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Veröffentlicht am 19.01.2024

Entscheidungen in schwierigen Zeiten

Dietrich Bonhoeffer: Ein Lehrstück vom Widerstand in zwei Akten
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„...Als Beteiligter im Widerstand gegen das Hitlerregime: War der Theologe Dietrich Bonhoeffer eine Held oder ein Heiliger?...“

Diese Frage steht am Anfang des Prologs, der von Bernd Wannenwetsch verfasst ...

„...Als Beteiligter im Widerstand gegen das Hitlerregime: War der Theologe Dietrich Bonhoeffer eine Held oder ein Heiliger?...“

Diese Frage steht am Anfang des Prologs, der von Bernd Wannenwetsch verfasst wurde. Auf Fast 30 Seiten legt er dabei seine Ansicht der Dinge dar. Dann folgt ein Personenverzeichnis und ein kurzes Inhaltsverzeichnis des Theaterstücks.
Dass Theaterstück selbst spielt in zwei Zeitebenen. Eine beschränkt sich auf den 8. April 1945. An diesem Tag wurde das Todesurteil gesprochen. In diesem Teil geht das Gespräch vor allem zwischen Bonhoeffer und seinem Wärter. Allerdings haben mich hier einige Aussagen irritiert. In den Gesprächen geht es um Schuld und Verantwortung, aber auch um den Glauben. Das folgende Zitat passt nicht in die sonstigen Schriften Bonhoeffers.

„...Was hätte ich dir von Gott erzählen wollen? Was hättest du hören wollen? ...“
Der zweite Handlungsstrang beginnt Ende der 30er Jahre mit der Aufnahme von Bonhoeffer in den Widerstand an der Seite seines Schwagers und endet mit der Verhaftung von beiden.

„...Wir brauchen dich. Wir brauchen deine Hilfe. Es könnte für viele Menschen von großer Bedeutung sein...“

Hier wird der Frage nachgegangen, ob ein Mord aus moralischen Gründen gerechtfertigt ist. Gleichzeitig werden einige Stationen des Widerstands thematisiert. Es kommt zu Gesprächen zwischen Bonhoeffer und seinem Schwager Hans, aber auch mit zwei SS – Leuten.
Das Stück hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie menschliche Entscheidungen in schwierigen Zeiten abgewogen werden.

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Veröffentlicht am 18.01.2024

Zwischen Träumen und Wirklichkeit

Was die Dünen verheißen. Die St.-Peter-Ording-Saga
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„...Die Nachmittagssonne strahlte von einem nahezu wolkenlosen Himmel, der so tiefblau war, als hätte ihn jemand mit dem Tuschkasten gemalt. Auf den Dünen wiegte sich der blühende Strandhafer rauschend ...

„...Die Nachmittagssonne strahlte von einem nahezu wolkenlosen Himmel, der so tiefblau war, als hätte ihn jemand mit dem Tuschkasten gemalt. Auf den Dünen wiegte sich der blühende Strandhafer rauschend im auffrischenden Wind...“

Mit diesen stimmungsvollen Zeilen beginnt der zweite Teil der St. - Peter – Ording – Saga. Obwohl ich Teil 1 nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.
Der Schriftstil ist locker und leicht. Er spiegelt die Unbeschwertheit der jugendlichen Protagonisten, aber auch die Zeitverhältnisse gut wider.
Wir schreiben das Jahr 1978. Die 17jährige Julia Hansen spielt mit den Gedanken, die Schule zu verlassen und sich als Stewardess bei der Lufthansa zu bewerben. Dafür haben weder ihr Zwillingsbruder Achim noch ihr Vater Verständnis. Julia fühlt sich auf der Insel eingeengt. Sie möchte die Welt sehen. Ihre Tante, die in Paris lebt, redet ihr zu.

„...Das Zeug hättest du. Die Lufthansa wird bestimmt entzückt sein, wenn du dich bewirbst. Ein hübscheres Mädchen als dich habe ich noch auf keinem Laufsteg gesehen...“

Achim dagegen bereitet sich auf die Leitung des Strandhotels vor. Er wird bald heiraten, denn seine Freundin ist schwanger.

Dann lernt Julia den 21jährigen Fotografen Björn kennen. Der Mann geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie behauptet allerdings ihm gegenüber, dass sie volljährig ist. Trotzdem bewirbt sie sich bei der Lufthansa. Auch dort sorgt sie dafür, dass ihr wahres Alter nicht bekannt wird. Beim Umgang mit der Wahrheit ist sie auch in anderen Situationen sehr kreativ. Außerdem kommt sie mir ein bisschen naiv vor.
Ihre Mutter Sabine besucht in Gelsenkirchen die Eltern und nimmt gleichzeitig an der Eröffnung des Reisebüros ihrer Schwester Karin teil. Sie vermittelt dort Julia für die Zeit der Ferien ein Praktikum. Die Stadt ist für die junge Frau ein völlig neues Erlebnis. Solche Menschenmassen wie auf der Kirmes kennt sie nicht mal in der Urlaubszeit auf ihrer Insel.
Dann aber zwingen einige Familienereignisse Julia, ihre Lebensplanung neu zu überdenken. Wie wird sie sich entscheiden?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist realistisch und thematisiert die unterschiedlichen Facetten des Lebens.

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Veröffentlicht am 12.01.2024

Nichts ist, wie es scheitn

Die Tote am Lago Maggiore
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„...Es versprach, ein schöner Maitag zu werden. Vom Unwetter der vorangegangenen Nacht war nichts mehr zu spüren...“

Noch ahnt Matteo, der vor kurzem die Fleischerei seiner Eltern übernommen hat, nicht, ...

„...Es versprach, ein schöner Maitag zu werden. Vom Unwetter der vorangegangenen Nacht war nichts mehr zu spüren...“

Noch ahnt Matteo, der vor kurzem die Fleischerei seiner Eltern übernommen hat, nicht, dass dieser Tag unangenehme Überraschungen für ihn bereit hält.
Der Autor hat einen abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er wechselt gekonnt zwischen Ermittlungsarbeit und den Blick in die lokalen Gegebenheiten.
Matteo erfährt, dass seine Freundin Gisella tot aufgefunden wurde. Die Polizei geht von einem Badeunfall aus. Matteo ist skeptisch. Als ehemaliger Polizeipsychologe weiß er, wie schnell man sich irren kann.
Matteo nimmt die Ermittlungen selbst in die Hand. Ab und an hat er dabei Kontakt zu Kommissarin Nina Zanetti.
Sehr gut wird die Landschaft am Lago Maggiore beschrieben. Auch die Eigenheiten der Bewohner kommen nicht zu kurz.

„...Dabei war die Regel eigentlich einfach: Hier am Westufer des Sees , das zum Piemont gehörte, hielt man zu Juventus, drüben auf der anderen Seite, in der Lombardei, zu Inter, oder noch schlimmer, zum AC Mailand...“

Matteos Nachforschungen führen ihn nach Mailand. Dort war seine alte Arbeitsstätte. Ab und an wird angedeutet, dass es auch berufliche Gründe gab, weswegen Matteo in den Ort seiner Kindheit zurückgekehrt ist. Leider wird das nie genauer thematisiert.
Matteo beschreibt sich selbst so:.

„...Wenn er das Leben fremder Menschen betrachtete, hatte er mit einigen Sätzen, wie mit ein paar zarten Pinselstrichen, eine Situation entschärfen, eine emotionale Zwangslage auflockern können. Wenn es jedoch um sein eigenes Leben ging, um Menschen, die ihm etwas bedeuteten, war er stumm...“

Einer, dem Matteo verdächtigt hat, verunglückt bei einem Autorennen tödlich. Also nimmt Matteo dessen Freunde ins Visier. Dabei kommt er illegalen Geschäftspraktiken mit Flüchtlingen auf die Spur. Auch Korruption im großen Stil spielt eine Rolle. Hat das aber was mit Giselles Tod zu tun?
Der Krimi hat mir gut gefallen. Er war geschickt gestrickt.

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Veröffentlicht am 02.01.2024

Lädt zum Schmunzeln ein

Lieber gut drauf, als schlecht dran
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„...An das ZDF: Vielen Dank für Ihre Wettervorhersage, wir sind gerade dabei, die 20-30 cm heiter bis wolkig aus dem Keller zu pumpen...“

Der Autor Ludwig Hindelang hat über Jahre Sprüche, Witze und Volksweisheiten ...

„...An das ZDF: Vielen Dank für Ihre Wettervorhersage, wir sind gerade dabei, die 20-30 cm heiter bis wolkig aus dem Keller zu pumpen...“

Der Autor Ludwig Hindelang hat über Jahre Sprüche, Witze und Volksweisheiten gesammelt und in diesem Büchlein in 25 Kapiteln veröffentlicht. Vieles davon ist in Allgäuer Mundart, aber da muss man als Leser durch. Ab und an zeugt auch der Inhalt eines Spruches für dessen Herkunft.

„...Im Beichtstuhl: Ein Preuße beichtet: „Ich bin ein Preuße, ist das eine Sünde?“ Darauf der Beichtvater: „Sünde ist es keine, aber bereuen würd` ich trotzdem.“...“

Nichts Menschliches ist dem Autor fremd. Fast alles findet seine Erwähnung im Buch, sei es Essen und Trinken, Bauer und Knecht, das Alter und das Handwerk.
Auch Sinnsprüche und verdrehte Sprichwörter fehlen nicht.

„...Takt besteht darin, zu wissen, wie weit man zu weit gehen darf...“

Der Inhalt des Büchleins hat mich prächtig unterhaten, auchwenn mancher Spruch nicht neu war.

Veröffentlicht am 01.01.2024

Ein leises Buch

Aufs Meer hinaus
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„...Bisher unterschied sich Berthas Leben nicht wesentlich von dem Leben anderer Kinder in Haugesund. Sie war mutterlos, seit der Geburt, die auch ihre kleine Schwester das Leben gekostet hat...“

Wir ...

„...Bisher unterschied sich Berthas Leben nicht wesentlich von dem Leben anderer Kinder in Haugesund. Sie war mutterlos, seit der Geburt, die auch ihre kleine Schwester das Leben gekostet hat...“

Wir schreiben das Jahr1873. Berha träumt davon, ihren Heimatort zu verlassen. Sie beobachtet, wie die Schiffe auf das Meer segeln.
Die Autorin hat einen eher leisen historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen aus Norwegen, die es schaffen, die ersten Reederinnen zu werden. Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet.
Als Bertha aus Anlass ihrer Konfirmation ein Kleid in einem Laden bekommt, trifft sie auf Hanna. Die Verkäuferin beeindruckt sie durch ihr männliches Auftreten.
Einige Jahre später tritt Bertha eine Stellung in einem Geschäft in der Bergarbeiterstadt Karmoy an. Sie fühlt sich sofort wohl.

„...Eine eigene Kammer, ohne andere Betten oder Matratzen! Sie fuhr mit der Hand über das Kopfende des schmalen Bettes, das an der Wand stand...“

Hier sieht sie Hanna wieder. Die aber ignoriert sie. Dann aber hilft Bertha Hanna, die von Männern belästigt wird. Zwischen beiden entwickelt sich ein Freundschaft. Während Hanna sehr geschäftstüchtig und selbstbewusst ist, verhält sich Bertha eher zurückhaltend und vorsichtig. Es dauert eine Weile, bis sie begreift, dass ihr Hanna mehr als eine Freundin ist. Vor der Öffentlichkeit allerdings halten sie ihre Beziehung bedeckt.
Die Autorin versteht es, durch behutsame Wortwahl darzustellen, wie schwierig es war, als unverheiratete Frauen inmitten einer konservativen Welt zu leben. Anfeindungen bleiben nicht aus.
Nach dem Tode von Berthas Arbeitgeber kaufen die Frauen dessen Ladengeschäft. Er hat es sich so gewünscht und die Wege dafür geebnet. Doch mit dem Niedergang des Bergbaus müssen auch die beiden Frauen neue Wege gehen. Nachdem sich entsprechende geschäftliche Erfolge am neuee Standort eingestellt haben, kaufen sie ihr erstes Schiff.
Das Buch zeugt von exakter Recherche der Biografien. Das zeugen die vielen Feinheiten, die in der Handlung enthalten sind.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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