Avivas Weg zum Licht
Aviva und die Stimme aus der Wüste„...Aviva, du bist nicht allein, ich bin bei dir...“
Aviva wächst zusammen mit ihren Geschwistern bei Großmutter Kala auf. Es ist ein hartes Leben im Dorf. Ab und an hört Aviva eine leise Stimme. Was ...
„...Aviva, du bist nicht allein, ich bin bei dir...“
Aviva wächst zusammen mit ihren Geschwistern bei Großmutter Kala auf. Es ist ein hartes Leben im Dorf. Ab und an hört Aviva eine leise Stimme. Was sie sagt, steht im Eingangszitat.
Die heutige Nacht wird für Aviva eine Wende in ihrem Leben bringen. Sie hört die Schreie eines Lammes. Keiner der Wächter scheint sich darum zu kümmern. Deshalb verlässt Aviva das Dorf. Sie rettet das Lamm. Damit aber hat sie gegen eine Regel verstoßen, nicht das erste Mal. Ihre Strafe wird heftig. Keiner steht ihr zur Seite. Der Ratsvorsitzende fasst die Situation so in Worte:
„...Du bist mutig. Die Götter hätten aus dir einen Mann machen sollen. So bleibst du nutzlos…“
Natürlich können die Wächter nicht zugeben, dass sie getrunken und geschlafen haben. Aviva ist zum Dasein einer Sklavin verdammt. Der Hirte Leroy ermöglicht Aviva die Flucht aus dem Dorf.
Die Autorin hat einen spannenden und berührenden Fantasy-Roman geschrieben.
Die Personen werden gut charakterisiert. Aviva ist eine selbstbewusste junge Frau. Die Stimme in ihren Inneren gibt ihr Kraft. Sie weiß, dass sie den Weg durch die Wüste suchen muss. Im Land hinter der Wüste wartet der Besitzer der Stimme auf sie.
Ihre Gro0ßmutter Kala ist die einzige Frau im Dorf, die im Kreise der Männer geduldet und geachtet wird. Das verdankt sie ihren besonderen Fähigkeiten. Doch dafür hat sie einen hohen Preis bezahlt. Sie hat sich der dunklen Seite der Macht verschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist abwechslungsreich. Das zeigt sich insbesondere, wenn die unterschiedlichen geistigen Strömungen eine Rolle spielen. Kalas Gott, der auch der des Dorfes ist, verlangt regelmäßig Opfer.
Aviva dagegen spürt Licht und Liebe, wenn die Stimme zu ihr spricht.
Doch Avivas Weg ist nicht geradlinig. Ihre Flucht bleibt nicht unbemerkt. Rettung bietet ihr der Sturz in eine Höhle. Dort aber findet sie wieder Zwang statt Freiheit des Geistes.
„...Ihr Freiheitsdrang, Ihr Mut, ihre Zurückhaltung und Vorsicht, ihre wache und scharfe Aufmerksamkeit waren hinter einem grauen Schleier verschwunden. Sie wünschte sich zu sterben, bevor sie ihre wahre Persönlichkeit völlig vergessen würde...“
Wenn es für Aviva keinen Ausweg mehr zu geben scheint, wird ihr stets unerwartet Hilfe. Die Stimme lässt sie wissen, dass sie an ihrer Seite ist, wie dunkel es auch sein mag.
Die Handlung ist vielschichtig. Auf ihrer Wanderung trifft Aviva die unterschiedlichsten Menschen. Einige helfen ihr weiter, andere schenken ihr eine Zeit der Ruhe oder lassen sie kurzzeitig ihr Ziel vergessen. Dabei ist auch ein Ehepaar, das aus dem Land hinter der Wüste kommt und die Botschaft der Liebe zu den Menschen bringen will.
Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden nur angerissen. Gut dargestellt wird das Leben in Avivas Dorf. Andere Gegenden und Orte werden zwar erwähnt, ihre Struktur aber bleibt im Dunkeln.
Die Geschichte lässt gekonnt die Emotionen der Menschen aufleben. Da ist zum einen der Hass von Rapo, der kein Widerwort verträgt und Aviva brechen wollte. Was mich allerdings interessiert hätte. Wie wurde Rapo zu dem Mann, der er ist?
Aviva dagegen kann in die Seele der Menschen sehen. Ihre Empathie gibt ihr die Fähigkeit, Trauernde zu trösten und Kindern Hoffnung zu schenken.
Aviva wird das Land hinter der Wüste erreichen. Offen bleibt, wie sich ihr Leben dort gestalten wird. Deshalb hatte ich den Eindruck, dass ein Folgeband geplant ist.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.