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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2021

Witziges Kinderbuch

Tschakka! – Huhn voraus
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„...Na, was soll hier zu Hause euer schönstes Ferienerlebnis werden?...“

Mit der Frage will der Vater die 10jährige Tabea, die sich Tschakka nennt, und ihre älteren Geschwister darüber hinweg trösten, ...

„...Na, was soll hier zu Hause euer schönstes Ferienerlebnis werden?...“

Mit der Frage will der Vater die 10jährige Tabea, die sich Tschakka nennt, und ihre älteren Geschwister darüber hinweg trösten, dass dieses Jahr der Urlaub an der Ostsee ausfällt. Das Ferienhaus, das die Familie seit Jahren nutzt, wird abgerissen. Tabea ist sauer!
Die Autorin hat ein humorvolles Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte wird von Tabea erzählt.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Tabea hat ihren ganz eigenen Humor. Außerdem ist ihre Sicht auf die Welt nicht zu verachten. So reagiert sie auf den Abriss des Hauses mit folgenden Worten:

„...Abreißen ist unökologisch. Man soll nicht einfach wegschmeißen, was man nicht mehr braucht. Man soll fragen, ob andere etwas davon haben wollen...“

Tabea hat sich einen Hund gewünscht. Die Absage ihrer Eltern kommt sofort – und sie ist gut begründet. Der Vater hat eine Tierhaarallergie. Ein Lichtblick für Tabea ist ihr Freund Einstein. Zusammen fällt ihnen eine Menge ein, wie sie die Ferien verbringen können. Doch gegen die Vorstellungen der Eltern, dass dies vor dem eigenen Haus zu geschehen habe, setzt sich Tabea zur Wehr. Dabei bekommt sie Unterstützung von den älteren Geschwistern. Und plötzlich erinnern sich die Eltern, dass sie als Kinder auch nicht so überbehütet waren und eine Menge mehr durften.
Das Buch zeichnet sich durch viele tolle Einfälle aus. Dabei spielt das Thema Umweltschutz eine wichtige Rolle. Natürlich kommen Tabea und Einstein auch zu einem eigenen Haustier.
Sehr gut gefällt mir der Zusammenhalt der Geschwister, wenn es darauf ankommt.
Auch von der Schriftgestaltung her ist das Buch etwas Besonderes. Die Schriftarten und Schriftgrößen wechseln. Bilder sind in Form von Comics integriert. Listen stehen auf Notizzetteln. Spruchbänder unterbrechen die Texte. Das ist bei weitem nicht alles.
Im Anhang erfahren die Kinder, wie man Kartoffeln ohne Beet pflanzen kann. Außerdem gibt es einen Ausschnitt aus dem nächsten Band.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die beiden Protagonisten sind mir sehr sympathisch.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Eine starke Frau

Das Fundament der Hoffnung
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„...Lange genug warst du eine Raupe, Schwester. Nun sei ein Schmetterling. Nutze die Gelegenheit und verwandle dich in das, was wirklich in dir steckt...“

Diese Worte hört die 19jährige Aurora Mandelli ...

„...Lange genug warst du eine Raupe, Schwester. Nun sei ein Schmetterling. Nutze die Gelegenheit und verwandle dich in das, was wirklich in dir steckt...“

Diese Worte hört die 19jährige Aurora Mandelli tief in sich am Grab ihres Bruders . Was war geschehen? Ihr älterer Bruder war bei einem tragischen Unfall auf einer Baustelle ums Leben gekommen. Ihr Vater zieht sich zurück. Er schweigt und versinkt in eine tiefen Depression. Die Baufirma am Comer See droht den Bach runter zu gehen. Die wirtschaftliche Lage in Italien anno 1956 war so schon nicht rosig. Aurora beschließt, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Zusammen mit den verbliebenen Maurer Michele will sie die Firma am Laufen halten.

„...Ein verwegenes Grinsen stahl sich in Auroras Gesicht, sie straffte die Schultern und reckte das Kinn. Es gab noch viel zu tun. Die Welt war auf Frauen wie sie nicht vorbereitet...“

Wie recht sie damit hat, wird sie bald zu spüren bekommen. Von Anfang an lassen sie die Kunden merken, dass Michele für sie der Ansprechpartner ist. Sie gilt als bessere Arbeitshilfe. Einige im Ort zerreißen sich sogar den Mund darüber, wie es sein kann, dass eine Frau auf dem Bau arbeitet.
Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben. Die Geschichte ist gleichzeitig ein gelungenes Zeitdokument, denn sie belegt den Zwiespalt zwischen dem Können der jungen Frau und den althergebrachten Vorstellungen in dem kleinen Ort.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die Personen werden ausreichend charakterisiert. Ich möchte mich auf Aurora beschränken. Die junge Frau kennt die Tätigkeiten in der Firma des Vaters. Dass sie dort aber arbeitet, war nie ein Thema. Um es mit den Worten der Mutter auszudrücken: Das gehörte sich nicht. Sie hat sich angepasst. Diese Eigenschaft, es allen Recht machen zu wollen, wird ihr noch schlaflose Nächte bescheren. Ihr Optimismus wird ein heftigen Dämpfer bekommen. Doch es gibt Ausnahmen. Manche Kunden erkennen ihre besonderen Fähigkeiten. Aurora geht neue Wege. Für sie ist jeder Auftrag ein eigenes Kunstwerk, das zur Umgebung und zum Auftraggeber passen muss.
Sie vertraut Michele und glaubt, ihn zu lieben. Er hat zur Rettung der Firma beigetragen. Das rechnet sie ihm hoch an. Außerdem ist sie der Meinung, dass er der Erfahrenere ist. Also ordnet sie sich ihm unter. Was aber plant der junge Mann wirklich?
Sehr gekonnt arbeitet die Autorin die Emotionen der Protagonisten heraus. Das ist am Anfang die Trauer um den Sohn und Bruder.

„...Wie so oft in den letzten Tagen zeigte Papa jedoch keinerlei Regungen. […] Worte erreichten ihn nur selten. Blicke erwiderte er nicht. Berührungen ertrug er nicht...“

Während der Vater trotz aller Trauer zumindest mit kleinen Gesten zeigt, wie sehr er seiner Tochter vertraut, interessiert die Mutter nur, was das Dorf zu Auroras Verhalten sagt. Sie kennt keine Dankbarkeit, denn Auroras Arbeit ist es, die für das tägliche Brot sorgt. Wichtig ist allein der Ruf. Es ist auch das Verhalten der Mutter, dass Aurora die Freude an der Arbeit nimmt und ihr Selbstvertrauen untergräbt.
Ein besondere Stilmittel möchte ich noch ansprechen. Es sind die Briefe von Auroras Cousin Antonio. Er hat Italien verlassen und verdingt sich als Bauarbeiter in der Schweiz. In seinen Briefen schildert er realistisch, wie sie behandelt werden und wo die Probleme liegen. Gleichzeitig macht er Aurora für ihr Tun Mut.
Marisa Marino, eine Künstlerin wird zu Auroras Freundin. Sie warnt sie:

„...Lass dich nicht in einen Käfig sperren...“

Sie ist weitsichtig genug, um die Entwicklung zu ahnen. Aurora muss durch manche Tiefen gehen, bevor sie sich frei macht von der Meinung der Leute und den eigenen Weg findet.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 17.07.2021

Humorvolle Urlaubsgeschichte

Doppelt gebucht
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„...Mona Lindemann sitzt in einem Auto, direkt hinter ihrer Mutter Maria, die schon wieder abrupt vor einer Kurve abbremst. Mona ist flau im Magen...“

Mit diesen Sätzen beginnt eine humorvolles Kinderbuch. ...

„...Mona Lindemann sitzt in einem Auto, direkt hinter ihrer Mutter Maria, die schon wieder abrupt vor einer Kurve abbremst. Mona ist flau im Magen...“

Mit diesen Sätzen beginnt eine humorvolles Kinderbuch. Die Geschichte wird sehr realistisch erzählt. Das fängt schon mit der Anreise an. Tommi und Mona bekommen sich in die Haare. Als auch noch das Navi ausfällt, wird es für die Eltern stressig.
Die eigentliche Überraschung aber kommt, als sie das Ferienhaus erreicht haben. Es ist schon belegt. Das Haus wurde doppelt vergeben. Die andere Familie hat eine Tochter und einen Dackel.
Da keiner abreisen will, einigt man sich auf gemeinsamen Urlaub. Natürlich bleiben dabei Reibereien nicht aus. Doch man rauft sich zusammen.
Das Buch wird ab 7 Jahre empfohlen. Dem würde ich mich anschließen. Es ist durchaus schon für Erstleser geeignet.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Die Sätze sind kurz, die Abschnitte gut gegliedert. Viele Dialoge oder gemeinsame Gespräche machen die Handlung greifbar.
Schöne, teilweise humorvolle Illustrationen ziehen sich durch das Geschehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 17.07.2021

Spannend erzählt

Das Spiel der Ketzerin
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„...In Euren Adern fließt das temperamentvolle Blut Eures Vaters. Da er nach dem Tode Eurer Mutter nie eine andere zur Gemahlin nahm, fehlte Euch die weibliche Hand der Führung und Anleitung...“

Dies ...

„...In Euren Adern fließt das temperamentvolle Blut Eures Vaters. Da er nach dem Tode Eurer Mutter nie eine andere zur Gemahlin nahm, fehlte Euch die weibliche Hand der Führung und Anleitung...“

Dies Worte bekommt Alida von ihrer Magd Liese gesagt. Dann hat Alida eine besondere Idee. Sie tauscht kurzzeitig mit Liese das Kleid. Sie kann nicht wissen, dass dies Lieses Todesurteil ist und sie ihr damit das Leben rettet.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Er passt sich dem Geschehen an, unterstützt den hohen Spannungsbogen und lässt trotzdem Raum für die Einblicke in die innere Welt der Protagonisten.
Wir schreiben das Jahr 1235. Als der Truchsess Volkmar Gäste auf Burg Erkenwald einlässt, hofft Alida auf Nachricht von ihrem Vater. Doch der Deutschordensritter Konrad von Westerburg stellt sich als der neue Komtur der Burg vor. Alidas Vater ist beim Kaiser in Ungnade gefallen. Während Alida mit Volkmar kurz den Raum verlässt, sticht Konrad Liese, die er für Eduards Tochter hält, nieder.
Alida flieht mit Volkmars Hilfe zu Salomon ben Isaak. Der begibt sich mit ihr und seiner Tochter Mirjam nach Worms zum Kaiser. Alida nennt sich nun Sara und gilt als Salomons zweite Tochter.
Konrad hat ihr Richard, einen Ritter des Deutschen Ordens, hinterhergeschickt.
Die Personen werden sehr gut charakterisiert. Über Alida sagt schon das Eingangszitat alles. Richard gilt als unbestechlich und dem Orden treu ergeben. Allerdings nimmt er die Regeln wörtlich. Für Konrads Ränkespiel hätte er demzufolge keinerlei Verständnis. Er wird mit einer Reihe von Lügen auf die Reise geschickt.
Auch gegenüber die Bewohner der Burg erweist sich Konrad zunächst als großzügig. Lieses Beerdigung hat er dafür ausgewählt.

„...Konrad wollte die Menschen zunächst auf seiner Seite wissen und der sicherste Weg dorthin führte seiner Ansicht nach über ein gemeinsames Essen, das – gemessen an der Bedeutung der Magd – reichlich übertrieben war. Doch bekanntlich ließen sich mehr Fliegen mit Honig als mit Essig fangen...“

Richard erreicht Salomon und die Seinen sehr schnell. Damit aber beginnt erst der weitaus spannendste Teil der Geschichte. Alida stellt sich auch ihm gegenüber als Sara vor. Die Verhältnisse erlauben keine flotte Rückreise. Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören die Auseinandersetzungen zwischen Alida und Richard. Diese haben ihren ganz eigenen Humor. Letzterer ist ziemlich weltfremd, wenn er nicht begreift, dass Alidas aufmüpfiges Wesen und ihre Art, ihm Widerworte zu geben, nicht zu einer jüdischen Frau passen.

„...“Den herablassenden Tonfall könnt Ihr euch sparen“, faucht sie ihn an. „Ich habe es Euch versprochen.“...“

Gleichzeitig fühlt er sich von ihre Art angezogen. Seine inneren Kämpfe zwischen Pflichtbewusstsein und Gefühl werden deutlich herausgearbeitet. Ab un an zeigt er Eifersucht, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Auch Alida sieht in Richard mehr als den Mann, der sie zu Konrad zurückbringen will und damit ihr Todesurteil in der Hand hat. Leider stößt sie auf taube Ohren, wenn sie – vorsichtig – über Konrads Ränkespiele spricht.
Gut dargestellt werden die Zeitverhältnisse. Dazu gehört das Leben auf einer Burg, aber auch die Geschehnisse am Kaiserhof in Worms. Außerdem erfahre ich einiges über jüdische Sitten, denn die muss Alida im Schnellverfahren lernen.
Ein Personenverzeichnis, ein Glossar und ein kurzer Hinweis auf historische Tatsachen ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, dass Gegenspiele wie Ehrlichkeit und Intrige, Mut und Gier oder Hass und Liebe zu allen Zeiten zu Verwicklungen führten.

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Veröffentlicht am 16.07.2021

Mitzi kann`s nicht lassen

Drei Morde für die MörderMitzi
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„...Hab dich lieb, Mitzi. Hab dich wirklich und wahrhaftig lieb. Und nein, ich mach keine krummen Sachen mehr. Ich bin durch dich einer von den guten Burschen geworden. Du liebe Mitzi, du...“

Es ist einer ...

„...Hab dich lieb, Mitzi. Hab dich wirklich und wahrhaftig lieb. Und nein, ich mach keine krummen Sachen mehr. Ich bin durch dich einer von den guten Burschen geworden. Du liebe Mitzi, du...“

Es ist einer der letzten Gedanken von Kasimir – dann ist er tot. Erschlagen auf einem Autobahnparkplatz. Wenige Tage später wird Mitzi verhaftet. An dem Stein, mit dem Kasimir getötet wurde, ist ihre DNA. Mitzi bittet die Kommissarin Agnes um Hilfe.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen. Das liegt nicht zuletzt an der Protagonistin Mitzi.
Die junge Frau hat als Kind ihre Familie durch ein Unglück verloren. Bis heute gibt sie sich die Schuld daran. In vielen Situationen meint sie es gut, reagiert aber naiv. Sie handelt schneller als sie denkt. Außerdem hat sie eine blühende Phantasie.
In einem kurzen Rückblick wird das letzte Zusammentreffen von Mitzi und Kasimir geschildert. Voller Freude erklärt ihr Kasimir, dass er nun einen gut bezahlten Job hat. Mitzi ist skeptisch.

„...Aber meine Freundin, die Inspektorin Agnes, würde jetzt sagen: Lässig arbeiten und locker viel Geld verdienen, da stimmt was nicht...“

Als der Anwalt Mitzis Freilassung erreicht, stürzt sie sich selbst in die Ermittlungen.Obwohl sie am Ort bleiben soll, fährt sie zuerst zu Kasis Schwester, dann nach Wien.
Auch Agnes wird in den Fall einbezogen, da der Tod von Kaismir mit einem anderen Fall in Verbindung gebracht wurde. Das bedeutet aber, dass Agnes als Ansprechpartnerin für Mitzi ausfällt.
Noch ahnt Mitzi nicht, dass sie selbst in den Fokus der Täter gerückt ist. Ihr eigenes Leben ist in Gefahr.
Als besonders Stilmittel lässt mich die Autorin ab und an einen Blick in die Gedankenwelt des Täters tun. Die lässt sich ziemlich schwer entschlüsseln.

„...Niemals durfte man vergessen, dass alles ein Spiel war. Man hatte eine Glückssträhne und dann wendete sich das Blatt zu Pleiten, Pech und Pannen...“

Für Agnes ist es nicht einfach, sich im Ermittlerteam durchzusetzen. In der Großstadt hält man nicht viel von der Provinz. Gleichzeitig muss sie mit den Informationen, die sie von Mitzi hat, vorsichtig umgehen, denn normalerweise dürfte sie diese nicht haben. Das sie außerdem schwanger ist, macht es nicht einfacher.
Hinzu kommt, dass die Ermittlungen äußerst schleppen verlaufen. Agnes Freund, der Privatdetektiv ist, ist wesentlich schneller, um Spuren zu finden.
Ab und an findet sich ein feiner Humor.

„...“[...]Er ist mit dem Gesicht in der Sachertorte mit Schlagobers gestorben. So, jetzt weißt du auch das. „ „Wow. Das ist dann wohl ein klassischer österreichischer Tod“...“

Am Ende bleibt keine Frage offen, jedenfalls keine aus diesem Krimi. Das letzte Kapitel allerdings schreit nach einer Fortsetzung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Mehr davon!

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