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Veröffentlicht am 04.07.2024

Der Wert der Bücher

Der Club der Bücherfreundinnen
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„...Wenn man`s genau nimmt, sind wir alle nur auf der Durchreise und steigen in dieser Welt so schnell ein und aus wie ein Passagier in einem Zug, der zu seinem endgültigen Ziel unterwegs ist. Bis dahin ...

„...Wenn man`s genau nimmt, sind wir alle nur auf der Durchreise und steigen in dieser Welt so schnell ein und aus wie ein Passagier in einem Zug, der zu seinem endgültigen Ziel unterwegs ist. Bis dahin kann man sich genauso gut auch mit den Mitreisenden anfreunden...“

Das ist nur eine der vielen Sätze aus dem Buch, die zum Nachdenken anregen.
Die Autorin hat eine berührende Geschichte geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Allerdings gewinnt das Buch erst nach und nach an Tiefe.
Wir schreiben das Jahr 1942 in der kleinen amerikanischen Küstenstadt Derby. Es sind vier Frauen, die im Mittelpunkt der Handlung stehen.
Louise hat die Privatbibliothek ihres Vaters geerbt. Anthony, der dortige Bibliothekar, wird zur Armee eingezogen. Er bittet seine Schwester Avis, sich um die Bibliothek zu kümmern. Eigentlich hat Avis mit Büchern nicht viel am Hut. Anthony gibt ihr mit auf den Weg:

„...Beim Lesen geht es um mehr als Informationen...“

Ginny ist in den Ort gezogen, nachdem ihr Elternhaus aus Long Island von der Armee enteignet wurde. Sie spart jeden Pfennig, um es einst wieder zurückkaufen zu können.
Martina hat mit ihren beiden Kinder ihren Mann verlassen. Sie versteckt sich und will nicht gefunden werden.
Als Louise beschließt, die Bibliothek aufzugeben und einen Kindergarten im Haus einzurichten, gründet Avis kurzerhand einen Buchclub. Sie ist sich weder sicher, ob überhaupt jemand kommt, noch, ob sie in der Lage ist, den Club zu leiten. Ihr Bruder schreibt ihr:

„...Keine Angst, Schwesterherz, Bücher sind dafür da, um Diskussionen auszulösen. Lass es einfach zu...“

Der Schriftstil hat einige Besonderheiten. Das sind zum ersten die Protokolle der Sitzungen. Die finde ich deshalb interessant, weil sie sehr lebendig und stellenweise humorvoll geschrieben sind und aufzeigen, worüber diskutiert und nachgedacht wurde. Wenn man die besprochenen Bücher kennt, ruft das Erinnerungen wach.
Zum zweiten sind es die Briefe, die Avis einerseits von ihrem Bruder Anthony, andererseits von ihrem Ehemann Russell erhält. Sie geben einen Einblick in die Landesverteidigung.
Erst nach und nach erhalte ich einen Eindruck von den familiären Probleme der Protagonisten. Bei Louise bedeutet das, dass es ab und an Rückblenden in ihre jungen Jahre gibt. Die Frau hat zu vielen Dingen einen klaren Standpunkt und bringt den auch zum Ausdruck.

„...Ich möchte deutlich sagen, dass jede Art von Tratsch missbillige. Kritik und Korrekturen müssen gelegentlich geäußert werden, aber sie sind nutzlos, wenn man sie nicht an die betreffende Person selbst richtet….“

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeigt, wie wichtig Bücher vor allem in schwierigen Zeiten sein können. Hier haben sie zu einem Gemeinschaftsgefühl beigetragen, das es vorher nicht gab.

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Berührende Geschichte

Die kleine Pension am Kalterer See
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„...Hunger war in Rosinas Familie alltäglich. Die Eltern besaßen wenig und mussten viele Mäuler stopfen. Darum hatten de Eltern beschlossen, sie, die Älteste, zu ihrer Großtante zu schicken...“

Nun ist ...

„...Hunger war in Rosinas Familie alltäglich. Die Eltern besaßen wenig und mussten viele Mäuler stopfen. Darum hatten de Eltern beschlossen, sie, die Älteste, zu ihrer Großtante zu schicken...“

Nun ist die 14jährige Rosina auf den Weg zum Kaltener See. Was wird sie dort erwarten?
Die Autorin hat ein berührende Geschichte geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er bringt die Zeitverhältnisse gut rüber, aber auch die Veränderung, die sich abzeichnen.
Wir schreiben das Jahr 1960. Das Leben in Südtirol ist nicht einfach. Rosina wird voll in die Arbeit eingespannt. Bald lernt sie Maria kennen und freundet sich mit ihr an. Maria wird so vorgestellt;

„...Das ist meine Großnichte Maria aus dem Fassatal. Leider versteht sie fast kein Deutsch, nur Ladinisch oder Italienisch….“

Sehr schön werden das Familienleben, aber auch das Leben im Ort geschildert. Man fühlt sich in eine vergangene Zeit versetzt. An vielen Stellen zeugt das Buch von ausführlicher Recherche der Autorin.
Rosina kämpft mit Heimweh, doch sie wird viele Jahre nicht zurückkehren können. Sie muss sich hier ein neues Leben aufbauen. Neben der Arbeit gibt es auch gemeinsame Unternehmungen der jungen Leute. Hochzeiten und Trauerfeiern unterbrechen den Alltag. Briefe von zu Hause beinhalten meist auch schlechte Nachrichten.
Langsam erobern die ersten Touristen die Gegend um den Kaltener See. Damit gibt es für die Einheimischen neue Erwerbsmöglichkeiten.
Rosina heiratet Sepp. In harter Arbeit schaffen beide sich ein eigenes Heim, das gleichzeitig eine Pension für Gäste ist. Als Leser erfahre ich, was das damals für die Frau bedeutete. Nebenbei gab es ja noch die Landwirtschaft, die nicht zu kurz kommen durfte.
Das Buch lässt viel Raum für Emotionen. Gleichzeitig gelingt es der Autorin, die Personen vor allem durch ihr Handeln und durch die vielfältigen Gespräche zu charakterisieren. Ich weiß also, was ich von wem zu halten habe.
Natürlich lassen sich auf Grund der Kürze der Geschichte gewisse Zeitsprünge nicht vermeiden. Das hat mich aber nicht gestört. Es macht die Handlung sogar flüssiger.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eher eine leise Geschichte, die jedoch berührt.

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Eine starke Frau

Bittersüße Mandeln
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„...Für meinen Bruder und für mich war das nicht einfach. Wurzeln haben wir nie kennengelernt. Manchmal hatte ich als Kind das Gefühl, nicht im Boden verankert zu sein...“

Diese Worte sagt Stella am Krankenbett ...

„...Für meinen Bruder und für mich war das nicht einfach. Wurzeln haben wir nie kennengelernt. Manchmal hatte ich als Kind das Gefühl, nicht im Boden verankert zu sein...“

Diese Worte sagt Stella am Krankenbett ihrer Mutter in Griechenland zu ihrem Onkel Oddy. Ihre Mutter hatte die Verbindung zur Familie gekappt. Stella weiß nichts über ihre Familie. Es ist Oddy, der nun die Zeit nutzt, um die Lücken zu schließen.
Die Autorin hat einen bewegenden Familienroman geschrieben. Die Geschichte spielt in zwei Handlungsebenen. Die Rahmenhandlung, die immer mal wieder aufgegriffen wird, ist in der Gegenwart verortet. Stella will ihre Mutter in ein Krankenhaus in München überführen lassen. Das dauert und das gibt Oddy Zeit für seine Erzählung. Der Strang der Vergangenheit beginnt 1944.
Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er bindet gekonnt die historischen Ereignisse in die Handlung ein.
Stellas Großeltern Manolis und Anna leben in dem kleinen Bergdorf Mikro Chorio auf Peloponnes. Anna hat drei Kinder und ist wieder schwanger. Manolis hatte sich der Nationalen Befreiungsfront angeschlossen. Er erscheint kurz im Dorf, um Anna zu warnen. Der Ort soll angegriffen werden.
Mit drei Kindern und einem Leiterwagen mit den wichtigsten Habseligkeiten gelingt Anna in letzter Minute die Flucht. Mit mehreren Zwischenstationen bei Verwandten gelangt sie zu Fuß nach Athen.

„...Ein Leben auf der Straße erschien ihnen fürchterlich. Anna versprach, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie endlich ein Dach über dem Kopf hätten...“

Anna kommt mit den Kindern bei zwei Tanten unter. Deren Felder nutzt sie für den Gemüseanbau. Bald kann sie überschüssige Erträge verkaufen und sich so ein Unternehmen aufbauen, obwohl sie weder Lesen noch Schreiben kann. 1952 erscheint Manolis. Schnell begreift Anna, dass er nicht mehr der Mann ist, den sie geheiratet hat. Heute würde man von PTBS oder Depression sprechen. Doch die Regeln in Griechenland sind hart. Der Mann bestimmt, wo es lang geht.

„...Bald fühlte Manolis sich den neuen Aufgaben gewappnet und verbannte Anna von ihrem Arbeitsplatz. Sie sollte sich nur noch um die Kinder kümmern...“

Anna beugt sich der Entscheidung. Sie möchte aber, dass ihre Kinder ausreichend Bildung bekommen. Das war in Griechenland auch ein finanzielles Problem.
Sehr spannend fand ich die Einblicke in die griechische Politik. Gerade die USA hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Es zählte das große Weltgeschehen. Der kleine Mann hatte sich zu fügen. Deshalb auch hielten sich auf den Dörfern alte Denkstrukturen. Das zeigt sich besonders, wenn über die Hochzeit der Töchter diskutiert wird.

„...Wie oft wurde eine Person auf Äußerlichkeiten reduziert, nicht als Mensch gesehen, der sich dahinter verbarg, daran gehindert, die eigene Persönlichkeit zu entfalten...“

Außerdem gilt die Regel, dass erst die älteste Tochter verheiratet sein muss oder ins Kloster geht, falls sich kein passender Mann findet. Wir schreiben 1967!!
Oddy fasst das Ganze gegenüber Stella zusammen:

„...Vielleicht kannst du verstehen, dass es nicht immer einfach war, für mich, für deine Mutter, für uns alle, in einer Welt, die von engstirnigen Menschen dominiert wurde...“

Anna ist eine starke Frau, Immer wieder nimmt sie das Zepter in die Hand und sorgt für die Familie. Fast jede Niederlage steckt sie weg. Sie weiß, es muss weiter gehen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ermöglicht den Blick in eine Welt und eine Gesellschaft, die von archaischen Strukturen geprägt ist. Den Kindern ist es gelungen, eigene Wege zu gehen. Der Preis dafür war manchmal hoch.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Ein Abenteurroman mit Humor

Die Kinder des verlorenen Fischers
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„...Lean schnellte hoch. Das kam von draußen. Von wegen Traum – jemand war im Garten. In ihrem Garten. Das Herz trommelte ihr gegen die Brust...“

Seit Tagen vermissen Lean und Willin ihren Vater, der ...

„...Lean schnellte hoch. Das kam von draußen. Von wegen Traum – jemand war im Garten. In ihrem Garten. Das Herz trommelte ihr gegen die Brust...“

Seit Tagen vermissen Lean und Willin ihren Vater, der mit dem Fischerboot unterwegs war. Die Laute im Garten können nur eins bedeuten: Gefahr.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben, der in der Mitte des 17. Jahrhunderts angesiedelt ist. Der Schriftstil passt in die Zeit. Er ist sehr vielfältig und stellenweise untersetzt mit Dialekt. Damit hatte ich aber kein Problem. Mir gefällt der trockene Humor und die manchmal überraschenden Wendungen.
Lean und Willin gelingt die Flucht durchs Fenster. Aus der Ferne sehen sie, wie ihr Elternhaus niederbrennt. Sie hoffen, bei ihrem Onkel unterzukommen. Als sie sich aber unterwegs vor Reitern verstecken und deren Gespräch belauschen, ist ihnen klar, dass dies keine Option ist.
Sie erreichen eine Insel und werden dann auf einem Schiff mit nach Tunis genommen. Der Besitzer kannte ihren Vater und hat ihn geschätzt. Auf dem Schiff lernen sie Limes kennen. Der junge Mann ist ein Markgraf aus Deutschland, will aber die Welt kennenlernen. Seinen Humor mag ich. Auf die Frage nach seiner Herkunft äußert er:

„...“Hört man das nicht? Das kleine Kuhkaff ohne Flair, ohne Berge oder Meer? Sagt dir nichts?“ Limes sah zu Lean. „Nein! Berlin. Muss man nicht kennen“...“

Das Leben in Tunis wird sehr ausführlich beschrieben. Lean muss sich daran gewöhnen, dass sie sich als Frau dort zu verhüllen hat. Das ist auch besser so, denn ihre Feinde haben Tunis ebenfalls erreicht.
Tunis hat sich durch die dort stattfindenden Gladiatorenkämpfe einen gewissen Ruf erarbeitet. Wer seine Sklaven dort einsetzen kann, hat das Ziel erreicht. Der Besuch ist kostenlos. Das ist allerdings ein raffiniertes Geschäftskalkül.

„...Ich habe den Eintritt gespart, lass doch mal wetten. Am Ende verwetten die meisten viel mehr, als sie für den Eintritt gezahlt hätten….“

In Tunis erleben die beiden manch Abenteuer, sei es beim Besuch der verschiedenen Märkte oder bei der Suche nach einem Schiff, das sie aus der Stadt und dem Land bringt.
Es gibt ernste Szenen und Stellen, die an eine Satire oder eine Komödie erinnern. Näheres dazu zu schreiben, würde zu viel verraten. Es macht Spaß, die unterschiedlichen Facetten der Geschichte zu entdecken.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 29.06.2024

Empfehlenswertes Kinderbuch

Leseprofi – Ella und die Coole von der Schule, 2. Klasse
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„...Ella hält Mamas Hand ganz fest Die neue Schule ist so groß! Viel größer als ihre alte Schule auf dem Dorf…

Mit diesen Zeilen beginnt ein inhaltsreiches Kinderbuch. Es wird ab der zweiten Klasse empfohlen. ...

„...Ella hält Mamas Hand ganz fest Die neue Schule ist so groß! Viel größer als ihre alte Schule auf dem Dorf…

Mit diesen Zeilen beginnt ein inhaltsreiches Kinderbuch. Es wird ab der zweiten Klasse empfohlen. Dem schließe ich mich an. Die Schriftgröße passt, die Zeilenabstände sind groß, die Sätze kurz und die Abschnitte klar gegliedert.
In der Schule meldet sich Anne, um Ellas Patin zu werden. Ella wäre aber auch gern mit Mia befreundet, die in der Klasse bestimmt, wo es langgeht. Viele getrauen sich nicht, sich gegen Mia zu stellen. Mia mobbt gern andere. Ella muss sich entscheiden. Wird sie zu Anne stehen?
Ab und an gibt es Profilfragen zum Text mit drei vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. Am Schluss des Buches gibt es nochmals drei unterschiedliche Aufgaben.
Viele schöne Illustrationen veranschaulichen die Handlung..
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was es nötig ist, einen klaren Standpunkt zu vertreten.

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