Das hohe Gut Religionsfreiheit
Unerwünscht im Orient„...Du kannst einige Tage in Abschiebehaft verbringen und darauf warten, dass sie dich außer Landes schaffen. Oder du versteckst dich irgendwo so lange, bis im günstigsten Fall deine Ausweisung aus der ...
„...Du kannst einige Tage in Abschiebehaft verbringen und darauf warten, dass sie dich außer Landes schaffen. Oder du versteckst dich irgendwo so lange, bis im günstigsten Fall deine Ausweisung aus der Türkei vom Gericht ausgesetzt wird...“
Diese Worte hört der Autor von seinem Anwalt. Mehr als 20 Jahre hat er in der Türkei gelebt. Seine Tochter Hanna wurde dort geboren. Sie haben sich eine Existenz aufgebaut.Als Hanna in die weiterführende Schule kommt, kehren sie für einige Jahre nach Deutschland zurück. Ab 2015 leben sie erneut in der Türkei. Und nun wird ihm mitgeteilt, dass seine Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängert wird. Innerhalb von 10 Tagen hat er das Land zu verlassen. Hanna ist mittlerweile volljährig. Sie studiert in der Türkei. Für sie gilt diese Regelung nicht. Was tun?
Der Autor hat einen bewegenden Tatsachenroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Im ersten Teil des Buches macht mich der Autor mit dem Leben in der Türkei vertraut. So erfahre ich, wie das Schulsystem funktioniert, welche Feste man feiert und was kulturell wichtige Unterschiede sind. Dabei verschweigt er nicht, dass sie am Anfang in manch Fettnäpfchen getreten sind.
„...Und ganz allgemein zum Orient: Zeit haben, warme Temperaturen und herzliche menschliche Beziehungen, sich fallen lassen, genießen, einander Freund sein...“
Der Autor äußert sich auch zum Thema Integration. Seine Erkenntnis fasst er so zusammen:
„...Integration ist keine Frage der Paragrafen, sondern der Herzen...“
Nach langem Suchen hatten sie im Dorf einen neuen Kirchensaal eröffnet. Doch am Horizont erscheinen schon die ersten Wolken. Christliche Prediger werden ausgewiesen. Und dann trifft es auch den Autor.
Sehr detailliert legt er dar, wie er um sein Recht kämpft. Seine Frau Regina ist gerade in Österreich, um sich um ihre kranke Mutter zu kümmern. Der Autor nimmt sich einen Rechtsanwalt. Doch die staatliche Bürokratie arbeitet langsam. Tag um Tag verstreichen. Seine Ausweisung hat auch für Hanna gravierende Folgen. Sie ist über ihn in der Türkei krankenversichert.
Er weiß seine Freunde und Nachbarn an seiner Seite. Außerdem wird er von vielen Gebetskreisen getragen. Die Mails von Glaubensgeschwistern, denen es ähnlich ging, machen ihm Mut.
„...Es scheint, dass alle Regierungen heute irgendwie vor der türkischen Regierung ‚in die Knie‘ gehen wollen (auch die USA)!...“
Das schreibt ihm ein Ehepaar aus Amerika, die schon vor etlichen Jahren ausgewiesen wurden.
Staatliche Stellen in Deutschland verhalten sich zurückhaltend.
Trotzdem erlebt der Autor manch Wunder, dass zur Glaubensstärkung beiträgt. So funktioniert eine kurzzeitige Einreise, um einige Probleme bezüglich ihrer Besitztümer klären zu können.
Im Anhang werden wichtige Dokumente zum Thema Religionsfreiheit in der Türkei abgedruckt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass es auch heute noch nicht selbstverständlich ist, seinen christlichen Glauben leben zu können. Immer noch wartet der Autor darauf, in das Land zurückkehren zu können.