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Veröffentlicht am 16.04.2022

Das Geheimnis der Lady Georgina

Umwege der Liebe
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„...Eines Tage würde sie eine Lady sein, die ihren eigenen Schreibtisch und ihre eigene Feder hatte und spätabends wichtige Briefe schrieb. Natürlich musste sie erst einmal lernen, den Griffel richtig ...

„...Eines Tage würde sie eine Lady sein, die ihren eigenen Schreibtisch und ihre eigene Feder hatte und spätabends wichtige Briefe schrieb. Natürlich musste sie erst einmal lernen, den Griffel richtig zu halten...“

Etwa sieben Jahre alt ist Georgina im Jahre 1800, als ihr im Prolog diese Gedanken kommen. Mir als Leser erschließt sich der Sinn erst einige Zeit später.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Liebesroman geschrieben. Der Schriftstil passt zum Genre. Er ist leicht, stellenweise humorvoll und lässt sich flott lesen.
Aus Georgina, Schwester des Herzogs von Riverton, ist mittlerweile eine junge Dame geworden. Dreizehn Jahre sind seit dem Prolog vergangen. Nun gibt sie in London ihr Debüt. Darauf hat sie sich akribisch vorbereitet. Sie weiß genau, wen sie heiraten will.

„...Sie hatte einen Plan, und solange sie nicht zuließ, dass ihre Gefühle ihren Verstand vernebelten, würde sie diesen Plan bis aufs Letzte durchführen und alles würde gut werden...“

Pläne haben nur leider manchmal die Eigenschaft, dass sie nicht so in Erfüllung gehen, wie man sich das vorgestellt hat. Auch dies muss Georgina noch lernen.
Auf dem Ball tanzt ausgerechnet Colin McCrae mit ihr. Der Schotte gehört weder zu ihrer Gesellschaftsschicht, noch hat er einen Titel. Allerdings ist er mit Herzog Ryland befreundet. Genaueres über ihre jahrelange Beziehung bleibt aber der Gesellschaft verborgen.

„...Es war interessant, sich in der gesellschaftlichen Oberschicht zu bewegen, aber es war sehr beunruhigend zu wissen, dass keine der jungen Damen, denen er regelmäßig begegnete, ihn als standesgemäße Partie betrachten würde...“

Georgina kommt mir am Anfang als verzogenes Gör vor, das nichts anderes im Sinn hat, als sich einen wohlhabenden Mann mit Titel zu angeln. Es ist immer wieder die Rede, von einem Geheimnis, das nicht einmal ihre Familie kennt und das sie über die Jahre gut verschleiert hat. Colins Eindruck von Geoina iest sich so:

„...Colin hätte beinah aufgestöhnt, als ihm bewusst wurde, dass ein Besuch Rylands bei seiner großen Liebe (Anmerkung: gemeint ist Lady Miranda, Georginas Schwester) auch bedeutete, Zeit mit dieser kleinen, berechnenden Wichtigtuerin zu verbringen...“

Nach und nach aber erkennt Colin und mit ihm ich als Leser, dass Georginas Fassade ihr wirklichen Wesen verbirgt. Darunter steckt eine junge Frau voller Mitgefühl, die sich für ihre Freunde einsetzt Colin ist derjenige, der hinter ihr Geheimnis kommt. Es nötigt ihm Bewunderung ab, wie gekonnt sie in der Vergangenheit damit umgegangen ist. Das bedurfte exakter Planung und einen gehörigen Schuss Selbstbewusstsein.
Allerdings trifft es ihn hart, als Georgina ihm zu verstehen gibt, dass sie sich von Gott ungeliebt fühlt wegen ihrer Unzulänglichkeit. Hier gewinnt das Buch an Tiefe. Colin, der zu seinem Glauben steht, führt sie in die Welt der Bibel.

„...Vertraue darauf, dass Gott dir gibt, was du brauchst, wenn du es brauchst. Wenn du es zu früh bekommst, verlegst du es vielleicht...“

Die Autorin erlaubt mir einen Einblick in die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit. Der äußre Schein musste stimmen. Perfektion war gefragt. Das gilt natürlich nicht für alle, prägte aber die öffentliche Meinung. Nur, wer es sich leisten konnte, setzte sich darüber hinweg.
Es gibt noch einiges Auf und Ab, bis Georgina zu ihrem wirklichen Leben steht.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Eine starke Frau

Das Land, von dem wir träumen
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„...Ich habe meine Ausbildung als Lehrerin mit Bravour überstanden. Als Jahrgangsbeste! Dann aber komme ich zurück aus Innsbruck und will endlich unterrichten, doch statt der Berufung an eine Schule erwartet ...

„...Ich habe meine Ausbildung als Lehrerin mit Bravour überstanden. Als Jahrgangsbeste! Dann aber komme ich zurück aus Innsbruck und will endlich unterrichten, doch statt der Berufung an eine Schule erwartet mich ein Berufsverbot…..“

Franziska ist sauer, richtig sauer. Ihr Vater Ludwig Bruggmoser hatte ihr das Studium ermöglicht. Nun aber macht Italien ernst. In Südtirol darf nur noch in italienischer Sprache unterrichtet werden, denn seit Ende des Ersten Weltkriegs gehört Südtirol zu Italien. Franziska aber kann noch kein Italienisch.
Mit dem Buch beginnt die Autorin eine Saga über Südtirol. Die Geschichte ist abwechslungsreich und deutet schon an, wo die Reise in der Zukunft hingeht.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er lässt sich flott lesen.
Nachdem Franziska mitbekommt, wie Schüler, die kein italienisch beherrschen, in der Schule abgestraft werden, gründet sie in einem alten Turm auf dem Gelände ihres Vaters eine geheime Schule. Nur erwischen darf sie sich nicht lassen.
Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden gut wiedergegeben. Während sich Franziska mit den Verhältnissen nicht abfinden will, beugt sich ihr Vater dem Regime. Wunschgemäß hat er seinen Namen in Ponte geändert.

„...Immer schon haben die Landesfürsten uns kleinen Leuten gesagt, was wir zu tun und zu lassen haben. […] Sie alle gieren nach Steuern und wollen, dass wir gute Untertanen sind. Das ist alles. Ich sage dir, wenn wir den Kopf unten halten, dann passiert uns am wenigsten...“

Noch ahnt der Vater nicht, wie hoch der Preis für diese Einstellung ist. Er merkt zwar, dass ihn die Nachbarn schneiden, doch Folgen für den Hof sollte es erst später haben.
Der Krieg hat tiefe Spuren in der Familie hinterlassen. Zwei Söhne sind gefallen. Die Mutter versinkt zeitweise in Schwermut. Franziska formuliert das so:

„…Der älteste Bruder rannte davon und versuchte, sich mit Obstrand umzubringen. Wenn er das nicht schaffte, würde er früher oder später auf einem der steilen Wege in die Berge abstürzen. […] Und Andreas, der Jüngste, der ihr der Liebste war? Genau wie Leopold war er aus dem Krieg zurückgekommen, […] doch seine einstige Fröhlichkeit war dahin...“

Mit Andreas war Wilhelm auf den Hof gekommen. Als bayrischer Bauernsohn hatte er alles verloren und verdingte sich nun als Knecht.
Leah, Franziskas Freundin, die als Goldschmiedin bei ihrem Vater arbeitet, ist Jüdin. Auch das Geschäft der Familie bekommt die ersten Repressalien zu spüren. Es beginnt der politische Aufstieg des Duke.
Das Buch ermöglicht mir einen Blick in den Widerstand, der sich in Südtirol formiert. Gleichzeitig wird deutlich, wie hart und brutal das Regime durchgreift. Für Franziska wird das Leben zur Gratwanderung. Es sind ihre Ideen, die den Hof am Leben erhalten. Doch noch ist dr Vater der Meinung, dass nur der älteste Sohn erben darf. Was soll dann werden?
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie hat nichts an ihrer Aktualität verloren, denn sie zeigt, was passiert, wenn man Menschen ihre Identität und ihre Wurzeln nimmt.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Spannendere historischr Roman

Töchter der Speicherstadt – Der Duft von Kaffeeblüten
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„...Die Fazenda war ihr Zuhause! Wie konnte ihr Vater die Plantage nur verkaufen! Maria sog die schwüle Luft so tief in ihre Lungen, als könne sie damit die wilden Teufel in ihrem Inneren beruhigen...“

Maria ...

„...Die Fazenda war ihr Zuhause! Wie konnte ihr Vater die Plantage nur verkaufen! Maria sog die schwüle Luft so tief in ihre Lungen, als könne sie damit die wilden Teufel in ihrem Inneren beruhigen...“

Maria ist sauer. Eines aber ahnt sie nicht. Ihr Vater ist schwer krank. Deshalb kann er die Plantage nicht länger behalten. Dann aber kommt alles ganz anders. Der Kaffeehändler Johann Behmer kauft nicht die Plantage, sondern er heiratet Maria und nimmt seine junge Frau mit nach Hamburg. Mit der Hochzeit wird er der Besitzer der Fazenda.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte beginnt 1889 und endet im Jahre 1918.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er sorgt außerdem für einen zügigen Lesefluss.
Johann und sein Zwillingsbruder Alfons gehört das Handelshaus Brehmer & Söhne. Kurz nach Johanns Rückkehr aus Brasilien stirbt seine Mutter. Dass ihr Tod Jahre später zu einer Zerreißprobe zwischen den Söhnen werden wird, ahnt jetzt noch niemand. Ich als Leser allerdings kenne die Vorgeschichte aus dem Prolog.
Gertrud, Alfons Frau, lässt Maria von Anfang an spüren, dass sie unerwünscht ist. Doch die junge Frau ist eine Kämpferin Einerseits wurde sie sehr selbstbewusst erzogen, andererseits hat sie auf der Fazenda des Vaters eine Menge über Kaffeeanbau und dessen Zubereitung gelernt.

„...Der Anbau von Kaffee ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Guter Kaffee verlangt Respekt vor der Natur. Wussten Sie, dass ein junger Strauch seine ersten Früchte nach drei Jahren trägt, aber erst im fünften Jahr geerntet werden kann?...2

Sie hatte nie vor, nur Hausfrau und Mutter zu sein, Das aber passt nicht in Gertruds Weltbild, die sich über ihre Kinder definiert. Als Gertrud Frauen der besseren Gesellschaft ins Haus Brehmer einlädt, erklärt ihnen Maria, was bei Kaffee zu beachten ist.

„...Und er darf niemals bitter werden. Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Zucker und Sahne dem Geschmack zuträglich seien. Sie können einen ruinierten, falsch gerösteten übersäuerten Kaffee nicht retten. Sie sind nur Verzierungen, die eine schlechte Bohne verbergen sollen...“

Gertrud versucht außerdem, in der Ehe von Johann und Maria Unfrieden zu säen. Maria aber lotet ihre Möglichkeiten aus.
Gekonnt werden die gesellschaftlichen Ereignisse in die Handlung geflochten. Dazu gehört die Choleraepedemie in Hamburg. Mit ihrem Einsatz für die Bewohner des Gängeviertels verschafft sich Maria Respekt und Anerkennung.
An vielen Stelen fällt die bildhafte Sprache der Autorin auf.

„...Liebe war ein flüchtig Ding, vergänglich wie die Schönheit des Kirschbaums dort hinter dem Haus, aus dem jetzt eine Windböe ein Meer aus Blüten löste...“

Es sind die verschiedenen Gespräche, die einen Einblick in die Zeitverhältnisse geben. Mancher hängt mit allen Fasern am Althergebrachten, andere zeigen sich für Marias Ideen aufgeschlossen. Der eine oder andere Satz klingt fast philosophisch.

„...Bedenken Sie, dass aus jeder Option zwar Möglichkeiten entstehen, aber auch andere verwehrt werden. Was Sie heute beschließen, wird Ihren Weg auf Jahre bestimmen. Der Zug des Lebens geht immer nur voraus, nie zurück...“

Und dann kommt der Erste Weltkrieg. Danach ist nichts mehr, wie es war. Fehlentscheidungen rächen sich bitter, Lebensträume zerbrechen. Maria aber hat die Kraft für einen Neuanfang.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich möchte mit einem Zitat enden, das nichts von seienr Realität verloren hat.

„...Kriege haben die Angewohnheit, ein gefährliches Eigenleben zu führen. Vor allem, wenn unbeugsame Selbstüberschätzung auf allen Seiten im Spiel ist...“

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Vom Dunkel ins Licht

Scherben
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„...Jeder Tag ist so schwer zu überstehen. Dabei wussten wir doch alle schon seit Jahren, was auf uns zukommt. Es hat sich immer so weit weg angefühlt, so surreal...“

Diese Worte stammen aus dem Tagebuch ...

„...Jeder Tag ist so schwer zu überstehen. Dabei wussten wir doch alle schon seit Jahren, was auf uns zukommt. Es hat sich immer so weit weg angefühlt, so surreal...“

Diese Worte stammen aus dem Tagebuch von Fiona. Die 17jährige ist in ihrer Trauer gefangen wie in einem Kokon. Sie lässt nichts und niemand an sich heran.
Die Autorin hat einen bewegenden Jugendroman geschrieben. Die Geschichte ist tiefgründig und voller Emotionen. Sie wird von Fiona erzählt.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er passt zur Zielgruppe. Die Autorin versteht es, Verletzlichkeit, Wut und Trauer in die richtigen Worte zufassen. Doch es sind nicht nur die Worte, sondern auch die Taten der Protagonisten, die deren Gefühle ausdrücken.
Fionas Vater ist Pfarrer. Er redet nicht nur von der Liebe Gottes, sondern mit seiner Frau beweist er sie ebenfalls durch Taten. Dazu gehört, dass die Familie immer mal wieder Kinder und Jugendliche aufnimmt, die kurzzeitig aus ihren Umfeld genommen werden. Momentan ist der 17jährige Milan bei ihnen. Er weist nicht nur körperliche, sondern ebenfalls seelische Narben auf. Fionas erste Reaktion ist abwartend.

„...Egal, wie schwer es für mich war, es musste einen Grund geben, warum Milan nicht mehr bei seiner Familie war. Ich wünschte ihm wirklich, dass er in unserem Haus Frieden finden würde – aber bitte so, dass mir meiner nicht genommen würde...“

Doch Fiona hat nicht nur mit ihrer Trauer zu kämpfen. Sie hat den Glauben verloren. Außerdem wird sie in der Schule gemobbt. Und dann begeht Milan einen Fehler, der Fiona am Boden zerstört.

„...Ach, ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, anstatt einfach darauf zu vertrauen, dass alles gut gehen würde. Natürlich ging nie alles gut...“

Anderseits ist dieser Moment ein Wendepunkt. Plötzlich erhält Milan einen Blick für Fionas Verletzungen. Außerdem rüttelt ihn ein Gespräch mit seiner Therapeutin auf.
In entscheidenden Momenten verwendet die Autorin eine kurze und punktgenaue Sprache. Dann gibt es kein wort zu viel.

„….Ich hielt Milan. Er hielt mich. Ich machte ihn stark. Und er mich...“

Erstaunlich ist das unbedingte Vertrauen, dass die Eltern in Fiona und Milan setzen. Sie sehen, wie beide miteinander ringen, aufeinander zugehen. Sie bekommen das Auf und Ab zwischen ihnen mit. Sie begleiten sie dabei, unauffällig und leise. Gerade der Vater ist als Gesprächspartner da, wenn er angesprochen wird. Er drängt sich nicht auf.
Amely, Fionas beste und einzige Freundin, ist aktiv im Hauskreis. Sie versucht, Fiona dazu zu bewegen, sich ihnen anzuschließen. Es ist ein Jugendgottesdienst, der die Wende bringt.

„...Wir brauchen diese Stürme in unseren Leben. Sie lassen uns wachsen und machen uns stärker. An Gott zu glauben, wenn alles glatt läuft und dein Leben super ist, ist nicht gerade schwer, oder?...“

Das Besondere des Buches besteht auch darin, dass jedes Kapitel anders endet. Mal ist es ein Gebet, mal eine Therapiesituation. Es sind diese Momente, die tiefen Einblick in das Seelenleben der Menschen geben, dir sich um Fiona befinden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist sicher keine leichte Kost, denn es wühlt stellenweise auf.Trotzdem ist es ein Buch voller Hoffnung.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Eine Familie und ihre Konflikte

Die Forsyte Saga
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„...Die Forsytes sind ein verschrobener Haufen, darauf kannst du dich verlassen – du wirst noch dahinter kommen, wenn du älter wirst….“

Das sagt Jolyon, der Senior des Hauses, zu seiner Enkelin June. ...

„...Die Forsytes sind ein verschrobener Haufen, darauf kannst du dich verlassen – du wirst noch dahinter kommen, wenn du älter wirst….“

Das sagt Jolyon, der Senior des Hauses, zu seiner Enkelin June. Die feiert gerade ihre Verlobung mit dem Architekten Philip Bosinney.
Das Buch ist die Neuauflage der Klassiker. Es stammt also aus einer anderen Zeit mit völlig anderen Verhältnissen. Es Sit nicht ganz einfach, das bei der Bewertung und der Rezension angemessen zu berücksichtigen.
Auffallend ist der Sprachstil. Er zeichnet sich durch Detailgenauigkeit aus. Das betrifft die Beschreibung des Ortes, die Charakterisierung der Protagonisten, aber auch die Darstellung der Abläufe. Dazu gehören auch mit Metaphern gespickte Naturbeschreibungen.

„...Es war ein Frühlingstag, der jeden mit einem unaussprechlichen Verlangen, einer schmerzlichen Süße, einem Sehnen erfüllte, dass er wie gebannt dasteht, die Blätter oder Gräser anschaut und die Arme ausbreiten möchte, um zu umarmen...“

Die Forsytes gehören zur Mittelschicht. Darauf sind sie stolz. Geschäfte werden grundsätzlich nicht unter einer gewissen Mindestsumme gemacht.

„...Die Forsytes hatten es alle so weit gebracht, dass sie nun als gutsituierte Leute, wie man es nennt, eine gewisse Stellung einnahmen. Sie hatten ihr Vermögen in allen möglichen Aktien angelegt...“

Das Leben ist geprägt von Klatsch und Tratsch. Eine innere Spannung ergibt sich aus den komplexen Beziehungen der Protagonisten. Man mag sich nicht, aber man kann nicht ohne einander. Familie hält zusammen. Ausgeschlossen werden nur die ihrer Ansicht nachschwarzen Schafe.
Der Architekt wird kritisch beäugt. Ihm fehlt der finanzielle Hintergrund. Dann aber lässt sich Soames ein Haus von ihm bauen. Damit beginnen aber die Probleme, die schon einen Zerfall der Familie andeuten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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