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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.04.2023

Komplizierte Ermittlungen

Venezianische Finsternis
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„...Der Einbrecher stieg ohne einen weiteren Blick über sein Opfer und verließ fluchtartig den Laden. Jetzt war es eine Frage der Zeit, ob Francesco überleben würde...“

Mit diesen Zeilen ändert der Prolog, ...

„...Der Einbrecher stieg ohne einen weiteren Blick über sein Opfer und verließ fluchtartig den Laden. Jetzt war es eine Frage der Zeit, ob Francesco überleben würde...“

Mit diesen Zeilen ändert der Prolog, der mich logischerweise mit einer Menge an Fragen zurück ließ.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet und sorgt für den hohen Spannungsbogen.
Caruso findet Francesco rechtzeitig. Noch ahnt er nicht, dass sein Freund zur falschen Zeit am falschen Ort war. Der Einbruch war nur die eine Seite der Medaille. Dem ging ein grausamer Mord an einem Antiquitätenhändler voraus.
Der Fall landet bei Commissario Luca Brassoni.

„...Manchmal hasse ich meinen Job. Es hört nie auf. Du erwischst einen Täter und es kommen zehn neue hinzu...“

Brassoni muss zur Zeit auf seinen Kollegen Maurizio Goldini verzichten. Der ist in Elternzeit. Die entscheidende Frage für den Fall dürfte sein: Was war im Tresor des Antiquitätenhändlers? Keiner scheint das zu wissen. Auch seine Familie schweigt.
In Venedig wird allerdings in wenigen Tagen eine Ausstellung für altägyptische Kunst eröffnet. Das war das Hobby des Händlers.
Ab und an darf ich als Leser einen Blick in die Psyche des Täters werfen.

„..Wenn alles so lief, wie er es geplant hatte, würde er seine Stadt in Kürze für eine ganze Weile verlassen müssen. Aber alles hatte eben seinen Preis...“

Während Brassoni allen möglichen Spuren nachgeht, nutzt Maurizio seine privaten Kontakte zu Elena Frascati, der Kuratorin des Museums, um Informationen zu bekommen. Die Frau hat Angst, aber sie will nicht darüber reden.Gleichzeitig benimmt sich der Sohn des Toten verdächtig. Auch er sagt nicht die Wahrheit.
Währenddessen wartet Caruso am Bett seines Freundes Francesco, dass der aus dem Koma aufwacht. Caruso ist Journalist. Er lässt seine Kontakte spielen, um an Informationen zu kommen.
Die Gespräche mit den unterschiedlichen Personen zeigen, dass der nette Antiquitätenhändler auch seine dunklen Seiten hatte.
Gekonnt verknüpft die Autorin die Ermittlungen mit den Privatleben der Protagonisten. Das macht die Geschichte nicht nur spannend, sondern lebendig.
Es sind viele Kleinigkeiten, über die der Täter zuletzt stolpert.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Schöne Märchen

Liebes-Märchen aus fernen Ländern
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„...Der Ziellose erleidet sein Schicksal – der Zielbewusste gestaltet es...“

Dieses Zitat ist dem ersten der sieben im Buch enthaltenen Märchen vorangestellt. Der Autor hat vorhandene Märchen auf neue ...

„...Der Ziellose erleidet sein Schicksal – der Zielbewusste gestaltet es...“

Dieses Zitat ist dem ersten der sieben im Buch enthaltenen Märchen vorangestellt. Der Autor hat vorhandene Märchen auf neue Art erzählt. Er führt mich dabei in sieben Länder unserer Erde.

„...Mein Prinz, die Zauberei ist eine mächtige Kraft, sie kann heilen oder zerstören, sie könnte Euch schützen oder als Waffe dienen, um Euch gegen das Euer Schicksal zu wehren...“

Drei Bedrohungen sind es, die dem ägyptischen Prinz schon zu seiner Geburt genannt wurden. Als junger Mann hat er es satt, abgeschirmt von der Welt zu leben, nur damit ihm nichts passiert. Nachdem er sich mit Magie beschäftigt hat, zieht er in die Welt. Was ihm dort begegnet? Das wird in einer spannenden Handlung beschrieben.

„...Eure Tochter hat diesen Tapir mit einem einzigen Pfeil erlegt...“

Doch der Vater lacht seine Tochter und deren Freund aus. Das Märchen erzählt die Geschichte der ersten Amazone. Sie zahlt allerdings einen hohen Preis für ihre Freiheit.

„...Es dauerte einige Zeit, bis Bohrah begriffen hatte, was passiert war. Der Fremde, ein Emu – Mann und damit sein erklärter Feind, hatte ihm das Leben gerettet...“

Wir wechseln nach Australien. Das Märchen erzählt die Geschichte einer Blutfreundschaft. Alles hätte so schön sein können, wäre da nicht ein Frau, die glaubt, sich wegen ihrer Schönheit alles erlauben zu können.

„...Da lag jemand. Es war ein Mann, aber einer, wie sie noch nie gesehen hatte. Seine Haut glänzte weiß wie die Gicht des Meeres...“

Der französische Arzt Mateo wird von einem Schiff an die Küste Madagaskar gespült – und trifft dort auf Nirina. Es entwickelt sich eine spannende Liebesgeschichte mit unerwarteten Wendungen.

„...Wer auf die linke Seite geht, der wird von einem geflügelten Wolf getötet werden...“

Ljubomir hat keine Wahl. Er ist auf der Suche nach seinen älteren Brüdern. Und die haben mit Sicherheit diesen Weg genommen. Es wird ein Weg voller Überraschungen, den dieses russische Märchen vorzeichnet.

„...Toyos Zuversicht wuchs. Sie führten noch immer mit zwei Treffern und waren in Ballbesitz...“

Zwei Sklaven sind auf den besten Weg, das Spiel gegen die Neffen es Herrschers zu gewinnen. Doch auch im Märchen kann nicht sein, was nicht sein darf. Es bleiben nur unfaire Mittel. Leider aber hat das Spiel noch ein zweites Ziel. Gewinnen die Sklaven, sind sie frei, verlieren sie, haben sie ihr Leben verwirkt. Toyo bekommt Hilfe von ungewohnter Seite.
Das letzte Märchen führt mich nach Island. Hier verzichte ich auf ein Zitat, weil mich das Märchen ein bisschen irritiert hat.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Zu erwähnen wäre noch die hochwertige Aufmachung, die sich an der Papierqualität und der Schmuckkante auf jeder Seite festmachen lässt.

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Die Spuren der Vergangenheit

Staub fliegt höher als Glitzer
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„...Tanzen! Sie wollte tanzen. Schwerelos schweben über all dem, was da unten am Boden auf ihre Schultern drückte...“

Diese Zeilen stammen aus dem Prolog. Sie finden sich später in einem der Kapitel wieder. ...

„...Tanzen! Sie wollte tanzen. Schwerelos schweben über all dem, was da unten am Boden auf ihre Schultern drückte...“

Diese Zeilen stammen aus dem Prolog. Sie finden sich später in einem der Kapitel wieder. Sie wurden dem Kapitel vorangestellt. Der Prolog wird so zu einer Art Klammer, die den ersten Teil des Buches zusammenhält.
Die Autorin hat einen bewegenden und tiefgründigen Jugendroman geschrieben. Es geht darum, den Sinn im eigenen Leben zu finden, aber auch die Schatten und Verletzungen der Vergangenheit aufzuarbeiten. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.Anfangs wechselt die Geschichte zwischen den beiden Protagonisten. Cleo ist eine von ihnen. Sie lebt in einer Wohngruppe.

„...Ungeduldig trommelte Cleo mit den Fingern auf ihren Oberschenkeln. Wann würde diese nervige Befragung endlich vorbei sein? Es war heiß in dem stickigen Büro des Kaufhausdetektivs...“

Warum Cleo klaut, weiß sie selber nicht so genau. Sie braucht die Dinge nicht. Es ist auch nicht der Kick, es zu können. Es scheint eher ihre Art der Vergangenheitsbewältigung zu sein. Was damals passiert ist, kommt erst nach und nach ans Licht.

„...Warum war er nur so frustriert? Es lief doch alles super. Aurelie, seine beste Freundin von Kindheit an und seit fast fünf Jahren seine Partnerin, war offensichtlich verliebt wie am ersten Tag...“

Daniel oder Danic, wie sein Künstlername lautet, ist der Star des Familienzirkus´. Zusammen mit Aurelie postet er die Kunststücke im Internet. Daniel aber will mehr. Er möchte Jura studieren. Wie jedoch soll er das seiner Familie beibringen?
Cleo bekommt Sozialstunden verordnet, die sie auf dem Friedhof absolvieren soll. Dort fühlt sie sich plötzlich angenommen. Sie lernt die Bestatterin Simone Lehmann kennen, die Cleo behutsam in ihre Arbeit mit einbezieht. Bei der Arbeit in der Kapelle sieht Cleo ein Bild von Jesu mit Schafen. Religion ist nicht ihr Ding. Ich mag aber trotzdem oder gerade deshalb ihren lockeren Umgang mit dem Thema.

„...Sorry, Jesus, ich hab jetzt keine Zeit dich anzuschauen, sagte Clementine in Gedanken zu dem Bild. Was war denn jetzt los? Seit wann sprach sie mit fiktiven Personen?...“

Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass der Jesus des Bildes ihr Gegenüber bei einem Gespräch ist. Mir gefällt, dass hier nichts aufoktroyiert wird. Es ist allein Cleos Entscheidung, sich Jesus auf dem Bild zuzuwenden.

Danic teilt seinen Eltern die Entscheidung für das Studium mit. Dabei entgegnet seine Mutter:

„...Das sagst du uns ausgerechnet heute...“

Die Worte lassen Danic nicht los. Welches Familiengeheimnis verbirgt sich dahinter?
Beide Handlungsstränge werden gekonnt zusammengeführt. Cleo und Danic reifen durch die Ereignisse.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Sehr spannend

Mallorquinische Strafe
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„...Catalina schloss die Augen in der vergeblichen Hoffnung, nach dem Öffnen aus dem Nachtmahr zu erwachen. Doch die Wirklichkeit löste sich nicht auf. Dreiundzwanzig vor Anker liegende Piratengaleeren ...

„...Catalina schloss die Augen in der vergeblichen Hoffnung, nach dem Öffnen aus dem Nachtmahr zu erwachen. Doch die Wirklichkeit löste sich nicht auf. Dreiundzwanzig vor Anker liegende Piratengaleeren in der Bucht von Sóller!...“

Mit diesem Ereignis aus dem Jahre 1561 beginnt der Roman. Dann wechselt er in die Gegenwart. Jedes Jahr wird aus Anlass des Sieges über die Piraten in Sóller auf Mallorca ein Fest gefeiert, bei dem die Schlacht nachgestellt wird. Eigentlich ist es ein Freudenfest. In diesem Jahr aber gibt es zwei Tote.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Dafür sorgt der gut ausgearbeitete Schriftstil.
Der Fall landet bei Sargento Lluc Casanovas. Noch ist nicht klar, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt. Beide Opfer unterscheiden sich nicht nur im Alter. Frederico Fiol war selbstständiger Klempnermeister. Er redete gern und viel. David Medina galt als ruhig. Seine Welt war die Welt des Computers. Zum Ausgleich verdiente er sich auf einer Baustelle Geld fürs Studium.
Die Örtlichkeiten werden sehr anschaulich beschrieben.

„...Knallige Bougainvillea, Wildrosen und Zitrushaine explodierten in bunten Farben bis hoch zu den stufenförmig angelegten Olivenbaumterrassen der Berghänge...“

Nach ersten Ermittlungen zeichnet sich ein möglicher Verdächtiger ab. Als Leser weiß ich immer genauso viel wie die Ermittler. Dadurch kann man schön mitdenken und mitraten. Allerdings geht man dabei auch alle Umwege mit.
Dann wird plötzlich ein Foto von David und seinem Vater gepostet. Der Absender ist schnell gefunden. Er behauptet, den Auftrag vor Tagen von David bekommen zu haben. Jaime, ein Freund von David, erkennt die Option.

„...Es dient der Absicherung. Nach dem Motto: Falls mir etwas zustößt, ist eine Sequenz von Ereignissen eingerichtet...“

Damit scheint sich der Verdacht der Ermittler zu erhärten. Llucs Mitarbeiterin Gual erinnert sich an Llucs Ratschlag: Folgt der Spur der Zufälle. Und davon gibt es in Davids Familie mehrere. Wird das weiterhelfen?
Auf der Insel ist außerdem Isabel aufgetaucht. Die Gräfin recherchiert über einen Zweig ihrer Familie. Und sie scheint dabei nicht die einzige zu sein. Gibt es Verbindung zu den Morden?
Es bedarf hartnäckiger Nachforschungen, bis sich das Puzzle mit einem überraschenden Motiv und einen unerwarteten Täter löst.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Ein Buch voller Glaubenstiefe

Und etliches fiel auf den Fels
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„...Die Kirche ist in der Krise. Wäre die Institution ein großes Schiff, sie würde nicht mit Vollgas auf den Eisberg zurasen. Sie hat ihn bereits gerammt und ist am Sinken...“

Mit diesen Sätzen beginnt ...

„...Die Kirche ist in der Krise. Wäre die Institution ein großes Schiff, sie würde nicht mit Vollgas auf den Eisberg zurasen. Sie hat ihn bereits gerammt und ist am Sinken...“

Mit diesen Sätzen beginnt das Vorwort zur ersten vollständigen Übersetzung des Buches im Jahre 2023, dass 1941 in Schweden veröffentlicht wurde. Die deutsche Übersetzung von 1952 war unvollständig.
In drei Geschichten zeigt der Autor, dass die Konflikte um den rechten Glauben und das Verhältnis zur Kirche zeitlos sind. Die Erzählungen führen uns in die Jahre1808, 1879 und 1937 in die kleine schwedische Gemeinde Ösesee.
Die erste Geschichte beginnt mit Diskussionen über den Krieg. Die Weltmächte sind gerade dabei, Finnland zwischen sich zu zerreiben. Auch der Pastor diskutiert mit.

„...Es ist Übermut einer von kleinen Nation, den großen trotzen zu wollen. Haben nicht Bonaparte und der russische Zar in Tilsit gestanden, die Karte vor sich auf dem Tisch, und haben die Welt aufgeteilt?...“

Das Zitat zeigt schon, dass auch dies Thema aktuell wie nie ist, der Schriftstil sich aber den damaligen Verhältnissen anpasst.
Im Mittelpunkt steht der Hilfsprediger Savonius. Ein Krankenbesuch bringt seinen Glauben ins Wanken. Es geht um Gnade, Sündlosigkeit, Erweckung und Leben nach den Geboten. Jahre später aber muss er erkennen, dass er dabei ist, in Selbstgerechtigkeit zu fallen.

„...Wer war er, dass er hier stand und richtete? Was wusste er von Gustav? […] War er nicht selbst ein Sünder, der alle Versöhnungskraft des Kelches nötig hatte, den er in den Händen hielt?...“

Die innere Zerrissenheit und der Kampf um die rechte Gesinnung werden gut wiedergegeben.
In der zweiten Erzählung ist es der Hilfsprediger Fridfeldt, der viel auf die Erweckung hält. Heißt das aber, dass man all das Alte über Bord werfen sollte? Der Pfarrer warnt:

„...Aber siehst du, wer A sagt, muss auch B sagen. Diese Art von Freiheit hält nicht auf Dauer. Man muss ja doch irgendwelche Fässer haben, um den Wein einzufüllen...“

Sehr bald zeigt sich, dass die neue Form des Glaubens im Alltag nicht angekommen ist. Streitigkeiten und Betrügereien unter den Bauern gehen weiter. Der Pfarrer schlichtet auf seine ruhige und weise Art. Auch Fridfeldt erkennt, dass es nur Jesus allein ist, der Gnade hervorbringt. Der Mensch ist und bleibt Sünder.
Die dritte Geschichte hat mir am besten gefallen. Torvik kommt nach Ödesee. Das Pfarrhaus ist heruntergekommen. Die Gemeindearbeit stagniert. Am liebsten würde er sich um eine Stelle an der Universität in Uppsala bewerben. Doch ein Traum zeigt ihm, dass er gerade hier in der Gemeinde gebraucht wird.
Er bleibt und es entwickelt sich eine lebendige Gemeinde. Doch die neue Freiheit hat auch Schattenseiten. Zählt das Evangelium noch oder darf man den Glaube locker sehen? Hier wird das gekonnt an Lebensbildern verdeutlicht.
Das buch hat mir sehr gut gefallen. Der zukünftige Leser aber sollte wissen, dass er sich auf sehr in die Tiefe gehende Glaubensgespräche einlassen muss, wenn er den Sinn des Handlung erfassen will.

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