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Veröffentlicht am 01.02.2022

Starke Frauen

Bebes Vermächtnis
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„...Es war paradox. Ich lag in meiner Gefängniszelle auf der unteren, quietschenden Eisenpritsche eines Stockbetts, starrte zu der fleckigen Matratze über mir hinauf und dachte an den Tag, an dem ich zum ...

„...Es war paradox. Ich lag in meiner Gefängniszelle auf der unteren, quietschenden Eisenpritsche eines Stockbetts, starrte zu der fleckigen Matratze über mir hinauf und dachte an den Tag, an dem ich zum ersten Mal die Bedeutung des Wortes paradox verstanden hatte...“

Dieser Tag war 10 Jahre her, denn im Jahre 1910 war ihre Großmutter Bebe im Gefängnis gelandet. Sie hatte Whiskyfässer zerschlagen. Und nun sitzt Harriet im Gefängnis, weil sie Alkohol transportiert hat.
Die Autorin hat einen fesselnden Roman geschrieben. Sie erzählt drei Generationen Familiengeschichte. Genaugenommen erzählt Harriet, denn während ihrer Nacht im Gefängnis geht ihr durch den Kopf, was ihre Großmutter Bebe ihr über sich und die Vorfahren berichtet hat.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Es gibt humorvolle Szenen, aber auch ernste Abschnitte. Und es gibt einen Ausspruch von Bebes Mutter, der sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht:

„...Das Leben verändert sich immerzu und fließt wie ein Fluss. Nichts bleibt immer gleich. Und wir müssen uns auch weiterentwickeln und verändern…“

Bebes Mutter war in der Bewegung gegen die Sklaverei aktiv. Es ist erstaunlich, wie sie selbst in schwierigsten Situationen ihr Glauben getragen hat. Bebe, die Jüngste der Familie und das einzige Mädchen, wird dadurch selbst geprägt. Schon das Gespräch zu Bebes Geburt zeigt den festen Glauben der Mutter.

„...“Das sollte eine Junge werden, Hannah. Ein Mann kann nie genug Söhne haben, die ihm helfen.“ „Ich weiß, mein Lieber“, sagte sie sanft, „aber der gütige Gott hat es für richtig befunden, uns diesmal eine Tochter zu schenken“...“

In Bebes Leben gab es immer wieder überraschende Wendungen. Letztendlich war sie aktiv in der Abstinenzlerbewegung tätig – und das aus gutem Grund. Ihr Leben wird mit allen Höhen und Tiefen erzählt. Dazu gehören auch ihre inneren Kämpfe. Vor allem das Thema Vergebung spielt eine entscheidende Rolle. Auf einer Farm geboren steigt Bebe nach der Hochzeit in bessere Kreise auf – wird dort aber nie richtig ankommen. Trotzdem ist sie es, die die Familie in schwierigen Zeiten über Wasser hält. Ihr Mann Horatio hat in den Krieg gegen die Sklaverei gekämpft. Das hat bei ihm psychische Spuren hinterlassen.
Das Buch verfügt über eine hohe innere Spannung. Die ergibt sich aus den komplexen Beziehungen der Protagonisten. So sind die Geschwister Alice und Harriet völlig gegensätzlich. Erste hat gerade eine pompöse Hochzeit hinter sich, Harriet will nie heiraten. Genauso schwierig ist das Verhältnis zwischen Bebe und ihrer Tochter Luzy. Luzy ist vor allem von ihrer Großmutter, Bebes Schwiegermutter, erzogen worden. Die Welt ihrer Mutter und ihr Kampf bleiben ihr fremd. Doch nach Alices Hochzeit hat Luzy plötzlich keine Aufgabe mehr. Plötzlich geht sie völlig neue Wege.
Im Mittelpunkt stehen starke Frauen. Es geht um die Kraft des Glaubens, aber auch um gesellschaftliche Veränderungen, die insbesondere christliche Frauen in Amerika bewirkt haben. Das letzte Gespräch zwischen Harriet und Bebe ist eines der spannendsten, weil hier Bebe die Quintessenz ihres Lebens zieht.

„...Es ist nicht unsere Aufgabe als Christen, Gesetze zu verfassen, die die Menschen zwingen, ein moralisches Leben zu führen. […] Die Zehn Gebote haben wir seit Moses, und noch immer morden und stehlen Menschen jeden Tag. Nur Gott kann Menschen ändern...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es behandelt auf leichte Art sehr schwierige Themen und zwingt mich als Leser, über das Leben nachzudenken.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Schöner Krimi für Kinder

Die Scaldi-Bande jagt die Inseldiebe
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„...Jetzt entspannt euch mal, die Ferien beginnen doch gerade erst. Ihr macht ja einen Höllenlärm...“

Natürlich freuen sich die Brüder Tom, Pit und Kalle auf die freien Tage. Da darf es ruhig etwas lauter ...

„...Jetzt entspannt euch mal, die Ferien beginnen doch gerade erst. Ihr macht ja einen Höllenlärm...“

Natürlich freuen sich die Brüder Tom, Pit und Kalle auf die freien Tage. Da darf es ruhig etwas lauter werden. Viel Zeit bleibt ihnen aber nicht, denn am nächsten Tag geht es auf die Insel Borkum. Dort wartet schon ihr Cousin Finn.
Der Autor hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte ist altersgerecht und lässt sich gut lesen.
Gut gefällt mir, dass zu Beginn die Hauptpersonen kurz vorgestellt werden.
Auf der Fähre fallen den Jungen drei Männer auf, die betrunken sind und sie anpöbeln. Denen begegnen sie auf er Insel wieder. Dann kommt es zu mehreren Einbrüchen. Die jungen Detektive haben einen Verdacht.
Die Geschichte wechselt zwischen normalen Urlaubserlebnissen und der Beschreibung der Ermittlungen. Im Gegensatz zu manch anderen ähnlichen Erzählungen wenden sich die drei frühzeitig an die Polizei. Doch die ist anfangs keine große Hilfe.

„...Na ja, wir haben uns gemeldet. Mehr können wir nicht tun. Lasst uns zum Strand fahren...“

Einen besonderen Part im Buch hat Duke, ein Hund der Rasse Ridgeback. Er ist immer zur Stelle, wenn Not am Mann ist. Die vier Detektive gerade nicht nur einmal in schwierige Situationen. Trotzdem muss ich ihnen bescheinigen, dass sie sehr zielgerichtet vorgehen.
Schöne Schwarz-Weiß-Zeichnungen veranschaulichen das Geschehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Humorvolles Kinderbuch

Lahme Ente, blindes Huhn
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„...“Irgendwo auf der Welt“, raunte das Huhn, „gibt es einen Ort,an dem der geheimste Wunsch in Erfüllung geht. Kommst du mit?“…“

Auf einem Bauernhof treffen sich eine lahme Ente und ein blindes Huhn. ...

„...“Irgendwo auf der Welt“, raunte das Huhn, „gibt es einen Ort,an dem der geheimste Wunsch in Erfüllung geht. Kommst du mit?“…“

Auf einem Bauernhof treffen sich eine lahme Ente und ein blindes Huhn. Das Huhn strahlt vor Optimismus. Die Ente ist eher furchtsam und traut sich nichts. Trotzdem lässt sie sich überreden, mit dem Huhn zu gehen.
Der Autor hat eine humorvolle und tiefgründige Geschichte geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Als erstes hat mich überrascht, dass der geheimste Wunsch des Huhns keinesfalls derjenige ist, den ich an seiner Stelle erwartet hätte. Die Ente dagegen ist nicht bereit, ihren Wunsch zu verraten.
Auf ihren Weg erleben die beiden eine Menge an Abenteuern. Manchmal wird es richtig gefährlich. Dabei kommen sich die beiden näher. Sie sind füreinander da. Es entwickelt sich eine zarte Freundschaft.
Das Ende der Geschichte ist eine handfeste Überraschung. Auch die geheimsten Wünsche werden völlig neu definiert.
Das Buch wurde sehr schön illustriert. Die Bilder wirken lebendig und zeigen, wie die Protagonisten agieren.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was wichtig ist im Leben.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Zwischen Bangen und Hoffen

Das rote Band der Hoffnung
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„...Ich hatte es geschafft. In die Nähwerkstatt, auch hochtrabend als Maßschneiderei bezeichnet. Meine Vorstellung vom Himmel. Als ich hörte, dass hier ein Job frei war, wusste ich sofort, dass ich ihn ...

„...Ich hatte es geschafft. In die Nähwerkstatt, auch hochtrabend als Maßschneiderei bezeichnet. Meine Vorstellung vom Himmel. Als ich hörte, dass hier ein Job frei war, wusste ich sofort, dass ich ihn haben musste...“

Was wie eine normale Bewertung aussieht, macht den Unterschied zwischen Leben und Tod. Die Nähwerkstatt befindet sich in Auschwitz – Birkenau. Ella, die Ich – Erzählerin, ist eine 14jährige Jüdin und vor wenigen Tagen dort angekommen. Die Arbeit in der Werkstatt sichert erst einmal das Überleben.
Die Autorin hat einen bewegenden Jugendroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist erstaunlich locker und bringt trotzdem die Grausamkeit der Situation auf den Punkt.
Vier junge Frauen stehen im Mittelpunkt. Das ist zum einen Ella, die bei ihren Großeltern aufwuchs, auf dem Schulweg in einem LKW verfrachte und ins KZ gebracht wurde. Sie weiß nicht, was mit den Großelten ist. Sie will nur eins: überleben. Unterwürfigkeit allerdings liegt ihr gar nicht und das kann zum Problem werden. Anfangs richtet sie sich nach dem Motto:

„...Kleine Fische werden gefressen. Haie überleben. Man war doch lieber Raubtier als Opfer, oder?...“

Rosa stammt aus besserem Haus. Sie fällt durch ihre Empathie auf und teilt das Wenige, das sie haben. Ihr fehlt aber eine gewisse Härte.
Carla gehört zu den Aufseherinnen. Sie ist nur wenige Jahre älter als Ella. Sie ist eine Frau mit zwei Gesichtern. Einerseits gibt sich sich freundlich, andererseits kann sie sehr grausam reagieren, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht.
Mina ist die Vorsteherin der Nähwerkstatt und somit selbst Häftling. Sie marschiert auf den schmalen Grat, den es braucht, um keinen Fehler zu machen und zu überleben. Ella beschreibt sie so:

„...Ihre herausgehobene Position bescherte ihr Macht und Privilegien – genug Macht, um uns andere zu beherrschen. Manche in ihrer Position versuchten, fair zu bleiben...“

Sehr schön wird erzählt, wie Ella und Rosa nach und nach zu Freundinnen werden. Dadurch lernt Ella, Mensch zu bleiben und auf andere zu achten. Gleichzeitig passt sie auf Rosa auf und hilft ihr. Rosa ist sehr gebildet und belesen. Sie nimmt die Häftlinge mit in ihre Traumwelt und erzählt ihnen Geschichten. Das lenkt ab vom grausamen Alltag. Apropos Häftlinge – der Begriff fällt bei Ella nie. Sie nennen sich selbst Zebras.
Die Autorin verschweigt nichts. Ich lerne alle Teile des Lagers kennen. An Ellas Seite erlebe ich Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt, aber auch Verrat und Todesangst. Trotzdem werden die Szenen nicht zusätzlich ausgeschmückt. Bei den alltäglichen Schikanen bleibt die Erzählerin fast sachlich. Um so eindrücklicher wirkt das Geschehen.

„...Das Warenhaus war keine wertvolle Schatztruhe. Kein luxuriöses Einkaufserlebnis. Es war ein schrecklicher Friedhof gestohlener Besitztümer...“

Was Ella stets neue Kraft gibt, sind die Erinnerungen an ihre Großeltern. Ihre Großmutter hatte für jede Lebenslage eine Weisheit. Die werden kursiv gedruckt, wenn sie Ella durch den Kopf gehen

„...Im Zweifelsfall Kopf hoch, Schultern zurück und auf in den Kampf...“

Nach und nach sickern Nachrichten durch, dass die Front näher rückt. Während die einen hoffen, versuchen die Wächter ein Hintertürchen offen zu halten. Doch plötzliche Freundlichkeit kann schnell umschlagen. Eines hat Elle mittlerweile gelernt:

„...Und auch ohne unsere Alltagskleidung versuchten wir irgendwie, unsre echte Identität zu bewahren. Uns zu beweisen, dass wir Menschen und keine Tiere waren...“

Ich habe schon viele Bücher über das Leben in einem KZ gelesen. Die Sicht einer jungen Frau in diesem Buch aber malt ein ganz eigene Bild. Ihre Träume von der Zukunft nähren ihre Hoffnung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich könnte es mir sehr gut als Schullektüre vorstellen.

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Veröffentlicht am 28.01.2022

Ein etwas anderer Krimi

Die Oxford-Morde
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„...In dieser Hinsicht ist die Musik so abstrakt wie die Mathematik. Sie kennt keine moralischen Kategorien...“

Ein junger Australier ist als Gastdoktorand nach Oxford gekommen. ER unterhält sich mit ...

„...In dieser Hinsicht ist die Musik so abstrakt wie die Mathematik. Sie kennt keine moralischen Kategorien...“

Ein junger Australier ist als Gastdoktorand nach Oxford gekommen. ER unterhält sich mit der Enkelin seiner Vermieterin. Die spielt Cello im Orchester, hat aber keine Freude daran.
Zwei Wochen später findet er seine Vermieterin tot in ihrer Wohnung.
Der Autor hat einen etwas anderen Krimi geschrieben. Allerdings sollte man ein Faible für Mathematik, Logik und Philosophie haben, wenn man das Buch wirklich genießen will. Spannujng empfindet jeder anders. Und wissenschaftliche Grundsatzdiskussionen sind nicht jedermanns Sache.
Seldom, Professor für Mathematik, erhielt einen Zettel mit der Uhrzeit des Mordes und einem Symbol. Seldom beschäftigt sich insbesondere mit logischen Reihen. Die Erkenntnisse darüber hat er auf die Kriminalistik übertragen und darüber ein Buch geschrieben.

„...Nehmen wir ein Verbrechen mit nur zwei möglichen Verdächtigen. Jeder von beidne kennt die ganz entscheidende Wahrheit: ich war es oder ich war es nicht. Doch die Justiz hat keinen direkten Zugang zu dieser Wahrheit….“

Seldom geht davon aus, dass es weitere Fälle geben wird, denn mit einem Symbol lässt sich keine Reihe entwickeln. Und er sollte Recht behalten.
Immer wieder diskutieren der Ich-Erzähler, also der junge Argentinier, und Seldom wesentliche Probleme der Mathematik und Logik und streifen dabei auch andere Wissenschaften.

„---Jedes philosophische System, das von ersten Ursachen ausgeht, hat notwendigerweise eine begrenzte Reichweite...“

Hierfür wird der Gödel´sche Unvollständigkeitssatz herangezogen.
Interessant fand ich das unterschiedliche Herangehen der Mathematiker und der Kriminalisten an die Aufklärung des Falles.
Wie raffiniert allerdings das Geschehen geplant war, erschloss sich mir erst auf den letzten Seiten.
Am Ende gibt es einen kurzen Lebenslauf der im Buch genannten Mathematiker.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es war herausfordernd, auch wenn ich mir an der einen oder anderen Stelle eine Straffung gewünscht hätte, besonders bei den Krankenhausszenen, denn das fand ich eher makaber. .

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