute so nur selten üblich sein, wirft aber ein besonders Licht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse zur Viktorianischen Zeit und in den Folgejahren. Gleichzeitig erlaubt er einen Einblick in die Gedanken und Wünsche der Protagonisten. Die Familie Forsyte gehört zur gehobenen Mittelschicht.
„...Die Forsytes hatten es alle so weit gebracht, dass sie nun als gutsituierte Leute, wie man es nennt, eine gewisse Stellung einnahmen. Sie hatten ihr Vermögen in allen möglichen Aktien angelegt...“
Der erste Teil beginnt mit Junes Verlobung. Ihr Auserwählter ist Architekt. Von ihm lässt sich Soames Forsyte ein Haus bauen. Gerade Soames hat die Prinzipien der Familie Forsyte verinnerlicht. Besitz ist dazu da, ihn zu behalten und zu vermehren, koste es, was es wolle. Zu Besitz zählt dabei auch die eigene Frau. Damit sind allerdings Probleme vorprogrammiert, denn Liebe lässt sich nicht erzwingen.
Im zweiten Teil will Soames die Scheidung von seiner Frau, weil er ein Auge auf die junge Französin Annette geworfen hat. Er will ein Kind. Doch will er die Scheidung wirklich? Seit zwölf Jahren leben sie getrennt. Trotzdem betrachtet er sie noch als seinen Besitz. Es wäre einfacher, wenn sie zu ihm zurückkehren würde, als wenn er sich neu binden würde. Sehr schnell werden andere Familienmitglieder in den Konflikt verstrickt.
Im letzten Teil steht die Generation der Kinder im Mittelpunkt. Sich sehen und sich verlieben geschieht blitzartig. Haben sie aber ein Chance auf Grund der Vergangenheit der Familie?
Die Trilogie erzählt nicht nur eine Familiengeschichte. Einen breiten Rahmen nehmen Malerei und Literatur ein. Während Soames Bilder sammelt, die später Profit versprechen, nimmt June mittelloser Künstler an. Das Fazit der Saga fasst Soames gekonnt in Worte:
„...Und doch hatte er mitunter das Gefühl, als sei die Blütezeit der Familie vorüber und ihr Besitzinstinkt im Aussterben begriffen. Sie schien unfähig, Geld zu machen – diese vierte Generation...“
Auch die politischen Geschehen der Zeit bestimmen die Handlung. Genannt sei insbesondere der Burenkrieg.
Ein Stammbaum, ein Nachwort und eine Zeittafel ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.