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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2019

Er folgte dem Stern

Sternenkönig
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„...Viele Menschen, große und kleine, kennen die Geschichte der Heiligen Drei Könige. […] Was aber von dem Indianerhäuptling Silbermond zu erzählen ist, das ist weit weniger bekannt...“

Mit einem Prolog, ...

„...Viele Menschen, große und kleine, kennen die Geschichte der Heiligen Drei Könige. […] Was aber von dem Indianerhäuptling Silbermond zu erzählen ist, das ist weit weniger bekannt...“

Mit einem Prolog, aus dem das Eingangszitat stammt, beginnt eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte. Im Mittelpunkt steht Häuptling Silbermond, der mit seinem Stamm im Bergland Amerikas lebte. Eines Tages sah er einen funkelnden Stern über den Bergen. Silbermond erklärt seinem Volk:

„...Ihr wisst es alle wohl, der, der die Sterne lenkt, hat jedem Menschen einen Stern am Himmel gegeben. Aber es ist ein neuer, ein ganz besonderer Stern aufgegangen. Er überstrahlt alle anderen Gestirne. Es muss der Stern eines mächtigen Königs sein. Ich will mich aufmachen, seinem Lauf folgen und den König der Könige suchen...“

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die Geschichte bedient sich der Sprache der Märchen. Silbermond bekommt Geschenke für den unbekannten König. Außerdem legt ihn seine alte und weise Mutter ans Herz, niemals die Menschen zu übersehen, die seine Hilfe brauchen.
Als Leser begleite ich den jungen Man über die Eben und durch das Gebirge. Er fährt über das Meer und wandert durch die Wüste. Immer wieder muss er seine Reise unterbrechen, weil er auf Menschen trifft, die seine Hilfe brauchen. Er hat die Worte der Mutter nicht vergessen und fällt durch seine Hilfsbereitschaft, Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit auf. Dabei findet er auch immer Menschen, die ihm auf seinem Weg weiterhelfen.
In die Geschichte sind sehr unterschiedliche Schicksale integriert. Sie geben der märchenhaften Erzählung eine Prise Realität.
Viele Jahre sind vergangen, als die Reise den Häuptling nach Kana führt. Dort findet gerade eine Hochzeit statt. Der Häuptling sieht die traurigen Augen der Braut und schenkt ihr sein letztes Schmuckstück. Dann aber geschieht etwas ganz Besonderes.
Farbenfrohe Illustrationen veranschaulichen die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Fesselnder, aber beklemmender Krimi

Gefährdet
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„...Einige Sekunden lang tastete Nora ihr Gesicht mit den Augen ab. Die Lippen waren trocken und aufgesprungen, die helle Haut um die Augen durchscheinend und zerknittert von von Müdigkeitsfältchen. Sie ...

„...Einige Sekunden lang tastete Nora ihr Gesicht mit den Augen ab. Die Lippen waren trocken und aufgesprungen, die helle Haut um die Augen durchscheinend und zerknittert von von Müdigkeitsfältchen. Sie schien wie ein Gefäß aus hauchdünnen Porzellan, dass jeden Moment von der zähen Masse aus schwarzer Panik, die es erfüllte, bersten konnte...“

Der 9jährige Lasse und seine kleine Schwester Livia sind in einem Container eingesperrt. Sie warten auf Hilfe. Es sind die Kinder von Justus Stein, einem reichen Reeder. Doch auch nach 48 Stunden gibt es noch keine Lösegeldforderung. Vom BKA Berlin wird Nora zur Aufklärung dem Fall nach Hamburg geschickt.
In Hamburg arbeitet Johan als Psychologe bei der Polizei. Er wird außerdem als Dozent eingesetzt. Seine Freundin hatte ihn gebeten, auf den Außendienst zu verzichten. Im letzten Fall hatten Nora und Johan zusammengearbeitet.
Die Autorin hat einen fesselnden und vielschichtigen Krimi geschrieben. Die Handlung hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Das obige Zitat beschreibt den ersten Eindruck, den Nora von Krystina Stein hat, der Mutter der Kinder.
Die Personen werden gut charakterisiert. Nora wird immer wieder von einem Kindheitstrauma eingeholt. Was wirklich passiert ist, erfahre ich im Laufe des Geschehens. Trotzdem geht sie professionell an ihre Arbeit. Erfolg ist ihr wichtig, nicht um des Erfolges willen, sondern um die Kinder zu retten. Dabei hält sie sich nicht immer an die gesetzlichen Regeln. Wenn sie es für wichtig erachtet, überschreitet sie auch Grenzen.
Das Ehepaar Stein wirkt sehr gegensätzlich. Obwohl Krystina eine intelligente Frau ist, die einen Doktortitel hat, ordnet sie sich ihrem Mann unter. Justus Stein erscheint emotionslos und selbstherrlich. Und sie trauen sich gegenseitig nicht. Für Nora ergibt sich die folgende Frage.

„...Und was, wenn die emotionale Lähmung und der Kleinkrieg daher rührten, dass beide Eltern nicht wahrhaben wollten, dass tatsächlich Fremde ihre Kinder in der Gewalt hatten?...“

Der hohe Spannungsbogen wird auch durch die kurzen Kapitel und die schnell wechselnden Handlungsorte erreicht. Ab und an ermöglicht mir die Autorin einen Blick auf die Kinder. Es wird dadurch deutlich, wie sehr die Zeit eilt. Für die Ermittler ist die Lage kompliziert. Nora bleibt nur das Gespräch mit der Familie und ihren Bekannten. Da kein Lösegeld gefordert wird, bleibt das Motiv der Entführung lange im Dunkeln.
Fesselnd finde ich auch die Diskussion von Johan mit den Studenten. Anhand von Fallbeispielen fordert er sie heraus. Dabei schildert er ihnen einen aktuellen Fall. Ein Mann wurde durch Gas getötet. Der Tote war ein russischer Ex-Zuhälter, der nie für seine Taten verurteilt wurde. Die Studenten kommen schnell auf wesentliche Punkte. Einer davon lautet.

„...Er sollte aufhören zu existieren, weil dann seine Taten auch aufhören zu existieren...“

Zwei Themen dominieren das Geschehen: Zwangsprostitution und Drogenhandel. Wie darein allerdings die Entführung der Kinder passt, zeigt sich erst am Ende des Geschehens.
Die Autorin versteht es, tief in die Psyche ihrer Protagonisten einzudringen. Dadurch werden deren Taten nachvollziehbar. Das betrifft nicht nur die Familie Stein, sondern auch einige Protagonisten, die ich in meiner Rezension bewusst außen vor gelassen habe, da ich sonst zu viel von der Handlung verraten würde.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat unterschwellig einen sehr aktuellen Bezug.

Veröffentlicht am 25.02.2019

Wenn der Algorithmus das Leben regiert

Der Würfel
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„...Er wollte sich selbst und sein Umfeld beweisen, dass beides möglich war: die Menschen, die sich für ein Leben mit dem Würfel entscheiden, nicht zu verlieren und sich zugleich treu zu bleiben. Er wollte ...

„...Er wollte sich selbst und sein Umfeld beweisen, dass beides möglich war: die Menschen, die sich für ein Leben mit dem Würfel entscheiden, nicht zu verlieren und sich zugleich treu zu bleiben. Er wollte ganz normal und zufrieden leben, aber ohne Scham in den Spiegel blicken können. Dieser schmale Grat schien immer noch der beste Weg für ihn zu sein...“

Taso lebt in der nahen Zukunft. Das Leben in Deutschland hat sich grundlegend verändert. Es wird von einem Algorithmus gesteuert, der sich „der Würfel“ nennt. Die Mehrheit der Menschen hat sich mit dessen Existenz abgefunden und arrangiert. Es gibt für jeden ein Grundeinkommen. Bezahlt wird mit den persönlichen Daten. Die Datensurfer sind allgegenwärtig. Eine Gruppe Menschen lehnt sich dagegen auf. Sie sind Offliner. Einige leben in extra dafür eingerichteten Enklaven, Humaning genannt. Dort entscheiden sie unabhängig vom Würfel über ihr Leben.
Der 28jährige Taso ist einer der wenigen, die einen dritten Weg gehen. Das ist schon familiär bedingt. Er möchte weder seine Eltern, die Offliner sind, noch seinen Bruder, der den Würfel befürwortet, verlieren. Genauer erfasst seine Einstellung das Eingangszitat. Taso gilt als Gaukler. Er ist für den Würfel nicht berechenbar, weil er sein Leben dem Zufall unterwirft. Mit den Würfeln seiner Kindheit entscheidet er jeden Morgen, wie er sich kleidet. Das sieht für Außenstehende dann meist chaotisch aus. Außerdem hat er dafür gesorgt, dass der Würfel keinen Einblick in seine Wohnung hat. Allerdings zahlt er einen hohen Preis. Der berufliche Aufstieg ist unmöglich und im Alltag ist er einsam.
Dann erscheint Dalia. Die junge Frau ist aus ihrem religiösen Elternhaus und dem Humaning geflohen. Sie möchte leben und die Annehmlichkeiten, die der Würfel bietet, genießen. Für Taso stellt das eine völlig neue Herausforderung dar.
Der Autor hat eine spannende und abwechslungsreiche Gesellschaftsstruktur kreiert. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.Das liegt auch da dran, dass manche der Zukunftsvisionen schon erschreckend möglich klingen. Wenn von Soulbook die Rede ist, stellen sich bei mir als Leser sofort Assoziationen ein. Das gilt für weitere Dinge im Lande der Zukunft.
Leider muss ich sagen, dass mir weder das Leben unter den Würfel, noch das in den Humanings zusagt. Ersteres nimmt den Menschen jede freie Entscheidung ab und suggeriert ihm, wie er sich zu verhalten hat. Je mehr persönliche Daten vom Einzelnen öffentlich zugänglich gemacht werden, um so höher ist dessen Lebensstil. Am Beispiel von Dalia allerdings wird deutlich, dass auch die Humanings keine Freiheit bedeuten, sondern die Gefahr diktatorische Strukturen in sich bergen.
Sehr gut kommt im Laufe der Geschichte Tasos schwankendes Verhalten zum Tragen. Das Leben als Gaukler hat ihn zermürbt. Sowohl sein Bruder, als auch der Widerstand versuchen, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Nicht jede seiner Entscheidungen ist wohldurchdacht.
Was mir fehlt, sind nähere Angaben zum Algorithmus und seinem Wirkungsprinzip.
Zu den stilistischen Feinheiten und Höhepunkten gehören für mich die ausgefeilten Diskussionen. Die zwischen Hugo Faber und Mark Finder, zwei Gegenpolen, bleibt allerdings im Ansatz stecken. In den Gesprächen mit Dalia versucht Taso, seine Befindlichkeiten zu erläutern. Er kommt aber nicht gegen den Lebenshunger und die Naivität der jungen Frau an. Das wichtigste Gespräch ist das zwischen Taso und Emma, der menschlichen Inkarnation des Würfels. Dabei werden haarscharf Argumente und Gegensätze gegeneinander ausgetauscht. Hier kommt Emmas Part:

„...Ihr wart nie selbstbestimmt, Taso. Nicht irgendein Selbst, sondern eure Erfahrungen und eure körperliche Verfassung bestimmen euer Verhalten. Wärt ihr nicht so berechenbar, könnte ich nichts vorhersehen...“

Es geht um Manipulation, Meinungsmache und geschickte Steuerung des gesellschaftlichen Lebens. Der Widerstand ist anfangs gespalten. Friedliche Gespräche und Gewalt sind die beiden Seiten, die sich finden müssen. Erschütternd ist, dass Gruppen im Widerstand Methoden nutzen, die sie beim Würfel verteufeln.
Im Laufe der Handlung nehmen die Spannungen zwischen Kubisten, also Anhängern des Würfels, und dem Widerstand zu. Die Mehrheit will die Rechte der Minderheit beschneiden.
Das Ende lässt eine Reihe von Fragen offen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das Szenarium weist eine mögliche Wahrscheinlichkeit auf, ist fesselnd erzählt und macht nachdenklich.

Veröffentlicht am 25.02.2019

Ein etwas anderes Hundebuch

Bleib an meiner Seite
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„...Viele Leute, die es gut meinen, verhalten sich trotzdem sonderbar, wenn sie mit Krankheit konfrontiert werden. Hannah dagegen war einfach sie selbst, und das war für Joni und mich sehr tröstlich...“

Der ...

„...Viele Leute, die es gut meinen, verhalten sich trotzdem sonderbar, wenn sie mit Krankheit konfrontiert werden. Hannah dagegen war einfach sie selbst, und das war für Joni und mich sehr tröstlich...“

Der Autor und seine Frau Joni sind Hundefans. Noch als der Golden Retriever Charlie bei ihnen lebt, nehmen sie einen Hundewelpen auf. Hannah war ein fuchsroter Labrador.
Der Autor hat ein besonderes Hundebuch geschrieben. Einerseits erfahre ich, wie die Familie das Zusammenleben mit Hannah bis zu ihrem Tod genießt, andererseits zieht der Autor aus dem verhalten des Hundes Schlussfolgerungen für sein Glaubensleben. Das Buch ist in 23 Kapitel gegliedert. In den ersten 14 Kapiteln geht es um Hannah, danach um Maggie.
Jedes Kapitel beginnt auf der einen Seite mit passenden Fotos der Hunde, rechts steht das Thema und ein Zitat. Eines davon lautet:

„..Man muss schon ein echte Fiesling sein, um von einem Hund abgelehnt zu werden...“

Danach folgt, kursiv gesetzt, ein Ausschnitt aus dem Tagebuch des Autors, bevor die eigentlichen Ausführungen beginnen.
Kurz nachdem Hannah in die Familie aufgenommen wurde, erfährt Joni von ihrer Krebserkrankung. Sehr detailliert wird dargestellt, wie die Hündin ihr bei der Bewältigung der Probleme eine Hilfe wurde. Das Eingangszitat stammt aus diesem Abschnitt.
Nachdem Joni die Krankheit überwunden hat, wird bei Hannah Krebs diagnostiziert. Die aussage des Tierarztes lautet:

„... Hannah weiß nicht, dass sie krank ist. Hunde haben keine Angst vor dem Tod; sie leben im Hier und Jetzt. Genießen Sie jeden Moment mit ihr...“

Aber, wie schon gesagt, sind die Erlebnisse mit dem Hund nur eine Seite der Geschichte. Tiefgründig setzt sich der Autor mit dem Glaubensleben auseinander. Gerade am Beispiel von Hannah stellt er die Frage, wie es denn mit der Zufriedenheit in unserem Leben aussieht. Findet das Leben im Hier und Jetzt statt? Warum fragen wir, warum uns ein Unglück geschieht, und nicht, womit wir Gottes Segen verdient haben? Folgender Ratschlag ist wichtig:

„...Verpasse niemals einen Augenblick der Freude...“

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Das liegt an dem gekonnten Wechsel zwischen beschreibenden und analysierenden Elemente. Eingeflochten sind eine Vielzahl von Bibelzitaten.Die behandelten Themen stecken ein weites Feld ab. Es geht um vertrauen, um die Frage nach dem Tod, um sanfte Korrekturen in unserem Leben durch Gottes Führung und immer wieder um uneigennützige Liebe und Gnade.
Natürlich gibt es bei allem Ernst auch humorvolle Stellen. Dazu gehört das fiktive Gespräch des Autors mit Jesu. Hiervon hätte ich mir noch ein paar mehr gewünscht. Aus dem Tagebuch stammt folgendes Zitat:

„...Sollten die städtischen Versorgungswerke noch nach einer weiteren Energiequelle sorgen, sollten sie sich das Schwanzwedeln von Labrador Retrievern zunutze machen. Denn ich glaube, Hannah könnte gut ein kleines Haus mit Energie versorgen, wenn ihr Schwanz vor Aufregung zu wedeln beginnt...“

Auch biblische Gleichnisse werden gekonnt einbezogen, zum Beispiel das vom Weinstock und den Reben. Ganz nebenbei erfahre ich viel Wissenswertes über Hundehaltung.
Ein Nachwort, einige Gedenkworte für Sadie, Hannahs beste Hundefreundin und Anmerkungen ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Wer allerdings ein normales Hundebuch erwartet, ist hier falsch. Man sollte wissen, dass einen der Autor tief in den christlichen Glauben und seine Schlussfolgerungen für das ganz persönliche Leben führt.

Veröffentlicht am 24.02.2019

Mord auf den Campingplatz

Campermord in Bensersiel. Ostfrieslandkrimi
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„...Heute brauchte Gernot doch ausnahmsweise mal etwas Stärkeres, um seine Wut herunterzuspülen. […] Dann mischte er einen Grog nach echt hanseatischen Rezept: Wasser kann, Zucker darf und Rum muss...“

Auf ...

„...Heute brauchte Gernot doch ausnahmsweise mal etwas Stärkeres, um seine Wut herunterzuspülen. […] Dann mischte er einen Grog nach echt hanseatischen Rezept: Wasser kann, Zucker darf und Rum muss...“

Auf dem Campingplatz beginnt die Saison. Seit einigen Jahren treffen sich drei Rentnerpärchen, die ihre Wohnwagen in Form einer Wagenburg stellten. Das waren Familie Köper aus Leipzig, Familie Brettfeld aus Bonn und Jan mit seiner Frau aus der Nähe von Bad Mergentheim. Heute gesellt sich Gernot zu ihnen. Er arbeitet als Kellner in der nahe gelegenen Gaststätte. Wenige Tage später wird Gernots Leiche im Hafenbecken gefunden. Der Fall wird den Kommissaren Bert Linnig und Nina Jürgens übertragen.
Der Autor hat erneut einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil passt sich gekonnt dem Geschehen an. So wird das Zusammenleben auf dem Campingplatz sehr gut wiedergegeben. Bert und Nina werden von den drei Pärchen gleich mit offenen Armen aufgenommen. Sie erzählen ihnen, was sie beobachtet haben.
Der Tote hat nichts anbrennen lassen. Häufig hatte er in seinem Wohnwagen Frauenbesuch. Dazu gehörte auch Anna. Ausgerechnet am Todestag von Gernot ist auch Anna verschwunden. Durch Zufall war ihr Mann an dem Tag auf den Campingplatz und zeigt ihr Ausbleiben an. Gibt es einen Zusammenhang zwischen beiden Fällen?
Die Ermittlungen führen Bert und Nina immer wieder auf den Campingplatz. Hier scheinen die Fäden zusammenzulaufen. Einerseits geht es um Eifersucht, andererseits hat Gernot eine Vergangenheit als Drogenhändler. Könnte diese ihn eingeholt haben?
Ab und an ist ein feiner Humor spürbar. Obiges Zitat ist eine Beispiel dafür.
Doch dann bekommt Bert zu spüren, dass hinter den Fällen noch mehr stecken könnte. Eine übergeordnete Behörde hatte Gernot ebenfalls im Blick. Manuel Reiter, Annas Mann, bringt das auf den Punkt.

„...Nennt man das 'Die Linke weiß nicht, was die Rechte tut?` […] Wohl ein weltweit verbreitetes Phänomen in Sicherheitsbehörden...“

Die Handlung wird in zwei Strängen erzählt. Einerseits begleite ich als Leser die Polizisten bei ihren Ermittlungen, andererseits erfahre ich, was in dieser Zeit mit Anna geschieht. Dabei fällt der ungebrochene Lebensmut der jungen Frau und ihre Eigeninitiative auf. Zwischendurch darf ich einen Blick in ihre nicht einfache Kindheit werfen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das liegt nicht nur an der spannenden Handlung, sondern an der Vielschichtigkeit des Geschehens. Dazu gehört, dass auch ein Thema behandelt wird, dass unter anderen bei Militärangehörigen eine Rolle spielt: posttraumatische Belastungsstörung und ihre Folgen.