Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2021

Fatale Entscheidungen

Königsberg. Glänzende Zeiten
0

„...Die Freiherren von Schletter hatten einst einen großen Namen, Macht und viel Geld besessen. Jetzt besaßen sie nur noch einen Namen...“

Und genau das ist das Problem. Wir schreiben das Jahr 1880. Dem ...

„...Die Freiherren von Schletter hatten einst einen großen Namen, Macht und viel Geld besessen. Jetzt besaßen sie nur noch einen Namen...“

Und genau das ist das Problem. Wir schreiben das Jahr 1880. Dem Gut des Wilhelm von Schletter ist der Verfall anzusehen. Also muss eine reiche Erbin her. Oskar Lamberg, ein Kaufmann aus Südafrika, ist gern bereit für seine Tochter einen Adelstitel zu kaufen. Wilhelm von Schletter will sie mit seinem Sohn Leonhard verheiraten. Doch Adele ist in Carl von Reichenbach verliebt, den besten Freund von Leonhard. Carl stellt Leonhard ein Ultimatum. Carl und Leonhard ahnen nicht, dass weit mehr als ihre Freundschaft zerbricht.
Die Autorin hat einen spannenden Familienroman geschrieben. Dabei spielt allerdings Königsberg nur am Rande eine Rolle. Der Großteil der Handlung vollzieht sich auf den Gütern der Protagonisten.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Sehr detailliert werden die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten deutlich. Macht und Intrige sorgen für eine innere Spannung. Die ältere Generation muss erleben, dass sich die Nachkommen nicht mehr in das enge Konzept der Konventionen pressen lassen.
Mit sprachlich beeindruckenden Bildern wird die Landschaft Ostpreußens beschrieben:

„...Buntes Laub lag auf den Wegen, erinnerte daran, dass der September nur mehr eine Illusion des Sommers trug und der Herbst begonnen hatte, in dem bereits der Atem des Winters lag...“

Die politischen Verhältnisse werden nur punktuell angedeutet. Das friedliche Nebeneinander von Deutschen und Polen scheint nicht mehr gewünscht. Der Aufschwung kommt vor allem der deutschen Bevölkerung zugute.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2021

Spannender Thriller

Das Babylon-Mysterium
0

„...Ich will sie lebend haben! Und was diesen Lionel Abraham Daniels angeht, bei dem sie sich aufhält: Lock ihn aus der Reserve...“

Diesen Befehl erhält Gilbert Winter vom Meister schon auf einer der ...

„...Ich will sie lebend haben! Und was diesen Lionel Abraham Daniels angeht, bei dem sie sich aufhält: Lock ihn aus der Reserve...“

Diesen Befehl erhält Gilbert Winter vom Meister schon auf einer der ersten Seiten. Es handelt sich um eine einflussreiche Geheimorganisation, deren Symbol sich in einem geheimnisvollen Felstempel in Ägypten befindet. Lionel und eine Freunde sind ihnen auf der Spur.
In Lionels Auftrag gelingt es den Archäologen Alexandro Notovny, Den Tempel ausfindig zu machen. Seine Assistentin Janina schickt die Aufnahmen an einen Freund. Der teilt ihr lapidar mit, dass das genau sein Ziel war. Ab sofort steht Janina auf der Abschussliste von Winter.
Fast zur gleichen Zeit wird Lionels Familie durch einen Trick entführt. Ihnen bleibt nur wenig Zeit, deren Ermordung zu verhindern.
Der Autor hat einen rasanten Thriller geschrieben. Es ist der zweite Teil der Reihe. Obwohl ich den Vorgängerband nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen. Was ich wissen musste, war im Text enthalten. Gut gefällt mir, dass am Anfang die handelnden Personen kurz vorgestellt und charakterisiert werden.
Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlung, lässt aber auch Raum für besinnliche Momente.
Detailgenau darf ich die Ideen zur Rettung von Lionels Familie und von Janina verfolgen. Natürlich läuft nicht alles so, wie geplant. Es sind meist Kleinigkeiten die ein neu Durchdenken erfordern. Der Spannungsbogen ist durchweg sehr hoch.
Inhaltsreiche Gespräche geben mir einen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten. In Lioels Team treffen verschieden Glaubensrichtungen aufeinander. Das führt ab und an zu tiefgründigen Gesprächen.

„...“Und jetzt stell dir einmal vor, wir müssten Gottes Anerkennung erst verdienen.“ […] „Dann wäre keine echte Liebe möglich. Alles Gute, was wir tun würden, würden wir nicht aus Liebe zu Gott tun, sondern nur für uns selbst…“

Im Gegensatz dazu erklärt Gilbert Winter einer Freundin die Finanzwelt. Die ausführlichen Kommentare hier zu zitieren, würde den Rahmen sprengen. Deshalb gibt es nur den Kernsatz:

„...Du verstehst unser Finanzsystem nicht, Schatz. Geld ist eigentlich nichts anderes als Schulden...“

Sehr gut wird im Buch die Entwicklung von Lionel herausgearbeitet. Nach außen hin wirkt er stark und unerschütterlich. Doch die Angst um die Familie lässt seine Fassade bröckeln. Die letzten Worte seiner Mutter lassen ihn nicht los:

„...Lion, ich hoffe und bete, dass Gott dich an einen Punkt führen wird, an dem du erkennst, dass du alleine, ohne ihn nicht weiterkommst...“

Nachdem die Geschichte sich allseits zu einem guten Ende entwickelt hatte, blieb nur noch der Epilog zu lesen. Und der überraschte mit einem völlig unerwarteten Cliffhanger.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.02.2021

Zwei brisante Fälle

Der Tod der blauen Wale
0

„...Ihre Mutter hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie ein unerwünschtes Kind war. Ein Kind, mit dem es die Liebe, aber vor allem die Aufmerksamkeit ihres Mannes teilen musste. Ein Kind, das all ...

„...Ihre Mutter hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie ein unerwünschtes Kind war. Ein Kind, mit dem es die Liebe, aber vor allem die Aufmerksamkeit ihres Mannes teilen musste. Ein Kind, das all ihr Zukunftsträume zerstörte...“

Das erste Kapitel ist kursiv geschrieben. Die heftige Quintessenz gibt das obige Zitat wieder. Dann wechselt die Handlung. Nicole Herber empfängt den Anruf ihres Sohnes Kai. Der verabschiedet sich von ihr und schickt ein Video, wie er sich vor den Zug wirft.
Die Polizisten Natalie und Wilfried untersuchen den Fall. Er wird allerdings schnell zu den Akten gelegt – auf Wunsch und Betreiben des Vaters, der Anwalt ist.
Kurze Zeit später gibt es Paderborn einen Mord zu klären. Der Tote wurde in der Nähe einer ehemaligen LKW-Werkstatt gefunden.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Was für mich am Anfang wie klare Fälle aussah, erweist sich als kompliziertes Geflecht. Für mich ist es das erste Buch des Autors, aber sicher nicht das letzte.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Nach dem letzten Fall, auf den es die eine oder andere Anspielung gibt, war Jürgen Kleekamp suspendiert worden. Damit kam er nicht besonders gut zurecht. Nach einer Anhörung darf er wieder Dienst tun.
Sein Umgang mit den Kollegen ist gewöhnungsbedürftig. Natalie allerdings weiß ihn zu nehmen. Fachlich überzeugt er.
Während sich Jürgen um den Mord kümmert, lässt Natalie der Selbstmord nicht los. Entgegen der Warnung ihres Vorgesetzten recherchiert sie weiter. Sie sucht das Gespräch mit Kais Freunden. Auf Lenas Provokation reagiert sie so:

„...aber ich möchte gern verstehen, warum sich ein junger Mensch umbringt, der sein ganzes Leben noch vor sich hat:..“

Während Lenas Gefühle sich in einer aufmüpfigen Art widerspiegeln, erschreckt die Emotionslosigkeit der anderen Schüler...“

Ab und an ist der Schriftstil mit einem feinen Humor durchsetzt.

Oh Mann, wie ihr an meinen Knien hört, bin ich im knackigen Alter angekommen. Ich glaube, es wird langsam Zeit für eine Kur...“

Als Jürgen von einem Kollegen der Kriminalpolizei erfährt, dass am Tatort Spuren eines alten Bekannten gefunden wurden, nimmt er die Sache persönlich, denn jetzt geht es für Natalie und ihn um Leben und Tod.
Als besonderes Stilmittel gibt es noch mehrere kursive Einschübe. Darin werden heftige Kindheitserlebnisse aufgearbeitet. Gut gefällt mir auch, dass Nebenpersonen genügend Raum bekommen. So werden die Obdachlosen zum Teil mit ihrem Schicksal dargestellt.
Am Ende bleibt keine Frage offen. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2021

Trulls Schicksal

Trull ein Kämpferherz
0

„...Es ist die bedingungslose Freundschaft,die er mir entgegenbringt, die weder von Falschheit noch von Hinterlist geprägt ist. Man muss nur in diese großen, klaren Hundeaugen blicken, die einen erstaunt, ...

„...Es ist die bedingungslose Freundschaft,die er mir entgegenbringt, die weder von Falschheit noch von Hinterlist geprägt ist. Man muss nur in diese großen, klaren Hundeaugen blicken, die einen erstaunt, manchmal fragend und pfiffig ansehen, schon ist man seinen unwiderstehlichen Charme für immer ausgeliefert...“

Im Vorwort äußert die Autorin diese Gedanken über das Zusammenleben mit ihrem Boxer Max. Auch im Roman steht ein Boxer im Mittelpunkt. Der aber lernt auch die Schattenseiten des Leben kennen.
Melissa lebt mit ihrem Mann Karl auf einem Reiterhof. Nach einem Reitunfall hat sich Karl sehr zum Negativen verändert. Er kümmert sich nicht um den Hof, lebt auf großen Fuß und sucht sich entsprechenden Freunde. Einer von ihnen bringt einen Boxerwelpen vorbei. Damit möchte Karl sein Image erhöhen. Der Welpe, der zu früh von der Mutter getrennt wird, überlebt nur, weil Melissa und der Tierarzt Eduard sich fürsorglich um ihn kümmern. Als Karl gewalttätig wird, verlässt Melissa den Reiterhof. Sie bittet Eduard, sich um den Hund zu kümmern. Der aber kommt zu spät. Trull ist durch eine geschlossene Fensterscheibe gesprungen und macht sich auf die Suche nach Melissa.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Ich darf nicht nur Trulls Weg verfolgen, sondern auch die Schicksale derjenigen, die sich um den Hund kümmern.Karl ist ebenfalls auf der Suche nach dem Boxer. Er soll ihm bei Hundekämpfen das nötige Kleingeld für sein großzügiges Leben einspielen.
Der Schriftstil lässt sich zügig lesen. Wer sich für das Buch entscheidet, sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass die Geschichte stellenweise sehr heftig ist. Die Beschreibung von Hundekämpfe, der Vorbereitung der Hunde darauf und von Tiertransporten nimmt zwar nur geringen Raum ein. Lässt aber an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Natürlich kommen auch andere Themen zum Tragen. So formuliert Brunhilde, Leiterin eines Tierheims, ihr Credo so:

„...sie brauchen alle unsere Liebe, jeder Einzelne von ihnen. Trotzdem müssen wir uns von ihnen trennen, auch wenn es uns jedes Mal das Herz bricht. Es ist nun mal unsere Aufgabe, diesen armen Kreaturen, nachdem wir ihnen wieder auf die Pfoten geholfen haben, ein würdiges Zuhause zu besorgen...“

Nicht nur tierische Schicksale, auch menschliche, prägen das Geschehen. Während sich Karl durch fehlende Empathie, Gewinnsucht und grenzenlosen Egoismus auszeichnet, wird eine junge Frau wegen verschmähter Liebe zu seinem willigen Opfer. Allerdings ahnt er nicht, dass ihre Liebe zu Tieren den Panzer aus Drogen und Alkohol durchbrechen kann.
Die Geschichte liest sich wie ein fesselnder Krimi. Doch sie ist weit mehr. Sie zeigt auf, dass Tiere Lebewesen sind, die ein Recht auf artgerechte Haltung und eine ganz eigene Würde haben. Gleichzeitig wird deutlich, dass Liebe Spuren hinterlässt, die noch Jahre später nachwirken.
Das Buch hat mich sehr berührt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.02.2021

Roadtrip durch China

Tausche Ehe minus gegen Freundschaft plus
0

„...Warum reden Männer immer nur von den inneren Werten der Frauen, meinten damit jedoch bloß das möglichst tiefe Dekolleté?...“

Nachdem Tomasa so ihre Erfahrungen mit Tinder gemacht hat, fällt obiges ...

„...Warum reden Männer immer nur von den inneren Werten der Frauen, meinten damit jedoch bloß das möglichst tiefe Dekolleté?...“

Nachdem Tomasa so ihre Erfahrungen mit Tinder gemacht hat, fällt obiges Zitat. Ihr bleibt eine letzte Möglichkeit. Sie will den Mann ihrer Träume in China treffen und überredet ihre Freundin Christine zu einem kurzfristigen Trip. Als Motivation sagt sie ihr, dass ein gemeinsames Konzert in China geplant sei.
Der Autor hat einen witzigen Roadtrip durch China geschrieben. Die Geschichte ist skurril, humorvoll und stark überzeichnet. Eine Katastrophe folgt der nächsten.
Begleitet werden die beiden vom Rauhaardackel Hugo.

„...Wobei Hunde ohnehin intelligenter sind als Menschen, schließlich akzeptieren sie weibliche Führungskräfte...“

An vielen Stellen findet sich tiefschwarzer Humor. Ab und zu gibt es gekonnte politische Anspielungen.

„...Wir Westler geben zu allem unseren Senf ab, schwingen die Moralkeule, wir glauben, alles besser zu wissen, vor allem wenn man aus Deutschland kommt...“

Das Buch strotzt von einer Menge ungewöhnlicher Einfälle und bedient gekonnt manches Klischee.
Als besonderes Stilmittel werden immer wieder Kommentare eingefügt, nicht nur von den beiden Protagonisten. Sie bringen das Geschehen auf den Punkt und ergänzen die eigentliche Handlung durch spitze Bemerkungen oder Hintergrundinformationen.

„...Intuition ist übrigens die Fähigkeit, die Lage in Sekundenschnelle falsch zu beurteilen...“

Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat einer mehr oder weniger bekannten Persönlichkeit.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere