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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2018

Spannender historischer Krimi

Die Meisterbanditin
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„...Deine Schwester muss zusehen, dass sie irgendwo unterkommt, wo man sie haben will. Wählerisch kann sie nicht sein...“

Als die 17jährige Marie erfährt, dass Bartholomäus die Tochter eines Pferdebauern ...

„...Deine Schwester muss zusehen, dass sie irgendwo unterkommt, wo man sie haben will. Wählerisch kann sie nicht sein...“

Als die 17jährige Marie erfährt, dass Bartholomäus die Tochter eines Pferdebauern heiraten wird, bricht für sie die Welt zusammen. Sie ist die Tochter eines Kleinbauern und muss sich nun eine Arbeit suchen. Außerdem hat sie im Dorf ihr Gesicht verloren. Die Worte der Mutter im Eingangszitat klingen heftig, doch Marie ist nun ein überflüssiger Esser. Die Hochzeit mit Bartholomäus wäre ein gesellschaftlicher Aufstieg gewesen. Marie geht zur Burg der Gutsherrin Wilhelmine von Grävenitz und wird dort als Küchenmädchen eingestellt. Der Jäger, dem sie sich verweigert, beschuldigt sie des Diebstahls. Um den Pranger zu entgegen entscheidet sich Marie, das Angebot von Wilhelmine anzunehmen und als Spionin in einer Schaustellertruppe zu arbeiten.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben.
Wilhelmine von Grävenitz ist die Mätresse des Herzogs von Württemberg. Gleichzeitig ist sie als Landhofmeisterin für die Geschicke des Landes verantwortlich. Allerdings hat sie sich eine Menge Feinde gemacht. Insbesondere die Herzogin lässt nichts unversucht, um sie los zu werden.
Der Schriftstil des Buches ist ausgereift und lässt sich angenehm lesen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Marie ist mit mehreren Brüdern aufgewachsen und hat gelernt, sich zu wehren. Das sollte ihr in Zukunft zugute kommen. Bartholomäus` Verrat allerdings hat sie hart getroffen. Der Abschied von der Heimat fällt ihr nicht leicht, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Das Dorf war ihre einzige Heimat, die sie kannte. Obwohl sie nichts sehnlicher gewünscht hatte, als frei zu sein, fühlte es sich unvermittelt an, als laste ein Stein auf ihren Herzen...“

Das dörfliche Leben und dessen Zwänge werden an Maries Schicksal deutlich. Aber auch das Leben bei Hofe hat seine Schattenseiten. Die Mägde sind Freiwild. Verrat und Intrige sind an der Tagesordnung.
In der Schauspieltruppe zeigt sich Marie talentiert. Allerdings hat sie auch dort eine Feindin, die durch Marie ihre Stellung beim Besitzer der Bühne wanken sieht. Überrascht war ich, dass es zur damaligen Zeit schon Drehbühnen gab.
Das Leben auf der Straße war nicht einfach. Es galt, die Platzgebühr wider einzuspielen. Lustige und derbe Stücke waren an der Tagesordnung. Die Leute wollten zum Lachen gebracht werden. Manchmal musste das Zelt vor der Stadt aufgebaut werden. Andere Orte stellten einen Saal zu Verfügung.
Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus. Marie ahnt nicht, dass der Auftrag von Wilhelmine lebensgefährlich werden kann.
Im Nachwort trennt die Autorin Fiktion von Realität.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Katis neuer Fall

Kati Küppers und der entlaufene Filou
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„...Natürlich beherrschte Kati die rheinische Taktik in Perfektion. Sie spielte der Reihe nach die Trümpfe Gesundheit, Familie und Wetter aus und kam meist über die Zuständigkeit des Tagesheiligen auf ...

„...Natürlich beherrschte Kati die rheinische Taktik in Perfektion. Sie spielte der Reihe nach die Trümpfe Gesundheit, Familie und Wetter aus und kam meist über die Zuständigkeit des Tagesheiligen auf ihr konkretes Anliegen...“

Kati Küppers beseitigt in der Kirche die Hinterlassenschaft von Wollläusen. Plötzlich kommt ein Hund und schlabbert das Seifenwasser. Kati stellt ihm sauberes Wasser hin. Er folgt ihr bis in die Wohnung. Filou, so heißt der Hund laut Halsband, und Jo, Katis Mann, finden Gefallen aneinander.
Während Kati sich am nächsten Tag in Siegburg mit ihrer besten Freundin Biggi, Professorin für Entomologie, trifft, gehen Jo und Filou im Wald spazieren. Dabei gräbt der Hund einen Toten aus.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Natalie, Biggis Nichte und Rechtsmedizinerin, bittet Biggi in dem Fall um Unterstützung. Damit ist – logischerweise – auch Kati dabei.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Gut wird aufgezeigt, wie es Kati immer wieder gelingt, die Leute zum Reden zu bringen. Darauf bezieht sich auch das Eingangszitat. Ihr Verhältnis zu Kommissar Rommerskirchen, der im gleichen Haus wohnt, ist allerdings angespannt. Der kann nämlich fremde Einmischungen überhaupt nicht vertragen. Außerdem hat er seine eigene Sicht auf die Dinge. Das klingt dann so:

„...Heute kämpft jeder jeden Tag ums Überleben – und sei es nur an der Spielkonsole. […] Und nur weil sie, liebe Frau Küppers, noch an das Gute glauben, darf die Meute aus dem Dorf bei mir nicht mit Welpenschutz rechnen...“

Ausführlich und mit viel Humor wird das Dorfleben beschrieben. Dabei werden allerdings auch ernste Themen gestreift. Die Zustände im örtlichen Seniorenstift lassen zu wünschen übrig.
Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Die Identität des Toten bleibt lange im Dunkeln. Dafür scheint die Jugend das Ortes ein Geheimnis mit sich zu tragen.
Zu den positiven und in Erinnerung bleibenden Charakteren der Handlung gehört der Pater Remigius. Er versteht es auf besondere Weise, christliche Themen zu veranschaulichen und seinem Gegenüber das Gefühl zu geben, dass er willkommen ist. Hier darf er zu Wort kommen:

„...Für mich ist die Beichte das für die Seele, was das Duschen für den Körper ist...“

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin lässt mich einen Blick in die komplexen Verflechtungen der dörflichen Gemeinschaft werfen, macht mich mit der rheinischen Lebensart vertraut und ermöglicht mir, mit zu raten und zu rätseln. Ihre Protagonistin ist eine Frau mit einem großen Herz und einem festen Glauben, der nichts Menschliches fremd ist.

Veröffentlicht am 07.10.2018

Mira muss sich entscheiden

Die Fischerkinder. Im Auge des Sturms
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„...Es gibt eine Zeit zu leben und eine Zeit zu sterben. Chas` Zeit war noch nicht gekommen...“

Mira ist mit Chas auf der Flucht. Doch Chas geht es nicht gut. Darauf bezieht sich auch das obige Zitat. ...

„...Es gibt eine Zeit zu leben und eine Zeit zu sterben. Chas` Zeit war noch nicht gekommen...“

Mira ist mit Chas auf der Flucht. Doch Chas geht es nicht gut. Darauf bezieht sich auch das obige Zitat. Deshalb muss Mira in die Stadt Cem, um Nahrung und Verbandsmittel zu kaufen. Sie weiß, dass dies lebensgefährlich sein kann. Aber ihr besonderes Armband funktioniert noch. Ihre Eltern haben sie nicht als vermisst gemeldet.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Zukunftsroman geschrieben. Er schließt zeitnah an den ersten Teil an.
Im Vorgängerband hatte sich Mira den Fischerkinder angeschlossen. Das war eine christliche Untergrundbewegung, denn Glaube war im Lande verboten. Als sie verraten wurden, gelang Mira und Chas die Flucht. Das hatten sie Filip zu verdanken, der einer der Wächter des Regimes ist, aber auch Miras Freund. Ihm droht nun die Todesstrafe. Mira möchte das verhindern.
Die Geschichte lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Als Mira Urs und Bene trifft, die ebenfalls zu den Fischerkindern gehören, machen sie sich gemeinsam auf den Weg in die Hauptstadt. Dort finden sie Unterschlupf im Hauptquartier der Rebellen.
Der Schriftstil ist ausgewogen. Neben rasanten und fesselnden Szenen gibt es immer wieder Momente der Ruhe. Sehr detailliert wird das Leben im Untergrund beschrieben. Auch unter den Rebellen gibt es verschiedene Meinungen über den weiteren Weg. Nicht jeder ist über die Anwesenheit der Fischerkinder glücklich. Später sollte sich zeigen, dass einige der Rebellen sogar ihr eigenes Süppchen kochen. Hinzu kommt, das die Bedrohung durch das Regime zunimmt.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehören die ausgefeilten Diskussionen. So geht es um die Frage, welche Rolle im neuen Staat die Religion spielen soll. Edmund bringt das Thema auf den Punkt:

„...Ich würde immer von Jesus erzählen und dem, was ich glaube. Aber niemals würde ich sie dazu zwingen wollen, das Gleiche zu glauben. Das muss aus freiem Willen geschehen und nicht aus Zwang...“

Trotz allem Ernstes der Lage, die das Leben in Dunkelheit und Bedrohung mit sich bringt, klingt ab und an ein feiner Humor durch. Das zeigt sich insbesondere bei biblischen Problemen, wie das folgende Zitat beweist:

„...Also warum standen sie nicht alle fröhlich und erwartungsvoll an seinem Grab um ihn zu begrüßen?...“

Es geht dabei darum, dass Jesu seinen Jüngern vorausgesagt hatte, dass er am dritten Tag auferstehen werde.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt die Gefahren in einem Überwachungsstaat, aber auch die Schwierigkeiten, unterschiedliche Meinungen gelten zu lassen. Einige der technischen Spielereien sind erstaunlich aktuell.

Veröffentlicht am 06.10.2018

Geniale Geschichtsstunde

Land im Sturm
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„...Der junge Arnulf, Sohn eines Hufschmieds im Welschen, ahnt an jenem Sommerabend des Jahres 955 noch nicht, was ihm bevorsteht. […] Wir befinden uns in den Alpen, genauer gesagt: im unteren Inntal, ...

„...Der junge Arnulf, Sohn eines Hufschmieds im Welschen, ahnt an jenem Sommerabend des Jahres 955 noch nicht, was ihm bevorsteht. […] Wir befinden uns in den Alpen, genauer gesagt: im unteren Inntal, durch das die alte Römerstraße flussaufwärts bis Innsbruck führt […] Es ist Ende Juni, die Heumahd ist eingebracht.[...] An diesem Abend begeht die Dorfgemeinschaft wie jedes Jahr das Johannisfest. […] Und damit beginnt die Geschichte...“

Das Eingangszitat stammt aus dem kursiven Vorwort zum ersten Kapitel des Romans. Arnulf und Hedwig sind die Protagonisten dieses Teils. Doch nicht nur ihre Nachkommen darf ich durch tausend Jahre deutscher Geschichte begleiten.
Der Autor hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. In fünf Kapitel blättert er fünf Stationen deutscher Geschichte auf. Es beginnt mit dem Einfall der Ungarn und setzt sich fort mit dem Kampf gegen die Wenden im Jahre 1146. Danach folgen der Dreißigjährige Krieg, der Napoleonfeldzug und zum Schluss die Revolution im Jahre 1848.
Der Schriftstil ist ausgereift. Jedes Kapitel beginnt mit einer kursiven Einleitung, die auf das eigentliche Thema hinführt. Die geschichtlichen Zusammenhänge werden in ihrer Wirkung auf die Menschen ihrer Zeit dargestellt.
Im ersten Kapitel muss Arnulf aus seiner Heimat fliehen. Unterwegs trifft er auf Hedwig, die von ungarischen Söldnern vergewaltigt wurde und fliehen konnte. In Augsburg ist er Teil des Kampfes gegen die Ungarn. Treffender wie das folgende Zitat kann man die Befindlichkeit der Verteidiger nicht beschreiben:

„...Ganz gleich, wie tapfer sie sich gaben, die Angst ritt mit...“

Im zweiten Teil leben Arnulfs Nachkommen, die Brüder Arnulf und Gero, in Lümburg. Auch sie sind wieder Schmiede. Doch nach einer Auseinandersetzung in der Kneipe mit fremden Söldnern wird Schmiede und Haus ein Opfer der Flammen. Die Familie geht zur Schwester Irmgard nach Lübeck. Neben dem Leben in der Stadt wird hier auch der Handel über die Ostsee thematisiert. Wieder aber wird ein Krieg das Leben zerstören. Der erst 18jähige Heinrich, den man später Heinrich den Löwen nennen wird, plant einen Feldzug gegen die Wenden. Die aber sind schneller und machen Lübeck fast den Erdboden gleich. Auf die einheimische Bevölkerung nimmt keiner Rücksicht. Mord, Totschlag und Vergewaltigung sind an er Tagesordnung. Glücklicherweise konnte sich die Familie rechtzeitig in den Wald retten.Irmgard stellt angesichts der brennenden Stadt die richtige Frage.

„...Und deshalb müssen die armen Leute da drüben sterben? Nur damit er Adolf zeigen kann, was er für ein Kerl ist?...“

1647 befinden wir uns fast am Ende des Dreißigjährigen Krieges. Das Land ist ausgeblutet. Jeder kämpft gegen jeden und wechselt mal schnell die Seite, wenn der andere besser bezahlt. Hunger und Seuchen sind an der Tagesordnung. Ein junger Schmied kämpft in den Reihen von Ewalt von Billung. Der aber will sich nach einem gelungenen Husarenstück in die Heimat absetzen. Detailgenau beschreibt der Autor, auf welche Verhältnisse sie auf ihren Weg in den Norden treffen. Die Menschheit hat immer noch nichts dazugelernt. Wieder säumen die Folgen der Gräuel ihren Weg. Das folgende Zitat sieht die Lage sarkastisch.

„...Im Krieg ist es immer noch besser, ein Wolf zu sein als ein Lamm...“

Im Jahre 1813 steht eine junge Frau im Mittelpunkt der Erzählung. Sie ist die Tochter eines Schmiedes. Selbstbewusst geht sie ihren Weg. Mit Jakob, einem jüdischen Journalisten, diskutiert sie über die Zeitverhältnisse. Dann lernt sie Ewalt von Billung kennen. Er wirbt behutsam um sie. Doch Preußen wird gegen Napoleon in den Krieg ziehen. Hat ihre Liebe eine Zukunft?

Im letzten Teil begegne ich Hedwig und ihren Bruder Gero wieder. Beide haben die Gunst der Stunde genutzt und aus der einstigen Schmiede ein florierendes Industrieunternehmen gemacht. Jetzt aber werden die Zeiten härter, denn im Volk brodelt es. Hedwigs Sohn Ewalt ist Ingenieur und tüftelt an einer verbesserten Lokomotive. Im Gespräch mit Hedwig sieht Jakob fast vorausschauend in die Zukunft.

„...Diese Begeisterung für alles Deutsche und alles Nationale geht mir zu weit. Und dann wird gern über den Erbfeind Frankreich gefaselt, Germania und die Wacht am Rhein. Ich halte das für gefährlich...“

Interessant finde ich die Diskussionen zwischen Aaron, Jakobs Sohn, und Ewalt. Ewalt ist durchaus neuen Gedanken gegenüber aufgeschlossen und sich bewusst, dass er als zukünftiger Fabrikbesitzer Verantwortung für seine Arbeiter hat. Aaron genügt das nicht. Er träumt von der Herrschaft der Arbeiter.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Geschickt vermittelt der Autor anhand persönlicher Schicksale, wie grausam der Krieg ist. Über tausend Jahre hat er immer wieder in das Leben der Menschen eingegriffen, weil die Gier nach Macht und Reichtum die Triebkraft des Handelns war.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Ein besonderes Musikerduell

Als Bach nach Dresden kam
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„...Die allerleichtesten Genüsse fußen auf der allerschwersten Arbeit...“

Wir schreiben das Jahr 1717. Jean-Baptiste Volumier, Konzertmeister und Direktor der französischen Hofmusik in Dresden, wird von ...

„...Die allerleichtesten Genüsse fußen auf der allerschwersten Arbeit...“

Wir schreiben das Jahr 1717. Jean-Baptiste Volumier, Konzertmeister und Direktor der französischen Hofmusik in Dresden, wird von König August nach Brüssel geschickt, um Louis Marchand nach Dresden zu holen. Der gilt als begnadeter Musiker, ist aber wegen einige Skandale am französischen Hof in Ungnade gefallen. Volumier fürchtet um seine eigene Stellung. Da kommt ihm die Idee, in Dresden zwei Musiker gegeneinander antreten zu lassen. Er fährt nach Weimar und lädt Johann Sebastain Bach zu einem Musikerduell ein.
Der Autor hat einen feinsinnigen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte lässt sich angenehm lesen.
Der Schriftstil ist gehoben und ausgefeilt. Sehr gekonnt werden die Lebensweise und die musikalischen Fähigkeiten von Marchand und Bach gegenüber gestellt.
Marchand ist ein Lebemann. Er versteht es, die Frauen zu umgarnen und daraus Nutzen zu ziehen. Bach ist verheiratet und hat für eine große Familie zu sorgen.
Eines aber ist beiden gemeinsam. Sie wissen, was sie können und was sie demzufolge wert sind. Trotzdem unterliegt Bach mehr Zwängen als Marchand.
Der Autor stellt heraus, dass Bachs geniale Präzision auf Marchands Klangfülle treffen wird. Doch auch Bach beherrscht den französischen Musikstil.
Auf seinen Weg nach Dresden besucht Bach den Freiberger Dom. Dort wird gerade eine Orgel von Silbermann in Betrieb genommen. Bachs Meinung zur Orgel liest sich so:

„...Nichts auf dieser Welt fasziniert mich mehr als eine Orgel. Sie ist die komplizierteste Maschine unserer Zeit, die Königin der Instrumente, es gibt nichts Ebenbürtiges...“

Das Gespräch zwischen Bach und Volumier in Freiberg geht in die Tiefe. Sie reden nicht nur über Musik, sondern gleiten fast in philosophische Betrachtungen ab.
Volumier ahnt nicht im geringsten, welche Probleme er bei der Vorbereitung des Duells zu bewältigen hat. Minister Flemming ist dabei nicht gerade hilfreich. Der König allerdings ist von der Idee begeistert. Bachs erste Reaktion klingt so:

„...Ich spiele dem höchsten Gott zu ehren und zur inneren Erbauung des Hörers. Der gewöhnlichen Menschen Eitelkeit ist das Gegenteil dessen, was meine Musik verfolgt...“

Die Leichtlebigkeit des Dresdner Hofes widerspricht Bachs Wesen, Marchands Art aber kommt sie entgegen.
Im Nachwort trennt der Autor Fiktion von Realität.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich lerne Bach und seine Lebensansichten auf neue Art kennen. Gleichzeitig ist das Buch ein kurzes, aber aussagekräftiges Zeitgemälde.