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Veröffentlicht am 28.07.2020

Humorvolle Dialoge

Maya – Eine Katzendiva erklärt das Leben
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„...Ihr Menschen macht schon Sachen, die einfach ohne Sinn sind...“

Wie das Zitat zeigt, hält Katzendiva Maya mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Na gut, muss es wirklich einen Unkrauttag geben? ...

„...Ihr Menschen macht schon Sachen, die einfach ohne Sinn sind...“

Wie das Zitat zeigt, hält Katzendiva Maya mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Na gut, muss es wirklich einen Unkrauttag geben? Doch die ersten Worte des Buches belegen, dass es ohne diesen Tag nie zu dem Buch gekommen wäre.
Die Autorin hat ein amüsantes Katzenbuch geschrieben. Das Besondere ist der Schriftstil. Sie wählt die Möglichkeit des Dialogs, der Gegenrede zwischen Mensch und Katze.
Dadurch kommen manche Feinheiten zum Tragen, so der Unterschied in der Beziehung der Diva zu Nico, ihrem Herrchen, und Jessica, der Neuen im Familienverbund. Was Nico darf, darf sie noch lange nicht. In Mayas Augen zählt sie als Sklavin. Und wenn es nicht so läuft, wie Maya will, kommt schon einmal eine solche Reaktion:

„...Seh ich so aus, als ob ich was mit dir zu tun haben will? Kannste knicken! Ich bleib draußen...“

Maya hat eine eigene Facebookseite. Doch Fotografieren auf Befehl geht gar nicht! Die Diva bestimmt, wenn es so weit ist oder sie wird durch sehr geschickte Gesprächsstrategie davon überzeugt. Ihr Selbstbewusstsein ist nicht zu überbieten. Selbst Niederlagen verwandelt sie in Erfolge. Warum geht sie Beim Nachbarskater Maxl erst zum Angriff über, wenn er ihren Napf geleert hat? Ihre Antwort:

„...Wenn er gerade gefressen hat, dann kann ich ihn besser jagen. Er ist dann nicht so schnell...“

Sehr spannend fand ich die Gespräche, wenn Maya von jetzt auf gleich ihre Meinung um 180° geändert hat. Ab und an überrascht sie mich auch mit Fakten, so zur Geschichte ihrer Rasse und zu ihrer Sicht über die Notwendigkeit von Wölfen und Bären in deutschen Wäldern.
Weniger angesprochen haben mich Mayas Einstellung zu Glaubensfragen, doch das ist Ansichtssache.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, nicht zuletzt wegen des feines Humors und der leichten Ironie.

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Die Treuetestagentur

Männertreu und Sonnentau
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„...Vicky, sei nicht zu hart mit Max. Immerhin seid ihr noch nicht verheiratet. Sei doch froh, dass Max sich vor der Hochzeit austobt...“

Mit diesen Worten ihrer Mutter hätte Vicky nun gar nicht gerechnet. ...

„...Vicky, sei nicht zu hart mit Max. Immerhin seid ihr noch nicht verheiratet. Sei doch froh, dass Max sich vor der Hochzeit austobt...“

Mit diesen Worten ihrer Mutter hätte Vicky nun gar nicht gerechnet. Dabei hatte der Tag schon genug Katastrophen in sich. Erst hat ihr Cynthia in der Firma die Präsentation geklaut und sich damit in fremden Erfolg gesuhlt. Ulf, der Chef, hat Cynthia geglaubt, nicht Vicky. Klar, mit Cynthia war er ja auch im Bett. Kurzerhand hat Vicky gekündigt und fluchtartig die Firma verlassen. Sie hat sich gefreut, zu Hause Max zu treffen. Es sind nur noch wenige Tage bis zur Hochzeit. Der aber bediente gerade eine andere Frau im gemeinsamen Bett. Leider gehört Max die Wohnung. Nun steht Vicky ohne Job und ohne Dach über dem Kopf da. Glücklicherweise ist ihre Freundin Lena bereit, sie aufzunehmen.
Max begreift nicht, dass Vicky die Hochzeit cancelt. Er hält den kleinen Ausrutscher für entschuldbar. Vicky aber bekommt das Bild nicht aus ihrem Kopf.

„...Tja, Max, mit Vertrauen ist das so eine Sache. Ist es einmal zerstört, ist es schwer, es neu aufzubauen. Woher weiß ich denn, dass nächste Schuljahr nicht eine neue Referendarin kommt und du mit ihr rummachst...“

Beim Treffen des Abiturjahrgangs sieht Vicky Olivia wieder. Auch die ist von der Untreue ihres Freundes überzeugt und bittet Vicky, das zu testen. Die hat zwar Bauchschmerzen dabei, lässt sich aber doch darauf ein. Plötzlich haben die beiden Frauen ein neues Geschäftsmodell für sich entdeckt.
Die Autorin hat einen lockerleichten Sommerroman geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Neben der eigentlichen Handlung gibt es einen zweiten Strang, für den sich die Autorin etwas Besonders ausgedacht hat. Hier erfahre ich mit Mailverkehr zweier Männer, was läuft. Ich hätte nie erwartet, dass man in wenigen Zeilen Mail eine ganze Lebensgeschichte verstecken kann. Auch dabei geht es um Treue und außerehelichen Verkehr. Doch der Fall ist nicht so klar, wie er anfangs scheint.
Vicky und Olivia kommen schnell an Aufträge. Ist es aber wirklich richtig, den Frauen die Wahrheit zu sagen? Würde manche nicht mit ihrem Unwissen viel unbekümmerter leben? Und wie sieht es aus, wenn sich die beiden selbst wieder verlieben?
Genau diese Fragen werden gekonnt in die Handlung integriert und nach und nach beantwortet. Dabei können die Antworten durchaus unterschiedlich ausfallen.
Manch interessante Wendung ist im Geschehen versteckt. Max entpuppt sich als besonders Herzchen. Gut, dass Vicky ihn in den Wind geschossen hat.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es nähert sich der Realität des Lebens auf humorvolle Weise.

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Veröffentlicht am 26.07.2020

Sophia im Widerstand

Zeit des Sturms
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„...Heute hatte Vati ihr das schönste Geschenk überhaupt gemacht. Sie durfte in der Aula der Oberrealschule ihre Werke ausstellen...“

Wir schreiben das Jahr 1933 in Würzburg. Sophia Wagner feiert mit ...

„...Heute hatte Vati ihr das schönste Geschenk überhaupt gemacht. Sie durfte in der Aula der Oberrealschule ihre Werke ausstellen...“

Wir schreiben das Jahr 1933 in Würzburg. Sophia Wagner feiert mit ihren Schwestern ihren neunzehnten Geburtstag in einem Tanzcafè. Eigentlich mag sie solche Vergnügungen nicht, aber die Schwester haben ihr den Tag zum Geschenk gemacht. Lieber hätte sie sich um den Aufbau ihrer Ausstellung gekümmert. Auch ihre Freundin Margarethe erscheint mit Martin Moltke an seiner Seite.
Die Autorin hat einen spannenden Roman über die Zeit des Nationalsozialismus geschrieben. Es ist der zweite Teil einer Trilogie. Dieses Mal steht Sophia im Mittelpunkt. Obwohl ich den ersten Teil nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.
Sophia ist eine junge Frau, die ihre Abneigung gegen die Nazis nicht verbergen kann. Das führt zu Problemen. Zum einen gehört auch ihr Vater der Partei an und der Gauleiter geht bei ihnen zu Hause ein und aus. Zum anderen fällt es ihr schwer zu verstehen, dass ihr Tun und Handeln lebensgefährlich ist. Sie ist mir häufig zu unbedarft und kann die Vorsicht der katholischen Gruppe, der sie sich durch Margarethe und Martin angeschlossen hat, nicht nachvollziehen. Sie glaubt lange, dass Aufklärung und Widerstand dem Spuk ein schnelles Ende machen wird. Andere sehe ndas schon realistischer.
Doch Sophia hat ein weiteres Problem. Die Ursache bleibt mir bis zum Schluss der Geschichte unbekannt. Sie wird von der Mutter immer anders behandelt als die Schwestern.

„...In ihrem Hals bildete sich ein Kloß. Gab es irgendetwas, das sie in Mamas Augen richtig machte?...“

Allerdings weiß sie ihren Vater an ihrer Seite. Ihre Begabung im Zeichnen bringt sie in den Widerstand ein. Sie verziert die Liedtexte, die sie verteilen, mit Karikaturen. Da sie in ihrer Ausstellung Kinderporträts und Landschaftsmalerei vorstellt, kann sie hoffen, dass niemand sie mit den Karikaturen in Verbindung bringt. Wie Sophia zu ihren Gemälden steht, formuliert sie nach der Ausstellung.

„...In keinem ihrer Werke fand sich ihre Seele wieder, sie streute in jedes einzelne nur Splitter von sich. Dennoch gehörten die ja zu ihr...“

Als Katharina nach Josephs Abreise das Kaufhaus übernimmt, fällt ihr eines Tages auf, dass Sophia die Mode, die sie anbietet, nur um Kleinigkeiten verändert und sie so aufwertet. Sie bietet ihr eine Stellung an und lässt sie ihre erste Kollektion entwickeln.
Währenddessen haben die Nazis auch in Würzburg Fuß gefasst. Joseph ist der erste, der gegangen ist, aber nicht der letzte. Sophia ist tief betroffen, als David die Familie verlässt. Obwohl ihre Schwestern zu ihr stehen, kann sie über ihre Arbeit im Widerstand nicht mit ihnen sprechen. Sie haben andere Probleme zu bewältigen. Katharinas Standpunkt klingt so:

„...Es hilft nicht, gegen eine Schwarm Wespen um sich zu schlagen. Besser ist es, sie mit einem Köder abzulenken...“

Die Geschichte geht bis ins Jahr 1947. Natürlich spielt auch die Bombardierung von Würzburg eine Rolle. Die Angst um die Familie ist bei Sophia in jeder Sekunde spürbar, denn sie war in dem Moment nicht bei ihnen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die historischen Gegebenheiten wurden exakt recherchiert. Das mag ich.

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Veröffentlicht am 25.07.2020

Bewegende Geschichte

Letzte Spur Berlin
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„...Ertränke dein Herz nicht in Trauer. Manchmal ist es einfach besser, nicht zu wissen, was die Zukunft für einen bereit hält. Wenn Allah will, dann werden wir uns wiedersehen...“

Mit diesen Worten schickt ...

„...Ertränke dein Herz nicht in Trauer. Manchmal ist es einfach besser, nicht zu wissen, was die Zukunft für einen bereit hält. Wenn Allah will, dann werden wir uns wiedersehen...“

Mit diesen Worten schickt im Iran eine Mutter ihren Sohn Mehdi 1959 in die Ferne. Es ist die einzige Möglichkeit, sein Leben zu retten. Was war dem vorausgegangen?
Nach dem Tode des Vaters schließt sich Mehdi immer mehr seinem Freund Amin an. Der nimmt ihn zu Veranstaltungen der Tudeh – Partei mit. Das aber ist im damaligen Iran lebensgefährlich.
Der Autor hat akribisch die Vergangenheit seines Vaters Mehdi recherchiert, der 1959 in die BRD kam und im August 1988 nach dem Grenzübertritt an der Bornholmer Straße spurlos verschwunden ist.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Im ersten Teil wird die Kindheit bis zur Flucht erzählt. Danach folgt ein Zeitsprung von ca. 20 Jahren, bevor das Leben in der BRD geschildert wird.
Auffallend sind ab und an Sätze, die die blumige Sprache bedienen, wie sie in orientalischen Märchen üblich ist. Sie geben der Geschichte ein besonderes Flair. Dazu gehört der folgende Satz von Amin:

„...Wer würde sich schon an zwei kleine Sandkörner aus der Wüste der Hoffnungslosigkeit erinnern?...“

Hier wird mit wenigen bildhaften Ausdrücken das Leben beschrieben, sowie es Amin empfindet. Iran ist ein Land, wo großer Reichtum auf bittere Armut trifft. Nach dem Tode des Vaters fällt es Mehdis Familie schwer, den Lebensstandard zu halten. Für mich gehörten sie vorher zur Mittelschicht.
Schon hier deutet sich an, was sich später wiederholt. Mehdi lässt sich leicht verführen. Er ordnet sich unter. Amin ist ein Schlitzohr. Er weiß, wie man gekonnt durchs Leben kommt.
Wie so oft sind es die Mütter, die die Opfer bringen. Mehdis ältere Bruder verpflichtet sich bei der Armee. Seine Mutter ist alles andere als glücklich, doch damit wird die Familie unterhalten. Und dann muss Mehdi gehen. Selbst die besten Beziehungen helfen nun nicht mehr. Wenn er bleibt, ist er der gefundene Sündenbock.
Mit der Flucht beginnt Mehdi, Tagebuch zu führen. Ausschnitte daraus zeigen ein zerrissenes Leben, das sich in der BRD fortsetzt. 1980 verdient sich Mehdi seinen Unterhalt mit Autodiebstählen und deren Transport gen Osten. Ob er sich noch ab und zu an die letzten Worte seines Vaters erinnert?

„...Versprich mir, dass du in Zukunft niemals arm werden wirst und versuche immer ehrlich zu dir selbst und zu deinen Mitmenschen zu sein...“

Hatte er je die Chance dazu? Vermutlich haben acht Jahre als Flüchtling ohne Arbeitserlaubnis tiefe Spuren hinterlassen. Wie Mehdi ins kriminelle Milieu abrutschte, bleibt unerwähnt. Das es solange gut ging, ist fast ein Wunder. 1980 bekommt er einen neuen Partner. Ali erinnert mich in gewisser Weise an Amin. Er hat ein Auge für Gefahren. Er plant akribisch voraus und mag spontane Entscheidungen gar nicht. Mehdi geht alles eher naiv und unbekümmert an.
In diesem Teil wird die Sprache härter. Das ist dem Geschehen geschuldet. Wer sich auf illegale Wege begibt, redet nicht lange um den heißen Brei herum.
Der stilistische Höhepunkt ist für mich das Gespräch mit einer alten Dame im Seniorenheim, wo Mehdi Sozialstunden ableisten musste. Sie spricht unter anderen über die Liebe und den Sinn des Lebens. Ob sie der Auslöser war für das, was später geschah? Wer weiß! Der folgende Satz von ihr macht nachdenklich:

„...Dabei weiß ich eigentlich gar nicht, warum alle so viel Furcht vor dem Ende des Lebens haben. Etwas, das unausweichlich und absolut ist, muss doch nicht zwangsläufig schlecht sein...“

Auf den letzten Seiten erläutert der Autor, wie es zum Entstehen des Buches kam. Gleichzeitig ist die Trauer eines Sohnes über den Verlust des Vaters in jeder Zeile spürbar. Die letzten Nachrichten kamen aus der Türkei. Doch sind sie wahr?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ein persönliches Schicksal wirkt ganz anders als die Erfindung eines Autors. Natürlich lässt die Geschichte Fragen offen. Das ist dann so.

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Tag X
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„...Politiker spielen in diesem Szenario eine untergeordnete Rolle, glauben Sie mir. Viel mehr interessiert mich die Frage, wie es um Verfassungsschutz, MAD und andere Behörden bestellt ist...“

Nach einem ...

„...Politiker spielen in diesem Szenario eine untergeordnete Rolle, glauben Sie mir. Viel mehr interessiert mich die Frage, wie es um Verfassungsschutz, MAD und andere Behörden bestellt ist...“

Nach einem Flugzeugabsturz wird schnell klar, dass ein Hackerangriff der Auslöser war. Nicolas, Helen und Patrick werden vom Innenminister angerufen. Er bittet sie zu sich. Der Absturz war nur eine Position in einer Reihe von unerwarteten Ereignissen. Irgend jemand bereitet einen Tag X vor, um die Demokratie zu zerstören.
Der Autor hat einen fesselnden und brisanten Thriller geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Das Gekonnte daran ist unter anderen, dass sich Realität und Fiktion geschickt vermischen. Wenn Waffendiebstähle beim Militär erwähnt werden, kommen mir sofort Zeitungsberichte in Erinnerung. Die Beschreibung der Vorgänge in Afghanistan sind der Wirklichkeit entnommen. Der Einblick in die Gründung des KSK und seine Entwicklung sind ebenfalls sehr wahrheitsgetreu.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Stellenweise unterstützt er die teilweise rasante Handlung durch kurze, fast abgehackte Sätze.

„...Las, machte sich Notizen, suchte eine Bestätigung.Fand sie. Suchte noch eine. Fluchte, schimpfte, fand auch diese...“

Nicolas Eichborn und seine Leute gehen sehr strukturiert vor. Sie suchen sich bei einem alten Bekannten Hilfe, der sich in strategischer Planung auskennt und für das Vorgehen der möglichen Täter einen Fünf – Punkte – Plan entwickelt. Ich mag dies logischen Konstrukte.

„...Das Objekt der Begierde war gleich A. Es befand sich im Gebäude B. Der Zeitfaktor war Größe C. Menschliche Faktoren waren Faktor D. […] A gab es nicht, B auch nicht...“

Bei der Gelegenheit erfahre ich das eine oder andere über die Geschehnisse in den vorherigen Bänden der Reihe. Das weckt mein Interesse, da ich all diese Teile noch nicht kenne. Für das Lesen des aktuellen Falles spielt das aber keine Rolle. Was ich wissen muss, wird mir mitgeteilt
Das aktuelle Problem der Ermittler besteht darin, dass sie nicht wissen, wer Freund und wer Feind ist. Deshalb versucht Nicolas, an die führenden Köpfe heran zu kommen.
Übrigens mag ich seinen trockenen Humor:

„...Sie haben ganz recht, wenn sie bezweifeln, dass die Spitzenpolitiker wissen, was in den normalen Bürgen vor sich geht. Um es mal ganz deutlich zu machen: Es ist ihnen scheißegal...“

Es gibt von ihm noch weit aus mehr sarkastische Bemerkungen zum Thema Politik. Das würde aber hier den Rahmen sprengen. Außerdem hat Nicolas die besondere Gabe, sich im Gespräch geschickt auf seinen Gegenüber einzustellen. Als er einem der Täter gegenübersitzt, formuliert er:

„...Wissen Sie, Regeln und Dienstvorschriften sollten keine festen Mauern sein, die einen einschränken, sondern vielmehr elastische Leitplanken...“

Gekonnt legt der Autor immer neue Fährten. Kaum ist eine Person entlarvt, scheint alles ganz anders zu sein als vorher. Das Mitdenken macht richtig Spaß, führt aber häufig in die Irre. Die Winkelzüge der Geschichte sind schwer zu durchschauen. Und mancher, der so tut, als habe er was zu sagen, ist nur ein Befehlsempfänger.
Wie kommt man eigentlich auf die Idee, seine Leibwächter Tick, Trick, Track zu nennen?
Sehr schön finde ich es auch, dass mir nötige Fachwissen an Ort und Stelle kurz und verständlich vermittelt wird. Auf Beispiele möchte ich verzichten. Die würden Entscheidendes verraten.
Eines möchte ich noch erwähnen. Die Verschwörung hat nichts mit den üblichen Rechts – Links – Denken zu tun. Von alten Denkstrukturen sollte man sich beim Lesen und Mitraten schnell verabschieden.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Sympathische Ermittler, die sich auch mal in die Haare kriegen, ein hoher Spannungsbogen und manch ungewöhnliche Idee machen das Lesen zum Vergnügen.

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