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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2019

Geschichte voller Geheimnisse

Der Zwilling von Siam
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„...Der König ist ein guter Diplomat und will sich keiner westlichen Großmacht ausliefern. Die Engländer haben sich ja bereits Malaya zu eigen gemacht. Die Franzosen Indochina. Siam liegt genau dazwischen ...

„...Der König ist ein guter Diplomat und will sich keiner westlichen Großmacht ausliefern. Die Engländer haben sich ja bereits Malaya zu eigen gemacht. Die Franzosen Indochina. Siam liegt genau dazwischen und wir Deutschen sorgen mit unsrem Wirken für Neutralität...“

Wir schreiben das Jahr 1892. Emilie reist mit ihrem Vater nach Siam, um dort an der königlichen Schule zu unterrichten. Außerdem wird sie in Bangkok ihre Zwillingsschwester Marie wiedertreffen, die in Siam verheiratet ist. Bei ihrer Ankunft allerdings erfahren sie, dass Marie bei einem Unfall mit der Kutsche ums Leben gekommen ist. Es gibt keine Leichen, weder von Marie noch von dem Pferd.
Emilie kann und will sich damit nicht abfinden. Sie hinterfragt das Leben ihrer Schwester. Dabei steht ihr Johannes, ihr Schwager, zur Seite. Beide ahnen nicht, dass sie in ein Wespennest stechen und sich selbst in Gefahr bringen, zumal Emilies Gerechtigkeitsempfinden sie Dinge sagen lässt, die man von einer Frau so nicht gewohnt ist..
Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich den Gegebenheiten an. So werden die Gefühle der Protagonisten sehr gut herausgearbeitet. Der Vater scheint fast am Tode der Tochter zu zerbrechen. Bei Emilie ist der Zweifel am Geschehen in jeder Zeile spürbar. Franz, Maries Mann, versucht den Tod seiner Frau zu verdrängen.
Detailliert wird die Landschaft beschrieben. Dabei malt die Autorin mit Worten Bilder.

„...Die Wasseradern wirkten im Licht der Sonne wie silbern schimmernde Pinselstriche in einem Landschaftsgemälde, dem die Strohhüte der Arbeiter ockerfarbene Tupfer verliehen...“

Gekonnt eingeflochten in die Handlung werden die politischen Verhältnisse. Der König will sein Land fit für die Zukunft machen. Den Eisenbahnbau legt er in die Hand deutscher Ingenieure. Die allerdings sollen mit Engländern zusammenarbeiten. Das birgt ungeahnten Zündstoff. Einer der leitenden Ingenieure ist Franz. Außerdem legt der König viel Wert auf Bildung. Nicht nur die königlichen Abkömmlinge, auch die Kinder des Adels werden in der königlichen Schule unterrichtet. Fremdsprachen bilden einen der Schwerpunkte. Das Lehrerkollegium ist international zusammengesetzt.Die Arbeit in der Schule macht Emilie viel Freude. Diese Stunden sind für sie auch Zeiten der Ruhe und Entspannung.
Bei den Nachforschungen zum Tode der Schwester erfährt Emilie Dinge über Marie, die ein völlig anderes Bild der Schwester zeichnen, als sie in Erinnerung hat. Sie fragt sich, was diese Veränderungen bewirkt hat.
Einer der stilistischen und inhaltlichen Höhepunkte des Buches ist für mich das Gespräch zwischen Emilie und dem jungen Kronprinzen. Der wirkt für sein Alter reif und ausgeglichen. Eine seiner Aussagen hat bis heute Gültigkeit.

„...Ohne Habgier wären alle Länder dieser Welt frei...“

Ein weitere fast philosophischer Exkurs ist ins Geschehen eingebettet. Es geht um Wahrheit oder Lüge. In diesem Fall darf ich Emilies Gedanken dazu verfolgen. In dem Moment ahnt weder Emilie noch ich als Leser, wie oft das Thema praktisch im Laufe des Buches von Bedeutung ist. Viele Geheimnisse werden erst nach und nach entschlüsselt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin versteht es, eine komplexe Geschichte voller Geheimnisse mit hohem Spannungsbogen zu erzählen und dabei exakt recherchierte historische Fakten einzubinden.

Veröffentlicht am 24.10.2019

Fesselnder historischer Thriller

Ohne Herz
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„...Die letzten Worte erstickten in einem lauten Aufschluchzen. Tränen strömten über die Wangen. Hätte sie den Buben nur nicht mitgenommen! Andererseits hatte er so lange darum gebettelt, dass sie seinen ...

„...Die letzten Worte erstickten in einem lauten Aufschluchzen. Tränen strömten über die Wangen. Hätte sie den Buben nur nicht mitgenommen! Andererseits hatte er so lange darum gebettelt, dass sie seinen traurigen Kinderaugen einfach nicht länger widerstehen konnte...“

Marianne sucht verzweifelt nach ihrem Sohn Hansi. Den hatte sie am Morgen mitgenommen, als sie zur Arbeit in Schachenschloss ging. Dort wird in den nächsten Tagen König Ludwig II. erwartet. Dann findet sie den Rucksack ihres Jungen. Darin werden ihr genaue Anweisungen gegeben, was sie zu tun hat, wenn sie ihr Kind wiedersehen will. Sie kann nicht ahnen, das dessen Tod schon beschlossen ist, egal, wie sie sich verhält.
Währenddessen macht der junge Schlossverwalter Lenz Baumgartner einen letzten Rundgang in den „Neuen Burg“ Neuschwanstein. Vor zehn Jahren, im Jahre 1878, hatte er eine Verschwörung gegen den König vereitelt. Er kommt gar nicht auf die Idee, dass jetzt ein ähnliches Szenario geplant ist und der verängstigte Junge, den er in der Silberkammer findet, dabei eine entscheidende Rolle spielt. Bevor er den Jungen in Sicherheit bringen kann, wird er ihm schon wieder entrissen. Nun steht auch sein Leben auf dem Spiel.
Der Autor hat einen spannenden historischen Thriller geschrieben, der sich um König Ludwig II. rankt.
Die Geschichte ist abwechslungsreich. Der Schriftstil passt sich dem gekonnt an. Da ist die Angst einer Mutter, die sich entscheiden muss zwischen einer Straftat und dem Leben ihres Kindes.
Extrem passend gewählt ist der Titel des Buches. Keiner der Täter hat ein Herz. Die Behandlung des kleinen Jungen tut mir als Leser in der Seele weh. Für die einen ist er Mittel zum Zweck, für die anderen ein Störenfried, der beseitigt gehört. Einem der Attentäter könnte man zugute halten, dass er sehr viel Mitgefühl gegenüber seinem Neffen aufbringt. Das hindert ihn aber nicht, den Mord all derjenigen zu planen, die ihn in die Quere kommen.
Die spannende Handlung ist aber nur ein Facette der Geschichte. Detailliert werden einige Bauvorhaben des Königs und sein Leben in Einsamkeit beschrieben. Vom Felsenbad heißt es:

„...Das Tageslicht zauberte allerlei Rottöne auf den glatten Marmor, mit dem der Raum verkleidet war. Rotes Glas in gotischen Eisenrahmen überspannte das Gewölbe...“

Der König macht in der Regel die Nacht zum Tag. Der Schuldenberg des Königs wächst und wächst. Das führt zu Familienstreitigkeiten. Prinz Luitpold sieht das Erbe entschwinden. Es wird auf allen Ebenen integriert. Das klingt dann so:

„...Die hohen Herrschaften schieben die Schachfiguren von einem Feld zum anderen [...]. Keiner möchte den finalen Zug unternehmen, der den König mattsetzen soll. […] Zudem fehlt ihm die Dame, die sich schützend vor ihn stellt. […] Die getreuen Bauern haben sich aufgerieben und schwinden in ihrer Zahl...“

Es ist schwierig zu erkennen, wer eigentlich welche Fäden zieht. Niemand ist zu trauen. Das große Finale ist zum Geburtstag des Königs geplant. Doch da mancher sein eigenes Süppchen kocht, läuft nichts so, wie erwartet.
Im Postskriptum werden Realität und Fiktion getrennt.
Etwas Besonderes sind die inneren Umschlagseiten. Vorn sind alte Postkarten mit Originalbeschriftung zu sehen. Das darauf erkennbare Rätsel war gab den Autor die Idee für den Roman, wie er selbst erläutert. Auf der hinteren inneren Umschlagseite findet sich eine ausführliche Karte der Handlungsorte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine gelungene Kombination aus Spannung und gut recherchierten historischen Fakten.

Veröffentlicht am 24.10.2019

Fesselnd und abwechslungsreich

Die Falkenburg Chroniken / Die Falkenburg Chroniken: Der Entdecker
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„...Sicher, es ist ein überaus hoher wissenschaftlicher Wert, den diese Tafeln darstellen. Aber ich bezweifle, dass sie für Ruhm und Reichtum genügen werden...“

Wir schreiben das Jahr 1924. Carl von Falkenburg ...

„...Sicher, es ist ein überaus hoher wissenschaftlicher Wert, den diese Tafeln darstellen. Aber ich bezweifle, dass sie für Ruhm und Reichtum genügen werden...“

Wir schreiben das Jahr 1924. Carl von Falkenburg leitet seine erste eigene Ausgrabung in Achetaton. Dazu muss er sich mit Scheich Razek arrangieren, dem ehemaligen und heimlichen Herrscher über das Gebiet. Sein erster Erfolg ist der Fund alter Keilschrifttafeln, die eine Verbindung von Echnaton mit Babylon beweisen.
Dann erscheint überraschend Richard von Falkenburg im Camp. Die Zwillingsbrüder hatten sich Jahre lang nicht gesehen.
Der Autor hat auch mit den zweiten Band eine fesselnde Geschichte über die Ausgrabungen in Ägypten geschrieben. Das Buch schließt zeitnah an Band I an.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Außerdem sind immer wieder die exakten Recherchen des Autors spürbar, dem es ausgezeichnet gelingt, Realität und Fiktion miteinander zu kombinieren.
Nachdem es nicht gelungen ist, jemand für die Beendigung am Grabe von Tutanchamun zu finden, darf Carter endlich seine Arbeit fortsetzen. Das hindert seine Feinde allerdings nicht, weiter Sand ins Getriebe zu werfen. Das Spiel mit dem Fluch des Pharaos beginnt erneut.
Detailliert wird erzählt, wie die Ausgrabungen von Tutanchamuns Mumie vor sich gingen und was die Wissenschaftler letztendlich vorfanden. Es bedurfte akribischer Arbeit, bis die Ergebnisse in Kairo ankamen und gesichert werden konnten. Unruhen in Ägypten machten die Aufgabe nicht leichter.
Für seine eigene Ausgrabung hatte Carl kurzzeitig Richard beauftragt, da Carter ihn an seiner Seite haben will.. Doch Richard spielte ein eigenes Spiel. Außerdem war er wegen seiner Vergangenheit erpressbar. Die Brüder sind unterschiedlich wie Tag und Nacht. Carl ging es um wissenschaftliche Arbeit, Richard ist ungeduldig und an den eigentlichen Forschungen desinteressiert. Ihm geht es um Ruhm und Reichtum. Beides vermutete er schon mit dem Keilschrifttafeln erreicht zu haben, musste sich aber, wie das Eingangszitat zeigt, eines Besseren belehren lassen. Carl stellt fest:

„...Früher konnte ich in Richard lesen, wie in einem offenen Buch. Wir waren immer zusammen. Aber nach dem Krieg hat sich einiges geändert. Ich habe in Berlin Archäologie studiert und er ist in der Welt herumgereist. Und nun bin ich mir nicht mehr sicher, was ihn betrifft...“

Bald stellen die Brüder fest, dass es um Tod und Leben geht. Carl nimmt die Warnung von Scheich Razek ernst.
Trotz aller Spannung gibt es humorvolle Momente im Geschehen. Das liest sich dann so:

„...Arthur Callender reichte ihm ein Glas Champagner. „Es gibt keinen Whisky hier, das Sprudelzeug muss reichen“...“

Gut ausgearbeitete Gespräche zeigen die komplizierten Beziehungen zwischen den Protagonisten. Wenn sich Carl mit Razek unterhält, ist jedes Wort wohl abgewogen. Das Grabungsteam um Carter dagegen agiert auf Augenhöhe. Das wirkt sich auch auf die teilweise humorvollen Dialoge aus.
Eine Karte von Tell el-Amarna, ein Personenregister und ein ausführlicher Anhang ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 23.10.2019

Spaziergänge durch Wien

Wien abseits der Pfade (Jumboband)
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„...Die hier vorgestellten Spazierwege durch die Stadt sind ganz sprichwörtlich erst beim Gehen entstanden. Ich kenne keine bessere Methode, sich eine Stadt anzueignen, als nicht allzu zielstrebig draufloszugehen...“

Das ...

„...Die hier vorgestellten Spazierwege durch die Stadt sind ganz sprichwörtlich erst beim Gehen entstanden. Ich kenne keine bessere Methode, sich eine Stadt anzueignen, als nicht allzu zielstrebig draufloszugehen...“

Das Zitat stammt aus dem Vorwort des Buches. Dann folgt die Beschreibung zu dreizehn Spaziergängen durch Wien. Wer nun glaubt, eine trockene Reisebeschreibung zu altbekannten Sehenswürdigkeiten zu lesen, wird schon nach den ersten Seiten angenehm von Inhalt und Schriftstil überrascht.
Zum einen führt mich der Autor durch verschiedene Stadtbezirke von Wien bis weit an den Stadtrand. Zum zweiten lerne ich viele weniger bekannte Seiten der Stadt kennen, seine es Fabriken, Geschäfte, Cafès oder Parkanlagen. Einen breiten Raum nimmt ebenfalls das Rote Wien mit seiner besonderen Architektur ein. Zum dritten bleibt der Autor nicht bei der Beschreibung der Sehenswürdigkeiten stehen, sondern er führt mich stellenweise tief in die Geschichte Wiens, sei es Medizingeschichte, die Entwicklung einiger Manufakturen oder die historischen Veränderungen im Stadtbild. Die Wanderungen sind wohl gewählt und stehen meist unter einem bestimmten Thema.
Bei all dem lässt sich der leichte und lockere Schriftstil gut lesen. Das heißt nicht, dass er auch andere Facetten verwendet. Beim jüdischen Friedhof oder dem Thema Euthanasie in Zusammenhang mit einem Kinderkrankenhaus ist die Betroffenheit in jedem Wort spürbar.
Ab und an durchzieht feiner Humor die Geschichte. Das liest sich zum Beispiel so:

„...Dabei hatte ich vor dem Figarohaus mit Busladungen japanischer Touristen gerechnet, doch die kaufen wahrscheinlich gerade Mozartkugeln am Stephansplatz...“

Auch die eine oder andere Empfehlung hört sich seltsam an. Bei Andreas Gugumuck, der Weinbergschnecken züchtet, gab es folgenden Hinweis:

„...Den Schaum können Sie direkt aufs Gesicht auftragen. Es gibt keine bessere Anti-Aging-Creme...“

Außerdem lerne ich als Leser, um es mit meinen Worten zu formulieren, manch Wiener Original kennen, sei es ein Wahlwiener, der Einheimischen und Touristen besonders hässliche Orte der Stadt zeigt und ausgefallene Ideen für die Umgestaltung hat, oder Menschen, die völlig neue Wege gehen. Dass man aus Gurken Schnaps brennen kann, war mir bislang völlig unbekannt.
Zitate ehemaliger Wiener werden gekonnt in die Beschreibung eingeflochten. Das folgende stammt von Edmund de Waal, der mit seiner jüdischen Familie Wien 1938 verlassen hat.

„...Häuser zu betrachten ist eine Kunst. Man muss sehen lernen, wie ein Gebäude in der Landschaft oder einer Straßenlandschaft situiert ist. Man muss entdecken, wie viel Raum es in der Welt einnimmt, wie viel davon es verdrängt...“

Natürlich wird an passender Stelle der Wiener Dialekt eingearbeitet. Von dem ganz eigenen Humor des Grafen Bobby hätte ich gern mehr gelesen.
Überall, wo es möglich ist, lässt sich der Autor ein Rezept in die Feder diktieren, das er dann mit dem Leser teilt.
Jeder Spaziergang endet mit zwei Übersichten. Das sind zum einen Orte zum Verweilen, zum anderen Orte zum Vertiefen. Gasthäuser, Museen, Marktstände, Sehenswürdigkeiten gehören dazu. Angegeben werden der Name, die Adresse, die Telefonnummer, die Internetadresse, wenn vorhanden, und gegebenenfalls die Öffnungszeiten.
Jeder Spaziergang beginnt mit einer Karte, auf der die wesentliche Haltepunkte markiert und beschriftet wurden. Die Karten sind allerdings vom Format her so klein, dass sie kaum zu verenden sind.
Alle Spaziergänge werden mit einer Vielzahl von Schwarz-weiß-Fotos illustriert. Natürlich wären Farbfotos schöner und ausdrucksstarker, allerdings würde das sich merklich im Preis bemerkbar machen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich habe viel dazu gelernt und eine Menge Anregungen für meinen nächsten Wienbesuch bekommen. Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension abschließen:

„...Was ist der Unterschied zwischen einem Touristen und einem Wiener? Der Tourist ist froh, hier zu sein...“

Veröffentlicht am 22.10.2019

Humorvoller Krimi mit viel lokalem Flair

Blutige Brezeln
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„...Ich finde Dirndl super. […] Da werden die weiblichen Proportionen an der richtigen Stelle betont...“

Der Meinung ihres Mitbewohners Igor kann Linn nichts abgewinnen. Es nervt sie, dass sie sich wegen ...

„...Ich finde Dirndl super. […] Da werden die weiblichen Proportionen an der richtigen Stelle betont...“

Der Meinung ihres Mitbewohners Igor kann Linn nichts abgewinnen. Es nervt sie, dass sie sich wegen des Oktoberfests im kanadischen Kitchener in ein Dirndl zwängen muss. Da sie aber für ihre deutsche Bäckerei die Brezeln verkaufen soll, bleibt ihr keine Alternative. Und dann erscheint noch ihr Ex Frank zusammen mit seinem Freund Mark. Frank schubst auf dem Fest Margot Schanz. Sie kommt ins Krankenhaus und verstirbt.
Die Autorin hat erneut einen humorvollen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen, Das liegt nicht zuletzt an dem locker-leichten Schriftstil.
Schnell stellt sich heraus, dass der Tod von Margot nichts mit dem Sturz zu tun hatte. Sie wurde schon vorher verletzt. Anfangs gibt es drei Verdächtige. Die Anzahl sollte sich später noch erhöhen. Margot Schanz war Schulsekretärin. In der Position hat sie sich Feinde gemacht.
Obwohl Bas, Linns Freund, erwartet, dass Linn die Finger von den Ermittlungen lässt, geht die eigene Wege. Geschickt spannt sie dabei Kimmie, ihre Freundin und Journalistin, mit ein.
Nicht zu unterschätzen ist Linns spitze Zunge. Das kann dann durchaus so klingen:

„...Die einzigen Gefühle, die Norddeutsche kennen, sind Hunger und Durst...“

Man sollte allerdings wissen, dass Linn selbst aus dem Norden stammt. Deshalb ist ihr jede Art von Oktoberfest auch suspekt.
Gekonnt werden in die Handlung Vergleiche zwischen Kanada und Deutschland integriert. So erfahre ich als Leser erneut Fakten zur Krankenversicherung oder zum Schulwesen. Außerdem machen mich Linn und Bas mit Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten in Kanada bekannt, als sie einen gemeinsamen ruhigen Tag genießen.
Frank informiert Linn, dass er die Scheidung will. Wieder ist es Igor, der ihr klar macht:

„...Du musst keine Angst haben vor Veränderungen. Mit jeder geschlossenen Tür öffnet sich eine neue...“

Es gibt viele Dinge, die der Geschichte ein gewisse Leichtigkeit geben. Zwei möchte ich nennen. Das ist zum einen das Zusammenleben in der WG. Man streitet sich, man verträgt sich und man kann auf jeden Fall auf den anderen bauen. Der humorvolle Grundton zeigt sich in folgendem Zitat:

„...Es ist Tomatenmark drin, das zählt doch zu Gemüse, oder?...“

Zum zweiten ist es die Atmosphäre im Cafè. Hier sind es Gruppen, die regelmäßig erscheinen und für Abwechslung sorgen.
Am überraschendem Ende werden alle Fäden logisch zusammengeführt.
Das Buch enthält einige Rezepte von Gerichten, die in der Handlung eine Rolle spielen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.