Humorvoller Krimi
Winzerschuld„...Verheult, weil sie wieder einmal realisiert hatte, dass sie sich wieder einmal an jemand geklammert hatte, der es nicht wert war. Lag es am Überschwang und der Euphorie, die die halbe Flasche süßer ...
„...Verheult, weil sie wieder einmal realisiert hatte, dass sie sich wieder einmal an jemand geklammert hatte, der es nicht wert war. Lag es am Überschwang und der Euphorie, die die halbe Flasche süßer Sekt in ihr entfacht hatte, oder fehlte es ihr schlicht an Urteilsvermögen?...“
Als der jungen Frau im Prolog diese Gedanken durch den Kopf gehen, weiß sie nicht, dass sie wenige Minuten später wie Abfall entsorgt wird.
Es ist der Freitag vor Fassenacht. Auf der großen Sitzung geht es hoch her. Till, der Büttenredner, sonnt sich in seinem Erfolg. Doch er hat nicht nur Freunde im Dorf.
Der Autor hat einen spannenden und humorvollen Krimi geschrieben. Gleichzeitig erfahre ich eine Menge über Fassenachtsbräuche und über den Weinanbau in der Gegend.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Ausgerechnet Kurt – Otto Hattemer findet die Tote. Er kann es nicht lassen und stellt selbst Ermittlungen an. Im Hause Winternheimer, dem größten Weingut des Ortes, vermisst Laura am Morgen nach der Sitzung ihren Vater, der den Till gegeben hat. Der ist mir aus mehreren Gründen unsympathisch. Er kann auf der Fassenacht die Finger nicht von fremden Frauen lassen. Dass die verheiratet sind, interessiert ihn nicht im geringsten. Dafür hat seine Frau zu spuren, sonst schlägt er gern einmal zu.
Im Hause von Kurt – Otto dagegen hat Renate die Hosen an. Er hat sich damit abgefunden und arrangiert. Das nimmt allerdings manchmal leicht groteske Züge an, vor allem, wenn er versucht, der Fastenzeit zu entgehen.
Nicht zu unterschätzen sind die alten Damen im Ort. Sie beobachten genau, wissen was Sache ist und schlachten das genüsslich aus.
Als besonderes Stilmittel werden Rückblicke in das Jahr 1944 eingebunden. Was damals geschah – war es Schuld oder Notwendigkeit? Und wenn Schuld, von wem? Großvater und Enkel sehen das aus völlig unterschiedlichen Blickwinkel und zeihen deshalb auch verschiedene Schlussfolgerungen für die Zukunft.
Bei der Beobachtung der Tänzer auf der Sitzung fällt so manch humorvoller Spruch:
„...Drum prüfe, wer sich ewig bindet, dass Hektar sich zu Hektar findet...“
Die Zwillinge Laura und Daniel Winternheimer lassen mich gedanklich an einer Weinprobe teilnehmen. Hier erfahre ich, was bei der Lagerung von Wein zu beachten ist und welche Möglichkeiten es gibt, ein Weingut klimaneutral zu führen.
„...Beide Weine hatten sich dadurch völlig unterschiedlich entwickelt. Der im Holzfass besaß Schmelz und zarte Noten von Karamell, der im Stahl protzte mit Fruchtigkeit und kühler Mineralität...“
Ich mag Kurt – Ottos trockenen Humor. Als er mit zum Yoga geschleift wird, reagiert er auf die Bemerkung seines einstigen Kollegen und jetzigen Yogalehrers so:
„...Sakralchakra? So weit er das aus dem Biologieunterricht richtig in Erinnerung hatte, befand sich bei ihm an dieser Stelle der Blinddarm. Gundolf der Zauberer musste anders zusammengesetzt sein...“
Am Ende wird der Fall logisch und zu vollster Zufriedenheit gelöst.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.