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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2019

Spannend bis zur letzten Seite

Venezianische Rache (Ein Luca-Brassoni-Krimi 6)
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„...Sie kannte Luca jetzt schon lange genug, um zu wissen, dass er sich schnell in einen Fall verbissen hatte und nicht locker ließ, ehe der Täter gefasst war...“

Paolo Grande zerstört voller Wut ein ...

„...Sie kannte Luca jetzt schon lange genug, um zu wissen, dass er sich schnell in einen Fall verbissen hatte und nicht locker ließ, ehe der Täter gefasst war...“

Paolo Grande zerstört voller Wut ein wertvolles Gemälde, obwohl er selbst Maler ist. Wenige Stunden später ist der junge Mann tot.
Zu dem Fall wird Commissario Luca Brassoni gerufen. Der will allerdings am Wochenende mit seiner Familie in den Urlaub fahren. Seine Frau befürchtet, dass es da Probleme geben könnte, wie das Eingangszitat zeigt. Allerdings ist sie als Gerichtsmedizinerin in den Fall auch gerade gefordert.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben, der in Venedig spielt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Örtlichkeiten in Venedig werden gut wiedergegeben. Die Ermittlungen allerdings gestalten sich schwierig. Zum einen sagt nicht jeder die Wahrheit oder verschweigt wichtige Fakten, zum anderen ist allen aufgefallen, dass sich Paolo nach dem Tod seiner Mutter verändert hat.
Brassoni bittet seinen Cousin Caruso, einen Journalisten, die familiären Verhältnisse des Toten zu durchleuchten. Dessen unbekannter Vater könnte für den Fall eine wichtige Rolle spielen. Caruso ahnt nicht, dass er in ein Wespennest sticht und bald persönlich als unerwünschte Person auf der Liste des Täters landet.
Nicht gerade hilfreich ist es, dass Brassonis Partner Maurizio Goldini gerade massive private Probleme hat, die sich im Laufe der Handlung noch zuspitzen. Deshalb steht er die meiste Zeit neben sich, ist abgelenkt und nicht da, wenn man ihn braucht.
Als besonderes Stilmittel ermöglicht mir die Autorin einen Blick in die Psyche des Täters. Nach seinem ersten Mord sieht er sich so.

„...Er war jetzt ein anderer als noch am Morgen, aber er musste so tun, als wäre nichts geschehen...“

Geschickt hat die Autorin komplexe Beziehungen zwischen den handelnden Personen konstruiert. Dadurch wird das Miträtseln gefördert, führt aber gekonnt gern in die falsche Richtung. Ein Motiv hätten etliche Personen. Mancher versucht dabei, sein eigenes Süppchen zu kochen, ohne zu ahnen, wie lebensgefährlich das ist.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Gelungener Abschluss

Der Sohn des Löwen
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„...Jetzt glaube ich zu wissen, von wem Ihr sprecht. Also vor ihm fürchtet Ihr Euch? Aber e ist doch ein alter Mann!...“

Im Bischofspalast von Winchester trifft sich der Earl von Chester mit seinen Getreuen. ...

„...Jetzt glaube ich zu wissen, von wem Ihr sprecht. Also vor ihm fürchtet Ihr Euch? Aber e ist doch ein alter Mann!...“

Im Bischofspalast von Winchester trifft sich der Earl von Chester mit seinen Getreuen. Sie wollen mehr Einfluss auf den König Henry III. gewinnen und seine momentanen Berater diskreditieren. Eine besondere Rolle kommt dabei John von Scottland zu. Er ist der Neffe des Earls und möchte die Grafschaft Huntington zurück. Die aber gehört Robin Hood. Das Eingangszitat stammt von John. Bald wird er begreifen, wozu dieser alte Mann noch fähig ist.
Auch der letzte Teil über das Leben von Robin Hood und Geschichte des Geschlechts der Plantagenets zeichnet sich durch eine spannende und abwechslungsreiche Handlung aus. Erneut ist die umfangreiche Recherche des Autors in jedem Kapitel spürbar. Geschickt werden historische Fakten mit dem Leben der Protagonisten verknüpft.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Robin und sein Ziehsohn Fulke, der leibliche Sohn von König Löwenherz, kommen rechtzeitig, um den Sturm auf Burg Huntington zu verhindern. Nicht nur bei der anschließenden Gerichtsverhandlung zeigt sich die Schwäche von König Henry. Er lässt seinen Getreuen freie Hand, ohne die Folgen zu bedenken und windet sich dann gekonnt aus der Affäre, indem er den Klagenden ein Bauernopfer gibt. Die Beziehung zu seinem Lehrer Fulke steht zunehmend auf wackligen Füßen. Henry will Jugend um sich haben und er möchte selbst entscheiden, ohne dafür die nötigen Kenntnisse und die Erfahrungen zu haben. So schwankt er wie ein Rohr im Wind. Zu den stilistischen Höhepunkten gehören die exakt ausgearbeiteten Gespräche. Das folgende Zitat gibt Henrys Worte wieder:

„...Exzellenz, ich habe Euch gleich gesagt, dass wir nicht ohne Zustimmung des Regentschaftsrates handeln dürfen. Aber Ihr wolltet ja nicht auf mich hören! Und nur, weil ich dir deine Besitztümer zurückgeben wollte, John, werde ich jetzt von allen Seiten beharkt!...“

Doch auch Robin muss erkennen, dass die Zeit über eine Heldentaten dahingegangen ist. In Loxley schätzt man Frieden und Ruhe und ist nicht ohne weiteres bereit, in den Kampf zu ziehen. Glücklicherweise nehmen seine Freunde die Sache in die Hand.
Ab und an gehen Robins Gedanken zurück in die Vergangenheit. Als er Richard, Henrys Bruder, und Fulke auf einen Kriegszug ins Heilige Land begleitet, sondern er sich ab, um alte Erinnerungen aufzufrischen.
Ein letzter Band bedeutet auch Abschied nehmen von den Protagonisten. Der erste, der gehen muss, ist Little John. Das sind seine letzten Worte:

„...Was kann einem Mann schließlich Besseres passieren, als nach einem langen Leben im Kampf zu fallen. Betrauert von seinem Sohn und umringt von seinen Freunden...“

Ein weiterer Herrscher spielt in der Geschichte eine wesentliche Rolle. Das ist Kaiser Friedrich, der Henrys Schwester ehelicht. Herausgearbeitet wird vor allem seine unbedingte Herrschsucht, seine Härte gegenüber den eigenen Sohn und seine Missachtung gegenüber Frauen.
Sehr emotional wird der Abschied zwischen Robin und Marian erzählt. Als kluge Frau hat Marian dafür gesorgt, dass Robin eine neue Aufgabe erhält. Er soll nicht in Trauer verzweifeln. Robin darf noch erleben, wie seine Enkel ihren Weg gehen, bevor auch für ihn die letzte Stunde schlägt.
Eine historische Karte Englands, ein ausführliches Personenregister und ein Nachwort, das Fakten und Fiktion trennt, vervollständigen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein würdiger Abschluss der Reihe.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Sehnsucht in Bildern

Das Kino des Lebens
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„...Langsam verblasste das Bild meiner Mutter in meiner Erinnerung. Aber sie hatte einen schönen Seidenschal zurückgelassen, der einen kaum merklichen feinen Duft verströmte...“

Die Mutter hatte Man und ...

„...Langsam verblasste das Bild meiner Mutter in meiner Erinnerung. Aber sie hatte einen schönen Seidenschal zurückgelassen, der einen kaum merklichen feinen Duft verströmte...“

Die Mutter hatte Man und Tochter verlassen, als das Kind noch klein war. Wenn bei beiden die Trauer darüber kommt, geht der Vater mit der Tochter ins Kino. Die Mutter liebte das Kino. Vielleicht würde sie diese dort eines Tags treffen.
Der Autor bezeichnet sein Buch als Bilderbuch für Erwachsene – und das trifft es genau.
Wunderschöne Zeichnungen, häufig über eine Doppelseite, geleiten mich als Leser durch die Geschichte. Ein immer wiederkehrendes Motiv sind die Sitzreihen in einem Kinosaal. Dann ist meist die Grundfarbe der Seite schwarz, zumindest wenn eine Vorstellung läuft. Die Geschichte des Mädchens und ihres Vaters rankt sich um das Kino. Der Besuch der Vorstellung ist wie ein Höhepunkt im Alltag, der die tiefe Verbundenheit zwischen beiden zeigt. Dazwischen lässt mich das Mädchen an seinen Gedanken teilhaben. Sie macht sich ein Bild der Mutter und stellt ihr Fragen, Fragen, die unbeantwortet bleiben. Die Jahre vergehen. Studium und erste Arbeitsstelle ändern nichts an der Liebe zum Kino. Den Freund findet sie im Kino. Er will einen eigenen Film drehen.
Später nimmt sie ihre kleine Tochter mit ins Kino. In gewisser Weise wiederholt sich die Geschichte.
Dem Autor ist eine berührende Geschichte über Sehnsucht und Hoffnung gelungen. Wenig Text, aber ausdrucksstarke Bilder machen das Buch zu etwas Besonderen.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Spannende Fortsetzung

Paradise Valley: Das Verhängnis
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„...Ich habe eh nichts anderes vor in den Ferien. Und zu Hause wartet bloß gähnende Leere auf mich. Mein Vater wird kaum merken, dass ich nicht da bin...“

Mit diesen Worten schließt sich Harrison Lena, ...

„...Ich habe eh nichts anderes vor in den Ferien. Und zu Hause wartet bloß gähnende Leere auf mich. Mein Vater wird kaum merken, dass ich nicht da bin...“

Mit diesen Worten schließt sich Harrison Lena, Tom, Mia, und Toyah an, die auf den Weg ins Paradise Valley sind. Dort hoffen Lena und Toyah ihre Mutter zu treffen. Diese hatte die Familie vor Jahren verlassen.
Der Autor hat erneut ein spannendes und abwechslungsreiches Jugendbuch geschrieben. Das Buch schließt zeitnah an den ersten Teil an.
Die Reise in das unbekannte Tal ist für die fünf nicht ungefährlich. Sie werden beobachtet und begleitet. Ziel ist es, das Amulett zu bekommen, dass Lena von ihrer Mutter erhalten hat. Was es eigentlich bedeutet, ist den Jugendlichen noch unklar. Auch ich als Leser werde darüber im Unklaren gelassen. Das folgende Zitat fasst das Wissen und Nichtwissen darüber zusammen:

„...Das eine ist das Familienwappen von Moms Vorfahren. Wofür die beiden anderen Zeichen stehen, haben sie noch nicht herausgefunden...“

Irgendjemand will außerdem, das die Fünf das Tal nie erreichen. Auf ihrer Reise finden die Jugendlichen einen Verletzten. Sie helfen ihm. Tom ruft seine Freunde Amy und Luke an, dass sie ihn in ein Obdachlosenheim bringen, wo er weiter versorgt werden kann. Dort kommt es zu einem inhaltsreichen Gespräch zwischen Ravindran, dem Verletzten, und Reverend Washington. Es geht um das Thema Vergebung. Die Stelle gehört für mich zu den inhaltlichen Höhepunkten des Buches. Am Ende fasst der Reverend zusammen:

„...Sie haben Ihr Leben noch vor sich. Wenn die Zeit reif ist, werden Sie zum Vergeben bereit sein. Das spüre ich...“

Lenas Vater ist in großer Sorge um die Töchter. Nachdem er schon seine Frau verloren hat, möchte er nicht das Gleiche mit seinen Töchtern erleben. Toyah hat ihm nur eine kurze Nachricht hinterlassen. Die momentane Freundin des Vaters sieht das gelassener.

„...Alle Väter fürchten, ihre Töchter geraten in die falschen Kreise. Was bin ich froh, dass meiner weit weg ist und mich in Ruhe lässt...“

Nach einer spannenden und abenteuerlichen Reise erreichen die Jugendlichen das Tal. Sie treffen Lenas Mutter und den kleinen Bruder. Doch die Mutter verhält sich eigenartig. Ist das Tal eine Falle? Diese Frage wird erst der nächste Teil beantworten. Die ersten Erlebnisse im Tal allerdings lassen bei mir alle Alarmglocken läuten.
Der Schriftstil des Buches ist außergewöhnlich. Ich würde fast sagen, es liest sich stellenweise wie ein Drehbuch. Kurze, abgehackte Sätze, die stakkatoartig aufeinanderfolgen, kennzeichnen viele Szenen. Dabei kann ein Satz durchaus zeilenweise in Einzelworte zerlegt werden. Erstaunlicherweise wird damit aber nicht nur das rasante Tempo mancher Stellen befeuert, sondern es gelingt außerdem, das Gefühlschaos von Mia in dieser Form wiederzugeben.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich bin schon auf den letzten Teil gespannt.

Veröffentlicht am 20.04.2019

Ein erschreckender Weg auf sich selbst

Der Weg
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„...Tony war kein fröhlicher Mensch und fest entschlossen, sich keinen Vorteil entgehen zu lassen. Glücklichsein war eine alberne Sentimentalität. Und verglichen mit einem möglichen Deal und dem süchtig ...

„...Tony war kein fröhlicher Mensch und fest entschlossen, sich keinen Vorteil entgehen zu lassen. Glücklichsein war eine alberne Sentimentalität. Und verglichen mit einem möglichen Deal und dem süchtig zu machenden Nachgeschmack des Siegers war es flüchtig wie Dunst...“

Tony wird im Eingangszitat exakt beschrieben. Zu ergänzen wäre noch, dass er niemand vertraut. Er hat sich eine absolut sichere Wohnung gebaut, die keiner aus ihm kennt. Dann aber bricht er in dieser Wohnung mit heftigen Kopfschmerzen zusammen. Er landet rechtzeitig in einer Klinik und fällt ins Koma. Die Ärzte diagnostizieren eine Sturzverletzung, ein Aneurysma und beginnenden Krebserkrankung im Kopf.
Tony glaubt, dass mit dem Tod alles vorbei ist. Doch plötzlich findet er sich außerhalb seines Körpers wieder und wird mit dem zustand seiner Seele konfrontiert.
Der Autor hat einen tiefgründigen Roman geschrieben. Tony erhält die Chance zur Umkehr. Wird er sie nutzen?
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Buch lebt davon, das ich als Leser mich auf ungewöhnliche Experimente einlasse. Tony bekommt dadurch die Möglichkeit, sein Leben aus völlig neuer Sicht zu betrachten. Und er bekommt eine Aufgabe, die ihn bis in die letzte Sekunde fordert. Er muss eine Entscheidung fällen, die für ihn selbst grundlegende Bedeutung hat.
Das Berührende für mich waren zwei Dinge: zum einen die tiefgründigen Gespräche, die Tony in der Zwischenwelt führt, und zum zweiten seine Wandlung, die nach und nach geschieht. Einer der Sätze, die im Dialog fallen, lautet:

„...Sohn, du stirbst seit dem Tag deiner Empfängnis. Und obwohl der Tod monströs und Böse ist, schreiben ihm die Menschen unverdient viel mehr Macht zu, als er wirklich besitzt...“

Auch das folgende Zitat zwingt zum Nachdenken:

„...Du brauchst Grenzen […], aber keine Mauern. Mauern trennen, während Grenzen Respekt und Achtung ausdrücken...“

Gekonnt wird seine Vergangenheit einbezogen. Zwei Dinge haben sein Leben geprägt: der Unfalltod der Eltern und der Tod seines ersten Sohnes. Beides hat aus ihm den Mann gemacht, der jetzt im Koma liegt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich möchte mit einem weiteren Zitat schließen:

„...Die Menschheit hat sich für die Unabhängigkeit entschieden. Die daraus resultierende Dunkelheit hat euch blind gemacht für die Einfachheit der Wahrheit...“