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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2017

Der erste Schleier wird gelüftet

Codename E.L.I.A.S. - Spur aus dem Nichts
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„...Meine Devise lautet: Erst schießen, dann die Fragen stellen. Ist sicherer und macht die wenigste Arbeit...“

Nach seinem Identitätsverlust ist Michael in seine Heimatstadt zurückgekehrt. In einem Loft ...

„...Meine Devise lautet: Erst schießen, dann die Fragen stellen. Ist sicherer und macht die wenigste Arbeit...“

Nach seinem Identitätsverlust ist Michael in seine Heimatstadt zurückgekehrt. In einem Loft richtet er sich wohnlich ein. An seiner Seite wirken Brinna und Luke. Die Zusammenarbeit ist nicht ganz unkompliziert, denn es sind noch Ereignisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten.
Michael braucht Geld, um die Spuren seiner Gegner aufnehmen zu können. Als ihm der Autohändler Alex bittet, seiner Schwester Tricia zu helfen, erklärt sich Michael bereit. Tricia arbeitet in einer Putzfirma und wird von ihren Arbeitgeber angehalten, Dokumente zu entwenden und sie am nächsten Tag zurückzulegen.
Auch der zweiten Teil der Serie lässt an Spannung nichts vermissen. Er hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Der Schriftstil unterstützt den rasanten Handlungsablauf. Was als kleine Nebenbeschäftigung gedacht ist, erweist sich als hoch riskantes Unternehmen.
Eine dritte Partei mischt unerkannt mit. Nur einer davon gibt sich Michael zu erkennen. Der Mann gilt seit sechs Jahren als tot. Er will Michael für die Organisation E.L.I.A.S. rekrutieren. Über Ziele, Wege und Mitglieder schweigt er sich aus. Die Organisation ist angeblich für Michaels Identitätsverlust verantwortlich.
Genauso spannend wie die Handlung sind die gut herausgearbeiteten Dialoge. Brinna und Michael schenken sich in ihren Gesprächen nichts. Trotzdem sind sie fast harmlos, wenn ich an das Wortduell zwischen Brinna und Michaels Vater denke. So ein Weihnachtsessen muss man nicht haben. Es ist aber wie so ist im Leben. Der Vater ist ein Tyrann, die Mutter duckt sich und schweigt. Deshalb hält sich mein Mitleid auch in Grenzen.
Den Roman durchzieht an verschiedenen Stellen ein feiner Humor. Das zeigt schon das obige Zitat, welches von Brinna stammt. Als sie dann für einen speziellen Auftrag den Namen Berta tragen soll, passt das wie die Faust aufs Auge.
Michael fällt eine Entscheidung und bittet seine Freunde, das zu akzeptieren und ihn zur Verfügung zu stehen. Mit dem Erscheinen von Matt, Brinnas Bruder, werden die Karten kurzzeitig neu gemischt. Ein heftiger Cliffhanger schließt diesen Teil ab.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Ab und an fühle ich mich an amerikanische Actionserien erinnert, muss aber der Autorin trotzdem eine ganz eigene Handschrift bescheinigen.

Veröffentlicht am 15.06.2017

Spiel mit Möglichkeiten - klasse gemacht

Die Zeitreisenden des Quantum
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„...Vergesst nicht: Wir sind hier nicht in Afrika. Wir fahren nicht über frisch geteerte, moderne Straßen. Wir haben 900 Kilometer alte löchrige, teilweise sogar ungeteerte Wege vor uns...“

Nein, in den ...

„...Vergesst nicht: Wir sind hier nicht in Afrika. Wir fahren nicht über frisch geteerte, moderne Straßen. Wir haben 900 Kilometer alte löchrige, teilweise sogar ungeteerte Wege vor uns...“

Nein, in den obigen Zitat ist kein Fehler! Die Welt des Romans sieht ganz anders aus als unsere Gegenwart. Fortschritt und Wohlstand gibt es in den USA, den Vereinigten Staaten von Afrika. Europa und Amerika sind in die Bedeutungslosigkeit versunken. Allerdings gibt es in der Schweiz nach wie vor ein hochspezialisiertes, von der Umwelt hermetisch abgeriegeltes und von Afrikanern beherrschtes Forschungszentrum, das Quantum.
Dorthin bekommt Levi Rosenberg, ein junger Physiker, eine Einladung. Levi ist im jüdischen Ghetto in Palästina aufgewachsen. Ein Lehrer hatte seine Begabung erkannt und ihn mittels eines afrikanischen Stipendienprogramms das Studium in Nairobi ermöglicht. Levis Forschungsgegenstand sind Zeitreisen. In der Schweiz bringt ihn Ulli ins Forschungszentrum. Ulli ist ein deutscher Ingenieur. Er kann fast alles reparieren, was ihm unter die Finger kommt. Erwartet wird Levi von Professor Numibia Djioufur und Frau Dr.
Kelly-Ann Mulligan. Letztere gilt trotz ihrer jungen Jahre als eine der genialsten Wissenschaftlerinnen ihrer Zeit.
Levi erfährt, dass es schon mindestens eine Zeitreise gegeben hat. Vor 33 Jahren verschwand Arthur Wellesley. Nun wurden Schriftstücke von ihm gefunden, die seine Zeitreisen belegen. Ein Rätsel weist den Weg zur Zeitkapsel. Levi, Ulli, Numibia und Kelly machen sich auf die Suche. Das aber passt der afrikanischen Union ganz und gar nicht. Ein Spezialtrupp soll sie ausschalten, denn ein eingriff in die Vergangenheit könnte ihre Vorherrschaft gefährden.
Der Autor hat eine fesselnde und phantasievolle Geschichte geschrieben. Die Handlung hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Das liegt nicht nur an den gut ausgewählten Protagonisten (Kelly - Christ, Numibia - Moslem, Levi – Jude, Ulli – nichts Genaues weiß man nicht), der fast gespiegelten Wirklichkeit und dem physikalischen Hintergrund, sondern auch an dem besonderen Schreibstil. Ihn als humorvoll und ironisch zu bezeichnen, trifft es nicht vollständig, aber eine bessere Beschreibung fällt mir nicht ein.
Ausgangspunkt sind die Aufzeichnungen Wellesley, der mit Napo in der Vergangenheit unterwegs war. Er hat ausgetestet, was kleine Veränderungen in der Vergangenheit für die Gegenwart bedeuten. Als Plattform für seine Spielereien hat er die Musikszene gewählt. Deshalb ist im Roman Janis Joplin auch die Leadsängerin der Rolling Stones.
Die Geschichte ist sehr geschickt aufgebaut. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit bilden die vier Protagonisten schnell ein eingespieltes Team. Jeder bringt sich mit seinen Stärken ein. Nach einer rasanten Reise durch Europa mit all den Schattenseiten eines unterentwickelten Kontinents, wie obiges Zitat zeigt, verfolgt von einem Elitetrupp, gelingt es den Protagonisten, in die Vergangenheit zu starten. Wo sie landen und was sie dort erleben, darf der zukünftige Leser selbst herausfinden.Bei ihrer Rückkehr erwartet sie eine eher unangenehme Überraschung. Dem folgt eine zweite Reise.
Das Spiel des Autors mit gesellschaftlichen Möglichkeiten finde ich erstaunlich gut gemacht. Er zeigt auf, wie unsere Erde in der Gegenwart auch aussehen könnte, wenn manche Ereignisse der Vergangenheit geringfügig anders verlaufen wären, und welche politischen Verhältnisse unter entsprechenden Voraussetzungen möglich wären. Diese Gedankenspiele werden gekonnt ironisch überhöht und lassen das Kopfkino weiterarbeiten. Allerdings zwingen sie auch zum Nachdenken über unser Tun und Handeln. Wenig erstaunlich dabei ist, dass sich zwar die Machtverteilung deutlich geändert hat, aber die gleichen Instrumente und Strukturen wirken, sei es auf afrikanischer, amerikanischer oder russischer Seite.
Das Cover ist phantasievoll gestaltet und weckt Interesse.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Einige Gründe dafür habe ich schon erwähnt. Hinzu kommt, dass die Begegnungen in der Vergangenheit für manch unerwartete Überraschung gesorgt haben. Ich sollte wohl mein Geschichtsbild hinterfragen. Selbst der Schluss des Buches enthält noch einen unerwarteten Knalleffekt.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Wenn die Angst das Leben bestimmt

Was du nicht siehst
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„...Sie war geschieden. Sie wollte ihr eigenes Leben führen, ihre eigenen Entscheidungen treffen...Nur waren Theorie und Praxis nicht zwangsläufig eine Einheit. Der Verstand war manchmal weiter als das ...

„...Sie war geschieden. Sie wollte ihr eigenes Leben führen, ihre eigenen Entscheidungen treffen...Nur waren Theorie und Praxis nicht zwangsläufig eine Einheit. Der Verstand war manchmal weiter als das Herz...“

Als Kind reagiert Elisabeth panisch, wenn Falter nachts im Schlafzimmer sind. Ihr Vater hat dafür kein Verständnis. Tiere werden nicht getötet, ist seine Devise.
Seitdem sind Jahre vergangen. Liz, wie sich Elisabeth jetzt nennt, arbeitet als Psychologin. Als sie plötzlich einen Mann in ihrer Wohnung findet, schlägt sie ihn mit einer Vase nieder. Schwer verletzt kommt er ins Krankenhaus. Liz wird verhaftet, da die Polizei ihre Reaktion als unverhältnismäßig bewertet.
Die Autorin hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.
Sie wird einmal fortlaufend vom Zeitpunkt der Verhaftung erzählt, zum anderen im Rückblick beginnend 10 Tage vor der Verhaftung.
Der Schriftstil unterstützt den Aufbau eines hohen Spannungsbogen und die Zuspitzung der Situation. Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Dazu gehört auch, dass ich als Leser mitverfolgen darf, wie engagiert Liz sich in ihrem Beruf für die Rechte von Kindern einsetzt. Als Petersen, der aus dem Gefängnis entlassen wurde, sich in Liz` Nachbarschaft niederlässt, ruft Liz die Polizei, um den Mob aufzuhalten, der sich auf den Weg zu Petersens Wohnung gemacht hat.
Ab diesem Tag aber kommen bei Liz Erinnerungen hoch, die sie überwunden glaubte. Plötzlich hat sie heftige Panikattacken, mit denen sie zwar umgehen gelernt hat, die sich aber psychisch und körperlich schwächen. Ursache ist Vorgänge in ihrer Wohnung, die sie sich nicht erklären kann. Außerdem erhält sie einen Brief mit schwarzem Rand und einem eigenartigen Spruch. Zwar ist sie geschieden, doch innerlich hängt sie noch an Christopher. Sie weiß, dass er für sie da ist, und ruft ihn an. Aber wird er ihr glauben, zumal der Brief nicht mehr auffindbar ist?
Eine Aussprache mit dem Vater, den sie jahrelang gemieden hat und auf Christophers Rat hin aufsucht, um mit der Vergangenheit abzuschließen, endet im Streit. Sein Fanatismus und seine einseitige Sicht aufs Leben sind selbst für mich als Leser schwer zu ertragen.
Der Autorin gelingt es ausgezeichnet, Liz psychische Zerrissenheit deutlich zu machen. Von Tag zu Tag zweifelt sie mehr an ihren Wahrnehmungen und fällt in alte Handlungsmuster zurück. Aussagekräftige Dialoge sorgen für zusätzliche Höhepunkte im Handlungsgeschehen.
Das Cover mit dem Gesicht und den Falter wirkt unruhig und rätselhaft.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie schwierig es ist, sich gegen raffinierte Manipulation zur Wehr zu setzen.

Veröffentlicht am 09.06.2017

Spannende Geschichte

Ich schenk dir eine Geschichte 2017 - Das geheimnisvolle Spukhaus
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„...Warum können Gespenster keine Fußballprofis werden? - Weil sie zu durchsichtig spielen!...“

Moritz feiert zu seinem Geburtstag eine Gruselparty. Von seiner Tante Isabella bekommt er ein Buch mit den ...

„...Warum können Gespenster keine Fußballprofis werden? - Weil sie zu durchsichtig spielen!...“

Moritz feiert zu seinem Geburtstag eine Gruselparty. Von seiner Tante Isabella bekommt er ein Buch mit den besten Gespensterwitzen. Obiges Zitat stammt daraus. Moritz bedankt sich mit einem Brief. Wenige Tage später kommt ein Brief von Tante Isabella zurück. Zuerst ist Moritz sauer, denn die Tante hat seinen eigenen Brief zurückgeschickt und mit roten Kringeln versehen. Auch wenn Tante Isabella Deutschlehrerin ist, findet er es nicht fair, seine Fehler anzustreichen. So etwas hat sie noch nie gemacht. Dann aber sieht er sich die Kringel genauer an und erlebt eine Überraschung.
Die Bücher der Reihe „Ich schenke dir eine Geschichte“ sind speziell für den Tag des Buches für Kinder geschrieben und können über die Schulen kostenlos verteilt werden. Damit sollen Schüler der vierten und fünften Klasse zum Lesen angeregt werden.
Die diesjährige spannende Gespenstergeschichte wird dem Vorhaben sicher gerecht. Sie enthält alles, was spannende Lektüre ausmacht: Protagonisten, mit denen sich die Kinder identifizieren können; eine abwechslungsreiche Geschichte; einen gedanklichen Ausflug in die Zeit der Römer; Gruseleffekte und eine Schatzsuche.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Große Schrift und kurze Kapitel sorgen für einen zügigen Lesefluss.
Schwarz-Weiß-Illustrationen veranschaulichen das Geschehen. Ein literarisches Rätsel ist ebenfalls enthalten.
Am Ende des Buches gibt es die Geschichte ein zweites Mal – in Bildern.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier wurde Spannung und Wissensvermittlung gut kombiniert.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Eine spannende Lebensgeschichte

Paula – Ein Leben
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„...Das Leben ist ein Geschenk und man sollte mit diesem Geschenk sorgsam umgehen...“

Mit obigen Zitat endet ein Buch, in dem die Autorin ihr Leben beschreibt, ein Leben, das bisher mehr als 80 Jahre ...

„...Das Leben ist ein Geschenk und man sollte mit diesem Geschenk sorgsam umgehen...“

Mit obigen Zitat endet ein Buch, in dem die Autorin ihr Leben beschreibt, ein Leben, das bisher mehr als 80 Jahre währte und den zweiten Weltkrieg, den Wiederaufbau, den Mauerfall und die Jahrhundertwende einschloss.
Paula wurde als dritte von vier Töchtern 1931 in eine Kölner Arbeiterfamilie geboren. Ihrer Heimatstadt blieb sie bis ins hohe Alter treu.
Das Buch lässt sich flott lesen. Kurze Kapitel und eine angenehme Schriftgröße sorgen für einen zügigen Lesefluss.
Der erzählende Schriftstil ist durchsetzt von Dialogen in Kölnscher Mundart. Die werden für alle Nichtkölner kursiv in Klammern dahinter übersetzt.
Einen breiten Raum nimmt die Zeit des Krieges ein. Das liegt unter anderen daran, dass die alleinstehende Mutter nach dem Unfalltod des Vaters arbeiten musste und die Kinder deshalb mehrmals an der Kinderlandverschickung teilnehmen durften. So lernte Paula verschiedene Gegenden Deutschlands kennen. Ausführlich schildert sie, wie sie bei den Familien aufgenommen wurde und wie sie das andere Leben empfand. Neben schönen Zeiten in der Fremde gab es auch unangenehme Erlebnisse. Natürlich gehören zu den prägenden Ereignissen die Luftangriffe, die bei manchen lebenslange Spuren hinterließen. Gut gefallen hat mir der Zusammenhalt in der Familie. Nach dem Krieg musste sich Paula neuen Anforderungen stellen. Es galt, den Schulabschluss nachzuholen, eine Ausbildung zu machen und Geld zu verdienen. Durch die erneute Heirat der Mutter wurde dem eigenen Wollen enge Grenzen gesetzt.
Freundschaften werden thematisiert, gemeinsame Unternehmungen der jungen Leute geschildert. Der Lebenslauf ihres Mannes Hubert ist ebenfalls im Buch enthalten.
Einige Jahre später ziehen Musik und Theater zunehmend in Paulas Leben ein. Sie schreibt eigene Texte und spielt mit Kindern Theater. Die Freude an dieser Beschäftigung ist in jeder Zeile spürbar. Natürlich bleiben auch in den Jahren des bescheidenen Wohlstands Probleme nicht aus.Trotzdem spiegelt sich im Buch selbst in harten Zeiten immer die optimistische Grundhaltung.wider.
Mehrere Bilder ergänzen die Geschichte. Auch ein Zeugnis wurde abgedruckt.
Im Anhang sind die von der Autorin geschriebenen Theaterstücke und Bücher aufgeführt.
Das Cover mit dem lichtdurchfluteten Wald in zarten Grüntönen wirkt edel.
Positiv hervorheben möchte ich ebenfalls das Lesebändchen, was heute in Büchern eher selten vorkommt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein gelungenes Zeitdokumente der letzten 80 Jahre.