Spannender Krimi
Mord in Montagnola„...Anfangs war er vor allem wütend gewesen. Aber die Zeit hatte ihn mürbe gemacht. Es drang kaum Licht durch die Türritzen bis auf den Grund seines Gefängnisses, und obwohl draußen die Sonne schien, war ...
„...Anfangs war er vor allem wütend gewesen. Aber die Zeit hatte ihn mürbe gemacht. Es drang kaum Licht durch die Türritzen bis auf den Grund seines Gefängnisses, und obwohl draußen die Sonne schien, war es hier unten kühl und klamm...“
Mit diesen Zeilen beginnt ein spannender Krimi, der mir auch die Landschaft des Tessin näher bringt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich gut der gegebenen Situation an.
Moira ist für ein paar Wochen aus Deutschland zu ihrem Vater nach Montagnola gekommen. Der hatte vor kurzem einen leichten Schlaganfall, ist aber wieder fit. Im Ort trifft sie Luca, der jetzt als Rechtsmediziner arbeitet. In ihrer Kindheit hatten sie viel gemeinsam unternommen.
Als in einem Eiskeller des Ortes ein Toter gefunden wird, soll Moira bei der Polizei als Übersetzerin aushelfen. Damit ist sie schnell in den Kriminalfall involviert.
Nebenbei erfahre ich eine Menge über den Ort.
„...Neu war für sie die Schilder, die an jeder Ecke auf Hermann Hesse hinwiesen, der viele Jahre in Montagnola gelebt hatte. Der Gemeinde war klar geworden, dass der berühmte Einwohner jede Menge deutscher Touristen anlocken würde...“
Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Angeblich ist jeder mit dem Toten gut ausgekommen. Dann aber werden nach und nach seine dunklen Seiten sichtbar.
Moira hat einen unverfälschten Blick auf das Geschehen. Außerdem fehlt ihr der gnadenlose Ehrgeiz der Polizei. Natürlich möchte auch sie, dass der Fall gelöst wird. Sie sieht aber auch die Menschen dahinter und deren Befindlichkeiten.
Das Privatleben wird gekonnt in das Geschehen eingebunden, sei es, dass ich beim Schleudern des Honigs zusehen darf oder die Verkostung des Grappa erlebe. Auch über Moiras Vergangenheit erfahre ich alles Wesentliche. Ein persönlicher Schicksalsschlag hat sie sensibilisiert für die Nöte ihrer Mitmenschen. Gut ausgearbeitet sind ihre Gespräche mit Luca.
„….Aber was ist ein Leben, wenn nicht eine Sammlung von guten Erinnerungen. Wer keine hat, ist viel bedauernswerter...“
Ganz nebenbei zeigt sich, dass auch außerhalb des Mordgeschehens der eine oder andere im Ort Dreck am Stecken hat.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.