So mordet man in Sachsen ...
Sachsenmorde 3„...Dieses Städtchen war wunderschön renoviert und herausgeputzt. Ich fragte mich nur, wo die Einwohner alle steckten. Um 20 Uhr war kaum noch jemand auf der Straße zu sehen. Auf dem Neumarkt waren nur ...
„...Dieses Städtchen war wunderschön renoviert und herausgeputzt. Ich fragte mich nur, wo die Einwohner alle steckten. Um 20 Uhr war kaum noch jemand auf der Straße zu sehen. Auf dem Neumarkt waren nur die Läden und die Laternen erleuchtet...“
Die Anthologie enthält 13 spannende Thriller die Handlungsorte sind quer über Sachsen verteilt. Zwölf Autoren lassen ihrer Phantasie freien Lauf, um den einen oder anderen Mord zu kreieren.
Jede Geschichte ist anders. Das betrifft nicht nur den Inhalt, sondern genauso den Schriftstil. Jeder Autor hat eine andere Handschrift. Ich-Erzähler wechseln sich mit neutralen Berichten ab. Ernst, Sarkasmus, schwarzer Humor sind in bunter Mischung zu finden.
Das Eingangszitat stammt aus der fünften Geschichte. Ein Lehrer aus Dresden wird in die Provinz versetzt. Oschatz heißt das Städtchen. Das Zitat gibt seine ersten Eindrücke wieder. Die Erzählung zeichnet sich durch ihren gelungenen Sarkasmus aus. Für die Versetzung genügte eine einzige verbale Entgleisung, ein Vater, der Anwalt ist, und ein Direktor, den nur die Schülerzahlen interessieren. Realitätsnaher geht es kaum. Allerdings kommt dann noch ein persönliches Beziehungsdrama dazu.
Völlig anders ist die dritte Geschichte. Es macht betroffen, wenn ein Kind erzählt, wie es zusammen mit der Mutter unter völliger Kontrolle des Vaters steht. Dem Autor gelingt es, die Verzweiflung und den Drang nach Normalität und Freiheit treffend in Worte zu kleiden.
„...Es war nicht sein Blick, den sie spürte, sondern seine Aufmerksamkeit; als ob sein Gehirn Fäden zu ihnen spinnen würde, denen sie nicht entkommen konnten...“
Einen besonderen Erzählstil weist die zehnte Geschichte auf. Als Leser befinde ich mich einerseits im Gerichtssaal, andererseits verfolge ich die kursiv wiedergegebene Diskussion zweier Zuhörer, bei der es darum geht, ob der Mensch für sein Tun verantwortlich ist oder ob der freie Wille nur eine Illusion ist. Eine der beiden resümiert.
„...Wenn ich mir vorstelle, ich fände meine Cosima...! Und müsste glauben, ich kenne den Täter! Ganz ehrlich, ich glaube mein Hirn ist ähnlich determiniert wie seins...“
Im Zwickauer Krimi ist einer durch einen Brand ganz unten. Dann rappelt er sich mit viel Initiative wieder auf. Er ist sich für keine Arbeit zu schade. Als sein Leben eine Wende zum Positiven erhält, steht er dem vermuteten Brandstifter gegenüber. Wie wird er sich verhalten?
Heinrich Haber, Bewohner eines Altenheims, liest noch mit Begeisterung Krimis. Dafür lässt er sich immer ein passendes alkoholisches Getränk liefern. Was aber passt wozu.? Eine Antwort gibt das folgende Zitat:
„...Einmal musste ich ihm aus einem Spezialgeschäft in der Härtelstraße Altbier besorgen, weil das zu einem Krimi von Arno Strobel passte, der in Düsseldorf spielt. Für die Sachsen – Krimis von Andreas M. Sturm reichte Radeberger...“
Das möge an konkreten Beispielen zu einzelnen Kurzkrimis genügen. Jede Erzählung hat ihre Besonderheiten. Gleichzeitig wird manche sächsische Sehenswürdigkeit mit eingebunden, so zum Beispiel ein altes Bergwerk. Jeder Landkreis und jede der drei kreisfreien Städte erhält seine eigene Geschichte.
Am Ende gibt es zu jedem Autor eine Kurzbiografie sowie zwei Karten von Sachsen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Zusammenstellung der Anthologie ist abwechslungsreich. Alle Geschichten haben ein hohes Niveau.