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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2021

Wenn die Zeit reif ist ...

Vier Pfoten im Sommerwind
1

„...Ein warmes Wohlgefühl durchfloss Jörn stets, wenn er der See so nahe war. Er roch das Salzwasser und die würzige Luft, lauschte der vertrauten Stille, die im Grunde gar keine war, weil Wind und Wasser ...

„...Ein warmes Wohlgefühl durchfloss Jörn stets, wenn er der See so nahe war. Er roch das Salzwasser und die würzige Luft, lauschte der vertrauten Stille, die im Grunde gar keine war, weil Wind und Wasser stets für Hintergrundrauschen sorgten, und wurde eins mit der Welt...“

Jörn ist einerseits Krabbenfischer, andererseits ab und an mit einem Touristenboot unterwegs und nicht zuletzt Chef der Feuerwehr in Lichtenhaven. Er ruht in sich und lässt sich nicht so leicht erschüttern. Das kommt schon im obigen Zitat zum Ausdruck. Dass er allerdings bei der Organisation des Lichtenhavener Feuerwehrfestes mit Ella und ihrer Cateringfirma zusammenarbeiten muss, passt ihm gar nicht. Er kennt die junge Frau schon aus der Schulzeit. Meist sind sie sich aus dem Weg gegangen. Sie sind wie Feuer und Wasser. Ella kann echt nervig und hektisch sein, wenn etwas nicht so geht, wie sie es möchte.
Die Autorin hat einen amüsanten und lockerleichten Sommerroman geschrieben. Trotzdem geht die Geschichte in die Tiefe.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Ella hat gerade ein heftiges Problem. Ihre geliebte Großmutter Carlotta ist ganz plötzlich verstorben und hat sie zur Betreuerin ihres Hundes Barnabas bestimmt. Bei Carlotta gehorchte der Hund auf jeden Wink, bei Ella macht er, was er will. Sie hat keine Ahnung von Hunden und reagiert zu hektisch.
Als besondere Zugabe lässt mich die Autorin an den Gedanken des Hundes teilnehmen, die kursiv gesetzt sind:

„...Bedeutet das, sie ist mein neues Frauchen? Aber sie kapiert doch gar nichts und hat null Ahnung von Hunden. Das kann ja heiter werden...“

Als Jörn Ella am Strand trifft, der gerade Barnabas weggelaufen ist, hilft er ihr. Er kann mit Barnabas umgehen, da Carlotta einmal in der Woche bei ihm auf den Touristenboot mitgefahren ist. Danach lädt er Ella Essen ein. Als er für beide bezahlen will, reagiert sie wie üblich:

„...Ich habe nie Dates mit Männern aus Lichterhaven. Und ich lasse mich von ihnen auch nicht einladen...“

Dabei ist Ella einem Flirt mit Auswärtigen nicht abgeneigt. Doch das gemeinsame Essen lässt den Dorfklatsch blühen. Ellas Freundinnen ahnen, was passiert, als Ella immer noch glaubt, dass das Kribbeln zwischen ihr und Jörn nichts zu bedeuten hat. Jörn dagegen geht die Sache ziemlich entspannt an. Trotzdem setzt er konsequent seine Meinung durch. Das trifft auch für diesen Abend zu:

„...Ich bin nun mal so erzogen worden, Ella. Es ist schon spät, das Tageslicht weg, und unter solchen Umständen lasse ich eine Frau nicht mehr alleine durch die Stadt rennen...“

Die Gespräche zwischen beiden können zu einem gekonnten Schlagabtausch ausarten. Dabei entspricht das Auftreten und der Ausdruck den unterschiedlichen Temperamenten. Besonders in beruflicher Hinsicht kann Ella sehr bestimmend sein.
Es wird noch einiges passieren, bis Ella weiß, was sie wirklich will. Lassen wir nochmals Barnabas zu Wort kommen:

„...Was machen die zwei denn da mit diesem Mund auf Mund? Ich dachte, wir spielen ein bisschen. […] Jörn und Ella sehen aber gerade nicht so aus, als wollten sie mit mir herumtoben...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Manchmal kommt es eben in der Liebe nur auf den richtigen Zeitpunkt an.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Eine warmherzige Geschichte

Wohin die Reise geht
1

„...Tilda wachte auf. Verwundert sah sie sich um. Himmel, das war ihr noch nie passiert: Sie war auf einer öffentlichen Toilette eingeschlafen...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein humorvoller, aber auch ...

„...Tilda wachte auf. Verwundert sah sie sich um. Himmel, das war ihr noch nie passiert: Sie war auf einer öffentlichen Toilette eingeschlafen...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein humorvoller, aber auch tiefgründiger Roman. Die 67jährige Tilda hat ein weiteres Problem. Wie ist sie auf die Autobahnraststätte gekommen?
Auch der 72jährige Jakob ist an der Raststätte. Er hat sich breitschlagen lassen, für seinen Sohn eine größere Summe Geld in die Schweiz zu schmuggeln. Er ist mit seinem Freund Matthias in dessen Wohnwagen unterwegs. Matthias ist 40 Jahre und Polizist. Von dem Geld weiß er nichts.
Jakob gehört zu den Menschen, die nicht „nein“ sagen können. Also lädt er nicht nur Tilda, sondern auch Alex, eine junge Frau, auf den Rastplatz dazu ein, sie im Auto mitzunehmen.
Die Autorin hat eine amüsante Geschichte geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Nach und nach erfahre ich mehr über die Vergangenheit der Protagonisten. Alex hat eine Menge an Problemen. Sie ist von zu Hause ausgerissen und in schlechte Gesellschaft geraten. Trotzdem zeigt sich im Laufe der Erzählung, dass die junge Frau nicht nur eine exzellente Schauspielerin ist, sondern auch Mitgefühl zeigen kann.
Tilda vermutet, dass sie langsam dement wird. Allerdings sind die Anzeichen eher undifferenziert.
Zu den Höhepunkten der Geschichte gehört das Gespräch zwischen Tilda und Jakob. Tilda war Grundschullehrerin. Die beiden schwingen auf gleicher Wellenlänge. Es sind fast philosophische Gedanken, die sie bewegen.

„...Man soll seine Gedanken bei sich behalten, bis sie ausgereift sind. Je weniger einer zu sagen hat, desto mehr redet er...“

Auch Matthias und Alex finden Zugang zueinander. Matthias arbeitet in der Verbrechensprävention. Das interessiert Alex. Er erklärt ihr:

„...Früher habe ich sozusagen nur die Scherben aufgesammelt, jetzt bin ich wie ein Arzt, der impft. Und je höher die Impfrate, desto weniger haben die Epidemien eine Chance...“

Das Zitat zeigt, wie gekonnt die Autorin mit Worten und passenden Metaphern spielt.
Matthias ahnt, dass Alex eine Menge Probleme hat. Deshalb geht er auf sie zu, lässt ihr aber auch Raum, sich selbst zu entscheiden.
Natürlich gibt es auf der Reise eine Menge an Überraschungen, mal selbst verschuldet, mal von außen inszeniert.
Die Geschichte ist nicht nur spannend, sondern auch sehr warmherzig. Eingebunden ist eine Prise Krimi. Es geht um Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Verständnis.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 19.08.2020

Der gefrorene Urknall

Der gefrorene Urknall
1

„...“Sie müssen doch nicht wirklich jeden Leser dieses Buches mitnehmen.“ „Ich finde, diese Arroganz können wir uns nicht leisten. Das Buch soll schließlich unterhalten. Dafür hat Mike es geschrieben.“...“

Dieses ...

„...“Sie müssen doch nicht wirklich jeden Leser dieses Buches mitnehmen.“ „Ich finde, diese Arroganz können wir uns nicht leisten. Das Buch soll schließlich unterhalten. Dafür hat Mike es geschrieben.“...“

Dieses Gespräch zwischen der jungen Wissenschaftlerin Marian und Walter, der sich mit komplexen Fragen der Astrophysik befasst, könnte durchaus auch auf den Anspruch des Autors dieses Buches zutreffen und nicht nur auf die Ausarbeitungen von Mike Peters.
Es ist der zweite Teil einer Geschichte, die sich in viele Genre einordnen lässt: Einerseits geht es um spannende Ermittlungen, andererseits werden komplexe Fragen der Wissenschaft berührt. Außerdem findet sich eine Spur Mystik, ein bisschen Verschwörungstheorie und nicht zuletzt ein fesselnder Ausflug in die Vergangenheit.
Mike Peters arbeitet in der Redaktion einer Zeitung. Die wird plötzlich von einem neuen Konsortium übernommen. Was Mike irritiert, ist die Tatsache, dass die Vertreter nichts Eiligeres zu tun haben, als ihn nach den Informanten für seine Artikel zu fragen. Mike lehnt ab. Das wird Folgen haben.
In Paris werden Kommissar Lefebve und sein Team zu einem Unfall gerufen. Das Brandopfer im Auto wurde definitiv ermordet. Außerdem hatte er sehr reines Heroin bei sich.
Dr. Lies im CERN ruft Francine zu sich, um sie in ihre neuen Aufgaben einzuweisen. Ihr bisheriger Vorgesetzter fällt krankheitsbedingt aus. Warum aber reagiert Francines Hund so heftig, als die Apparatur nach der Erneuerung wieder hochgefahren wird?
Das sind nur einige und bei Weitem nicht alle Handlungsstränge, die das Buch beinhaltet.
Dem Autor gelingt es, einen hohen Spannungsbogen aufzubauen. Mittel zum Zweck sind schnell wechselnde Handlungsorte und Personen, Das Geschehen wird immer aus neuer Sicht erzählt.
Der Schriftstil ist sehr abwechslungsreich. Ab und an sorgt er für rasantes Tempo, an anderen Stellen für wissenschaftliche Gründlichkeit oder den Ausdruck widerstreitender Emotionen.
Im Folgenden möchte ich mich auf zwei Schwerpunkte konzentrieren. Das sind zum einen die Ermittlungen, zum anderen der wissenschaftliche Hintergrund.
Zu letzteren möchte ich Walters Vorstellung zitieren:

„...Er skizzierte seine Theorie eines geteilten Universums, das aus einer Welt aus Materie und einer aus Antimaterie bestand. Zwei unmittelbar benachbarte Teilwelten, die eine Dimensionsbarriere trennte und die nur über die Schwerkraft miteinander wechselwirkten...“

Der Autor versucht, die komplexen Zusammenhänge populärwissenschaftlich und allgemeinverständlich zu erläutern. Mathematische Probleme deutet er nur an. Meiner Meinung nach ist das gut gelungen. Allerdings kenne ich mich in dem Metier aus und bin deshalb von seinem Ideen fasziniert. Ohne Grundkenntnisse der Quantenphysik dürfte es schwieriger sein, in die Materie einzudringen.
Gut gefallen hat mir der Rückblick, der mit dem Jahre 1920 beginnt und in kurzen Kapiteln bis ins 20. Jahrhundert führt. Er ist einem der wichtigsten deutschen Wissenschaftler der Quantenphysik gewidmet und zeigt Stationen seines Lebenslaufes. Nein, Einstein ist es nicht! Der hatte mit der Quantenphysik wenig am Hut.
Einer der Begleiter des Wissenschaftlers sagt bei einem Spaziergang:

„...Perfektion beruht immer auf Symmetrie. Du musst die Symmetrie nur finden...“

Genauso komplex wie die wissenschaftlichen Fragen erweisen sich die Ermittlungen. Maurice, der Kontakte in den Untergrund hat, muss feststellen, dass die üblichen Verdächtigen nicht für das reine Heroin verantwortlich, sondern selbst ziemlich aufgeregt auf die neue Herausforderung reagieren.
Auch der Tote ist nicht zu identifizieren. Er wird nirgendwo vermisst. Maurices unkonventionelle Art, sich den Aufgaben zu widmen, wird letztendlich zum Erfolg führen. Allerdings muss er dringend lernen, was Selbstschutz heißt.
Es würde zu weit führen, noch auf all die Dinge einzugehen, die im Hintergrund ablaufen. Dort gibt es mehrere Strippenzieher. Menschen sind für sie dazu da, benutzt und manipuliert zu werden.
Das Buch hat mich erneut ausgezeichnet unterhalten. Übrigens wird am Ende in einem hochinteressanten wissenschaftliche Gespräch zwischen Mike und Walter auch erklärt, was unter „gefrorenen Urknall“ zu verstehen ist.

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Veröffentlicht am 05.06.2020

So unterhaltsam kann Mathematik sein

Null, unendlich und die wilde 13
1

„...Was macht eine Zahl interessant? Natürlich ihre mathematischen Eigenschaften, aber auch die Geschichten, die über sie erzählt werden, sozusagen die Rezeptionsgeschichte der Zahl. In diesem Buch sollen ...

„...Was macht eine Zahl interessant? Natürlich ihre mathematischen Eigenschaften, aber auch die Geschichten, die über sie erzählt werden, sozusagen die Rezeptionsgeschichte der Zahl. In diesem Buch sollen beide Aspekte zu Wort kommen...“

Dieser Satz aus dem Vorwort sagt klar und deutlich, worum es in dem Buch geht. Der Autor führt mich in die Welt der Zahlen. Und er macht das auf ein fast unvergleichliche Art. Ich jedenfalls war von dem Buch begeistert.
Nach den ersten neun Zahlen folgt ein Blick auf die Null. Dann werden 18 ausgewählte natürliche Zahlen ins Visier genommen, bevor es in die Welt der negativen, gebrochenen und irrationalen Zahlen geht.
Den Abschluss bilden e, i und unendlich.
Natürlich kann man das Thema sachlich und trocken abhandeln. Das jedoch ist nicht der Stil des Autors. Seine Art, mit den Fakten umzugehen, möchte ich an Zitaten aus dem Buch veranschaulichen. Dazu sollte man wissen, dass er für jede Zahl drei bis vier Seiten nutzt und dann in einem zweiten Teil darunter Ergänzungen und tiefere mathematische Zusammenhänge anbietet. Vor allem Primzahlen und zahlentheoretische Probleme spielen dabei eine Rolle. Doch auch dies ist allgemeinverständlich.
Nehmen wir die Zahl 3. Der Autor beginnt den Abschnitt so:

„...Drei ist eine in sich stimmige Zahl, und zwar die erste. Während die Eins nicht über den eigenen Horizont hinausschaut und die Zwei ein explosives Gemisch ist, ruht die Drei in sich selbst...“

Als Beispiele für die Verwendung der Zahl 3 geht er auf Märchen ein, auf religiöse Bezüge und nicht zuletzt auf die Feinheiten der deutschen Sprache, gibt es doch zu fast jedem Adjektiv drei Steigerungsformen.
Nehmen wir die Fünf.

„...Fünf Finger sind eine Faust!...“

Wem wird das Zitat zugeschrieben? Es dient als Einstieg ins Kapitel. Ausführlich geht der Autor dann auf das Vorkommen des Pentagramms in der Natur ein. Hier habe ich eine Menge dazugelernt.

Was macht die 14 zu einer besonderen Zahl? Nummeriert man die Buchstaben des deutschen Alphabets durch, dann ergibt die Summe der Buchstaben von BACH 14 und von J.S. Bach 41.
Der abschließende Choral in der letzten Fuge, die Bach geschrieben hat, zeigt sich so:

„...Wenn man die Noten zählt, erlebt man ein Wunder: Die Melodie hat genau 41 Noten, die erste Zeile 14. Und der lange Schlusston der Melodie dauert genau 14 Schläge...“

Historische Fakten kommen genauso vor wie Einblicke in die Kunst. Beweise von Zusammenhängen, die erst mit dem Computer möglich waren, werden erwähnt und offene Fragen der Mathematik angesprochen.
Vielfältige Veranschaulichungen geometrischer Zusammenhänge erhöhen das Verständnis. Für mathematisch Interessierte ist das Büchlein eine Fundgrube von Aufgaben, die man selbst ausprobieren kann. Dabei habe ich in der Rezension bewusst auf die Zitate von rein mathematischen Problemen verzichtet. Für alle anderen ist das Buch eine Gelegenheit, sich mit der Geschichte der Zahlen und ihrem Auftreten in unserem Leben vertraut zu machen – und das auf humorvolle und anschauliche Weise.
Das Buch bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlungen. Außerdem ist es für mathematische Arbeitsgemeinschaften ausgezeichnet geeignet.
Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension abschließen:

„...Das einzige, was Außerirdische von den kulturellen Errungenschaften der Menschheit möglicherweise verstehen können, ist die Mathematik...“

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Fesselnder Krimi

Blutige Düne
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„...Erst aus der Luft erkannte man wirklich, wie filigran die Insel war. Ein lang gestreckter Streifen Land, der unverdrossen dem heranrollenden Meer trotzte. Sylt war ein zerklüfteter Wellenbrecher vor ...

„...Erst aus der Luft erkannte man wirklich, wie filigran die Insel war. Ein lang gestreckter Streifen Land, der unverdrossen dem heranrollenden Meer trotzte. Sylt war ein zerklüfteter Wellenbrecher vor dem Festland...“

Rocco war nach dem Absperren der Bar in seinem eigenen Auto überfallen wurden. Was wollte der Entführer von ihm? Er ahnt, dass er nur noch wenige Minuten zu leben hat.
Kommissarin Liv Lammers macht auf Sylt Urlaub mit ihrer Tochter Sanna. Da erreicht sie der Anruf ihrer Vorgesetzten. Sie soll Roccos Fall untersuchen.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Es ist der vierte Fall aus der Reihe. Obwohl ich die anderen Bände nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist abwechslungsreich und unterstützt den hohen Spannungsbogen.
Schon das Eingangszitat zeigt, das die Autorin das Spiel mit Metaphern beherrscht. Es sind so kleine Besonderheiten, die den Roman von der breiten Masse abheben. Ich denke dabei zum Beispiel an das Auffinden der Leiche. Wer mehr dazu wissen will, sollte das Buch lesen.
Bei der Recherche in Roccos Umfeld landen die Ermittler in der Rockerszene. Das genügt, damit das LKA die Fäden in die Hand nimmt.
Schnell stellt sich heraus, dass die Zusammenarbeit zwischen dem LKA und den örtlichen Behörden schwierig wird. Während Liv und ihre Leute alles tun, um den Mörder zu finden, ist das LKA nur daran interessiert, die Gang zu zerschlagen. Einige der Bemerkungen sind schon fast menschenverachtend.

„...Wir werden aber nicht unseren Einsatz gefährden, nur um einer Nutte zu helfen...“

Für Liv ist Sylt kein einfaches Pflaster. Hier lebt ihr Vater Ocke und ihre Schwester Annika. Zwar hatte sich das Verhältnis zu Annika gebessert, aber der jetzige Einsatz wird erneut einen tiefen Riss in der Familie zurücklassen. Ocke sorgt dafür, dass bei Liv verborgene Erinnerungen aus der Kindheit wieder an die Oberfläche wollen. Ocke gehört zu dem Typ Mensch, der glaubt, sich mit Geld alles und jeden kaufen zu können.
Gekonnt wird in die Handlung das Thema Umweltschutz integriert. Es geht um den Schutz der Dünen und die Flut von Verpackungsmüll.

„...Viel zu oft wurden im Spülsaum tote Vögel gefunden, die sich in diesem Müll verheddert hatten und elendig verendet waren...“

Gut ausgearbeitete Gespräche geben einen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten und bringen die Handlung vor. Gleichzeitig werden Emotionen gekonnt durch Taten gespiegelt, sei es die Angst von Tamara und Denise oder die Wut von Liv.
Die Handlung ist sehr vielschichtiger, als sich hier ausführen lässt. Es geht nicht nur um Machtspielchen, auch um Rache. Das Mitraten macht Spaß, führt aber erst am Ende wirklich zum Ziel. Liv und ihr Team müssen vielen Spuren nachgehen, bis sich ein Motiv abzeichnet.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Allerdings ist der Cliffhanger, der Livs Privatleben betrifft, heftig.

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