Das Männerding
Meine Pferde, Montana und Du„...Wenn du mit mir diskutieren willst, was ein Pferd und was ein Pony ist, dann stell dich hinter dem Campingfahrer an...“
Thorunn ist mit zwei Islandpferden auf den Weg zur Sweet Water Ranch in Montana. ...
„...Wenn du mit mir diskutieren willst, was ein Pferd und was ein Pony ist, dann stell dich hinter dem Campingfahrer an...“
Thorunn ist mit zwei Islandpferden auf den Weg zur Sweet Water Ranch in Montana. Wenn unterwegs jemand ihre Pferde als Ponys bezeichnet, reagiert sie ziemlich heftig.
Thorunn stammt aus Island. Sie ist nach Amerika gekommen, weil ihr Ragnar, ihr Großvater, dort ein Stück Land vermacht hat. Außerdem hat er zwei der Pferde nach Montana bringen lassen. Für die sucht Thorunn nun eine Unterkunft, denn sie will zurück nach Island. Sie kennt die Regel:
„...Jedes Pferd, das Island verließ, durfte nie wieder zurück...“
Deshalb ist sie auch sauer auf ihren Großvater. Sie versteht nicht, was er damit bezweckt hat.
Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben. Es ist der dritte Band, der in Montana spielt.
Der Schriftstil ist sehr abwechslungsreich. Naturbeschreibung, intensive Gespräche, ein feiner Humor und ernste Stellen finden sich.
Thorunn hat in Island mit einer Frau zusammengelebt. Katla war sehr bestimmend und besitzergreifend. Deshalb tut Thorunn die Auszeit gut.
Auf der Ranch hat sich einiges verändert. Chrissie ist irgendwie nicht mehr sie selbst. Warum, erfahre ich erst viel später. Islandpferde kennt sie nicht. Das kommentiert sie so:
„...Sorry, Janie, dein Pferd läuft komisch, aber du sitzt sehr bequem. Das kriegt mein Gehirn noch nicht richtig verarbeitet...“
Den Namen Janie hat man ihr gegeben, weil man Thorunns isländischen Namen nicht aussprechen kann.
Auf der Ranch trifft Thorunn den Campingfahrer wieder. Später wird sie ihn so charakterisieren:
„...Cody war alles Mögliche. Er war Tierarzt, Spinner, Clown, Musiker, Vortragsredner, Gerechtigkeitsfanatiker und er war verdammt schüchtern...“
Zwischen beiden entwickelt sich ein zarte Freundschaft. Cody stammt aus Australien. Auch er kennt Heimweh und weiß, wie es ist, sich an andere Lebensverhältnisse anpassen zu müssen. Beide gehen sehr behutsam miteinander um. Thorunn hat keinerlei Erfahrung mit Männer. In ihren Posts nach Island redet sie deshalb von dem Männerding, wenn sie ihr Erlebnisse mit ihm beschreibt. Ab und an vergleicht sie sein Verhalten mit dem von Katla. Seine Zurückhaltung empfindet sie als wohltuend.
Cody ist für Thorunn da, als sie ihn braucht. Doch ausgerechnet dann, als Thorunn einen schweren Unfall hat und nach Island zurückkehrt, muss Cody nach Australien. Haben die beiden ein Chance?
Der zweite Teil des Buches hat einen völlig anderen Grundton. Während in Amerika trotz aller Probleme eine gewisse Heiterkeit und Leichtigkeit überwog, spielt nun die Melancholie eine tragende Rolle. Und Thorunn kann ziemlich stur sein. Per Internet allerdings hält sie Kontakt nach Montana.
Solveigh, Thorunns Cousine, bringt die Probleme auf den Punkt:
„...Ragnar. Er hat deine Fundamente erschüttert, um dich aus deinem Turmzimmer zu jagen, damit du dir die Welt nicht nur von oben ansiehst, sondern in sie hineingehst...“
Beeindruckend finde ich das Bild, das Solveigh von Island malt. Damit meine ich nicht die außergewöhnliche Landschaft und ihre Meinung über die Interessen der Touristen, sondern, um es so zu formulieren, den Blick in die isländische Seele. Gegenüber Thorunn klingt das so:
„...Du bist wie Island, das zwischen Europa und Amerika immer wieder aufreißt, blutet, heilt und Narben hat. Das ist tief, tief in uns allen drin!...“
Deutlich werden die Unterschiede in den Lebensverhältnissen. Währen Cody in Australien bei großer Hitze gegen Buschbrände kämpft, erlebt Thorunn die Geburt eines Fohlens ihres Lieblingspferdes bei eisiger Kälte und Schneesturm.
Es gäbe noch viel über die Geschichte zu sagen. Mir hat sie ausgezeichnet gefallen.