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Veröffentlicht am 16.06.2020

Schöne Vorgeschichte

Der Schmetterlingsgarten – Rückkehr nach Capri
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„...Für immer würde Neapel für sie das sein: größtes Glück und schlimmster Schmerz...“

Lucia verlässt Neapel. Sie ist unterwegs in ihre Heimat Capri.
Die kurze Geschichte führt in den eigentlichen Roman ...

„...Für immer würde Neapel für sie das sein: größtes Glück und schlimmster Schmerz...“

Lucia verlässt Neapel. Sie ist unterwegs in ihre Heimat Capri.
Die kurze Geschichte führt in den eigentlichen Roman ein. Der reife Schriftstil, gefüllt mit passenden Metapher, macht Lust auf mehr.
Lucia hat sich von ihrem Mann Alessandro getrennt. Was genau passiert ist, wird durch Lucias Erinnerungen nur angedeutet.

„...Er hat mich für seine Zwecke benutzt und weggeworfen...“

Gleichzeitig gewährt mir Lucia einen Blick auf die Stadt Neapel.
Liebevoll wird sie von der Familie auf Capri empfangen. Nur eine weiß, was wirklich in der Vergangenheit geschehen ist – und sie schweigt.
Die Rückkehr bedeutet für Lucia auch einen Neuanfang. Schnell bekommt sie eine Stele als Zimmermädchen. Doch dann öffnet sich ihr eine andere berufliche Perspektive.
Anschaulich wird die Landschaft der Insel beschrieben. Vor allem der Garten des Palazzos entsteht sofort als farbiges Bild im Kopf.
Die kurze Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Nun bin ich gespannt, ob Lucia ihre Vergangenheit einholen wird und wie sich ihr weiteres Leben gestaltet.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Wassermanns Abstieg trotz Aufstieg

Wassermann
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„...Deshalb ist es besser, man presst die Lippen zusammen, damit man nichts sagt. Wer nichts sagt, sündigt nicht in Worten, die Gedanken sieht man ja nicht...“

Er nennt sich Wassermann, weil er 20 Jahre ...

„...Deshalb ist es besser, man presst die Lippen zusammen, damit man nichts sagt. Wer nichts sagt, sündigt nicht in Worten, die Gedanken sieht man ja nicht...“

Er nennt sich Wassermann, weil er 20 Jahre als Ingenieur in Afrika und Lateinamerika gearbeitet hat. Er hat unter anderen Trinkwasseranlagen gebaut. Jetzt wird er zurück nach Deutschland gerufen und soll seine Gedanken in etwa einhundert Worten formulieren. Dazu fordert ihn die Psychologin Isabella auf.
Der Autor hat ein sprachlich ausgereiftes Buch geschrieben. Eigentlich sind es zwei Geschichten. Am Anfang legt Wassermann seine Gedanken dar. Danach wird er als Vertreter des BND nach Brasilien beordert.
Im ersten Teil, aus dem auch das obige Zitat stammt, wird in Wassermanns Aufzeichnungen deutlich, was er getan hat und was er denkt. Dabei hangelt er sich von einem Wort zum anderen. Es ist ein gekonntes Spiel mit Worten. Manche haben philosophische Tiefe.

„...Die Uhr, sagt man, misst die Zeit. Aber was macht sie, wenn sie stehen bleibt? Dann steht sie und die Zeit geht weiter. […] Wenn die Uhr geht, vergeht die Zeit im Tick – Tack. Wenn sie nicht geht, geht die Zeit an der Uhr vorbei...“

Gesellschaftskritik in jedweder Form wird geschickt verschleiert.

„...War etwas dran, an dem Gerede von der germanischen Seele? Die ist noch älter als die Deutschen, die es erst seit Bismarck so richtig gibt, aber das auch nur ohne die Österreicher, die bis heute nicht zugeben, dass sie Deutsche sind, aber das lassen wir mal...“

Im zweiten Teil treffe ich dann auf einen zerrissenen Menschen. Man hat ihm seine Arbeit genommen. Der neue Job befriedigt ihn nicht. Er kann damit nichts anfangen. Ab und an erhält er einen Auftrag, der scheinbar wenig Sinn macht. Dafür muss er gegen die Langeweile kämpfen. In Gedanken ist er häufig bei Isabella. Doch was will sie wirklich von ihm?
Als Leser bekomme ich allerdings einen Einblick in die Lebensverhältnisse in Brasilien. Sehr bildhaft werden die Orte beschrieben. Wassermann wurde mit der neuen Aufgabe ins kalte Wasser geschmissen. Das geht schon damit los, das er nicht weiß, welchen Beruf er gegenüber der Vermieterin angeben soll. Immer mehr spitzt sich für ihn die Frage zu:

„...Wer war ich eigentlich wirklich? Noch nie hatte ich mir diese Frage gestellt….“

Ohne das er weiß, warum, steigt er in der Hierarchie auf. Dabei führt ihn sein Weg auch nach Kolumbien. Jede Tätigkeit ist besser, als das lange Nichtstun, das Zeit zum Grübeln lässt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie ein Mensch zerbrechen kann, den man aus dem gewohnten Leben reißt.

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Veröffentlicht am 15.06.2020

Rasanter Krimi

Endstation Berlin
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„...Die Berliner Staatsanwaltschaft ist chronisch unterbesetzt und beschäftigt sich nur noch mit absoluten Notfällen. Der Tod eines Obdachlosen zählt nicht dazu...“

Polizeihauptkommissarin Helene Eberle ...

„...Die Berliner Staatsanwaltschaft ist chronisch unterbesetzt und beschäftigt sich nur noch mit absoluten Notfällen. Der Tod eines Obdachlosen zählt nicht dazu...“

Polizeihauptkommissarin Helene Eberle fährt mit ihrer 4jährigen Tochter Klarissa nach Berlin, um dort ihre neue Stelle anzutreten. Wohnen wird sie erst einmal bei ihrer Mutter, die früher ebenfalls bei der Polizei gearbeitet hat. Helene lässt ihren alkoholkranken Mann zurück, der jegliche Hilfe ihrerseits abgelehnt hat.
In Berlin erwartet Helene sofort ihr erster Fall. Wladimir Perenov, ein Obdachloser, wurde am Ostbahnhof erstochen.
Der Autor hat einen rasanten und fesselnden Krimi geschrieben. Was wie ein einfacher Fall aussieht, entwickelt sich schnell zu einer Katastrophe. Hinzu kommt, dass Helene Mann die Trennung nicht akzeptiert. Er sucht sich einen Anwalt und tischt dem ein Märchen auf. Wie sehr er vorgeführt wurde, begreift der Anwalt, als das Mädchen beim Anblick des Vaters sagt:

„...Bist du heute der nette Papa oder der, der nicht richtig sprechen und laufen kann?...2

Dass das Jugendamt sofort auf die Wünsche des Vaters und seines Anwalts eingegangen ist, ohne sich Informationen über die Mutter und das Familienleben zuvor zu beschaffen, ist für mich ein Unding.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er unterstützt das flotte Tempo der Handlung. Das bewirken außerdem die kurzen Kapitel mit den schnell wechselnden Geschehen, die jeweils mit Ort und Uhrzeit beginnen.
Helene bringt sich sofort in die Ermittlungen ein. Das wird nicht von allen honoriert, denn das Klima im Team wirkt auf mich wenig positiv.
Als Zeugen für den Mord wird eine Gruppe Jugendlicher gesucht. Die wollten ein feuchtfröhliches Wochenende in Berlin verleben und ahnen nicht, dass sie selbst in Lebensgefahr sind.
Es gibt eine Kleinigkeit, die mich stört. Das ist die Unprofessionalität des SEK. Hier hätte ich mir ein wesentlich schnelleres Handeln gewünscht.
Das Buch gíbt auch ein wenig Einblick in die Problemviertel von Berlin. Bei der 15jährigen Sophia klingt das so:

„...Hier lernte man sich durchzubeißen. Wer nicht beißen konnte, wurde gefressen...“

Auch ihr Leben hat diese eine Nacht zerstört.
Eingebettet in die Geschichte ist die Vergangenheit von Paul, der sich im Team um Helene kümmert. Das ist nicht einfach, denn die geht gern eigene Wege und nimmt auch vor der Presse kein Blatt vor den Mund.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 15.06.2020

Komplexe Geschichte

So oder so ist es Mord
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„...Leise Musik bettete sich in die kurzweiligen Gesprächspausen. Die Zeiger der großen Standuhr gingen kontinuierlich gegen dreiundzwanzig Uhr...“

Hauptkommissar Alexander Knoblich und seine Referendarin ...

„...Leise Musik bettete sich in die kurzweiligen Gesprächspausen. Die Zeiger der großen Standuhr gingen kontinuierlich gegen dreiundzwanzig Uhr...“

Hauptkommissar Alexander Knoblich und seine Referendarin Katharina von Hardenberg sind auf den Weg zu Professor Bertolt Wittenburg, der seit dem Tode seiner Frau wegen Mordes in der Psychiatrie einsitzt.
Uwe Lindholm ist der führende Politiker bei der DVA. Allerdings zieht seine Frau Ludmilla im Hintergrund die Fäden. Sie weiß aber nicht, dass er sich häufig mit Solveig Wittenburg trifft, der Tochter des Professors.
Das sind nur zwei der Handlungsstränge, die die Autorin zu einer komplexen Handlung verwoben hat. Schlaglichtartig beleuchtet sie dabei Korruption und Verstrickungen von Polizei und Politik.
Das Buch bedarf eines konzentrierten Lesens, um den Faden der Geschichte nicht zu verlieren.
Positiv aufgefallen ist mir der ausgereifte und gut formulierte Schriftstil, der ab und an ins Bildhafte abgleitet. Das Eingangszitat ist ein Beisiel dafür.
Seine innere Spannung erhält das Buch auch durch die komplexe Beziehung zwischen Kathi und Alex. Alex glaubt, mit seiner Referendarin leichtes Spiel zu haben. Das klingt dann so:

„...Wir werden nicht dafür bezahlt, den Wert einer Maßnahme zu beurteilen, sondern diese optimal durchzuführen...“

Die weiß aber genau, was sie will und geht konsequent ihren Weg. Dass eine Kindheit im Bereich des Adels auch sehr dunkle Seiten haben kann, wird an dem Rückblick in ihrem Leben deutlich. Das war keinesfalls geradlinig. Sie hat gelernt, sich durchzusetzen.
Zu den Höhepunkten in der stilistischen Gestaltung gehören die Gespräche, die Kathi mit derr lieben Verwandtschaft führt. Indiko, die Freundin ihres Onkels, bringt es auf den Punkt.

„...Auch wenn er dreimal von altem Adel ist, so geht er doch noch immer zu Fuß zum Klo, oder nicht?...“

Kathi ist der Meinung, dass der Professor nichts in der Psychiatrie zu suchen hat und das bei seiner Verurteilung gravierende Fehler aufgetreten sind. Alex aber sieht das pragmatisch:

„...Also werden wir auch hier mit angezogener Handbremse fahren. Denn wer nichts macht, kann nichts falsch machen..."

Zu den schwierigen Protagonisten gehört Uwe Lindholm. Erst kommt er, dann noch einmal er und dann eventuell die anderen. Dass er jede erlaubte und unerlaubte Methode für sein Fortkommen nutzt, ist nur eine seiner Seiten. Der Herr Politiker glaubt, sich gegen jedes Gesetz stellen zu dürfen und aktiviert nötigenfalls sein Netzwerk in den oberen Chargen der Polizei. Er entpuppt sich ebenso als gnadenloser Kontrollfreak. Es ist zu spät, als er begreift, dass er den Bogen überspannt hat.
Professor Wittenburg ist mir von Anfang an ein Rätsel. Genau wie Kathi halte ich ihn für unschuldig. Warum aber lehnt er jede Revision ab und hindert Kathi, sich für ihn einzusetzen?
Am Ende bleibt keine Frage offen. Auch die Folgen des Ganzen erscheinen mir sehr realistisch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Abigail und David

Die schöne Prophetin
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„...Der Abtrünnige David ben Jesse war bei den Großgrundbesitzern in Israel gefürchtet. Wo er hinkam, gab es Plünderungen. Meistens schickte er einen Gesandten voraus und forderte Abgaben...“

Abigail ...

„...Der Abtrünnige David ben Jesse war bei den Großgrundbesitzern in Israel gefürchtet. Wo er hinkam, gab es Plünderungen. Meistens schickte er einen Gesandten voraus und forderte Abgaben...“

Abigail erlebt, wie ihr Mann David die Abgaben verweigert. Als kluge Frau weiß sie, dass alle Bewohner nun in Lebensgefahr sind. Sie ergreift die Initiative und schickt Männer mit Gaben zu David. Gleichzeitig reitet sie mit, um selbst mit ihm zu sprechen. Dass ihr Mann dafür kein Verständnis haben würde, ist ihr klar.
Der Autor hat ein spannendes Bild über das Leben von Abigail und David gezeichnet, dass mit Davids Salbung zum König endet. Er hält sich dabei eng an den Vorgaben der Bibel.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Sehr anschaulich werden die Zwiespalt in Davids Charakter herausgearbeitet.

„...Er war ein Mann des Krieges, mächtig im Kampf, ein fähiger Anführer. Und doch war er ein Mann des Friedens, der den Krieg hasste...“

David weiß seine Männer hinter sich. Nur sein eigener Neffe Joab geht gern eigene Wege. Er erweist sich als Davids Mann fürs Grobe. Außerdem ist David ein geschickte Diplomat.
Abigail ist nicht Davids einzige Frau. Sie ist die dritte und wird erleben, das es weitere geben wird. David hofft auf viele Söhne, um eine Dynastie aufzubauen. Abigail übergibt er die Leitung seines Hauses. Sie hat die Gabe, die anderen Frauen einzubinden und für Ausgleich unter ihnen zu sorgen.

„...Als Abigail Anweisung gab, Badewasser zu erwärmen und frische Kleider zurechtzulegen, begab Haggit sich dankbar in die Obhut der neuen Herrin. Zwischen beiden wuchs Vertrauen – zwischen dem verängstigten, einsamen Kind und der sanften, einfühlsamen, mütterlichen Ersten Ehefrau...“

Haggit war erst 15 Jahre, als sie als Kriegsbeute zu Davids Ehefrau wurde. Abigail erlaubt sie sich in ihren Gedanken die Frage, wie sich Davids Leben mit mehreren Frauen mit dem Gesetz seines Volkes in Einklang bringen lässt. Beeindruckt ist sie von Davids Gottvertrauen
Sehr detailliert wird Davids Weg bis zur erneuten Salbung zum König von Israel aufgezeichnet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es lässt ein Stück biblischer Geschichte lebendig werden.

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