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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2019

So mordet man in Sachsen ...

Sachsenmorde 3
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„...Dieses Städtchen war wunderschön renoviert und herausgeputzt. Ich fragte mich nur, wo die Einwohner alle steckten. Um 20 Uhr war kaum noch jemand auf der Straße zu sehen. Auf dem Neumarkt waren nur ...

„...Dieses Städtchen war wunderschön renoviert und herausgeputzt. Ich fragte mich nur, wo die Einwohner alle steckten. Um 20 Uhr war kaum noch jemand auf der Straße zu sehen. Auf dem Neumarkt waren nur die Läden und die Laternen erleuchtet...“

Die Anthologie enthält 13 spannende Thriller die Handlungsorte sind quer über Sachsen verteilt. Zwölf Autoren lassen ihrer Phantasie freien Lauf, um den einen oder anderen Mord zu kreieren.
Jede Geschichte ist anders. Das betrifft nicht nur den Inhalt, sondern genauso den Schriftstil. Jeder Autor hat eine andere Handschrift. Ich-Erzähler wechseln sich mit neutralen Berichten ab. Ernst, Sarkasmus, schwarzer Humor sind in bunter Mischung zu finden.
Das Eingangszitat stammt aus der fünften Geschichte. Ein Lehrer aus Dresden wird in die Provinz versetzt. Oschatz heißt das Städtchen. Das Zitat gibt seine ersten Eindrücke wieder. Die Erzählung zeichnet sich durch ihren gelungenen Sarkasmus aus. Für die Versetzung genügte eine einzige verbale Entgleisung, ein Vater, der Anwalt ist, und ein Direktor, den nur die Schülerzahlen interessieren. Realitätsnaher geht es kaum. Allerdings kommt dann noch ein persönliches Beziehungsdrama dazu.
Völlig anders ist die dritte Geschichte. Es macht betroffen, wenn ein Kind erzählt, wie es zusammen mit der Mutter unter völliger Kontrolle des Vaters steht. Dem Autor gelingt es, die Verzweiflung und den Drang nach Normalität und Freiheit treffend in Worte zu kleiden.

„...Es war nicht sein Blick, den sie spürte, sondern seine Aufmerksamkeit; als ob sein Gehirn Fäden zu ihnen spinnen würde, denen sie nicht entkommen konnten...“

Einen besonderen Erzählstil weist die zehnte Geschichte auf. Als Leser befinde ich mich einerseits im Gerichtssaal, andererseits verfolge ich die kursiv wiedergegebene Diskussion zweier Zuhörer, bei der es darum geht, ob der Mensch für sein Tun verantwortlich ist oder ob der freie Wille nur eine Illusion ist. Eine der beiden resümiert.

„...Wenn ich mir vorstelle, ich fände meine Cosima...! Und müsste glauben, ich kenne den Täter! Ganz ehrlich, ich glaube mein Hirn ist ähnlich determiniert wie seins...“

Im Zwickauer Krimi ist einer durch einen Brand ganz unten. Dann rappelt er sich mit viel Initiative wieder auf. Er ist sich für keine Arbeit zu schade. Als sein Leben eine Wende zum Positiven erhält, steht er dem vermuteten Brandstifter gegenüber. Wie wird er sich verhalten?
Heinrich Haber, Bewohner eines Altenheims, liest noch mit Begeisterung Krimis. Dafür lässt er sich immer ein passendes alkoholisches Getränk liefern. Was aber passt wozu.? Eine Antwort gibt das folgende Zitat:

„...Einmal musste ich ihm aus einem Spezialgeschäft in der Härtelstraße Altbier besorgen, weil das zu einem Krimi von Arno Strobel passte, der in Düsseldorf spielt. Für die Sachsen – Krimis von Andreas M. Sturm reichte Radeberger...“

Das möge an konkreten Beispielen zu einzelnen Kurzkrimis genügen. Jede Erzählung hat ihre Besonderheiten. Gleichzeitig wird manche sächsische Sehenswürdigkeit mit eingebunden, so zum Beispiel ein altes Bergwerk. Jeder Landkreis und jede der drei kreisfreien Städte erhält seine eigene Geschichte.
Am Ende gibt es zu jedem Autor eine Kurzbiografie sowie zwei Karten von Sachsen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Zusammenstellung der Anthologie ist abwechslungsreich. Alle Geschichten haben ein hohes Niveau.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Lucie und Lea haben alle Hände voll zu tun

Die Doppel-Kekse 2: Chaos hoch zwei mit Papagei
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„...“Okay“, meinte Lucie. „dein Kaffee läuft über“.
Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein, ich habe einen Espresso gedrückt.“
„Dann hat der Automat das wohl falsch verstanden“, gab Lucie ...

„...“Okay“, meinte Lucie. „dein Kaffee läuft über“.
Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein, ich habe einen Espresso gedrückt.“
„Dann hat der Automat das wohl falsch verstanden“, gab Lucie schulterzuckend zurück...“

Lucie und Lea sind Zwillinge. Gleich zu Beginn des Buches listet Lea die Unterschiede zwischen ihnen auf. Und das sind bemerkenswert viele. Hinzu kommt, dass ihr Vater Mathematiklehrer ist und dafür gesorgt hat, dass die Mädchen seit kurzem in unterschiedliche Klassen gehen.
Lucie wurde n die Parallelklasse versetzt und dort zur Klassensprecherin gewählt. Ihre Vorgängerin hat die Schule gewechselt. Lucie interessiert, warum, denn in der Klasse haben drei Jungen das Sagen, die zwar im Unterricht kaum auffallen, aber ansonsten selbst gegen die Lehrer ihren Willen durchsetzen.
Lea dagegen denkt darüber nach, wie sie Geld verdienen könnte, denn sie wünscht sich eine Gitarre.
Ihr gemeinsames Problem allerdings ist der Papagei. Der fällt durch sein umfangreiches Repertoire an Schimpfwörter auf. Wenn es ihnen nicht gelingt, seine Wortschatz zu ändern, muss er ins Tierheim, denn gegenüber Besuchern ist es mehr als peinlich, was der Papagei so von sich gibt.
Die Situation verschärft sich, als die italienische Großmutter Nonna Dolce Vita erscheint. Sie darf nichts vom Papagei wissen, warum auch immer. Also braucht er sofort eine neue Unterkunft.
Es handelt sich um den zweiten band aus der Reihe. Wiederum hat die Autorin eine humorvolle und sehr realistische Geschichte geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen und ist der Zielgruppe angepasst. Treffend ausgearbeitete Dialoge zeigen, dass sich die Zwillinge gern streiten, aber im Ernstfall fest zusammenstehen. Freundschaft und Liebe wird genauso thematisiert wie Mobbing in der Schule. Doch Lea und Lucie sind selbstbewusst genug, um schlagkräftig mit passenden Worten zu antworten.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie birgt einige Überraschungen in sich.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Spannendes Pferdebuch

Cassiopeia 3
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„...Wir haben uns jedenfalls für ein gutes Drehbuch entschieden. Ihr werdet begeistert sein. Karina hat es umgeschrieben, sodass für jeden von euch eine tolle Rolle dabei sein wird, und für die Pferde ...

„...Wir haben uns jedenfalls für ein gutes Drehbuch entschieden. Ihr werdet begeistert sein. Karina hat es umgeschrieben, sodass für jeden von euch eine tolle Rolle dabei sein wird, und für die Pferde natürlich auch...“

Das Team Cassiopeia trifft sich in den Osterferien, um eine neue Pferdeshow vorzubereiten und sie dann zur Aufführung zu bringen. Dazu gehören auch Juna und Linus. Juna freut sich, Jacob wiederzusehen. Der 18jährige ist für das Team verantwortlich. Außerdem hat sich schon bei den letzten Veranstaltungen zwischen ihm und der 14jährigen Juna eine zarte Liebe entwickelt.
Auch der dritte Teil der Reihe erzählt eine spannende Geschichte. Schnell war ich wieder in der Handlung drin, die von Juna erzählt wird.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Am Anfang berichtet jeder, was er in der Zeit der Trennung so getan hat. Auf diese Art macht mich die Autorin geschickt mit den Protagonisten bekannt. Dann finden die ersten Übungen statt. Gut gefällt mir, dass detailliert beschrieben wird, wie die Jugendlichen mit den Pferden umgehen. Auch Fachbegriffe wie Freiheitsdressur werden während der Handlung gekonnt erläutert.
Das Training ist hart. Das betrifft nicht nur die Arbeit mit den Pferden. Es muss auch schnell und gründlich Text gelernt werden.
Nachdem die Hauptrollen verteilt sind, kündigen sich erste Diskrepanzen im Team an. Neid und Eifersucht drängen sich zwischen die Jugendlichen. Das klingt bei Emma dann so:

„...Du glotzt sie immer an, du redest immer von ihr und jetzt stimmst du auch noch für sie. Das ist so gemein!...“

Linus reitet allein aus, um in Ruhe nachzudenken. Juna wird von Minute zu Minute unruhiger. Sie folgt ihm. Noch ahnen die Jugendlichen nicht, was geschehen ist.
Sehr schön wird dargestellt, wie jeder mit seinen Aufgaben wächst. Plötzlich steht an füreinander ein. Jeder darf seine besonderen Stärken einbringen. Das geht so weit, das dafür sogar die Show an die Gegebenheiten angepasst wird, weil vor allem die Fähigkeiten der Pferde unterschiedlich sind.
Für Juna und Jacob allerdings ist es schwierig, ihre Beziehung geheim zu halten.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu hat vor allem die positive Entwicklung im Team beigetragen. Für mich persönlich war Linus dafür der ruhende Punkt. Der Junge wirkt sehr reif für sein Alter.

Veröffentlicht am 04.05.2019

zu viele offen Fragen

Der Planet der verbotenen Erinnerungen
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„...Der Mensch lebte von der Erde, folglich waren die Speisen der Erde gut für ihn. Wir aber, wir sind keine Erdenmenschen mehr. In den letzten tausend Jahren haben wir uns zu einer astralen Spezis weiterentwickelt. ...

„...Der Mensch lebte von der Erde, folglich waren die Speisen der Erde gut für ihn. Wir aber, wir sind keine Erdenmenschen mehr. In den letzten tausend Jahren haben wir uns zu einer astralen Spezis weiterentwickelt. Wir haben den Raum gemeistert, und an der Bezwingung der Zeit arbeiten wir noch...“

Wie schon das obige Zitat zeigt, befinden wir uns in einer fernen Zukunft. Benjamin ist Gedankendesigner. Doch der Tod seines Professors hat in ihm Fragen aufgeworfen. Wer sind die Exegeten? Was macht sie zu etwas Besonderen? Um dies zu erforschen, ist er auf Makoto gelandet. Sein Auftrag muss geheim bleiben, denn die Exegeten entsprechen nicht dem gängigen Bild der Zeit.
Der Autor hat zwar einen spannenden Roman geschrieben, doch der rote Faden geht ab und an verloren.
Die Geschichte lässt sich nicht ganz einfach lesen. Das liegt nicht zuletzt an der komplexen Welt der Zukunft. Der menschliche Körper wird gekonnt mit technischen Raffinessen aufgewertet. Gleichzeitig werden alle gedanklich gleichgeschaltet, denn Erinnerungen gibt es nur noch auf Speicherchip, den man im Körper trägt. Das menschliche Gedächtnis als Hort der Erinnerung, wird ausgeblendet.
Benjamin gelangt an die Erinnerungsfragmente seines Mentors und Professor. Sie reichen zurück in eine Zeit, wo in der Galaktopole, einer Art Gefängnis, Menschen aller Religionen umerzogen wurden. Trotzdem ist es einigen gelungen, die Erinnerung daran zu bewahren.
Wie die offizielle Regel lautet, besagt das folgende Zitat.

„...Nur wer etwas tat, existierte. Menschsein und Arbeiten waren eins, tun und Sein nicht länger voneinander unterscheidbar. […] Bürger, du bist, was du tust...“

Verschiedene Entwicklungen der Menschheit werden kurz angerissen. Keine davon allerdings macht für mich diese Zukunft lebenswert. Und es gibt eine neue Bedrohung. Sie wird als interstellare Wolke bezeichnet, aber weder genauer erklärt noch deren Wirkung dargestellt. Für mich als Leser bleibt sie eine anonyme Gefahr, deren Sinn ich nicht verstehe.
Das Buch wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen begleite ich Benjamin auf seinen Weg über den Planeten Makoto, zum anderen werden immer wieder die Fragmente von Professor Taliesin val Akumei eingeblendet. Doch auch in den Bereich erscheint mir manches unvollendet. Der Professor hat mit der Zeit experimentiert. Das ist schief gegangen. Warum, ist unklar. Für mich liest es sich wie Sabotage. Aber vom wem? Und warum haben ihn danach Freunde und Familie verlassen?
Interessant fand ich, das es in der Welt der Zukunft noch bestechliche Beamte gibt. Die interstellare Wolke verschärft das Flüchtlingsproblem. Auch darüber geht die Meinung der Exegeten auseinander. Für mich sind die Exegeten Menschen, die abseits des Mainstreams leben und auf persönliche Erinnerungen setzen. Was sie damit für die anderen so gefährlich macht, bleibt für mich unklar. Deutlich wird allerdings, dass sie ein anderes Menschenbild als ihre Zeitgenossen haben. Das zeigt sich vor allem im Umgang mit dem Tod.
Die Geschichte hat mir gut gefallen. Trotzdem hat sie ein paar Schwächen. Zum einen nimmt die Begegnung mit den Exegeten nur einen geringen Teil des Buches ein, zum anderen ist es ein Ende ohne Hoffnung. Die Welt der Zukunft ist eine Welt ohne Religion. Der Gegenentwurf durch die Exegeten allerdings ist mir zu unausgereift.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Mord im Pferdestall

Letzte Spur Algarve
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„...Ich weiß Ihre Erfahrung zu schätzen, Almeida. Aber ich sehe hier kein Motiv für einen Mord. Eine Anzeige wegen Tierquälerei? Ist doch lächerlich. Außerdem geht auch die Rechtsmedizinerin von einem ...

„...Ich weiß Ihre Erfahrung zu schätzen, Almeida. Aber ich sehe hier kein Motiv für einen Mord. Eine Anzeige wegen Tierquälerei? Ist doch lächerlich. Außerdem geht auch die Rechtsmedizinerin von einem Unfall aus...“

Die Dänin Liv Stenn, die sich in Portugal ein Haus gekauft hat, wird i ihrem Pferdestall gefunden. Sie wurde von ihrem Pferd totgetreten. Chefinspektor Joao Almeida kennt sich mit Pferden aus. Deshalb glaubt er nicht an einen Unfall. Doch er hat keine Chance. Wie das obige Zitat zeigt, schlägt der Staatsanwalt den Fall nieder. Deshalb ruft er Anabela Silva, eine 42jährige Journalistin, an, die schon in seinen letzten Fall involviert war. Die Tote hat ehrenamtlich in einem Tierheim gearbeitet. Dort soll Anabela ebenfalls ihre Dienste anbieten und sich umhören.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Besondere daran ist, dass immer mal wieder die Erzählperspektive wechselt. Während ein Teil neutral dargestellt wird, fungiert Anabela immer dann als Ich-Erzähler, wenn es um sie geht.
Ich mag Anabelas Humor. Bei ihrem ersten Besuch im Tierheim klingt der so:

„...Kleine, freundliche Hunde. In überschaubarer Zahl. Eine Deutsche Dogge, die mir aufrecht stehend die Pfoten auf die Schultern legte und quer übers Gesicht leckte, war in meinem Bild vom Tierheim nicht vorgekommen...“

Anabela kann es nicht lassen und fährt auch zum Haus der Toten. Außerdem befragt sie die Nachbarn. Die aber reagieren eigenartig. Die Tote muss ein schwieriger Charakter gewesen sein. Wie das zu ihrem Einsatz für den Tierschutz passt, ist nicht klar. Anabela macht sich so ihre Gedanken:

„...Wer diese Dänin wohl wirklich gewesen war? Zicke oder Heilige? Wäre schon interessant zu hören, was die Leute, die sie gekannt hatten, über sie sagten...“

Doch Anabela hat auch ein privates Problem. Sie ist auf der Suche nach dem verschwundenen Sohn ihrer Tante. Er wurde ihr nach der Geburt weggenommen und müsste nun etwa 50 Jahre alt sein. Auch hier scheinen alle Spuren im Sand zu verlaufen. Geschickt werden in die Geschichte Fakten über die dunkle Epoche in der portugiesischen Geschichte eingeflochten und mit den Geschehnissen in Spanien zur Ära Franco verglichen.
Hinzu kommt, dass sich Anabela um ihren Vater kümmern möchte, der an beginnender Demenz leidet.
Ab und an werden portugiesischen Sätzen eingeflochten, die allerdings sofort im Text übersetzt werden. Sie geben der Geschichte ihre lokale Authentizität.
Zwei Ereignisse sorgen dafür, dass es sowohl in dem Fall als auch bei der Suche nach dem Kind erste Spuren gibt. Danach wird die Geschichte spannend und logisch konsequent zu Ende geführt.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen.