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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2021

Wer zieht im Hintergrund die Fäden?

Strahlender Sieg
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„...Carlos hatte als Antwort nur ergeben genickt, sich dabei aber insgeheim gefragt, ob sein Chef ihn nicht vielleicht doch nur für ein Maultier hielt. Viel Peitsche und wenig Zuckerbrot….“

Carlos soll ...

„...Carlos hatte als Antwort nur ergeben genickt, sich dabei aber insgeheim gefragt, ob sein Chef ihn nicht vielleicht doch nur für ein Maultier hielt. Viel Peitsche und wenig Zuckerbrot….“

Carlos soll in Guatemala eine ihm unbekannte Ladung so schnell wie möglich ans Ziel bringen. Er kann nicht ahnen, dass der Überfall auf seinen Transporter schon von langer Hand vorbereitet wurde.
Phil leidet an den Folgen des Vietnamkrieges. Dann bekommt er von ehemaligen Veteranen ein Angebot, dass er nicht abschlagen kann. Es ist seine Form der Rache.
In Deutschland diskutiert der Geheimdienst darüber, dass kleinste Mengen radioaktiver Substanzen verschwunden sind. Man vermutet, dass schmutzige Bomben gebaut werden sollen. Auf der Frage nach den Täter resümiert ein Offizier:

„...Professionelle Terroristen machen so etwas nicht. Was man beherrschen will, das zerstört man nicht. Damit bleiben als potentielle Täter eigentlich nur die wirklich Verrückten übrig...“

Der Autor hat erneut einen fesselnden Thriller geschrieben. Das Buch beginnt mit mehreren Handlungssträngen. Drei davon habe ich angedeutet.
Am härtesten trifft es Karen. Einst bei der Polizei arbeitet sie nun in einer Sondereinheit des amerikanischen Geheimdienstes. Ihr Chef schickt sie nach Deutschland. Kaum angekommen wirft man ihr vor, einen Terroristen befreit und zwei Leute erschossen zu haben. Es ist ihr Glück, dass die Umstände so waren, dass sie ihre Unschuld beweisen kann. Wer aber versucht die Geheimdienste gegeneinander auszuspielen? Und wer hat so viel Macht, in interne Strukturen eingreifen zu können? Und warum das Ganze? Oder anders gefragt: Wem nützt es?
Der Schriftstil passt sich gekonnt dem Geschehen an. An manchen Stellen blitzt ein feiner Sarkasmus auf. Karens Vorgesetzter in Deutschland sieht das so:

„...Wenn ich irgendetwas zu diesem Fall äußere, dann glauben mir die Deutschen schon aus Prinzip nicht, sagt er sich. Und die Presse macht aus uns Hackfleisch, wenn sie etwas davon erfährt...“

Deshalb wird Karen erst einmal aus der Schusslinie genommen. Doch Geduld ist nicht ihr Ding. Zurück in Amerika warten schon die nächsten Fallen.
Neben der stellenweise rasanten Handlung finde ich es interessant, wie gekonnt die Täter Mitarbeiter rekrutieren und von ihrer Sache überzeugen. Dabei wird durch die Analyse einer anstehenden politischen Entscheidung schon relativ zeitig klar, was es seitens der Täter zu verhindern gilt. Der Weg dorthin und die Methode erscheinen dann relativ verschlungen.
Hinzu kommt, dass selbst in den staatlichen Organen nicht klar, ist, ob sie einen Verräter in den eigenen Reihen haben. Und die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Dienste funktioniert mehr schlecht als recht.
Erschreckend ist, dass die technische Möglichkeiten nicht etwa in ferner Zukunft liegen, sondern in großen Teilen heute schon vorhanden sind.
Wie meist kommt Rettung in letzter Sekunde.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag unter anderen Karens Gedankengänge, die noch von ihrer Polizeiarbeit geprägt sind und Situationen gründlich hinterfragen.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Das Leben des Johannes Kepler

harmonia mundi
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„...Es war ein Freitag zum achten Tag des Novembers im Jahre des Herrn 1630. [...] Da kam eine Magd zu ihm in die Werkstatt und bat ihn, ein Haus in der Nähe des Fischmarkts aufzusuchen. Ihr Herr rufe ...

„...Es war ein Freitag zum achten Tag des Novembers im Jahre des Herrn 1630. [...] Da kam eine Magd zu ihm in die Werkstatt und bat ihn, ein Haus in der Nähe des Fischmarkts aufzusuchen. Ihr Herr rufe nach ihm und bitte um seine Dienste...“

Das Anliegen überrascht den Steinmetz Caspar. Normalerweise kommen die Kunden zu ihm. Doch der Fremde kann das Haus nicht mehr verlassen. Er will ein Grabmal für sich gestaltet haben. Die entsprechende Inschrift hat er dem Steinmetz vorgelegt. Es handelt sich um den Wissenschaftler Johannes Kepler.
Der Autor hat einen spannenden und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Alle wesentlichen wissenschaftlichen Leistungen des Johannes Kepler werden berührt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er besteht zum großen Teil aus Dialogen zwischen Kepler und dem Steinmetz.
Den Anstoß hat die Grabinschrift gegeben:

„...Die Himmel hab ich vermessen,
jetzt mess ich die Schatten der Erde.
Himmelwärts strebte der Geist,
des Körpers Schatten ruht hier...“

Damit er den Auftrag erfüllen kann, möchte Caspar diese Worte verstehen und mit Inhalt erfüllen. Deshalb nutzt er die Zeit, die Kepler noch bleibt, um sich über dessen Leben zu informieren. Detailliert wird geschildert, wie sich Kepler von alten Vorstellungen löste und auf Grund der Himmelsbeobachtung neue mathematische Modelle entwickelt hat.

„...Mit meinen Berechnungen konnte ich enthüllen, dass der Schöpfer im Weltall eine Harmonie verewigt hat, die wir nur mit der Musik vergleichen können. Es besteht ein harmonisches Gesetz...“

Natürlich wird auch die zweite Seite des Johannes Kepler angesprochen, das Erstellen von Horoskopen. Gleichzeitig entwickelt sich zwischen beiden Männern ein intensives Glaubensgespräch.
Die wissenschaftlichen Ausführungen sind allgemeinverständlich und nachvollziehbar. Außerdem werden sie an vielen Stellen durch Zeichnungen ergänzt.
Am Ende legt der Autor dar, wie die Keplerschen Erkenntnis weiter verfeinert wurden und wo der Wissenschaftler irrte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Tiefgründige Texte

Von Wegen. Ein Begleiter fürs Pilgern, Wandern, Leben
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„...Seit uralten Zeiten vergleichen Menschen das Leben mit dem Gehen eines Weges. Unzählige Bezüge lassen sich herstellen...“

Diese Sätze stammen aus dem Vorwort von Tobias Bilz, Landesbischof der Ev. ...

„...Seit uralten Zeiten vergleichen Menschen das Leben mit dem Gehen eines Weges. Unzählige Bezüge lassen sich herstellen...“

Diese Sätze stammen aus dem Vorwort von Tobias Bilz, Landesbischof der Ev. - Luth. Landeskirche Sachsens. Dann folgen in sechs verschiedene Themen gegliederte Texte oder Gedichte.
Die Themen sind immer zweigeteilt:
- Die Stopptaste drücken. Anhalten
- Im Gehen geht`s. Sich auf den Weg machen.
- Gehen wir weiter. Unterwegs sein.
- In allem: Gott. Am Wegesrand
- Hergeführt sein. Ankommen.
- Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit. Bei sich und bei ihm sein.

Die Texte, ich würde die meisten eher als Gedichte bezeichnen, sind häufig kurz und kommen schnell auf den Punkt. Sie laden zum Nachdenken ein, um ihren tieferen Sinn nachzuspüren.

„...Im Gehen
setzt sich vieles.

Im Laufen
legt sich manches.

In der Bewegung
komme ich zur Ruhe.

Und an,
bei mir,
bei dir...“

Manchem Gedicht ist ein Bibelwort vorangestellt, dass dann auf neue Art interpretiert und in Worte umgesetzt wird.
Einige Seiten sind dem Leser für eigene Gedanken vorbehalten.
Zu Beginn jedes Themas befinden sich schöne Fotos, die zum Inhalt passen.
Das Büchlein hat mir ausgezeichnet gefallen. Es gibt sicher manche stille Stunde und verschiedene Lebenssituationen, wo ich es gern wieder zur Hand nehmen werde.

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Veröffentlicht am 15.05.2021

Ein hartes Schicksal

Weil ich an uns glaubte
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„...Gerade jetzt taucht Marlies auf. Was soll das denn nach all den Jahren? Wer, meint sie, interessiert sich für sie? Sie hat nie in unser Leben gehört und wird es auch niemals...“

Zufällig hört die ...

„...Gerade jetzt taucht Marlies auf. Was soll das denn nach all den Jahren? Wer, meint sie, interessiert sich für sie? Sie hat nie in unser Leben gehört und wird es auch niemals...“

Zufällig hört die 29jährige Lena dieses Telefongespräch ihrer Mutter. Der Name Marlies sagt ihr was. So hieß ihre tote Großmutter. Doch dann stellt sich heraus, dass genau diese Großmutter lebt. Lena nimmt Kontakt zu ihr auf und Marlies erzählt ihr eine Geschichte aus der Vergangenheit.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Er spielt auf zwei Ebenen. Zum einen darf ich Lena im Heute und Hier begleiten, zum anderen gewährt mir Marlies einen Blick in die Vergangenheit.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich den Gegebenheiten an. Die Treffpunkte von Lena mit ihrer Oma werden sehr stimmungsvoll beschrieben.

„...Weiße Schäfchenwolken standen am blauen Himmel. Das Blätterdach hielt die Sonne ab wie ein Schirm. Sie hörten beide auf das gleichmäßige rhythmische Plätschern des Wassers und den Gesang der Vögel...“

Mit Lena habe ich so meine Probleme. Sie hat ihren Weg im Leben noch nicht gefunden. Zwar hat sie eine Ausbildung als Erzieherin, doch sie träumt von einer Zukunft als Illustratorin. Gut, mancher orientiert sich neu. Dass sie es aber fünf Jahre lang nicht geschafft hat, ihrem Freund klarzumachen, dass sie ihn nicht heiraten will und ihm das in dem Moment ungeschminkt zu verstehen gibt, als er sich mit ihr im Kreise der Familie verloben will, finde ich nicht die feine Art.
Die Erzählung von Marlies ist eingebettet in die Probleme ihre Zeit. Vom ersten Schultag im Jahre 1946 an entwickelt sich eine Freundschaft zwischen ihr und Günther. Dann aber stellt das Schicksal die Weichen anders. Günthers Eltern verlassen die DDR, als Marianne, so nennt Marlies ihre Protagonistin, 16 Jahre ist. Trotzdem hoffen beide, dass es für sie eine Zukunft gibt.
Die Zeitverhältnisse werden sehr realistisch wiedergegeben. Dabei wird deutlich, dass man in den Familien auch nicht immer einer Meinung war. So wirft Günther seinem Vater vor:

„...Was war so schwer daran, in manchen Situationen einfach den Mund zu halten?...“

Für Marianne bedeutet die Ausreise von Günthers Eltern nicht nur die Trennung vom Freund. In seiner Familie erhielt sie Halt und Kraft, die sie zu Hause vermisste. Ihre Eltern interessieren sich nicht für die Wünsche der Töchter. Sie haben zu spuren. Ihre Zukunft liegt im Geschäft der Eltern und sonst nirgendwo. Das muss Marianne bitter erfahren,cals sie sich selbst um eine Lehrstelle kümmert. Der Vater verweigert die Unterschrift.
Bewegend finde ich Günthers Abschiedsbrief.

„...Ich hätte Dir gern erklärt, das es nicht meine Entscheidung war, wegzugehen, dass mir keine Wahl bleibt,dass ich mit Ella und Richard mitgehen muss...“

Über Mariannes weiteres Leben möchte ich hier nichts schreiben. Von Günther erfährt man nicht viel. Allerdings wird an den wenigen Stellen, wo er zu Wort kommt, klar, dass er die Hoffnung lange nicht aufgegeben hat. Der Briefverkehr zwischen beiden schläft ein. Warum, wird nicht genauer ausgeführt. Mag sein, dass die Stasi einen Teil der Briefe zurückgehalten hat. Genauso gut traue ich das aber auch Mariannes Eltern zu. Die Freundschaft mit Günther war denen von Anfang an ein Dorn im Auge.
Nach der Wende macht Günther sich auf Mariannes Spuren.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt am konkreten Beispiel, wie die politische Verhältnisse persönliche Schicksale geprägt haben.

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Veröffentlicht am 15.05.2021

Ein dunkles Kapitel amerikanischer Geschichte

ZwischenWelten - Die Weisse Krähe
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„...In Anna stieg ein Gefühl auf, dass sie noch nie vorher in ihrem Leben verspürt hatte. Es verunsicherte sie, mit welcher Macht es von ihr Besitz ergriff. Es war Hass. Blanker Hass...“

Wir schreiben ...

„...In Anna stieg ein Gefühl auf, dass sie noch nie vorher in ihrem Leben verspürt hatte. Es verunsicherte sie, mit welcher Macht es von ihr Besitz ergriff. Es war Hass. Blanker Hass...“

Wir schreiben das Jahr 1860, als die 15jährige Anna mit ihrem Vater nach New Ulm in Minnesota kommt. Dort muss sie miterleben, wie er unschuldig als Pferdedieb gehängt wird. Damit hat sie ihren letzten Verwandten verloren. Sie schwört bittere Rache.
In Boston soll Will Kronberg als ältester Sohn bald den Druckereibetrieb seines Vaters übernehmen. Nach langen Zögern erklärt er sich bereit. Aber an dem Tag, an dem er seiner Jugendfreundin einen Heiratsantrag machen will, erwischt er sie bei ihrer Untreue. Will verlässt die Stadt, meldet sich beim Militär und wird Boston nie wiedersehen.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Titel ZwischenWelten ist Programm im Hinblick auf die beiden wichtigsten Protagonisten. Anna wird ihr Leben lang zwischen den Volk der Dakota und den Weißen stehen, Will muss seinen Weg als Redakteur zwischen Lüge und Wahrheit finden.
Der Schriftstil ist sehr abwechslungsreich. Der Autor erweist sich als gekonnter Erzähler. Er schlägt einen Bogen zwischen den großen Ereignissen der Zeit. Während die Soldaten des Nordens im Süden gegen die Sklaverei kämpfen, sorgen sie gleichzeitig für eine umfassenden Völkermord an den First Nations.
Anna gelingt die Flucht aus den Händen ihrer Peiniger, die schon für den Tod des Vaters verantwortlich waren. Allein in der Wildnis rettet ihr Dark Cloud, ein heiliger Mann der Dakota, das Leben. Der hat eine Vision:

„...Es war eine Macht, die von Vergeltung getrieben wurde. In der Form einer Krähe. Einer weißen Krähe, welche die Krieger der Dakota in den Kampf führte...“

Noch ahnt er nicht, dass Anna eine besondere Gabe hat. Sie kann die Gedanken der Menschen kurz vor ihrem Tod lesen.
Sehr anschaulich wird das Leben der Dakota in den Reservaten beschrieben. Die Verantwortlichen verdienen sich eine goldene Nase und lassen die Dakota hungern. So hatte sich Will sein Tun bei der Armee nicht vorgestelt.

„...Dass man einen Menschen zum Tode verurteilte, nur dadurch, dass man ihm die Hilfe verweigerte und zusah, wie er jämmerlich zugrunde ging, auf eine derartige Idee war er bis zu diesem Zeitpunkt nicht gekommen...“

Im Fort begegnen sich Will und Anna das erste Mal. Es sollte nicht das letzte Mal bleiben. Die Situation zwischen den Dakota und der Armee, aber auch den Siedlern spitzt sich zu. Grausamkeiten auf beiden Seiten zeichnen sich ab.

„...Die Indianer waren getäuscht und betrogen wurden. Und das vor den Augen des Staates...“

Anna wird bei den Dakota als Kriegerin verehrt. Sie hat einen Platz im Rat der Männer. Immer noch lodert in ihr der Hass aus der Vergangenheit.
Intensive Gespräche über Krieg und Frieden bereichern die Geschichte. Es wird von Seite zu Seite deutlicher, dass die Gier des weißen Mannes nichts anderes will, als die indianischen Völker auszurotten, um sich bedenkenlos an deren Land bedienen zu können. Verträge sind dazu da, um gebrochen zu werden. Anna und Will fragen sich, wie sich das mit Demokratie und christlichen Glauben vereinbaren lässt.

„...Sieh sie dir an, die Menschen, die sich für zivilisiert und christlich halten. Wie sie sich am Abschlachten anderer ergötzen! Wie sie im Namen ihrer eigenen Sicherheit zu brutalen Bestien werden und gezielt Jagd auf die machen, die ihren Plänen im Wege stehen könnten...“

Das Buch schlägt einen großen Bogen von 1860 bis zu den letzten Niederlagen der Dakota.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Es macht betroffen, zu lesen, zu welch Verbrechen die Gier den Menschen treiben kann. Will zieht die Konsequenz aus seinen Erfahrungen. ER verlässt Amerika.

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