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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2020

Brisanter Thriller

Das Tartarus-Projekt
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„...Wir spielen die Hauptrolle in einem Theaterstück, das wir nicht kennen, auf irgendeinen Monitor in einer Geheimdienstzentrale, in die wir nie lebend reinkommen, irgendwo auf dieser Welt, die sich mit ...

„...Wir spielen die Hauptrolle in einem Theaterstück, das wir nicht kennen, auf irgendeinen Monitor in einer Geheimdienstzentrale, in die wir nie lebend reinkommen, irgendwo auf dieser Welt, die sich mit einem Mal völlig verändert hat. Blödes Gefühl. Weil die kennen das Szenario und wir haben nicht einmal den Pausenzettel in der Hand...“

Als der Journalist und Schriftsteller Michael Landorff unerwartet zu einer Party des Millionärs Gregory Winter eingeladen wird, ahnt er nicht, dass er obige Worte wenige Tage später aussprechen wird. Auf der Party der Reichen und Schönen fühlt er sich deplatziert. Dann trifft er Melissa, die ihn mit ihrer Agentur managen und zu einem gefragten Schriftsteller aufbauen will. Doch kaum ist Melissa dabei, sein Image ihren Vorstellungen anzupassen, da steht die Polizei vor der Tür. In der Nacht der Party wurde der Hausherr auf grausame Art umgebracht. Michael will den Fall recherchieren und darüber ein Buch schreiben.
Der Autor hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Gekonnt werde darin aktuelle Ereignisse integriert und wissenschaftliche Entwicklungen auf die Spitze getrieben. Die Frage, ob der schwarze Fleck an der Wand eine Fliege oder eine Drohne ist, bekommt eine ganz neue Dimension.
Der Schriftstil ist gewohnt abwechslungsreich. Er ist gespickt mit ironischen und sarkastischen Anspielungen. Das geht insbesondere auf der Party Schlag auf Schlag.

„...Die Hälfte der Besucher stand planlos im Raum verteilt, hielt sich das Handy vor die Augen und starrte fasziniert auf das Display. […] Wer zwitschert Nonsens am schnellsten?...“

Dabei rechnet der Autor gekonnt mit der Buchbranche und ihren Auswüchsen ab. Gefragt nach seinem Buch bekommt Melissa zur Antwort:

„...Ich erinnere mich nicht mehr an den Anfang, dafür liegt das Ende noch völlig im Dunkeln...“

Diese Art von Wortspielereien beherrscht der Autor perfekt. Sie finden sich an vielen Stellen der Geschichte.
Winters Tod ändert vieles. Michael fragt sich, warum gerade er auf der Gästeliste stand und wer neben ihm noch nicht zur üblichen Gesellschaft gehörte. Dabei trifft er auf die Pokerspielerin Alexandra.

„...Entweder täusche ich mich völlig und es hat gar nichts zu bedeuten oder Winter hat uns zu einem ganz bestimmten Zweck eingeladen...“

Jetzt geht es aber nicht um Poker. Sehr schnell begreifen beide, das es ein Spiel um ihr Leben ist. Ein unbekannter Informant, eine eigenartige Versicherungsagentin und ausgebildete Killer sind ihnen mehr oder weniger auf den Fersen. Und bald müssen sie feststellen, das sie eigentlich niemand trauen können. Begriffe wie Freund und Feind lassen sich nicht mehr zuordnen.

„...Merke: Wenn Geheimdienste etwas machen, dann dient es vor allem deren Interessen. Also lassen Sie meine Sicherheit aus dem Spiel...“

Hintergrund ist das Geschäftsmodell von Gregory Winter. Er hat seine Firma für viel Geld an ein Konsortium verkauft, einen paar kleine, aber feine, Informationen allerdings nicht mit übergeben. Und die sind für die Funktionsweise der neuartigen Drohnen unabdingbar. Wer findet sie zuerst? Und wer will was damit?
Die technischen und wissenschaftlichen Hintergründe werden allgemeinverständlich dargelegt, sei es das Thema Drohen oder Metamaterialien.
Der Weg von Michael und Alexandra führt sie nach Wien. Dort lerne ich nicht nur ein paar weniger bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen, sondern erhalte auch einen Einblick in österreichische Außenpolitik bezüglich der örtlichen Geheimagenten.

„...Wir sind auf den Laufenden und kennen sie alle, behindern sie aber nur selten in ihrer Tätigkeit. Man regelt das alles mit Wohlwollen und Diplomatie, auf die österreichische Weise. Da gibt es eine lange Tradition...“

Natürlich dürfen auch aktuelle Ereignisse nicht fehlen, so die Vorgänge um den Tod von Qasem Soleimani. Hier hat die USA gezeigt, wozu ihre Drohnen in der Lage sind.
Der Schriftstil unterstützt manch rasante Handlungsabläufe, findet aber auch gekonnt Ruhepunkte im Geschehen.
Zum Schluss wird der Fall geklärt, aber natürlich hat der Autor im flotten Showdown noch eine Überraschung in der Hinterhand. Ein Nachwort und ein kurzes Interview mit dem Autor schließen das Buch ab.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Das liegt an dem extrem hohen Spannungsbogen und der Brisanz und Aktualität der Handlung.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Liane und der fremde Kontinent

Liane und das Land der Geschichten
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„...Im dritten Stock eines blauen Wohnhauses an einer breiten Straße in einer großen Stadt wohnt ein Mädchen. Sie ist weder besonders groß noch besonders klein und hatte braune Haare, die im Sommer einen ...

„...Im dritten Stock eines blauen Wohnhauses an einer breiten Straße in einer großen Stadt wohnt ein Mädchen. Sie ist weder besonders groß noch besonders klein und hatte braune Haare, die im Sommer einen blonden Schimmer bekamen, im Herbst dagegen einen rötlichen...“

Mit diesen Worten beginnt das Buch über das Mädchen Liane. Sie ist vielseitig interessiert und sehr wissbegierig. Leider werden ihre Fragen selten beantwortet. Deshalb kennt sie sich gut mit Nachschlagewerken aus. Liane hat einen großen Kummer. Sie mag ihren Namen nicht und wird damit sogar in der Schule gehänselt. Dass von den Erwachsenen keiner dagegen einschreiten, ist für mich allerdings unverständlich.
Die Autorin hat ein fantasievolles Kinderbuch geschrieben. Trotzdem lässt es mich zum Teil unbefriedigt zurück.
Das Familienleben wirkt auf mich so, als lebe Liane nur nebenher. Es scheint sich niemand wirklich mit ihr zu beschäftigen. Andererseits wirkt es einem Moment so, als nähmen die Eltern Rücksicht auf ihre Tochter. Meiner Meinung nach aber ist sie alt genug und vor allem aufgeweckt genug, um ihr auch in schwierigen Situationen die Wahrheit zu sagen.
Erst nach der Hälfte nimmt die Geschichte wirklich Fahrt auf. Liane findet einen Globus. Den packt sie mit ein, als sie für einige Zeit zu den Großeltern fährt. Dort lernt sie zwei Kinder von einem unbekannten Kontinent kennen. Die erzählen ihr:

„...Es ist so: Wann immer hier ein Kind begeistert in einem Buch liest oder ein Erwachsener eine Geschichte oder ein Märchen erzählt und ein kreativer Gedanke entsteht, geht auf unserem Kontinent eine Blume auf oder zwitschert ein Vogel...“

Seitdem nicht mehr so viel gelesen wird, verliert der sogenannte achte Kontinent immer mehr von seiner Vegetation. Die fremden Kinder stellen fest:

„...Der Mensch braucht Fantasie, die ist so wichtig wie Brot und Wasser. Früher erlebten die Kinder noch Abenteuer, sie spielten auf der Straße und ließen ihrer Fantasie freien Lauf...“

Liane möchte den beiden helfen, ihren Kontinent zu retten. Jetzt beginnt für sie eine Zeit fantasievoller Erlebnisse. Die fremde Welt und ihre Besonderheiten werden gut beschrieben. Diese Welt wird Liane verändern. Sie erkennt, dass man manchmal Mut braucht, dass Teilnahme wichtiger sein kann als Sieg oder dass es keine Option ist, bei Schwierigkeiten sofort aufzugeben.
Das Buch hat mir gut gefallen. Vor allem in zweiten Teil werden wichtige Dinge angesprochen, während die erste Hälfte sich etwas zog.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Eine starke Frau

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
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„...Morgen also ist es so weit, Pierre – unsere Große heiratet. Und du bist nicht dabei...“

Diese Worte spricht die Physikerin Marie Sklodowska Curie am Grabe ihres Mannes. Wenig später trifft sie die ...

„...Morgen also ist es so weit, Pierre – unsere Große heiratet. Und du bist nicht dabei...“

Diese Worte spricht die Physikerin Marie Sklodowska Curie am Grabe ihres Mannes. Wenig später trifft sie die Witwe des Bürgermeisters und ihre Tochter Marguerite, deren Forschungsarbeit Marie betreut hat. Sie setzt sich zu den beiden Frauen. Ihre Gedanken gehen weit zurück in die Vergangenheit und dann schildert sie die Zeit ihrer Kindheit und Jugend.
Die Autorin hat ein ausdrucksstarkes Bild von Marie Curie gezeichnet. Die Geschichte ist in drei größere Abschnitte gegliedert. Nach der Kindheit folgt die Zeit der ersten Liebe, bevor ich als Leser sie nach Paris zum Studium begleiten darf. Maries Erinnerungen finden mit den Tod ihres Mannes Pierre den Abschluss. Was danach noch kam, wird nur ab und an bruchstückhaft erwähnt. Immer wieder wird als Rahmenhandlung die Hochzeit ihrer Tochter Marie eingeblendet.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Marie wächst im besetzten Polen auf. Der negative Eindruck, den der russische Inspektor Iwanow in der Schule hinterlässt, wird ihr ein Leben lang in der Erinnerung bleiben. Schon in jungen Jahren zeigt sich die Begabung des Mädchens.

„...Wenn sie in ein Buch, eine Zeichnung oder eine Rechenaufgabe vertieft war, vergaß sie die Welt um sich herum, gleichgültig, wie laut und turbulent es darin gerade zugehen mochte...“

Doch Frauen dürfen in Polen nicht studieren. Sie träumt von einem Studium in Frankreich. Das aber liegt aus finanziellen Gründen in weiter Ferne. Dann lernt sie Menschen kennen, die in Polen neue Wege gehen wollen, wenn auch erst im Untergrund.

„...Wir polnischen Positivisten brechen ein für alle Mal mit der althergebrachten Vorstellung, Frauen seien ein schwaches Geschlecht und Menschen zweiten Ranges, befähigt lediglich, ihren Mann fürsorgliche Begleiter zu sein...“

Die Worte fallen bei Marie auf fruchtbaren Boden. Doch ihr Gesundheitszustand erfordert es nach dem glänzenden Schulabschluss, das sie sich bei einem Onkel auf dessen Gut erholt.
Im Jahre 1891 erfüllt sich ihr Traum. Sie darf in Paris Mathematik und Naturwissenschaften studieren. Deutlich wird, dass die ehrgeizige Studentin sich um den bestmöglichen Abschuss bemüht. Immer noch hat sie den Wunsch, ihre Kenntnisse dann in Polen zur Verfügung zu stellen. Aber es kommt anders, als sie Pierre Curie kennenlernt. Inhaltsreiche Gespräche ermöglichen mir einen Blick in die Gedankenwelt der Protagonisten. So stellt Pierre, als man sich über die Flugversuche von Otto Lilienthal unterhält, fest:

„...Doch sind es nicht andererseits seit jeher die vermeintlich Verrückten, die unsere Welt verändern? Ich jedenfalls bewundere jeden, der an seinen Träumen festhält...“

Sehr genau legt die Autorin da, wie sich Marie und Pierre gegenseitig in ihrer Arbeit unterstützen. Die Beziehung ist von Achtung geprägt. Aber auch in Paris erlebt Marie, dass sie als Frau in der Wissenschaft nur zweite Wahl ist. Vor allem das Verhältnis zu Henri Becquerel, der großen Einfluss in der Akademie der Wissenschaften hat, bleibt ein Leben lang gespannt. Anders dagegen ist die Beziehung zu Ernest Rutherford. Er nimmt sie und ihre Forschung ernst. Beide haben im Gegensatz zu Becquerel den gleichen Ansatz, wenn sie über die Ursache der Radioaktivität nachdenken.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu hat auch beigetragen, dass die Forschungen des Ehepaares allgemeinverständlich und ausführlich in die Handlung einbezogen wurden. Mit einem Zitat, das aus der Rede stammt, die Pierre anlässlich der Nobelpreisverleihung gehalten hat und das bis heute nichts an seiner Aktualität verloren hat, möchte ich meine Rezension beenden:

„...Ist die Menschheit reif dafür, die neuen Erkenntnisse zu ihrem Nutzen zu gebrauchen, oder wird sie sich mit ihnen Schaden zufügen?...“

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Partnersuche mit Todesfolge

Ringelpietz mit Abmurksen
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„...Das passt doch super. Dann kannst du die Fische knipsen, die ich geangelt habe. Weißt du, am liebsten gehe ich auf Karpfen...“

Leider erfüllen Marcs Vorstellungen von einer künftigen Zweisamkeit Loretta ...

„...Das passt doch super. Dann kannst du die Fische knipsen, die ich geangelt habe. Weißt du, am liebsten gehe ich auf Karpfen...“

Leider erfüllen Marcs Vorstellungen von einer künftigen Zweisamkeit Loretta mit Entsetzen. Aber glücklicherweise ist beim Speed-Dating das Gespräch mit jedem Teilnehmer auf sieben Minuten begrenzt. Die Karten für die Veranstaltung hatten ihr die Freunde geschenkt, weil sie der Meinung waren, dass Loretta lange genug einsam war. Allerdings nahm das Dating ein unrühmliches Ende. Mike hat die Veranstaltung nicht überlebt und Loretta steckt ihre Nase in den nächsten Fall.
Die Autorin hat erneut einen humorvollen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich angenehm lesen. Der Schriftstil ist locker und leicht.
Während sich Loretta um den Kriminalfall kümmert, erfahre ich so einiges, über Partnerbörsen im Internet. Auf amüsante Weise lässt mich Loretta an der Filterung der Ergebnisse teilnehmen. Kurz und bündig wird von ihr gleich kurz und bündig aussortiert. Rechtschreibung scheint heute auch nicht mehr zu den bevorzugten Fähigkeiten zu gehören.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehören die Gespräche zwischen Loretta und ihren Chef Dennis. Die beiden schenken sich in puncto Schlagfertigkeit nichts. Und doch steht Loretta auf den Schlauch. Als Leser wird mir schnell klar, wie sehr Dennis sie als Frau und nicht nur als Mitarbeiterin schätzt.
Eine besondere Rolle spielen zwei alte Damen, die während des Mordes gerade im Cafè waren.

„...Wissense, dat klingt jetz vielleicht pietätlos, aber bei uns im Altenheim ist nie wat los. Seniorenresidenz „Herbstglück“. Stinklangweilige Bude, dat. Aber dat hier ist wie Kino...“

Loretta, die mit heftigen Erschütterungen gerechnet hatte, ist perplex. Der Fall landet bei Kommissarin Klüpper – und die reagiert so:

„...“Frau Luchs“, sagte sie leise, „manchmal fühle ich mich wie im Märchen von Hase und Igel: Wo ich auch hinkomme – Sie sind bereits da.“...“

Loretta geht sehr systematisch vor. Sie informiert sich im Internet über Giftpflanzen, die Mikes Symptome hervorgerufen haben könnten. Zusammen mit Erwin werden mögliche Motive diskutiert. Dabei geht es auch darum, ob Mike ein zufälliges Opfer war oder bewusst ausgewählt wurde. Bald aber zeigt sich, dass der sich nicht viele Freunde gemacht hat und bei den Treffen wiederholt negativ auffiel.
Natürlich kommt es am Ende für Loretta wieder heftig, ehe endlich die Täter überführt sind.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Das Thema Partnerschaftssuche als Aufhänger zu wählen, führte zu humorvollen Szenen.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Lockerleichte Geschichte mit Tiefe

Schuhhimmel mit Turbulenzen
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„...Sie fühlte sich jung und voller Energie. Genau so lange, bis sie in den Spiegel schaute...“

Elke ist Lehrerin. Ihre Pensionierung rückt in greifbare Nähe. In ihrem Job bringt sie sich voll ein. Deshalb ...

„...Sie fühlte sich jung und voller Energie. Genau so lange, bis sie in den Spiegel schaute...“

Elke ist Lehrerin. Ihre Pensionierung rückt in greifbare Nähe. In ihrem Job bringt sie sich voll ein. Deshalb hat sie auch den Posten der Beratungslehrerin inne. Doch der heutige Tag bringt für sie eine herbe Überraschung. Als sie zu Hause ankommt, ist Georg nicht da. Ihr Mann ist verschwunden und mit ihm zwei Koffer und seine Sachen. Er hat keinerlei Nachricht hinterlassen.
Elkes Freundin Petra ist Anfang 40. Mit dem Schuhgeschäft „Schuhhimmel“ hat sie sich einen Traum erfüllt. Doch heute ist sie sauer. Ihre Aushilfe gibt selbst für neueste Exemplare Rabatte. Kurzerhand verzichtet sie auf ihre weiteren Dienste, denn sie hat so schon zu tun, über die Runden zu kommen.

„...Mal läuft es gut, mal läuft es mies […], aber immer mehr Leute bestellen Schuhe im Internet...“

Max ist Student und wurde von seinem Vater angehalten, in den Semesterferien zu arbeiten. Er trägt Post aus. Heute ist nicht sein Tag. Erst war ein Wassersprenger mit Zielrichtung Briefkasten eingerichtet, dann hängt ihm ein Hund an der Hose. Als er bei Petra die Post abgibt, wird die sein rettender Engel. Sie kennt den Hund und kann ihn beruhigen. Außerdem gibt sie Max einen Blaumann zum Anziehen.
Die Autorin hat eine lockerleichte und humorvolle Gegenwartsgeschichte geschrieben. Detailliert mit Datum und Uhrzeit darf ich die Geschichte mehrerer Personen verfolgen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Jeder der Protagonisten hat seine eigenen Probleme. Ab und an erlaubt mir die Autorin einen Blick in die Vergangenheit.
Elke hat für jeden ihrer Schüler und Kollegen ein offenes Uhr. Wo aber bleibt gemeinsame Zeit für die Familie? Als Georg sich meldet, beginnt der Punkt des Nachdenkens.
Petra hat Bindungsängste. Und doch sehnt sie sich ab und zu nach Zweisamkeit.
Max ist von den Kommilitoninnen begehrt. Er aber sieht hinter die Fassade. Er war noch Kind, ls die Mutter die Familie verlassen hat. Das wirkt nach.

„...Jeder tat, was ihn irgendwie weiterbrachte, finanziell wohlgemerkt. Oder was ihn Fun bereitete. Ein Feuer spürte er bei keinem von ihnen...“

Dieses Feuer aber strahlt Vesna aus, die Max im Schuhgeschäft trifft und die sich in ihrem sozialen Jahr im Altersheim engagiert. Es ist eine besondere Idee, die sie ins Geschäft führt.
Gut ausgearbeitete Gespräche erlauben mir Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten. Es sind reichlich acht Tage in ihrem Leben, die die eine oder andere Weiche neu stellen.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie ist mitten aus dem Leben gegriffen, realistisch und mit feinem Humor untersetzt.

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