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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2019

Amüsante Zwillingsgeschichte

Die Doppel-Kekse 1: Einmal Zwilling, immer Zwilling
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„...Erwachsene haben immer recht. Außerdem sind wir Zwillinge. Noch dazu Eineiige. Das ist fast wie geklont...“

Lea und Lucie von Leipnitz sind Zwillinge. Ihr Vater ist gleichzeitig auch ihr Mathelehrer. ...

„...Erwachsene haben immer recht. Außerdem sind wir Zwillinge. Noch dazu Eineiige. Das ist fast wie geklont...“

Lea und Lucie von Leipnitz sind Zwillinge. Ihr Vater ist gleichzeitig auch ihr Mathelehrer. Als Lea sieht, wie ihr Vater und die neue Referendarin kurzzeitig die Hände halten, schrillen bei ihr sämtliche Alarmglocken. Und ausgerechnet heute ist auch noch der Hochzeitstag ihrer Eltern.
Die Autorin hat ein humorvolles Kinderbuch geschrieben. Obwohl Lucie und Lea in kritischen Situationen immer zusammenstehen und selbst ihr Opa Pistorix sie nicht auseinanderhalten kann, gehen beide unterschiedlichen Interessen nach. Lea macht zusammen mit Alina Rollkunstlauf, was Lucie nicht interessiert.
Während Lucie und Lea darüber nachdenken, wie sie die Referendarin von ihrem Vater ablenken können, haben ihre Eltern, die von den Kindern immer liebevoll als Butterkekse bezeichnet werden, für die Zwillinge eine Woche im Fun-Park während der Pfingstferien geplant. Das passt denen aber gar nicht.
Der Schriftstil ist gekonnt auf die Zielgruppe zugeschnitten. Schulprobleme werden sehr realistisch dargestellt. Auch sind die Zwillinge stets für Überraschungen gut. Amüsante Unterhaltungen machen das Lesen zum Vergnügen. Es werden aber auch ernste Themen gestreift.
Ein besonderer Protagonist ist der Papagei der Familie. Sein Wortschatz ist gewöhnungsbedürftig.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 02.03.2019

Mimi sucht ihre Mutter

Die Dinge, über die wir schweigen
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„...Wenn man Mini und ihren Vater sah, würde man bestimmt nicht vermuten, dass sie verwandt waren. Mimi mit ihren blonden, ungebändigten Locken und den grünen Augen, schmal gebaut und mit Sommersprossen ...

„...Wenn man Mini und ihren Vater sah, würde man bestimmt nicht vermuten, dass sie verwandt waren. Mimi mit ihren blonden, ungebändigten Locken und den grünen Augen, schmal gebaut und mit Sommersprossen um die Nase. Und ihr Vater, schwarzgraues dichtes Haar, Tierfell, dachte Mimi manchmal. Dunkle Brauen über den Augen fast wie Kohlestücke, ein schwarzer Vollbart...“

Die 14jährige Mimi lebt mit ihrem Vater allein. Ihre Mutter ist angeblich bei der Geburt gestorben. Warum aber hat Mimi dann manchmal so kurze Erinnerungsträume an ihre Mutter? Sie beobachtet die Menschen und versucht, ihre Mutter dabei zu finden. Deshalb fotografiert sie fremde Frauen.
Dann kommt eine Postkarte von ihrem Onkel Paul, dem jüngeren Bruder der Mutter. Jahrelang hatte er nichts von sich hören lassen. Kurzerhand beschließt Mimi, am ersten Tag der Sommerferien heimlich zu Paul nach Berlin zu fahren.
Die Autorin hat ein bewegendes Kinderbuch geschrieben. Mimi gibt sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden. Sie will wissen, was es mit ihren Erinnerungen auf sich hat.
Der Schriftstil ist für die Zielgruppe angemessen. Das Thema Schule wird kurz gestreift. Als Leser lerne ich Mimis Freundin kennen und spüre, das es einen Jungen gibt, der sich für Mimi interessiert.
Mimi versteht sich gut mit ihrem Vater. Allerdings hat der Schwierigkeiten zu begreifen, dass sie kein kleines Kind mehr ist. Andererseits ist im häuslichen Bereich immer eine Art Trauer zu spüren.
Ab und an darf ich einen Blick in Mimis Erinnerungen werfen. Sie werden kursiv wiedergegeben. Ein bisschen wundert es mich, dass sich Mimi nie fragt, warum die Mutter nichts von sich hören lässt, wenn sie noch lebt.
Die Reise nach Berlin wird für Mimi zu einer Reise in die Vergangenheit der Familie. Paul charakterisiert seine Schwester so.

„...Ich wusste oft nicht, mit welcher Schwester ich es gerade zu tun hatte. Mit der wütenden Katharina, die wie ein Sturm über dich hereinbrechen konnte, oder mit der glücklichen Katharina, die mit den Füßen auf den Wolken tanzte...“

Doch nicht in Berlin bekommt Mimi ihre Antworten. Dort weicht Paul ihren Fragen noch aus, insbesondere als sie sagt, sie möchte wenigstens einmal am Grabe der Mutter gestanden haben. Zusammen mit seinem Freund Kalle macht sich Peter mit Mimi auf nach Thüringen zu seiner Mutter. Die Reise ist für Mimi eine entscheidende Station auf ihrem Weg zum Erwachsenenwerden. Sie lernt, dass das Leben nicht nur Schwarz oder Weiß ist und dass sich manche Entscheidungen hinterher als falsch erweisen können.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bringt auch mich als Erwachsenen zum Nachdenken.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Ermittlungen im Weinviertel

Das letzte Achtel
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„...Aber die Berlakovic wurde nicht umsonst Auskunftsbüro genannt. Das Wesen eines Auskunftsbüros ist es ja, Auskünfte zu erteilen, aber um Auskünfte erteilen zu können, muss man die gewünschten Informationen ...

„...Aber die Berlakovic wurde nicht umsonst Auskunftsbüro genannt. Das Wesen eines Auskunftsbüros ist es ja, Auskünfte zu erteilen, aber um Auskünfte erteilen zu können, muss man die gewünschten Informationen zunächst einmal beschaffen. Notfalls auch unter größter Gefahr. Und manchmal muss ein Auskunftsbüro tun, was ein Auskunftsbüro tun muss...“

Schober ist im Weinviertel unterwegs. Da sieht er auf einem Feld einen Toten liegen, umgeben von 37 Rohrweihen. Er ruft Berger, den örtlichen Polizisten, an. Plötzlich hält ein Auto. Schober wird betäubt. Als er wieder zu sich kommt, sind die Vögel verschwunden. Außerdem behauptet Berger, keinen Anruf erhalten zu haben. Schober führt ein Gespräch mit Wien. Dieses Gespräch bekommt die Berlakovic mit. Darauf bezieht sich das obige Zitat. Ihr Vorgesetzter schickt die Polizisten Sepp Schierhuber und Josef Hawelka inkognito nach Retz, um die Angelegenheit aufzuklären. Laut Dienstreiseauftrag allerdings sind sie zu einer Tagung in Hamburg.
Der Autor hat erneut einen spannenden und unterhaltsamen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
In Retz werden einige Leute sehr aktiv. Der Jagdverein sieht sich durch die Rohrweihen an den Pranger gestellt. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, mussten die Vögel verschwinden. Plötzlich kocht ein alter Marillendiebstahl wieder hoch. Sollten persönliche Rivalitäten für den Tod von Kramer gesorgt haben? Und welche Rolle spielt der Wiener Stephansdom, dessen Bauzahl die 37 ist?
Der Dorfklatsch nimmt das Flüchtlingsheim aufs Korn. Das liest sich so.

„...“Na, der hat doch Schnaps gebrannt, der Kramer. Da sind die besonders heikel, die Mohammedaner.“ „Heikel?“ „Alkohol ist verboten.“ „Na, sag ich`s nicht – keine Kultur.“...“

Der Autor führt mich wiederholt in die Unterwelt von Retz. Schierhuber und Hawelka machen ebenfalls unangenehme Erfahrungen mit dem Kellersystem des Ortes.
Auch in Retz gibt es ein gutes Auskunftsbüro. Das ist die ehemalige Pfarrköchin Luise Bednar. Während die Männerwelt dem Alkohol huldigt, kommen die Damen der Lösung des Falles schnell näher. Man redet mit- und übereinander. Dabei zeigen sich überraschende Verwandtschaftsverhältnisse.
Mir gefällt der Humor der Geschichte. Ein Beispiel dafür ist das folgende Zitat:

„...Na geh, wenn in einer Kleinstadt wie Retz einer aufstößt, dann wissen zwei Stunden später alle, was er gegessen hat. Und mit wem und wo und warum...“

Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören die gut ausgearbeiteten Gespräche. Sie geben einen Einblick in die Lebensweise im Weinviertel und dem Buch damit seine lokale Authentizität.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Bewegende Lebensgeschichte

Geborgen im Schatten deiner Flügel
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„...Es waren die Tränen eines Kindes, das noch zu klein war, um die Bedeutung des Wortes Antisemitismus zu begreifen. Ich verstand nur, dass mein Traum, die beste Balletttänzerin der Welt zu werden, zerbrochen ...

„...Es waren die Tränen eines Kindes, das noch zu klein war, um die Bedeutung des Wortes Antisemitismus zu begreifen. Ich verstand nur, dass mein Traum, die beste Balletttänzerin der Welt zu werden, zerbrochen war. Und das es keine Rolle spielte, warum man uns verfolgte...“

Anita ist sechs Jahre alt, als in der Zeitung ihr Balletttanz lobend erwähnt wird. Gleichzeitig wird allerdings darauf hingewiesen, dass man nicht auf jüdische Tänzerinnen angewiesen ist. Das Eingangszitat ist die Reaktion des Kindes auf den Zeitungsartikel.
Anita lebte in Breslau. Ihr Vater ist Deutscher, die Mutter deutsche Jüdin. 1933 verlässt der Vater die Familie.
Anita erzählt ihr Leben von 1933 bis 1945. Das Besondere daran ist, dass sie schon als Kind den Weg zum christlichen Glauben gefunden hat, wie das folgende Zitat belegt:

„...In diesem Moment in der Kirche hatte einfach der Geist Gottes ein kleines sechsjähriges Mädchen berührt, das wenige Jahre später sein Kreuz aufnehmen und Jesu nachfolgen sollte...“

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Sachlich werden an vielen Stellen die politischen Zustände geschildert. Bewegend dagegen lesen sich die persönlichen Erlebnisse. Den Staat interessierte nicht, dass Anita und ihre Mutter getauft waren und der christlichen Kirche angehörten. Im Sinne des Nationalsozialmus waren sie Juden. Das bedeutete Diskriminierungen in der Schule und die Pflicht zu Zwangsarbeit für die Mutter. Gut wird dargestellt, wie Pastor Hornig sich um die Familie kümmert, obwohl er sich damit selbst in Gefahr brachte.
Mit dem Umzug ins Getto endet für Anita die Kindheit. Sie erlebt, wie nach und nach die Nachbarn verschwinden und nie wieder erscheinen. Da sie bewusst ihren Glauben lebt, kommt es zu Spannungen. Viele Juden geben den Christen die Schuld für ihre Probleme. Gleichzeitig vermittelt die Autorin, dass man versucht, ein normales Leben aufrecht zu erhalten. Es werden Freundschaften geschlossen und man hilft sich gegenseitig.
Immer wieder werden geschickt Informationen um Kriegsverlauf in das Geschehen eingebunden.
Der nächste Einschnitt kommt, als Anitas Mutter ins KZ Theresienstadt gebracht wird. Nun ist die 16jährige auf sich gestellt. Auf wunderbare Weise erlebt sie dabei Bewahrung und Schutz, sei es beim Überstehen schwerer Krankheit oder bei der Lastenverteilung auf der Arbeit.

„...Ich sah dem Mann, der mir zuvor seinen mitleidigen Blick geschenkt hatte, tief in die Augen...“

Das Zitat bezieht sich auf einen der Gestapo-Männer, der ihr ein letztes Beisammensein mit der Mutter vor deren Deportation ermöglicht hat. Es zeigt außerdem, dass Anita eine gute Beobachterin war und die feinen Unterschiede im Verhalten der Menschen wahrgenommen hat.
Nicht immer kann sie nachvollziehen, warum manche Dinge so geschehen, wie sie geschehen. Doch sie erlebt Menschen, die für sie wie Engel sind, weil sie an einer entscheidenden Stelle den Weg ebnen. Dass sie die Bombardierung Dresdens auf offener Straße unbeschadet übersteht, ist ein Wunder.
In jeder Situation versucht sie, ihren Glauben weiterzutragen. Gleichzeitig betet sie um Vergebung und Einsicht bei den Tätern.
Etwa ab Mitte des Buches endet jedes Kapitel mit einem Bibelzitat.
Persönliche Bilder schließen das Buch ab.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen, weil sie sehr persönlich gehalten ist und die Kraft thematisiert, die ein fester Glaube bringt.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Er folgte dem Stern

Sternenkönig
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„...Viele Menschen, große und kleine, kennen die Geschichte der Heiligen Drei Könige. […] Was aber von dem Indianerhäuptling Silbermond zu erzählen ist, das ist weit weniger bekannt...“

Mit einem Prolog, ...

„...Viele Menschen, große und kleine, kennen die Geschichte der Heiligen Drei Könige. […] Was aber von dem Indianerhäuptling Silbermond zu erzählen ist, das ist weit weniger bekannt...“

Mit einem Prolog, aus dem das Eingangszitat stammt, beginnt eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte. Im Mittelpunkt steht Häuptling Silbermond, der mit seinem Stamm im Bergland Amerikas lebte. Eines Tages sah er einen funkelnden Stern über den Bergen. Silbermond erklärt seinem Volk:

„...Ihr wisst es alle wohl, der, der die Sterne lenkt, hat jedem Menschen einen Stern am Himmel gegeben. Aber es ist ein neuer, ein ganz besonderer Stern aufgegangen. Er überstrahlt alle anderen Gestirne. Es muss der Stern eines mächtigen Königs sein. Ich will mich aufmachen, seinem Lauf folgen und den König der Könige suchen...“

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die Geschichte bedient sich der Sprache der Märchen. Silbermond bekommt Geschenke für den unbekannten König. Außerdem legt ihn seine alte und weise Mutter ans Herz, niemals die Menschen zu übersehen, die seine Hilfe brauchen.
Als Leser begleite ich den jungen Man über die Eben und durch das Gebirge. Er fährt über das Meer und wandert durch die Wüste. Immer wieder muss er seine Reise unterbrechen, weil er auf Menschen trifft, die seine Hilfe brauchen. Er hat die Worte der Mutter nicht vergessen und fällt durch seine Hilfsbereitschaft, Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit auf. Dabei findet er auch immer Menschen, die ihm auf seinem Weg weiterhelfen.
In die Geschichte sind sehr unterschiedliche Schicksale integriert. Sie geben der märchenhaften Erzählung eine Prise Realität.
Viele Jahre sind vergangen, als die Reise den Häuptling nach Kana führt. Dort findet gerade eine Hochzeit statt. Der Häuptling sieht die traurigen Augen der Braut und schenkt ihr sein letztes Schmuckstück. Dann aber geschieht etwas ganz Besonderes.
Farbenfrohe Illustrationen veranschaulichen die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.