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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2021

Lesenswerter biografischer Roman

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe (Ikonen ihrer Zeit 4)
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„...Noch weiter dahinter ragte der Untersberg in den grauen Himmel. Sein Gipfel verschwand in den Wolken. Zahlreiche Sagen und Mythen rankten sich um den Hausberg der Salzburger. Nannerl kannte sie alle...“

Maria ...

„...Noch weiter dahinter ragte der Untersberg in den grauen Himmel. Sein Gipfel verschwand in den Wolken. Zahlreiche Sagen und Mythen rankten sich um den Hausberg der Salzburger. Nannerl kannte sie alle...“

Maria Anna Mozart, genannt Nannerl, kehrt mit ihrer Familie von einer erfolgreichen Konzertreise zurück nach Salzburg. Wir schreiben das Jahr 1766. Nannerl freut sich auf eine Zeit der Ruhe.
Die Autorin hat eine spannende Lebensgeschichte der Anna Maria Mozart geschrieben. Ich darf die junge Frau einige Jahre begleiten. Es sind entscheidende Jahre für sie.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist ausgefeilt und legt viel Wert auf die Emotionen der Protagonisten.
Nannerl ist 15 Jahre alt. Nach und nach wird ihr klar, dass es für sie kein Leben als Pianistin geben wird. Sie steht im Schatten ihres 10jährigen Bruders Wolfgang. Den will der Vater groß herausbringen. Für dessen Erfolg ist ihm jedes Mittel recht.
Da Familie Mozart Geldsorgen hat, darf Nannerl Klavierunterricht geben. Sehr gut wird dargestellt, dass dies nicht so einfach ist.
Gegen das Regime des Vaters gibt es keine Auflehnung. Er sagt, wo es langgeht.

„...Wer zu den besten Musikern gehören will, muss an sich arbeiten. Talent ist ein Geschenk des Herrn, dass man nicht einfach verfaulen lassen darf wie eine angeschlagene Birne...“

Die Geschwister haben ein gutes Verhältnis zueinander. Wolfgang weiß, dass keiner seine Stücke so vollendet spielen kann wie seine Schwester. Doch so genial Wolfgang als Musiker ist, so unbeholfen ist er in den täglichen Dingen des Lebens und bei dem Umgang mit Geld. Das wirft einen Schatten auf die Beziehung der Geschwister.

„...Immer geht es nur ums Geld, so als sei es das Wichtigste auf der Welt. Es sind bloß hässliche Münzen und sonst gar nichts...“

In Salzburg lernt Nannerl Franz Armand d`Ippold kennen. Zwischen beiden entwickelt sich eine zarte Liebesbeziehung. Franz aber darf in seiner Position nicht heiraten. Das stellt Nannerl eines Tages vor eine schwerwiegende Entscheidung. Sehr tiefgründig und abwechslungsreich sind die Gespräche der beiden. So stellt Franz fest:

„...Wer den Tod auf dem Schlachtfeld erlebt hat und immer noch stolz darauf ist, Soldat zu sein, mit dem stimmt etwas nicht...“

Ab und an blitzen in der Geschichte Gedanken zur Stellung der Frau auf. Nannerl und ihre Freundin Katharina erleben in Salzburg die Auspeitschung von Frauen wegen Unzucht. Katharina wird sehr deutlich:

„...Ich frage mich, was mit herumhurenden Männern passiert? Warum werden die nicht ausgepeitscht?...“

Die Autorin zeichnet ein vielschichtiges Bild von Nannerls Leben unter Einbeziehung der historischen Situation. Damit werden die Leistungen der Künstlerin genauso gewürdigt wie ihr Einsatz für die Familie.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.


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Veröffentlicht am 04.06.2021

Spannender Krimi

Perchtoldsdorfer Schweigen
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„...Die morgendliche Kälte und der Schock ließen Luca das Blut in den Adern gefrieren, er konnte keinen Schritt mehr machen. Erst nach einigen Momenten ging er wie ferngesteuert auf den Körper zu...“

So ...

„...Die morgendliche Kälte und der Schock ließen Luca das Blut in den Adern gefrieren, er konnte keinen Schritt mehr machen. Erst nach einigen Momenten ging er wie ferngesteuert auf den Körper zu...“

So hatte sich Luca seinen Urlaub bei seiner Freundin Flora nicht vorgestellt. Erst am Abend war er mit seinen Eltern aus Italien gekommen. Und nun stolpert er über eine Leiche im Weingut der Familie Nöhrer. Er weckt Flora und die ihre große Schwester Charlotte.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hatte mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Neben ernsten Stellen kommt der Humor nicht zu kurz. Außerdem erfahre ich eine Menge über Land und Leute.
Die Personen werden gut charakterisiert. Charlotte, die im Weingut einige Neuerungen eingeführt hat und damit im Dorf nicht nur auf Wohlwollen gestoßen ist, war früher bei der Polizei. Geblieben ist ihr ihre Neugier und ihre Lust am Ermitteln. Obwohl ich den ersten Band der Reihe nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.Ab und an gibt es kurze Informationen, nicht zu viel und nicht zu wenig.
Der Tote wird am Tage des Hiataeinzugs gefunden. Eigentlich hat Charlotte da alle Hände voll zu tun. Dass es bei diesem Umzug eine weitere Leiche geben wird, kann sie noch nicht ahnen.
Flora hat währenddessen ein anderes Problem. Die neue Geschichtslehrerin beauftragt ihre Schüler und Schülerinnen, in den Familien Informationen über die Nazizeit zu sammeln. Die einzige, die etwas wissen könnte, ist die Omama. Die aber kann sich angeblich an nichts erinnern, weil sie zu jung war.

„...Die Frau Weber bestand aber darauf, und daran konnten auch aufgeregte Beschwerdeanrufe und E – Mails von Eltern nichts ändern. Sie war der Ansicht, dass man die Zukunft nur bewältigen konnte, wenn man die Vergangenheit verstand...“

Bei einem Spaziergang von Charlotte und Andrea buddelt der Hund in einem Loch und bricht ein. Plötzlich stehen sie in einem alten Nazi – Bunker. Dort finden sie Weinflaschen von einem Weingut Goldmann. Wo soll das gewesen sein? Angeblich kennt es keiner. Nun streckt Charlotte verstärkt ihre Fühler aus.
Plötzlich vermischen sich Gegenwart und Vergangenheit. Gibt es eine Beziehung zwischen den Toten und dem Weingut Goldmann?
Auf sehr emotionale Weise vermittelt der Autor, was im Jahre 1940 geschah. Und mancher, der seitdem Dreck am Stecken hat, spielt nach wie vor den braven Bürger.
Doch es gibt auch viele humorvolle Stellen im Buch. Natürlich hat der Hiataeinzug seine Nachwirkungen. Bei Charlotte klingt das so:

„...Die Charlotte wollte den wahrscheinlich letzten halbwegs warmen Tag des Jahres nützen, um sich endlich ihres Rausches vom Vorabend zu entledigen. Dazu brauchte es, natürlich, Alkohol. Man wollte den Spiegel ja nicht gefährlich schnell sinken lassen...“

Das Buch zeichnet sich durch eine geschickte Kombination von Dorfleben und Ermittlungen aus. Häppchenweise wird eingeflochten, was einst mit der Familie Goldmann passierte und welche Spuren es heute noch von der Familie gibt. Sehr bewusst werden die Motive der Täter herausgearbeitet. In einem Protokoll aus dem Jahre 1940 klingt das o:

„...Wieso kommst du mit dieser Information erst jetzt zu mir? Hat das vielleicht etwas damit zu tun, dass du seit Monaten erfolglos versuchst, die Goldmanns von einem Verkauf zu überzeugen?...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

Wien anno 1966 - fesselnder Krimi

Leopoldstadt
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„...Adele streckte den Arm Richtung Zufahrtsstraße. Ein Streifenwagen schlich heran. „Derf mer jetzt da auch scho nimma picknickn?“ Wilhelm flehte inständig, dass genau das der Grund für das Auftauchen ...

„...Adele streckte den Arm Richtung Zufahrtsstraße. Ein Streifenwagen schlich heran. „Derf mer jetzt da auch scho nimma picknickn?“ Wilhelm flehte inständig, dass genau das der Grund für das Auftauchen seiner Kollegen sein möge – und nicht jener, den er vermutete...“

Wilhelms Flehen hat sich nicht gelohnt. Er muss das Picknick mit Adele und Alois und seinen Patenkindern abbrechen. Auf ihn wartet eine Leiche.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben, denn wir befinden uns in Wien des Jahres 1966.
Der Schriftstil ist insofern etwas Besonderes, da die Autorin die Personen häufig in ihrem Dialekt oder in ihrer Sprache reden lässt. Auch als Nichtwiener hatte ich damit kein Problem, da ich einige Worte schon kenne und andere sich aus dem Sinnzusammenhang entschließen lassen. Auf jeden Fall erhält die Geschichte dadurch nicht nur ihre örtliche, sondern auch ihre zeitliche Authentizität, denn Sprache verändert sich.
Sehr gut sind die Protagonisten charakterisiert. Ich möchte mich auf zwei beschränken. Chefinspektor Wilhelm Fodor weiß mit seinem Team umzugehen. Es sind aber so kleine Bemerkungen, die zeigen, dass er noch heftig mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Dort gibt es offene Baustellen. Und diese Zeit hat ihn eins gelehrt. Rassistische Attacken und alte Nazicliquen kann er nicht vertragen. Leider wird er damit wiederholt konfrontiert.
Fischer, einer seiner Untergebenen, hat es schwerer, sich einen Standpunkt zu erarbeiten. Einerseits neigt er zu unkontrollierten Äußerungen gegenüber Fremden, andererseits zeigt er gegenüber Schwächeren sehr viel Empathie. Anders ausgedrückt: Mal möchte man ihn runderneuern, mal auf die Schulter klopfen.
Der Tote ist von schwarzer Hautfarbe und trägt Stiefel, wie sie GIs habe. Also haben die Kriminalisten die Hoffnung, dass das nicht ihr Fall, sondern der der US – Armee ist. Die aber winkt ab.
Ab und an blitzt in der Geschichte ein feiner Humor auf. Die Möglichkeit, Klara, eine junge Kollegin ins Team zu integrieren, wird so kommentiert:

„...Und der liebe Herr Innenminister und der liebe Herr Bundeskanzler sind so konservativ, dass sie mich bei der Frage anschauen werden, als würde ich verlangen, einer Spinne das Wahlrecht zu verleihen...“

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Eine Spur scheint weit in die Vergangenheit zu führen. Gleichzeitig erhalte ich einen Einblick in die historische Situation . Spannend sind insbesondere die Diskussionen in den Gasthäusern. Gespalten ist die Meinung zur Frage von Südtirol. Gleichzeitig heben in Wien die Nazis erneut verstärkt ihre Köpfe. Die alten Seilschaften existieren noch. Deshalb fragt sich Wilhelm:

„...Was, bitte, war so schlecht an der mühsam erkämpften Demokratie? Wieso gab es doch erklecklich viele Menschen, die sie wieder abschaffen wollten?...“

Und dann scheint es so, als würde Wilhelm bei einen Ermittlungen selbst observiert. Hat er irgendwo versehentlich in ein Wespennest gestochen?
Ab und an beginnen die Kapitel mit Ort, Datum und Uhrzeit. So ist eine Einordnung gut möglich.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und gleichzeitig mein Interesse am Vorgängerband geweckt. Die Autorin versteht es, die Geschichte gekonnt in die Zeit einzubetten, neben den Ermittlungen Raum für private Befindlichkeiten zu lassen und ihre Protagonisten mit Ecken und Kanten auszustatten. Nichts ist rundgeschliffen, alles hat mehreren Seiten. Nicht zuletzt gefällt mir der Wiener Humor.

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Veröffentlicht am 03.06.2021

Empfehlenswertes Buch für ERstleser

Eine Freundin für Mia - Leserabe ab Vorschule - Erstlesebuch für Kinder ab 5 Jahren
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Normalerweise beginne ich meine Rezensionen mit einem Zitat. Das geht hier gerade nicht, weil Zeichnen nicht zu meinen Begabungen gehört.
Mia kommt neu an die Schule. Sie hofft, schnell eine Freundin zu ...

Normalerweise beginne ich meine Rezensionen mit einem Zitat. Das geht hier gerade nicht, weil Zeichnen nicht zu meinen Begabungen gehört.
Mia kommt neu an die Schule. Sie hofft, schnell eine Freundin zu finden und hat genaue Vorstellungen,wie diese aussehen und was sie mögen soll.
Die Autorin hat ein schönes Kinderbuch für Erstleser geschrieben. Das Besondere an der Geschichte ist, dass alle Substantive durch Zeichnungen ersetzt wurden. Dazu gibt es in der hinteren Umschlagseite eine Wortliste, die sich ausklappen lässt.
Schriftstil und Schriftgröße sind perfekt an die Zielgruppe angepasst. Die Sätze sind kurz und leicht verständlich.
Während sich der Text meist auf den oberen Abschnitt der Seit befindet, gibt es im unteren Teil sehr schöne farbige Zeichnungen.
Die Geschichte ist realistisch. Mia erlebt bei der Suche nach einer Freundin so manche Überraschung. Sie lernt dabei, was in einer Freundschaft wirklich wichtig ist.
Am Ende enthält das Buch 5 Mitmachseiten. Eine davon steht unter der Überschrift:

„...Was passt hier nicht dazu?...“

Es geht also zum einen um verstehendes Lesen, zum anderen um genaues Beobachten. Ein Leseraben-Preisausschreiben rundet die Geschichte ab.
Das farbenfrohe Cover ist ansprechend und weckt Interesse.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bekommt eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.06.2021

Josefine kann`s nicht lassen

Josefine und die dunkle Seite des Sommers
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„...Notizen und Gegenstände in Hutbändern waren gar nicht so selten. […] Sofern die Bänder nicht aufgeklebt waren, eigneten sie sich als Geheimversteck...“

Die Gedanken kommen Josefine, als sie in einer ...

„...Notizen und Gegenstände in Hutbändern waren gar nicht so selten. […] Sofern die Bänder nicht aufgeklebt waren, eigneten sie sich als Geheimversteck...“

Die Gedanken kommen Josefine, als sie in einer Kapitänsmütze, die sie reparieren soll, einen geheimnisvollen Zettel findet. Die Nachricht regt ihre Neugier an. Sie vermutet einen Kriminalfall dahinter. Da ihr Geschäft gerade renoviert wird, langweilt sie sich. Da käme ihr ein Fall gerade recht.
Der Autor hat einen lockerleichten Sommerkrimi geschrieben. Allerdings gibt es auch einige Szenen, wo die Geschichte ihre Leichtigkeit verliert.
Der Schriftstil ist ausgefeilt und sprachlich sehr hochwertig. Das zeigt sich insbesondere, wenn Josefine durch die Natur spaziert.

„...Nur wer sich in der Natur bewegt, kann alle Sommerherrlichkeiten erleben. Falter kreisten sie ein und ließen sie nicht mehr gehen. Recht hummelwitzig wurde ihr zumute...“

Anfangs scheint der Fall nur in Josefines Phantasie zu existieren. Das macht ihr auch der ehemalige Polizist Adalbert Abendscheu klar. Dann aber stößt Josefine auf die Information, dass die Nachricht mit einer Immobilie zu tun hat, die fast am Verfall ist. Noch ahnt sie nicht, dass sie ihre Neugier in eine lebensgefährliche Situation bringen wird.
Josefine bringt die Kapitänsmütze ihren Besitzer zurück ins Pflegeheim. Ein Gespräch ist nicht mehr möglich. Der Seemann lebt in seiner eigenen Welt. Gesine, eine Pflegekraft, formuliert das so:

„...Wir sind wie die Wartehalle in einem Bahnhof. Wir sorgen für alles, was die Reisenden brauchen für ihren einzig noch verbliebenen Weg, in den Himmel...“

Gerade im Heim gibt es einige Szenen, die nur schwer zu ertragen sind.
Josefines 92jährige Mieterin dagegen nimmt das Leben, wie es kommt. Ab und an lässt sie Josefine einen Blick in ihre Vergangenheit nehmen.Sie hat ihre besondere Sicht darauf. Rauchen und Alkohol halten sie am Leben.
Am Ende klärt Josefine mehrere Morde auf. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre selbst eines der Opfer gewesen.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Das liegt unter anderen an Josefine, die einerseits sprichwörtlich mit dem Kopf in den Wolken lebt, andererseits aber sehr hartnäckig seine kann. Mit einem Zitat aus ihrem Mund möchte ich meine Rezension beenden.

„...So war das Glück, es hatte die Konsistenz von zu warmen Erdbeereis...“

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