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Veröffentlicht am 10.03.2022

Schöne Familiensaga

Der Ahorn und das rote Land
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„...Faire Arbeitsbedingungen müssen in unserem Betrieb an oberster Stelle stehen. Ich für meinen Teil will zufriedene Arbeiter und keine Revolte….“

Mit dieser Aussage steht Felix, Geschäftsführer der ...

„...Faire Arbeitsbedingungen müssen in unserem Betrieb an oberster Stelle stehen. Ich für meinen Teil will zufriedene Arbeiter und keine Revolte….“

Mit dieser Aussage steht Felix, Geschäftsführer der Schuherzeugung Breitenbach & Sohn, nicht allein. Sein Vater Theodor und sein Onkel Georg sind ganz seiner Meinung.
Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung ihrer Familiensaga geschrieben, Obwohl ich die ersten Bände nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.
Die Geschichte wird abwechselnd von den Geschwistern erzählt. Ab und an kommen Einblendungen von Chesmu aus Amerika. Damit erhält das Geschehen ganz unterschiedliche Facetten, denn jeder sieht die Familiengeschichte punktuell anders.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Isa, Felix` Schwester, arbeitet als Grafikerin in der Firma.

„...Die Männerwelt vertraute den beruflichen Fähigkeiten des weiblichen Geschlechts nicht, was Isa jedoch nicht davon abhielt, sich eine gerechtere Weltordnung zu wünschen, in der Frauen endlich für ihre Leistung anerkannt würden...“

In der eigenen Firma allerdings bekommen die Töchter gleiche Entwicklungschancen wie der Sohn. Und Felix weiß, was er an seinen Schwestern hat. Dann aber stürzt Isa bei einem Ausflug schwer. Plötzlich müssen die Weichen neu gestellt werden.
Caroline, das Nesthäkchen, ist noch auf einem Internat. In wenigen Wochen aber müssen Entscheidungen für ihre Zukunft gefällt werden.
Die äußere Spannung ergibt sich aus dem Weltgeschehen. Wir schreiben das Jahr 1911. Irgendwie taucht am Horizont schon das Gespenst eines Krieges auf.
Ein Zweig der Familie lebt in Amerika. Dort hat Rosa, Theodors Schwester, eine Schule gegründet. Ihre Tochter Julia ist mit Chesmu verheiratet. Er gehört zu den First Nations. Das bedeutet, dass er und seine Frau ihr Land nicht verlassen dürfen. Sie züchten Rinder.
Während in Deutschland Isa darum kämpft, die Folgen ihrer Verletzung zu überwinden, und Caroline die Familie mit neuen Ideen überrascht, bekommen Chesmu und Julia in Amerika mehr Rechte zugestanden. Ihr Sohn Sam darf die Schule der Großmutter besuchen. Hier fand ich allerdings die Stellen besonders spannend, wo es um die Zukunft von Sam ging. Der Junge lernt das Leben der Weißen kennen, aber auch das Leben seines Stammes im Reservat durch seinen Großvater. Eines Tages wird er sich entscheiden müssen, welchen Weg er geht.
Und dann ist es Krieg. Was wird er für die Familie bringen?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Schöne historische Geschichte

Goethe in Karlsbad
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„...Seit einer halben Meile lag wieder Schnee auf der Passstraße. Nebel kam auf, die Luft roch feucht. Die Pferde stießen ihre Hufe ins Weiß, um Halt zu finden...“

Es ist Anfang 1816, als Johann Wolfgang ...

„...Seit einer halben Meile lag wieder Schnee auf der Passstraße. Nebel kam auf, die Luft roch feucht. Die Pferde stießen ihre Hufe ins Weiß, um Halt zu finden...“

Es ist Anfang 1816, als Johann Wolfgang von Goethe auf den Weg nach Karlsbad ist. Er braucht Erholung und Zeit zum Schreiben. Bei einem abendlichen Spaziergang entlang der Tepla rettet er einem jungen Liebespaar das Leben. Er will sich für ihre Liebe stark machen. Hat er eine Chance?
Der Autor hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Er verbindet das Leben von Goethe mit einer Liebesgeschichte, die an dessen Werther erinnert. Gleichzeitig ist 1816 für Goethe ein besodneres Schicksalsjahr.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist stellenweise poetisch und fängt die Atmosphäre der Zeit gut ein.
Sehr detailliert wird das Leben in der Kurstadt beschrieben. Hier trifft sich, was Rang und Namen hat.

„...Die Gebresten egalisierten; alle. Die Heilung und Erholung suchten, waren im Bad gleichermaßen willkommen. Zwischen dem Adel des Geldes und dem Adel der Geburt wurde hier kein Unterschied gemacht...“

Das Liebespaar ist schon Gesprächsstoff in Karlsbad. Die junge Dame stammt aus adligen Haus und ist mit einem anderen verlobt. Der junge Herr ist der Sohn eines französischen Weinhändlers, der sich als Hugenotte in Erfurt niedergelassen hat und dort zu Wohlstand gekommen ist.
Auch dessen Eltern sind gegen die Verbindung. Sein Vater will das Geld nicht dem armen Adel hinterher schmeißen. Die Einstellung der Freifrau dagegen liest sich so:

„...Die edelste Form der Bewunderung ist die aus der Ferne. Die Sphären der Damen und Herren berühren sich in den guten Häusern ohnehin kaum...“

Doch Goethe kann seine Zeit in Karlsbad nicht genießen. Ein anonymer Brief ruft ihn zurück nach Weimar. Henri, der junge Mann, begleitet ihn.
Im Gegensatz zu den Regeln seiner Zeit hat Goethe die Frau, die er liebt, geheiratet. Sie führen eine erstaunlich offene Ehe. Allerdings zahlen beide einen hohen Preis dafür. Während Goethe prominent genug ist, um spitze Bemerkungen gekonnt an sich abprallen zu lassen, muss Christiane damit leben, dass sie nie in Goethes Kreisen akzeptiert wurde. Gegenüber Henris Mutter äußert er:

„...“Wir haben mit harter Münze dafür bezahlt, diesen Titel zu führen“, sagte Goethe bitter. „Wir zahlen heute noch – Madame von Goethe mehr als ich selbst.“...“

Eine weitere Reise nach Karlsbad bringt für das junge Paar die Entscheidung.
Ein inhaltsreiches Nachwort trennt Fiktion und historischer Wahrheit.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt Goethe als Mensch mit Fehlern, Schwächen und tiefen Gefühlen, weniger als Staatsmann und Dichter.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Humorvoll und spannend

Prost, auf die Jugend
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„...Resi gab keinen Mucks von sich und die Vermutung lag nahe, dass Resi sehr wohl bewusst war, dass Gassi gehen mit dem jungem Hauptkommissar etwas völlig anderes bedeutete als mit dem behäbigen Jäger ...

„...Resi gab keinen Mucks von sich und die Vermutung lag nahe, dass Resi sehr wohl bewusst war, dass Gassi gehen mit dem jungem Hauptkommissar etwas völlig anderes bedeutete als mit dem behäbigen Jäger Ferstel...“

Resi ist der Dackel des Jägers. Der hat in seiner weitläufigen Verwandtschaft eine Beerdigung und lädt den Hund in der Zeit bei Hauptkommissar Tischler ab. Noch kann Resi nicht ahnen, dass sie bei der Wanderung am nächsten Tag einen Toten findet.
Der Autor hat einen spannende Krimi mit viel Lokalkolorit und Humor geschrieben.
Der Schriftstil passt sich der Handlung an. Gut gefällt mir die Einbeziehung von Dialekt bei dne Gesprächen.
Der Tote hatte am Abend auf einer Hütte mit Freunden das bestandene Abi gefeiert. Damit ergibt sich auch der Kreis der möglichen Täter.
Erste Gespräche zeichnen das Bild eines beliebten Jungen, der eine führende Rolle in der Eishockeymannschaft spielt. Doch sehr schnell bröckelt die Fassade.
Ich mag den Humor der Geschichte. Der Tote wird am Wochenende gefunden. Entsprechend ist die Reaktion des Pathologen.

„...Im Übrigen wär`s schön, wenn du deine Leichen unter der Woche aufstöbern würdest. Mein Schwager ist bei uns daheim und wir wollten grillen...“

Natürlich erfahre ich auch eine Menge über das örtliche Leben. Nicht jedes Geschäft bietet nur das, was in der Auslage liegt.
Gut dargestellt werden die jungen Leute. Ihre Charakterisierung reicht von betroffen bis überheblich. Achtung vor der Polizei ist nicht mehr die Regel. Einem aber zeigt Tischler geschickt die Grenze auf.
Dann aber wird Tischler auf ein Ereignis aus der Vergangenheit hingewiesen. Plötzlich gibt es neue Ermittlungsansätze.
Im Revier herrscht eine angenehme Atmosphäre. Das zeigt sich auch in den Gesprächen untereinander. Bei einem Einsatz klingt das so:

„..“War was?“, fragte Tischler seinen Kollegen. „Nein. Der wollte nur wissen, wie spät es ist.“ Scholl zwinkerte verschmitzt. „Hast du ihm eine befriedigende Antwort gegeben?! „Ja. Fünf vor zwölf.“...“

Tischlers Privatleben wird nicht ausgeklammert. Er ist nicht nur Kommissar, sondern auch Mensch. Das zeigt sich ebenfalls bei einem kurzen Blick in seine Kindheit.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu hat unter anderen das ausgewogene Verhältnis von Spannung und Humor beigetragen.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Sehr informativ

Der kleine Major Tom. Band 13. Die Wüste lebt
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„...“Jules und Michel werden vermisst“, meinte die Roboterkatze, während sie durch den Gang liefen. „Wer sind Jules und Michel?“, fragte Tom….“

Jules und Michel sind zwei Forschungsdrohnen, die entwickelt ...

„...“Jules und Michel werden vermisst“, meinte die Roboterkatze, während sie durch den Gang liefen. „Wer sind Jules und Michel?“, fragte Tom….“

Jules und Michel sind zwei Forschungsdrohnen, die entwickelt wurden, um die Wüste zu erforschen. Sie sind zu wertvoll, um auf sie zu verzichten.
Die Autoren haben erneut eine spannende Geschichte um Tom, Stella und dir Roboterkatze Plutinchen geschrieben. Dieses Mal begeben sich die Drei mit einem neuartigen Luftschiff in die Wüste, um die Drohnen zu suchen.

„...Das Besondere sind der elektrische Antrieb und die Hülle; auf der sich hauchdünne Solarzellen befinden...“

Die Geschichte verbindet eine spannende Handlung mit sehr viel Informationen. Der Schriftstil ist kindgerecht und verständlich. Das gilt auch für das Faktenwissen.
In der Wüste wird durch einen Wind das Flugschiff beschädigt. Die Kinder müssen sich etwas einfallen lassen. Gemeinsam werden sie es schaffen, die Hülle zu reparieren. Doch schon droht das nächste Ungemach. Eine heftige Regenfront ist im Anmarsch. Und von den Drohnen ist weit und breit nichts zu sehen.
Dafür entdecken sie vielfältiges Leben im Sand.

„...“Das ist die Nisthöhle von einem Wüstengoldspecht“, erklärte Plutinchen. „Diese Vogelart lebt in der Wüste und ernährt sich von Insekten, die hier leben.“...“

Natürlich werden sie trotz aller Probleme ihren Auftrag erfüllen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Viel Philosophie, wenig Spannung

Nomaden von Laetoli
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„...In Afrika, Mister Anderson, ist das Paradies in Wahrheit eine Hölle. Lassen Sie sich nicht täuschen...“

Martin Anderson weilt auf Einladung von Professor Miller in Tansania. Anderson hatte auf Grönland ...

„...In Afrika, Mister Anderson, ist das Paradies in Wahrheit eine Hölle. Lassen Sie sich nicht täuschen...“

Martin Anderson weilt auf Einladung von Professor Miller in Tansania. Anderson hatte auf Grönland einen alten Wikingerhafen entdeckt. Doch nicht das hat Miller zu seiner Einladung bewogen, sondern dessen Beschreibung der Polarlichter. Miller ist Anthropologe. Er zeigt Anderson eine Fotografie von Laetoli. Dort hat er eine Lichterscheinung und alte Fußspuren aufgenommen. Stammen diese wirklich von Nomaden der Urzeit?
Der Autor hat eine Geschichte geschrieben, die sich kritisch mit Wissenschaft und Philosophie auseinandersetzt. Nur eines verliert er schnell aus den Augen – und das ist die obige Frage. Sie spielt in der Handlung kaum eine Rolle und bleibt am Ende offen. Es geht eher darum, wie sich die Nomaden von Laetoli weiterentwickelt haben. Was verbindet uns mit ihnen?
Wer einen spannenden Roman oder archäologische Ausgrabungen erwartet, ist bei dem Buch definitiv falsch. Es ist eine Kombination aus afrikanischer Reisebeschreibung und philosophischen Abhandlungen.
Der Schriftstil hat mich beeindruckt. Es sind erstaunlich konkrete Bilder über die Schönheiten und die Gefahren Afrikas, die der Autor verwendet. Dabei greift er auf außergewöhnliche Metapher zurück.

„...Der gnadenlos glühende Ball hatte sich gen Westen verschoben. Hitziger Atem zitterte über den Kraterboden. Zirruswolken schienen an den Himmel geschweißt, wie das Hemd an Andersons Körper...“

Obwohl der Handlung jegliche Spannung fehlt, fand ich dagegen einige der Diskussionen sehr spannend. So stellt Miller folgende Fragen:

„...Warum wanderte der frühe Mensch aus Ostafrika aus? Wohin brach er auf? Leiteten ihn die Sterne? Oder ein innerer Kompass?...“

Das Interessante daran ist, dass Miller den Antworten der Wissenschaftler misstraut. Sie sind ihm zu rational. Miller ergänzt:

„...In all den Jahren in Afrika ist mir klar geworden, dass es einen Grund geben muss, warum der Homo sapiens zum globalen Nomaden wurde. Vielleicht war es ein angeborener Wandertrieb...“

Was mich allerdings am Buch enttäuscht. Es gibt zu viele Fragen ohne Antwort oder wenigstens der Versuch einer Antwort. Hier ist eine weitere:

„...Wenn es einen Vorteil in der Evolution böte, aufrecht durch die Savanne zu laufen, warum tat es dann nur der Mensch?...“

Hier allerdings hat Miller die Idee einer Antwort.
Immer wieder schweifen Andersons Gedanken zurück zu seinen Forschungen auf Grönland. Dort war er der Spur des Wassers gefolgt. Wasser aber ist Mangelware in Afrika.
Nach Millers Tod und seinen eigenen schweren Unfall verlässt Anderson Afrika. Fünf Jahre später kehrt er zurück, um das Goldland Punt in Aksum zu finden. Wieder folgen Landschaftsbeschreibungen und eine Auflistung geschichtlicher Ereignisse. Andersons Ankunft in Aksum ist nur wenige Stunden vor der Bombardierung. Jetzt wird das Buch hochaktuell.

„...Der Krieg scheidet Mensch vom Tier, wisperte eine Stimme aus der Dunkelheit des Grabes. Es ist der Krieg, den der Nomade führt, immerzu...“

Wieder vergehen zwei Jahre, bevor ich Anderson in Jambiani auf Sansibar erneut treffe. Ein Gespräch zwischen ihm und einem ungarischen Professor beleuchtet einen anderen Aspekt der Evolution.

„...Schauen Sie, in der Natur herrscht die Konkurrenz. Wer sich am besten seiner Umwelt anpasst, überlebt. Wer nicht, stirbt aus. Nur beim Erbgut gibt es keine Konkurrenz. Ein einziges chemisches Alphabet bringt die gesamte Vielfalt des Lebens hervor...“

Nach dem Klappentext hatte ich ein anderes Buch erwartet. Der sollte dringend überarbeitet werden. Nachdem ich mich aber auf die Geschichte eingelassen habe, haben mich einige Aspekte durchaus zum Nachdenken gebracht. Außerdem zeigt das Buch, dass der Autor das Handwerk des Schreibens und die Kunst, mit Wörtern Bilder zu zaubern, sehr gut beherrscht.Meine Rezension möchte ich mit einem Zitat beenden, dessen Versuch einer Beantwortung sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht.

„...Viel wichtiger erscheint mir die Antwort auf diese Frage: Warum unterscheiden wir uns vom Tier? Mit welchem Sinn kam der Homo sapiens auf die Welt?...“

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