Äußerst spannend
Kontrolle„...Elektronische Kampfführung war super, solange der Krempel funktionierte. Ansonsten kam man leicht an einen Punkt, wo einem jeder Trottel mit einer Keule überlegen war. Die funktionierte nämlich garantiert...“
Wir ...
„...Elektronische Kampfführung war super, solange der Krempel funktionierte. Ansonsten kam man leicht an einen Punkt, wo einem jeder Trottel mit einer Keule überlegen war. Die funktionierte nämlich garantiert...“
Wir schreiben den Dezember 2021. Als der Kontakt zu einem Öltanker abbricht, wird ein Kommando Rettungsschwimmer unter Kai Dreem per Hubschrauber an den Ort geflogen, wo sich das Schiff befindet. Das Team wartet auf die Freigabe, als kurzzeitig die für den Funkverkehr notwendige Drohne ausfällt. Dabei fällt das Zitat, das ich als Einleitung gewählt habe. An Bord ist ein deutscher Professor, der Kai einen Beutel mit Inhalt übergibt. Wenige Minuten später bricht das Schiff auseinander. Kai ist der einzige, der aus der kalten Ostsee gerettet wird.
In Deutschland bekommt Hans Gassner, ein Mann für besondere Fälle, von staatlicher Seite den Befehl, Kai aus dem Verkehr zu ziehen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, denn Kai ist erfahren genug, um zu wissen, was in der Nordsee passiert ist. Doch Gassner ist kein blinder Befehlsempfänger. Dazu ist er zu intelligent.
Malu Helland aus Dresden ist gerade auf den Weg in die Sächsische Schweiz, als sie einen Anruf von der Freundin ihres Bruders erhält. Die konnte Richard seit Tagen nicht erreichen. Als auch Malu keinen Kontakt erhält, fährt sie kurzerhand nach Leipzig in Richards Wohnung.
Der Autor hat einen spannenden Thriller geschrieben. Wer technikaffin ist und das Spiel mit zukünftigen Möglichkeiten liebt, ist bei dem Buch genau richtig.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist abwechslungsreich. Einerseits unterstützt er durch entsprechende Wortwahl rasante Handlungsabläufe, an anderen Stellen wird allgemeinverständlich erläutert, wie technologische Systeme funktionieren. Doch der wissenschaftliche Inhalt des Romans ist weitaus breiter gefächert. Fragen der Informatik spielen eine wesentliche Rolle. Hier kommt Richard ins Spiel, der sein Geld damit verdient, für Privatpersonen und Firmen Inhalte aus dem Internet zu löschen. Sein letzter Auftrag allerdings ging in andere Richtung. Das zwingt ihn, keinerlei digitale Spuren zu hinterlassen.
Der Autor versteht es, die fesselnde und flotte Handlung mit einem humorvollen Stil und einer bildhaften Sprache zu kombinieren, wie das folgende Zitat zeigt:
„...Mit einem Hubschrauber unter Gefechtsbedingungen in einen Einsatz zu fliegen, ähnelte einer Achterbahnfahrt, bei der allerdings spaßeshalber auf die Schienen verzichtet wurde...“
Es werden auch moralische Fragen angesprochen. So denkt Kai darüber nach, ob sein Beruf noch das Richtige für ihn ist. Wenn er seine Einsätze rekapituliert, stellt er fest:
„...Dabei ging es nicht darum, etwas Richtiges zu tun, sondern einzig und allein um die Durchsetzung geopolitischer Interessen...“
Momentan weiß er nicht, wer Freund oder Feind ist. Kann er überhaupt noch jemanden trauen?
Das Buch ist so vielschichtig, dass ich hier nicht auf alle Aspekte eingehen kann. Manipulation von Banken und die Arbeit der Geheimdienste sind weitere Themen, die gestreift werden.
Zu den besonderen stilistischen Höhepunkten gehören für mich die gut ausgearbeiteten Dialoge. Dort geht es um Fragen der Zukunft der Menschheit, um Moral und die Besonderheiten des Menschseins.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Am Ende bleibt keine Frage offen. Ich weiß nicht nur, was passiert ist, sondern auch warum es passierte und wie das Ganze technisch funktionierte.