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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2019

Rasanter Thriller

Harper - Jäger und Gejagter
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„...Ich konnte Golz überzeugen, dass er mit ihnen keine Geschäfte machen möchte. Dafür haben Sie mich engagiert. Sie hatten ein Problem und ich habe es gelöst....“

Simon Harper hat vor zwei Jahren den ...

„...Ich konnte Golz überzeugen, dass er mit ihnen keine Geschäfte machen möchte. Dafür haben Sie mich engagiert. Sie hatten ein Problem und ich habe es gelöst....“

Simon Harper hat vor zwei Jahren den Special Air Service, eine Eliteeinheit, verlassen. Seitdem arbeitet er, um es mit meinen Worten zu sagen, als ein Mann für spezielle Fälle. Seinen ersten Fall löst er schnell, schnörkellos und konsequent. Die Quintessenz steht im Eingangszitat.
Zu Hause fällt Harper eine Mail auf. Vor einigen Tagen hatte er schon eine Nachricht mit gleichem Betreff erhalten. Ein Mitarbeiter einer Privatbank bat ihn um Hilfe und wollte sich wieder melden. Die neue Mail ist von dessen Frau. Ihr Mann Richard Schreiber ist tot. Die Umstände, die in Prag dazu führten, lassen ihr keine Ruhe. Sie bittet Harper um Hilfe.
Der Autor hat einen fesselnden Roman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott hintereinander weg lesen und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil passt sich den Handlungsgegebenheiten an. Harper ahnt anfangs nicht, dass er in ein Wespennest sticht und vom Jäger zum Gejagten wird. Der rasante Handlungsablauf sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Es ist überhaupt nicht abzusehen, wer Freund und wer Feind ist. Selbst der Verfassungsschutz scheint nach eigenen Regeln zu spielen. Die Bank hat ihre Finger in mehreren undurchsichtigen Geschäften und jeder möchte eine mögliche Aufklärung verhindern. Es wird manipuliert, was das Zeug hält.
Harper folgt den Spuren von Richard Schreiber. Währenddessen steht auf selbst auf der Abschussliste. Das liest sich dann so.

„...Ich werde mich um Harper kümmern. Ist alles vorbereitet?...“

Doch nicht nur Harper ist in Gefahr. Mancher, der an gewissen Schaltstellen im Spiel um die Macht sitzt, ahnt nicht, dass auch seine Zeit abgelaufen ist. Andere vertrauen ihren Vorgesetzten und sind doch nur Figuren auf dem Schachbrett. Das alles bleibt für mich als Leser lange Zeit undurchsichtig und macht den Reiz der Geschichte aus.
Ab und an lässt mich der Autor einen Blick in Harper Vergangenheit werfen. Er war als Elitesoldat in Afghanistan. Die Jahre haben ihn geprägt. Ein einschneidendes Ereignis macht ihm zu dem Mann, der er nun ist.

„...Harper hatte sich immer wieder gesagt, dass er nur Befehle ausgeführt habe. Aber das war ihm zu einfach. Er trug selbst auch Verantwortung. Für das, was er tat. Und für das, was er unterließ...“

Gerade der letzte Satz dieses Zitats ist entscheidend, wenn man das Handeln von Harper im Buch Revue ziehen lässt. In dem Fall, den er gerade bearbeitet, hat deshalb eine Sache für ihn Priorität: Emmy Schreiber und ihrer kleinen Tochter darf nichts passieren. Samthandschuhe wären dabei das falsche Mittel.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich hoffe auf mehr von dem Ermittler.

Veröffentlicht am 04.11.2019

Erzfieber in Freiberg

Erzfieber
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„...In Gedanken witzelte Ariane darüber, dass in Freiberg urplötzlich eine Menge los war. In den sonst so beschaulichen Städtchen schien tatsächlich einmal etwas Nennenswertes zu geschehen...“

Ariane ...

„...In Gedanken witzelte Ariane darüber, dass in Freiberg urplötzlich eine Menge los war. In den sonst so beschaulichen Städtchen schien tatsächlich einmal etwas Nennenswertes zu geschehen...“

Ariane arbeitet in einer Tierarztpraxis in Freiberg. Heute musste sie bei eineer Opreration assistieren. Damit hatte sie nicht gerechnet.
In der Pause greift sie nach der Zeitung. Dort steht, das ein anonymer Spender die Stadt mit 5 Millionen Euro bedacht hat. Außerdem ist seit einigen Tagen der Stadtkämmerer verschwunden. Folge des Lesens ist das Eingangszitat.
Dann aber muss Ariane wieder an die Arbeit. Sie kümmert sich um den Mischlingsrüden Charlie, der seit drei Tagen darauf wartet, von einem Besitzer abgeholt zu werden. Stefanie, Arianes Arbeitskollegin, hat vergebens versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Normalerweise gilt Herr Bublik als zuverlässig und pünktlich.
Kurz entschlossen entscheidet sich Ariane, den Hund nach Dienstschluss bei seinem Besitzer vorbei zu bringen. Verwundert sieht sie Polizeiautos vor dem Haus. Charlie reißt sich los. Als sie ihm folgt, steht sie in einem Zimmer, in dem sich ein Erhängter und Polizeikommissar Ben Benseler befinden. Das Bild des Toten wird Ariane lange nicht aus ihren Kopf bekommen. Das Erleben bestimmt ihr weiteres Tun und Handeln.
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Die Personen werden gut charakterisiert. Arianes erste Einschätzung des Kommissars lautet so:

„...Was nützt es, wenn man ein attraktiver Schönling war, aber der innere Kern eher einer verfaulten Tomate entsprach?...“

Ob sich dieser erste Eindruck im weiteren Verlauf bestätigt? Darauf gibt es hier keine Antwort!
Ariane kann sich mit der Selbstmordtheorie nicht anfreunden. Sie recherchiert auf eigene Faust. Gründe für ihren Zweifel gibt es mehrere. Allerdings ahnt sie nicht, dass sie in ein Wespennest sticht und sich dabei selbst in Gefahr bringt. Zugute kommt ihr ihre gute Beobachtungsgabe. Nicht alle ihre Handlungen sind logisch nachvollziehbar. Manch spontane Aktion ist ziemlich riskant.
Gekonnt werden die örtlichen Gegebenheiten von Freiberg in das Geschehen einbezogen. Das betrifft die eine oder andere Lokalität, aber insbesondere die alten Zechen. Sie spielen eine wichtige Rolle. Gleichzeitig geht es um die Frage, ob in der Nähe von Freiberg noch ergiebige Erzlagerstätten zu erwarten sind.
Es ist ein Spiel zwischen Wahrheit und Lüge. Menschliche Gier ist zu ungewöhnlichen Winkelzügen fähig. Überraschende Wendungen befeuern die Spannung. Ariane weiß nicht, wem sie trauen kann. Charlie wird in der Zeit für sie zu einem treuen Begleiter und Beschützer.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Spannend und gut recherchiert

Hurenmord - Die Rose von Whitechapel
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„...Wir machen es uns sehr einfach, wenn wir unser Glück von anderen Personen abhängig machen. Dann drücken wir uns vor unserer eigenen Aufgabe. Glück müssen wir uns selbst verschaffen...“

Wir schreiben ...

„...Wir machen es uns sehr einfach, wenn wir unser Glück von anderen Personen abhängig machen. Dann drücken wir uns vor unserer eigenen Aufgabe. Glück müssen wir uns selbst verschaffen...“

Wir schreiben das Jahr 1888. Seit den Geschehnissen des ersten Bandes sind fünf Jahre vergangen. In London trauert Christine um Henry. Sie lässt sich kaum noch im Frauenhaus blicken und zieht sich zurück. Kurzerhand kommt Emily nach London, obwohl sie das erste Mal schwanger ist. Sie erkennt:

„...Um Trauer zu bewältigen, brauchte es keine tröstenden Floskeln, sondern Halt...“

Sie fällt zwei Entscheidungen, die Christine ins Leben zurück bringen. Doch auf Christine warten schon neue Probleme. Frauen, die das Frauenhaus, aus welchen Gründen auch immer, werden brutal ermordet.
Die Autorin hat erneut einen spannenden und exakt recherchierten historischen Roman geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Gekonnt werden die historischen Verhältnisse in die Handlung integriert. So erfahre ich durch die Fabrikarbeiterin Rosalie, wie die Arbeitsbedingungen in den Textilhallen waren. Von ihrem Gehalt kann sie sich und ihren Sohn nur knapp über Wasser halten.
Die Ermittlung in den Mordfällen führt Christine und Inspektor Pike wieder zusammen. Normalerweise verlangt die gesellschaftliche Konvention, eine gewisse Distanz zu wahren, denn beide gehören nun unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an. Christine sieht das anders:

„...Was die Leute über einen denken, spielt nicht die geringste Rolle. Was wir von uns denken, bestimmt unser Tun. Und unser Tun wiederum bestimmt, wer wir sind...“

Auch im Frauenhaus sind die Verhältnisse nicht einfach. Die Frauen kommen mit völlig unterschiedlicher Vergangenheit. Rosalie hat hier eine Zukunft gefunden. Anderen aber fällt es schwer, auf den Alkohol zu verzichten. Pearly Poll erklärt das so:

„...Der Alkohol war überhaupt das Einzige, was sie auf den Beinen hielt. Ein Wunderwasser war er! Er heilte, betäubte ihre Schmerzen, sowohl die körperlichen als auch die seelischen...“

Natürlich gehen darüber die Meinungen auseinander. Die Gespräche unter den Bewohnern zeigen, dass es selbst in den untersten Schichten der Bevölkerung Privilegierte und solche gibt, die nichts mehr zu verlieren haben, weil selbst ihre Würde und ihre Gesundheit nicht mehr existiert. Für den Abstieg gibt es viele Gründe. Im Gespräch komme konkrete Schicksale zur Sprache.
Die Ermittlung des Täters zieht sich hin. Schnelle Erfolge sind gefragt. Doch bald stellt sich heraus, dass man den Falschen inhaftiert hat, weil es zu einem neuen Mord kommt.
Als sich die Situation zuspitzt, kommt Liam nach London.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag den Schriftstil der Autorin, der sich gekonnt den Gegebenheiten anpasst. Neben sachlicher Beschreibung der Zeitverhältnisse, gut ausgearbeiteten Gesprächen, treffender Wiedergabe von Emotionen wie Angst und Trauer werden viele passenden Metapher verwendet, wie das nun letzte Zitat zeigt:

„...Tränen waren für den Hass wie der Sauerstoff, der einem Feuer weggenommen wurde, um es zu löschen. Sie erstickten das Böse im Keim...“

Veröffentlicht am 02.11.2019

Tücken eines Familienbetriebs

Liebe ist die beste Köchin
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„...Sie war wie die tausendjährige Linde auf unserem Dorfplatz, deren gelbe Blätterkrone ich von der Tür des Gasthauses aus sehen konnte. Sie musste ein Blatt nach dem anderen fallen lassen...“

Die Frauen ...

„...Sie war wie die tausendjährige Linde auf unserem Dorfplatz, deren gelbe Blätterkrone ich von der Tür des Gasthauses aus sehen konnte. Sie musste ein Blatt nach dem anderen fallen lassen...“

Die Frauen der Familie Lehner führen ein Gasthaus in einem Dorf. Die Fäden hat Germana in der Hand. In der Küche steht die 38jährige Johanna, ihre Nichte, seitdem deren Mutter Antonia an Demenz erkrankt ist. Trotzdem hilft sie noch, wo sie kann. Das Eingangszitat aber zeigt, wohin die Entwicklung gehen wird.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil ist ausgereift und an vielen Stellen sehr bildhaft. Die Geschichte wird von Johanna erzählt.
Caro, Johannas beste Freundin, hat den Schriftsteller Ruben Sauter zu einer Lesung in der Gaststätte überredet, man könnte auch sagen – genötigt. Als Zuhörer erscheint der Buchhändler Jeromé. Zwischen ihm und Johanna beginnt es zu knistern. Nun haben aber die Frauen der Familie so gar kein Glück mit ihren Männern. Das klingt zum Beispiel so:

„...Tante Francis` Männer waren allesamt Armleuchter. Franicis hatte ein ausgesprochen gutes Händchen für Armleuchter. Von jedem Armleuchter hatte sie eine Tochter...“

Sie hat vier Töchter. Keiner ihrer Männer lebt noch.
Die Personen werden gut charakterisiert. Germana ist die Energische, die sagt, wo es lang geht. Damit bestimmt sie allerdings auch, wie sich die Familie zu verhalten hat. Eine Kurzcharakteristik der älteren Generation liest sich so:

„...Wie die Orgelpfeifen saßen sie nebeneinander: Germana – die Herrische, Elisabeth – die Bigotte, Francis – die Fertige, Theresa – die Enttäuschte, Antonia – Die Tapfere. Sie waren so unterschiedlich und sich doch so ähnlich. Eigenwillige Frauen mit majestätischen Profilen...“

Johanna lebt nur für die Arbeit. Sie hat so gut wie kein Privatleben. Trotz ihrer 38 Jahre getraut sie sich nicht, gegen das Wollen der Familie aufzubegehren. Erst nach und nach gewinnt sie an Selbstbewusstsein.
Sehr detailliert wird das Leben im Gasthaus und im Dorf beschrieben. Dabei kommen einige, teils heftige Schicksale zur Sprache. Deutlich wird, wie es mit Antonias Selbstständigkeit stetig abwärts geht. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an den Rest de Familie. Und die Dorfgemeinschaft ist sich nicht zu schade, ihren Senf öffentlich dazu zu geben.
Eingefügt in die Geschichte sind kurze Ausschnitte aus dem Mooser Heimatboten. Hier wurden die Freunde und Bekannten nach ihrer Einschätzung zu Johanna gefragt.
Schöne Beschreibungen der Umgebung, die Einbeziehung historischer Fakten und kurze Blicke in die Vergangenheit der Protagonisten machen das Lesen zum Vergnügen.
Doch gegen Ende des Buches lässt meine Begeisterung merklich nach. Das liegt zum einen an der ein oder anderen unrealistischen Situation, zum anderen an dem Epilog, der die Geschichte in einem völlig neuen Licht zeigt.
Ein Stammbaum und mehrere Rezepte ergänzen die Geschichte.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Was Mut bewirkt

Erkki, der kleine Elch – Auf sie mit Geweih!
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„...Und da verstand Lasse. Gegen die Wölfe wollte Erkki dabei sein wie die anderen Elche. Nicht irgendwo hinten bei den Hasen zum Beispiel...“

Im Wald von Tausend-Seen-Land leben die Tiere friedlich zusammen. ...

„...Und da verstand Lasse. Gegen die Wölfe wollte Erkki dabei sein wie die anderen Elche. Nicht irgendwo hinten bei den Hasen zum Beispiel...“

Im Wald von Tausend-Seen-Land leben die Tiere friedlich zusammen. Dazu gehört auch Erkki, der kleine Elch. Er ist nicht größer als Lasse, sein Freund, der Hase.
Eines Tages aber hört man Geheul über die Berge. Ein Rudel Wölfe ist auf den Weg.
Die Autoren haben ein spannendes Kinderbuch über Freundschaft und Mut geschrieben.
Im Tausend-Seen-Land beraten die Tiere, was sie gegen die Wölfe unternehmen wollen. Natürlich kommt es dabei auch zu Unstimmigkeiten, wenn Meinung auf Meinung prallt. Aber die weise Eule lenkt alles in rechte Bahnen.
Dann aber entscheidet Erkki, einen eigenen Weg zu gehen.Darüber informiert das Eingangszitat. Lasse will ihn nicht in Stich lassen und begleitet ihn auf seinem Weg den Wölfen entgegen. Beide erleben überraschende Abenteuer und finden unerwartete Hilfe, bis es zur entscheidenden Begegnung kommt.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Trotz dem Ernst der Situation schwingt ab und an ein feiner Humor mit. Gleichzeitig lernen die Freunde eine Menge über den Umgang miteinander. Das Buch ist schon für Erstleser geeignet, passt aber auch als Vorlesebuch.
Viele farbige Bilder illustrieren die Handlung.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.