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Veröffentlicht am 23.01.2020

Aachen wird Badeort

Nach dem Feuer
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„...Am Morgen darauf machte ich mich auf den Weg. Nicht mehr wie ein Student, wie ein Wanderbursche war ich nun gekleidet. Eilig hatte ich es nicht, vielmehr genoss ich jeden Sonnenstrahl, das Singen der ...

„...Am Morgen darauf machte ich mich auf den Weg. Nicht mehr wie ein Student, wie ein Wanderbursche war ich nun gekleidet. Eilig hatte ich es nicht, vielmehr genoss ich jeden Sonnenstrahl, das Singen der Vögel und das herrliche Gefühl von Freiheit...“

Wir schreiben das Jahr 1661. Nach dem Tode des Vaters lässt sich Lukas Gereken, Student der Rechtswissenschaften, von seinem älteren Bruder einen Teil des Erbes auszahlen. Er möchte die Welt sehen und die Freiheit genießen. Noch ahnt er nicht, dass seine Reise in Aachen enden wird. Die Stadt war nur als erste Etappe geplant.
Der Autor hat einen spannenden und interessanten historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil zeichnet ihn besonders aus. Natürlich werden Worte der Gegenwartssprache gewählt. Vor allem die Gespräche aber finden im Stile der damaligen Zeit statt. Hier ist ein Beispiel:

„...Mag Er zur Sache kommen, wir haben nicht viel Zeit...“

An passender Stelle werden außerdem verständliche historische Wörter verwendet, so wenn von der Bademagd Eva die Rede ist, von der Lukas die Augen nicht lassen kann.
Sehr gut wird dargestellt, wie die Bewohner Aachens fünf Jahre nach dem großen Brand ihre Stadt anziehend gestalten wollen. Als historische Persönlichkeiten bilden dabei der Badearzt Franciscus Blondel und der Brunneninspektor Jacob Didier den Mittelpunkt. Zwischen beiden herrscht Konkurrenz. Im Ernstfall aber stehen sie Seite an Seite, so beim Besuch der Kurfürstin von Brandenburg. Den Sinn einer Trinkkur erklärte man ihr so:

„...Stellt Euch einen verschlammten Bachlauf vor: Flutet man ihn mit einer ausreichenden Menge Wasser, so kann alles wieder fließen, da er sich aller Schlacken entledigt...“

Detailgenau wird beschrieben, wie es damals beim Baden in den Heilquellen zuging. Heute würde man das fast als Event bezeichnen.

„...Desweiteren wunderte ich mich, dass es mitten im Bassin einen schwimmenden Tisch gab, worauf Becher, Kannen und Schalen mit Gebäck standen...“

Eingebettet werden diese Geschehen in das Erleben von Lukas. Naiv und unbekümmert begibt er sich in die Stadt. Das hätte ihn schon am ersten Tag fast zu einem armen Mann gemacht. Glücklicherweise findet er mehr als eine hilfreiche Hand. Dadurch lerne ich verschiedene Gesellschaftsschichten der Stadt kennen.
Dann aber wird er gekonnt in die aktuellen Ereignisse einbezogen. Dabei muss er begreifen, dass nicht alles so ist, wie es scheint.
Nach seinen Erlebnissen in Aachen zieht Lukas die richtigen Schlüsse.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 20.01.2020

Sehr schönes Märchenbuch

Trötsch Russische Märchen
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„...Es war einmal ein Bauer, der hatte drei Söhne. Zwei von ihnen waren schlau, den dritten aber nannte man Iwan, den Einfältigen...“

Damit beginnt das erste Märchen des Buches. Insgesamt werden sechs ...

„...Es war einmal ein Bauer, der hatte drei Söhne. Zwei von ihnen waren schlau, den dritten aber nannte man Iwan, den Einfältigen...“

Damit beginnt das erste Märchen des Buches. Insgesamt werden sechs russische Märchen erzählt.
- Das wundersame Pferdchen
- Der Zauberring
- Die purpurne Blume
- Schwesterchen Alenuschka und Brüderchen Iwanuschka
- Väterchen Frost
- Zarentochter Frosch

Die Auswahl der Märchen finde ich gelungen. Bei manchen fällt einem sofort ein deutscher Pedant ein. Zwar sind die Personen und Sitten und Gebräuche anders, aber der Grundgedanke ist derselbe.
Die Märchen eignen sich von der Länge her durchaus zum Vorlesen.
Die Übersetzung ist kindgerecht und dem typischen Charakter eines Märchens angepasst.
Das Buch besticht aber insbesondere durch seine wunderschönen farbigen Illustrationen. Die Texte sind gekonnt mit den Bildern verwoben.
Das Cover ist ein Hingucker, auf dem mehrere Märcheninhalte zu sehen sind.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 20.01.2020

Opfer oder Täter oder beides?

Die Sprache des Schmerzes
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„...Es gab so vieles, was ihr wichtig war, von dem sie fand, dass sie es aufschreiben musste. Dass ihr andere zustimmten, erwartete sie nicht...“

Thomas Juchmann hat seinen Traumberuf ergriffen. Er ist ...

„...Es gab so vieles, was ihr wichtig war, von dem sie fand, dass sie es aufschreiben musste. Dass ihr andere zustimmten, erwartete sie nicht...“

Thomas Juchmann hat seinen Traumberuf ergriffen. Er ist Buchhändler. Außerdem ist er verheiratet und hat zwei Kinder. Alles könnte so schön sein. Dann aber schlägt das Schicksal gnadenlos zu. Er wird unschuldig wegen Vergewaltigung und Mord verhaftet und landet in der Psychiatrie.
Nach elf Jahren gelingt ihm die Flucht. Er hat in dieser Zeit die Sprache des Schmerzes kennengelernt und möchte sie nun seinen ehemaligen Gutachter spüren lassen.
Die Autorin hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Sie lässt mich tief in die Psyche ihrer Protagonisten eindringen. Gleichzeitig widerspiegelt die Handlung manch gesellschaftliche Entwicklung.
Der Schriftstil unterstützt den Handlungsablauf. Ich als Leser erfahre die Geschichte aus drei unterschiedlichen Sichten.
Einmal ist es Thomas, der sich fragt, ob er vom Opfer zum Täter werden will. Wenn seine Erlebnisse in der Psychiatrie allerdings auch nur in Ansätzen der Wahrheit entsprechen, dann frage ich mich, wie es die Ärzte mit der Würde des Menschen halten. Manches klingt mehr nach Folter ls nach Behandlung.
Christopher ist Gutachter bei Gericht. Er hält sich für unfehlbar. Ihm hat Thomas seine Inhaftierung zu verdanken. Er zeigt selten Gefühle. Als er von Thomas` Flucht erfährt, ist das anders.

„...Ja, er hatte Angst. Nie hatten ihn Vorahnungen so sehr aus der Bahn geworfen […] Ja, er fürchtete sich. Aber eines schwor er sich: Er würde sein Handeln niemals von der Furcht bestimmen lassen...“

Liz, Christophers Frau, bricht aus der Ehe aus. Sie kann mit Seiner Kälte, Schweigsamkeit und Überheblichkeit nicht mehr umgehen. Sie arbeitet als Kinderpsychologin und muss sich von ihm sagen lassen, was sie alles falsch macht. Es ist schon lange ein Nebeneinander statt einem Miteinander.
Das Eingangszitat stammt von Leonie. Sie trifft immer häufiger auf Kinder, deren Leben durchorganisiert ist. In ihrem Gesprächen mit einem Jungen zeigt sich, was das bei Kindern bewirkt. Die Gedanken und Träume sind erschreckend, aber - leider – nachvollziehbar. Es geht um die Möglichkeit des Ausbrechens aus diesem Leben.
Es sind die vielfältigen Gespräche, die mir den Blick in die Psyche ermöglichen. Dabei brechen Emotionen auf, werden Handlungen begründet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat mich betroffen gemacht.

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Liebe oder Karriere?

Herz trifft Prinz
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„...Eine Jeans hält im Schnitt heute noch ein Jahr, wenn sie durchschnittlich oft getragen und gewaschen wird.Wieso? Weil die Konzerne dafür sorgen, dass die Qualität möglichst schlecht ist, damit die ...

„...Eine Jeans hält im Schnitt heute noch ein Jahr, wenn sie durchschnittlich oft getragen und gewaschen wird.Wieso? Weil die Konzerne dafür sorgen, dass die Qualität möglichst schlecht ist, damit die Menschen mehr Hosen nachkaufen...“

Ellen ist Journalistin in San Francisco. Ihre Spezialität sind Interviews mit Menschen. Ihre Chefin spricht von gewöhnlichen Menschen. Heute trifft sie Mama Alliyma. Sie ist mit nichts nach Amerika gekommen und besitzt nun eine kleine Fabrik, in der sie Biobaumwolle verarbeitet. Das Eingangszitat stammt aus dem Gespräch der beiden.
Als Ellen in die Redaktion kommt, wird ihr von ihrer Chefin gesagt, dass ihre Interviews nicht genug Klicks bringen. Sie solle sich auf Stars und Sternchen konzentrieren.
Auch privat läuft es nicht gut. Noah, ein Schriftsteller, verspricht ihr seit Jahren sich von seiner Frau zu trennen, hat aber immer eine andere Ausrede. Rosita, Ellens Freundin, empfiehlt ihr einen klaren Schnitt. Noah allerdings ist anhänglich.
Nach einem Baseballspiel werden Ellen und Rosita von drei Männern belästigt. Jamal, der dort als Verkäufer arbeitet, setzt die Männer außer Gefecht. Als Ellen Jamal deshalb zu einem Essen abholt, bekommt sie mit, dass er ein Prinz von einer Südseeinsel ist und inkognito in Amerika lebt. Er möchte Land und Leute kennenlernen. Ihre Chefin ist begeistert, als ihr Ellen eine Story mit ihm vorschlägt. Allerdings soll der Prinz nichts davon wissen.
Die Autorin hat eine spannende Liebesgeschichte geschrieben. Der Schriftstil ist ausgewogen und lässt sich angenehm lesen.
Ellen zeigt Jamal nicht nur San Francisco, sondern sie fährt mit ihm auch nach Los Angeles. Dabei lernt sie durch seine Erzählungen eine Menge über Jamals Heimat.

„...Bei uns in Tallula begegnet man Gewalt mit Liebe, um die Spirale aus Hass zu durchbrechen – außer, es besteht eine reale Gefahr...“

Jamal ist ein aufgeschlossener junger Mann. Er hat keine Berührungsängste und wendet sich selbst den Ausgestoßenen der Gesellschaft zu. Sein Wissen gibt er gern weiter. So erklärt er die Bedeutung der Farben in der Regenbogenflagge.

„...Pink für Sexualität, Rot für das Leben, Orange für die Heilung, Gelb für das Sonnenlicht, Grün für die Natur, Türkis für die Kunst, Blau für die Harmonie und Violett für den Geist...“

Mit jedem Zusammensein fühlt sich Ellen mehr zu ihm hingezogen. Die Geheimniskrämerei, zu der sie verpflichtet ist, belastet sie allerdings. Soll sie sich für Liebe oder Kariere entscheiden? Diese innere Zerrissenheit wird deutlich wiedergegeben.
Das Besondere des Buches sind die Gespräche, die Jamal führt. Sie gehen in die Tiefe und bringen Menschen zum Nachdenken, wie das folgende Zitat zeigt:

„...An den Gräbern der meisten Menschen trauert, tief verschleiert, ihr ungelebtes Leben...“

Bei ihrer Tour durch Kalifornien werden häufig Umweltthemen angesprochen. Dabei werden die Verhältnisse in den USA denen auf Tallula gegenübergestellt. Die Insel wirkt wie eine Art Paradies.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat viel mehr Facetten, als ich hier erwähnen konnte.

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Ein Neuanfang

Dünenwinter und Lichterglanz
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„...Ich glaube das einfach nicht. Ich bin doch kein Gebrauchsgegenstand, den man einfach aufs Abstellgleis schiebt. So kann man doch nicht mit Menschen umgehen...“

Doch, man kann. Das muss Alida bitter ...

„...Ich glaube das einfach nicht. Ich bin doch kein Gebrauchsgegenstand, den man einfach aufs Abstellgleis schiebt. So kann man doch nicht mit Menschen umgehen...“

Doch, man kann. Das muss Alida bitter erfahren. Ihre Fernsehsendung wird kurzerhand abgesetzt. Selbst der schon gedrehte Teil wird nicht mehr ausgestrahlt. Alida ist Expertin für Wohnraumgestaltung. Vor allem für die Feiertage sorgt sie mit ihren Kreationen für Höhepunkte. Die Einschaltquoten stimmen trotzdem nicht mehr. Nun ist sie allein auf die Einkünfte von ihrem Blog angewiesen.
Dann erreicht Alida eine weitere traurige Nachricht. Ihre geliebte Großmutter ist plötzlich verstorben. Beim Sichten des Nachlasses findet sie eine Reihe von Liebesbriefen eines Unbekannten aus St. Peter – Ording und einen Brief der Großmutter, den sie wenige Tage vor ihrem Tod geschrieben hat..
Alida entscheidet sich, die Adventszeit in St. Peter – Ording zu verbringen und den Briefeschreiber zu suchen und ihm die letzten Zeilen der Großmutter zu bringen.
Die Autorin hat eine realistischen und stimmungsvolle Weihnachtsgeschichte geschrieben.
Der Schriftstil ist ausgewogen. Sehr schön werden St. Peter – Ording und die Umgebung wiedergegeben.

„...Staunend bleibt sie stehen. Vor ihr erstreckte sich eine schier endlose Weite. Ein Pfahlbau ragte wenige Meter entfernt in die Höhe...“

Alida kommt in einer Pension unter. Sie ahnt nicht, dass sich im Ort unerwartet neue Möglichkeiten für ihre berufliche Zukunft ergeben werden. Hinzu kommt, dass sie sich in der Pension schnell heimisch fühlt. Als einziger Gast wird sie in die Familie integriert.
Gut führt mich die Autorin in die typischen Adventsbräuche der Gegend ein. Über das Schmücken des Kenkenbuum darf ich lesen:

„...Mit Tannenzweigen und Salzteigfiguren, die verschiedene Eigenschaften verkörpern. Wir brauchen einen Hahn für die Wachsamkeit, einen Hund für die Treue. Das Pferd symbolisiert Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit...“

Im Gegensatz zu Berlin erlebt Alida, dass sie die Leute vom Fernsehen kennen. Amüsant finde ich Femkes Antwort, warum das so ist. Die Menschen achten noch aufeinander. Aufs Handy zu schauen, macht keinen Sinn, wenn man keinen Empfang hat.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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