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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2020

Bewegende Familiensaga

Libellenjahre
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„...Alles ist verloren. Nicht nur der verdammte Krieg. Wohin sind die Jahre? Wohin sind die Jugend, die Leichtigkeit, das Lachen, die Liebe?...“

Diese Worte gehen Constanze durch den Kopf, als sie mit ...

„...Alles ist verloren. Nicht nur der verdammte Krieg. Wohin sind die Jahre? Wohin sind die Jugend, die Leichtigkeit, das Lachen, die Liebe?...“

Diese Worte gehen Constanze durch den Kopf, als sie mit einem Lazarettzug Danzig verlässt. Sie hofft auf eine Zukunft mit ihren Kindern. Ihr Bruder Justus hat sie in diesen Zug gesetzt. Es soll der letzte sein, der die Stadt gen Westen verlässt.
Dann geht die Erinnerung zurück ins Jahr 1930. Die 19jährige Constanze von Warthenberg nimmt mit ihren älteren Brüdern Justus und Armin an einer Segelregatta in ihrer Heimatstadt Königsberg teil. Sie schlagen das Boot von Clemens Rosanowski. Für Constanze und Clemens ist diese erste Begegnung nicht die letzte.
Die Autorin hat einen fesselnden und berührenden historischen Roman geschrieben.
Die Personen werden gut charakterisiert. Constanze ist eine selbstbewusste junge Dame. Ein Blick in ihre Vergangenheit zeigt, dass sie schon einiges gesundheitlich durchgemacht, daraus aber viel Stärke gewonnen hat. Sie möchte Biologie studieren und kann mit der Unterstützung des Vaters rechnen.
Clemens stammt aus Warschau und lebt nun in Danzig. Er hat einen polnischen Vater, eine deutsche Mutter und eine jüdische Großmutter. Schon diese Konstellation zeigt, mit welchen Problemen sich der junge Mann wird herumschlagen müssen. Seine Familie ist zwar nicht arm, kann sich aber mit den von Warthenberg nicht messen.
Es bedeutet Kampf, bis Constanzes Eltern der Heirat der beiden zustimmen. Ausschlaggebend dafür ist Charlotte, Constanzes Großmutter väterlicherseits, die noch immer auf den Gut lebt und arbeitet. Zu ihrem Sohn Karl sagt sie:

„...Ich denke ein wenig moderner als deine Vorfahren und vertrete die Auffassung, niemand hat das Recht, die Wege seiner Kinder zu bestimmen. Leiten, stützen, ausstatten mit alle, da ihnen nützen kann, ja! Aber sich niemals vor eine Liebe werfen und versuchen, das Glück zweier Menschen zu verhindern...“

Sehr viel heftiger noch sind die Worte, die sie ihrer Schwiegertochter entgegenhält. Constanzes` Vater Karl sieht genau wie Charlotte mit klarem Blick, wohin politisch die Reise geht. Das war einer der Gründe seiner Skepsis gegenüber Clemens.
Für das junge Paar beginnen wenige Jahre der Leichtigkeit. Clemens‘ Hochzeitsgeschenk symbolisiert diese Leichtigkeit, die er an Constanze schätzt. Doch die Zeit vergeht schnell und die politische Lage fordert harte Entscheidungen.
Die Autorin versteht es, die innere Zerrissenheit von Clemens wiederzugeben. Er tut alles für seine kleine Familie. Er hat nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Constanze trägt seine Entscheidung mit. Die Kriegserlebnisse hinterlassen tiefe Spuren. Und wie soll er seinen Eltern und Geschwistern sein Leben erklären?
Hautnah lässt mich die Autorin den Kriegsbeginn in Danzig und Königsberg miterleben. Die Grausamkeiten sind nur schwer erträglich. Clemens hat nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: SS oder Wehrmacht. Ersteres kommt für ihn nicht mehr in Frage. Zuviel hat er schon gesehen. Constanze trägt seine Entscheidung mit. Die Kriegserlebnisse hinterlassen tiefe Spuren. Und wie soll er seinen Eltern und Geschwistern sein Leben erklären? Was ist mit seinen polnischen Wurzeln?
Im ausgefeilten Schriftstil gibt es einige Besonderheiten. Das sind an manchen Stelen kurze Sätze und Ein – Wort – Sätze. Im ersten Kapitel zeigen sie, das nun jede Sekunde zählt. Hier wird sprachlich die nötige eile umgesetzt
.
„...Leere Gassen, stille Stadt. Nur der Motor. Und in der Ferne dieses dumpfe Grollen. Viel zu dicht schon...“

Und dann gibt es die romantischen Szenne, mal ausgeschmückt, mal kurz gehalten, malals Kombination von beiden:

„...Und am Ende einfach so sitzen bleiben wollen. Zwischen den beiden Männern, die ihr, jeder auf seine Weise, so viel bedeuteten. Vor der Kulisse des Waldes, der Felsen, unter dem dunkelblauen Himmelszelt mit seinen unendlich vielen glitzernden Lichtern...“

Die beiden Männer im Zitat sind Clemens und ihr Bruder Justus. Charlotte und Justus sind die beiden Menschen, die für Constanze nicht nur in den Jahren der Krieges zum Halt werden. Die Weisheit ihrer Großmutter ist durch nichts zu ersetzen. Und Justus? Das sollte der künftige Leser selbst herausfinden.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das offen Ende lässt auf einen schnellen zweiten Band hoffen.

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Vielseitige Geschichte

NOAMI - Eine Reise nach Jerusalem
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„...Erste Augenkontakte entscheiden die Sympathiefrage, kurze Blicke sind besonders gefährlich, sortieren, machen zum Jemand oder zum Niemand...“

Joachim ist Student der Politikwissenschaften. Er reist ...

„...Erste Augenkontakte entscheiden die Sympathiefrage, kurze Blicke sind besonders gefährlich, sortieren, machen zum Jemand oder zum Niemand...“

Joachim ist Student der Politikwissenschaften. Er reist im Jahre 1996 nah Israel. Kurz zuvor gan es zwei Selbstmordattentate in Jerusalem. Die Reise soll Joachim in seinem Studium neue Perspektiven eröffnen.
Der Autor hat eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. Das Buch lässt sich schlecht einordnen. Es hat von vielen etwas: detaillierte Reisebeschreibung, Gesellschaftsanalyse, leise Liebesgeschichte.
Der Schriftstil passt sich gekonnt den Gegebenheiten an. Schon die Anreise wird anschaulich dargestellt. Ich lerne verschiedene Mitreisende kennen. Eine wird für Joachim eine besondere Bedeutung gewinnen: Leila, Palästinenserin, Doktorandin der Biologie in Deutschland und Mitglied einer christlichen Familie.
Sie ist die erste, die Joachim mit der aktuellen Lage konfrontiert.

„...Was ist das für ein Frieden, der dem einen alles gibt und den anderen alles nimmt?...“

Am ersten Abend geht Joachim zu einer Tanzveranstaltung. Dort lernt er Noami kennen. Die junge Frau ist Jüdin und absolviert gerade ihren Wehrdienst. Ihr Vater ist Mitglied der Knesset.
In den nächsten Tagen führt Noami Joachim durch Jerusalem. In ihrer Begleitung lerne ich auch Seiten der Stadt und der Umgebung kennen, die normalerweise nicht von Touristen frequentiert werden.
Das Besondere des Buches aber sind für mich die Gespräche, die Joachim führt. Natürlich geht es auch um die deutsche Vergangenheit, die Frage nach Schuld und Verantwortung und den Umgang der Nachgeborenen damit.
Einen breiten Raum allerdings nimmt die Lage in Israel ein. Geschickt werden die verschiedenen Ansichten gegenübergestellt. Es geht nicht nur um den Terror der Hamas, sondern auch um extremistische Ansichten israelischer Bürger. Die spannendsten Aspekte kommen von Professor Nebi. Er sieht beide Seiten kritisch.

„...Die Ideologien in den Köpfen auf beiden Seiten brauchen das feindliche Gegenüber. Ohne funktionierendes Feindbild gibt es nirgendwo eine Entwicklung...“

Und er hat konkret Vorstellungen, was sich ändern muss, um ein friedliches Miteinander zu gewährleisten. Einen besonderen Wert legt er dabei auf Bildung und den Aufbau einer funktionierenden Wirtschaft. Doch noch ist das ein Traum.
Die Diskussion mit einem christlichen Priester zeigt, dass diese im Prinzip zwischen den fronten stehen. Positiv fällt mir bei all diesem Dialogen auf, dass ich als Leser Raum und Freiheit erhalte, mir eine eigene Meinung zu bilden.
Ab und an gibt es ruhige und besinnliche Momente:

„...Der Mond schiebt sich in den sternenklaren Nachthimmel und beleuchtet die ewige Stadt wie schon zu Zeiten König Davids, zu Zeiten Jesu, zu Zeiten der Osmanischen Herrschaft. Er wird auch diese verworrenen Zeiten hier geduldig beobachten und überdauern...“

Natürlich gehört zu einer Reise durch Israel auch ein Blick in die Vergangenheit. Alle drei Weltreligionen haben hier ihre Spuren hinterlassen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Seine Vielschichtigkeit macht das Lesen zum Vergnügen.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Die Kraft der Vergebung

Die zweifelhafte Miss DeLancey
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„...Er hatte gesehen, wie Männer aufgaben, Männer im Krieg, Männer, die ins Meer geschleudert worden waren, Männer, die keine Kraft mehr hatten, wenn Schmerzen oder schwere Wunden ihnen das Leben aussaugten. ...

„...Er hatte gesehen, wie Männer aufgaben, Männer im Krieg, Männer, die ins Meer geschleudert worden waren, Männer, die keine Kraft mehr hatten, wenn Schmerzen oder schwere Wunden ihnen das Leben aussaugten. Aber er hatte nie jemanden aufgeben sehen, der gesund war...“

Wir befinden uns im England des Jahres 1815. Clara DeLancey, gerade 25 Jahre alt, hat die Niederlagen ihres Lebens vor Augen. Sie steht nahe an der Klippe am Meer und kommt plötzlich ins Straucheln. Benjamin Richard Kemsley, ehemaliger Kapitän zur See, rettet sie. Die obigen Gedanken stammen von ihm.
Die Autorin hat einen tiefgründigen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Clara ist in einer gutsituierten adligen Familie groß geworden. Sie war der Star so mancher Ballsaison in London. Doch als der Mann ihrer Träume eine andere heiratete, war sie plötzlich nicht mehr gefragt. Ihre Mutter träumt noch immer von einer adligen Hochzeit. Sie sieht arrogant und überheblich auf andere Menschen herab. Claras Vater ist wesentlich toleranter und weltoffener.
Benjamin hat nach einem Unfall seinen Titel aberkannt bekommen. In der Gesellschaft allerdings gilt er als Held. Gern lässt man sich seine Erlebnisse erzählen. Dabei ist er bodenständig geblieben. Dazu trägt auch seine Familie bei. Seine Schwester Matilda hat einen Geistlichen geheiratet. Sie ist eine fröhliche und aufgeschlossene junge Frau. Das folgende Zitat zeigt ihren feinen Humor.

„...Ich rede mal mit ihm über die Predigten. Er glaubt, er müsse die Themen wählen, die der Bischof vorschreibt, aber wenn er das beibehält, werden die Kirchenbänke sich schneller lehren als eine Flache Rum...“

Clara lernt Matilda in der öffentlichen Bibliothek kennen. Unbefangen hat diese sie angesprochen, ein Verhalten, dass in Claras Kreisen nicht üblich ist. Die junge Frau tut Clara gut. Plötzlich hat Clara eine Gesprächspartnerin, die ihre Gefühle ernst nimmt. Gleichzeitig begreift sie, das es andere Dinge im Leben gibt als nur Vergnügungen. Beide führen tiefgründige Glaubensgespräche. Matilda macht Clara Mut.

„...Ich weiß, dass Gott Sie liebt und dass seine Pläne für Sie gut sind...“

In Rückblicken erfahre ich sowohl, wie es zu Bens Unfall kam, als auch, was bisher in Claras Leben schief gelaufen ist. Daran hatte ihre Mutter einen wesentlichen Anteil. Momentan tut sie alles, um Clara die Begegnungen mit Matilda zu verbieten. Und das zarte Pflänzchen Zuneigung zwischen Clara und Ben ist ihr erst recht ein Dorn im Auge. Der junge Mann ist nicht standesgemäß.
Deutlich dargestellt, wird die Verlogenheit der besseren Gesellschaft. So schnell, wie man ganz oben ist, so schnell wird man fallengelassen und ist nur noch für Klatsch und Tratsch gut. Beziehungen sind nur oberflächlich und werden von jetzt auf gleich gelöst.
Eingebettet in die Handlung sind bezaubernde Naturbeschreibungen:

„...Der Himmel leuchtet in Myriaden von Farben: tiefes Violett, das in zartes Rosé verschmolz, über einem gedämpften Orange, und darunter, unmittelbar über dem Horizont, ein sanftes Grün...“

Berührend finde ich Claras stille Zwiesprache mit Gott. Es sollte für sie zu einem Wendepunkt werden. Sie begreift, dass Vergebung ihr eine neue innere Freiheit schenkt. Dabei lernt sie auch, sich von den Ansprüchen ihrer Mutter abzunabeln.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eher eine leise Geschichte, auch wenn spannende Momente nicht fehlen.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Brisanter Politthriller

Im Namen der Lüge
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„...Der beste Geheimdienst ist derjenige, dessen Arbeit keiner mitbekommt. Falls das nicht möglich ist, soll er zumindest im besten Licht erscheinen...“

Die Theorie klingt gut. Nach der Beendigung des ...

„...Der beste Geheimdienst ist derjenige, dessen Arbeit keiner mitbekommt. Falls das nicht möglich ist, soll er zumindest im besten Licht erscheinen...“

Die Theorie klingt gut. Nach der Beendigung des Buches kann sich jeder sein eigenes Urteil bilden.
Ein Geldtransporter wird bei einem Baumarkt überfallen, kann aber entkommen. Als Täter werden drei ehemalige Mitglieder der RAF identifiziert.
Ein Funkspruch der Leitstelle beordert einen Streifenwagen in das Gewerbegebiet. Bei ihrer Ankunft hören sie, wie ein Mann im Keller erschossen wird. Der Fall landet bei Vincent Veih.
Melia Khalid arbeitet für den Inlandsgeheimdienst. Sie soll sich um die linke Szene kümmern.
Der Autor hat einen äußerst fesselnden Politthriller geschrieben. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Für mich war es das erste Buch des Autors, aber sicher nicht das letzte. Nicht nur die oben angeführten Handlungsstränge werden gekonnt miteinander verwoben.
Positiv ist mir sofort aufgefallen, dass der Autor besondere Protagonisten kreiert. Kommissar Vincent Che Veih ist bei den Großeltern aufgewachsen. Seine Mutter gehörte zur RAF. Heute arbeitet sie als Künstlerin.
Melia Khalid heißt nur im Dienst so. Sie ist die Tochter eines Deutschen und einer somalischen Mutter. Im Buch erfahre ich die Geschichte der Mutter. Melia ist sehr ehrgeizig. Sie überschreitet gern Grenzen. Interessant war es für mich, ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte zu verfolgen.

„...Sie war es gewohnt, dass ältere weiße Männer geschlossene Cliquen bildeten, um Frauen von den Schalthebeln der Macht fernzuhalten...“

Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlung. Kurze Kapitel sorgen für einen schnellen Wechsel von Handlungsort und Personen. Hinzu kommt, dass gemauschelt wird, was das Zeug hält. Von Zusammenarbeit zwischen Polizei und Verfassungsschutz kann keine Rede sein. Eher scheint es so, als solle die Polizei kalt gestellt werden. Dabei hat man allerdings nicht mit Vincent gerechnet. Der ist hartnäckig.
Die Aktionen des Verfassungsschutzes bewegen sich hart am Rande der Legalität. Gekonnt werden politische Gegner gegeneinander ausgespielt. Dabei ist die Wahrheit das erste, was auf der Strecke bleibt. Vincent resümiert:

„...Er musste daran denken, wie oft Geheimdienstler schon Daten gelöscht hatten, um Spitzel zu schützen und eigene Untaten zu verdecken...“

Mehr und mehr zeigt sich, wie geschickt von den Verantwortlichen nicht nur die Presse manipuliert wird. Ab und an werden gekonnt platzierte Zeitungsausschnitte abgedruckt.
Melia weiß nicht, wem sie trauen kann. Ihre Aktionen haben sich verselbständigt und die Gewaltspirale angefeuert. Dass sie selbst auf der Abschussliste steht, ahnt sie lange nicht.
Zu einem der spannendsten und inhaltsreichen Gespräche gehört für mich das zwischen Melia und Vincent. Vincent versucht, ihr eine andere Sicht auf ihr Tun zu vermitteln.

„...Können Sie sich vorstellen, wie meine Mutter darunter leidet, wenn bei ihr Telefon und Internetnutzung dauerüberwacht werden, nur weil Sie mal wieder eine linke Verschwörung wittern?...“

Dabei durchzieht eine Frage das Buch. Wem nützt es? Die Antwort ist am Ende mehr als lapidar.
Politik, Wirtschaft und Verfassungsschutz gehen eine unheilige Allianz miteinander ein. Es zählen in erster Linie Ehrgeiz und Machtgier.
Ein Nachwort des Autors macht nachdenklich.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 05.03.2020

Einblicke eines Journalisten

Gott kann auch anders
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„… Ich kann mich immer darauf verlassen, dass Gott das Beste für mich will, auch wenn ich es im Augenblick nicht erkenne...“

Im Buch werden sehr viele verschiedene Themen behandelt. Der Titel ist nur ...

„… Ich kann mich immer darauf verlassen, dass Gott das Beste für mich will, auch wenn ich es im Augenblick nicht erkenne...“

Im Buch werden sehr viele verschiedene Themen behandelt. Der Titel ist nur für einen Teil relevant Deshalb ist auch der Schriftstil sehr unterschiedlich.
Der Autor ist Theologe und Journalist. Er war etliche Jahre Chefredakteur der Evangelischen Nachrichtenagentur „idea“.
Das Buch ist in 9 Kapitel gegliedert. In den ersten Kapiteln beschreibt der Autor seinen eigenen Weg zum Glauben. Außerdem zeigt er an verschiedenen Beispielen, wie unterschiedlich Gott sich dem Menschen naht und sie zum Glauben führt. Ab und an schwingt ein feiner Humor mit. Die eingeflochtenen Lebensbilder haben mich tief berührt. Sie zeigen, wie tiefer Glaube auf andere wirken kann.
Der Autor steht für klare Aussagen wie zum Beispiel diese, die er von seinem Lehrer übernommen hat:

„...Der Sinn des Lebens ist nur in einer personhaften Gestalt zu finden: in Jesus Christus...“

Ausführlich beschäftigt sich der Autor mit der Frage, wie man als Christ mit dem Tod umgeht. Aber bezieht er auch die Zeit ein, in der er seine Frau während ihrer Krebserkrankung begleitet hat.
Einen breiten Raum nehmen seine Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Glaubensrichtungen ein . Er geht speziell auf die Pfingstgemeinden ein und legt seine persönlichen Vorstellungen zum Thema des Heiligen Geistes dar.
Wie stand die EKD zur Wiedervereinigung und wie hat sie auf die Geschehnisse reagiert? Hier dominiert im Schriftstil die Sachlichkeit und die Analyse eines Journalisten. Gerade die politischen Ausführungen hatte ich im Buch nicht in diesem Umfang erwartet.
Häufig wird deutlich, dass der Autor Probleme mit dem Abflachen des Glaubens und insbesondere mit der Abkehr vieler Theologen von biblischen Grundaussagen, wie der Auferstehung Jesu, hat.
Er stellt konkret die Frage, wie das Christsein in der Gesellschaft wieder an Wert gewinnt.
Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen kursiven Einleitung, zum Beispiel:

„.. Als Christ lebe ich nicht in einem Vergnügungspark . Ich kann alles erfahren: Glück, Leid, Tränen der Freude oder der Trauer...“

Ich hatte eigentlich von dem Buch anderes erwartet, mehr konkrete Lebensbilder, weniger Politik oder theoretische Exkurse. Trotzdem hat mir das Buch insgesamt gut gefallen, auch wenn ich an vielen Stellen mit dem Autor nicht konform gehe.

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