Texte zum Nachdenken
Wenn man vom Teufel spricht„...Früher wollten wir, dass der Spaß zur Pflicht wird. Heute wollen wir, dass die Pflicht Spaß macht...“
In 200 Texten arbeitet der Autor unsere Zeit auf. Es wechseln Geschichten mit Gedichten. Letztere ...
„...Früher wollten wir, dass der Spaß zur Pflicht wird. Heute wollen wir, dass die Pflicht Spaß macht...“
In 200 Texten arbeitet der Autor unsere Zeit auf. Es wechseln Geschichten mit Gedichten. Letztere können gereimt sein oder auch nicht. Eines aber ist allen gemeinsam. Der Autor legt gekonnt die Finger in die Wunden unserer Zivilisation.
Der Schriftstil fällt durch seine Vielfalt auf. Dazu gehören völlig neue Wortschöpfungen:
„...Ein Ei von blassem Ampelgelb und ein Wenigerrettichquark sind auch nur ein schwacher Trost für Nieselregenkaffee und Reformstaumeldungsradio...“
Es gibt besinnliche Texte und tiefschwarze. Manche Gedanken kommen fast philosophisch daher wie zum Beispiel das Eingangszitat.
Auch die Themen bestechen durch ihre Vielfalt. Die Betrachtung des eigenen Ichs, der neue Blick auf Alltagssituationen, die Hinterfragung von altbekannten literarischen Texten und die tagesaktuelle Politik werden mal zynisch, mal analysierend auf die Schippe genommen.
„...Ich glaube, ich gehöre nicht zu Deutschland. Zum Beispiel hätte ich einen Migrationshintergrund anzubieten. Meine Eltern kommen aus dem heutigen Polen. […] Und der Islam und alles, was damit zusammenhängt, macht mir auch nicht mehr Angst als die amerikanische Regierung...“
Bei den Geschichten um Herrn Hut wurde ich an Brechts Herrn K. erinnert. Ab und an wendet sich der Autor der Schulbildung zu. Sein Buch ist in „alter“ Rechtschreibung geschrieben.
„...Fünfe grade sein zu lassen
tun nur die die`s Rechnen hassen
richtig rechnen das ist schwer
kann ja eh bald keiner mehr...“
Die Anspielung auf die Märchenwelt fehlt ebenfalls nicht.
„...Das Kind, das entdeckt hat, dass der Kaiser nackt ist, hat nicht geahnt, was es mit dieser Entdeckung angerichtet hat. ..“
Nicht bei allen Texten habe ich auf Anhieb begriffen, was der Autor damit sagen will. Beim manchen klappte es beim zweiten Lesen, bei wenigen nie. Sicher wird jeder seine persönlichen Lieblingstexte finden.
Einen aus 200 herausgreifen ist schwierig. Meiner ist „Wie wollen wir leben“. Normalerweise könnte ich dem eine Reihe weiterer Texte danebenstellen.
Jeder Text ist mit dem Entstehungsdatum versehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn der Humor des Autors nicht an jedem Punkt meiner ist. Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden.
„...Fahrerlaubnis ist Pflicht. Aber Wahlerlaubnis hat jeder. Wie fahrlässig. Die Politik scheint ein geradezu kindliches Vertrauen zu haben, dass die Anzahl hier aufwachsender unmündiger Idioten vernachlässigt und ertragen werden kann...“