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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2018

Nicht nur spannende Ermittlungen

Evie Blackwell - Tote Spuren
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„...Mir gefällt dieser Job, obwohl ich aufpassen muss, es nicht zu oft zu betonen.[...] Ich werde dafür bezahlt, dass ich eine Arbeit mache, die mir Freude macht. Dieses Glück sollte jeder haben...“

Commander ...

„...Mir gefällt dieser Job, obwohl ich aufpassen muss, es nicht zu oft zu betonen.[...] Ich werde dafür bezahlt, dass ich eine Arbeit mache, die mir Freude macht. Dieses Glück sollte jeder haben...“

Commander Frank Forster wird eine neue Task Force unterstellt, die sich um Vermisstenfälle kümmern soll. Zum Team gehören Evie Blackwell und David Marshal. Beide werden im gleichen Ort arbeiten. Während Evie sich um eine verschwundene Studentin kümmert, befasst sich David mit einem abgängigen Privatdetektiv.
Die Autorin hat einen spannenden Kriminalroman geschrieben. Das Besondere an der Geschichte ist einerseits, dass ich als Leser an den detaillierten Ermittlungen und Gedankengängen der Protagonisten teilnehmen darf, dass andererseits aber das Privatleben der beiden Ermittler einen zusätzlichen Akzent in der Handlung setzt.
Der Schriftstil ist ausgewogen. Anfangs stellt Sharon in ihrer Gedanken das Team vor, indem sie jeden vor ihren inneren Auge vorbeiziehen lässt.
Über große Strecken dominiert exakte Ermittlungsarbeit. Da die Fälle etliche Jahre zurückliegen, müssen Beteiligte neu befragt, alte Akten gelesen, analysiert und neu geordnet werden. Gut wird beschrieben, wie unterschiedliche Evie und David an ihre Aufgabe gehen. Beide Vorgehensweisen haben ihre Vorteile, aber auch Nachteile. Evie und David harmonieren gut miteinander, tauschen sich regelmäßig aus und lernen voneinander. Das Eingangszitat stammt von David, könnte aber auch aus Evies Mund gekommen sein, denn sie mag es ebenfalls, Rätsel zu lösen.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehören die fein ausgearbeiteten Gespräche. David ist mit einer berühmten Sängerin zusammen. Doch die Hochzeit lässt auf sich warten. David ist nach einem schweren Unfall zum christlichen Glauben gekommen. Seine Freundin lehnt den Glauben nicht ab, hat aber Probleme, an die Auferstehung Jesu zu glauben. Im Gespräch mit David sieht Evie das so:

„...Dir fällt das Glauben relativ leicht. Aber es gibt viele Menschen auf der Welt wie Maggie, für die es kein so einfach Schritt ist, die Wahrheit zu akzeptieren...“

Umfangreich erzählt David darüber, was er vor Auftritten alles tut, um Maggies Sicherheit zu gewähren. Auch das Haus, in dem die Sängerin leben will, gleicht einer Festung. Fans sind eben nicht nur begeisterte Musikliebhaber. Sie können zur Gefahr werden.
Evie ist mit dem Bankier Rob zusammen. Er tut ihr gut und gibt ihr Ruhe im ihrem stressigen Job. Trotzdem ist sich Evie innerlich nicht sicher, ob Rob der Richtige für sie ist. Dieses Mal findet David die passenden Worte:

„...Manchmal kommt die Liebe von alleine und manchmal ist sie die schwierigste Entscheidung, die ein Mensch im Leben trifft...“

Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass es Überschneidungen zwischen ihren Fällen gibt. Außerdem führen die Untersuchungen über die letzten Stunden der Studentin ins Musikleben.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich finde es gut, dass ich Schritt für Schritt in die Fälle einbezogen wurde. Gleichzeitig gehen die Gespräche zwischen Evie und David über Glaubensfragen in die Tiefe. Beide Protagonisten sind nicht nur begnadete Ermittler. Sie erhalten durch ihre Persönliche Lebensgeschichte, die sie im Rahmen der Handlung erzählen, ein Gesicht.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Zwei starke Frauen

Spielball des Schicksals
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„...Ich kann dazu nur sagen, dass ich jede Art von Aufständen und Kriegstreiberei hasse. Immer fallen nur die Unschuldigen.Warum können die Menschen sich nicht einigen und Frieden halten?...“

Das Buch ...

„...Ich kann dazu nur sagen, dass ich jede Art von Aufständen und Kriegstreiberei hasse. Immer fallen nur die Unschuldigen.Warum können die Menschen sich nicht einigen und Frieden halten?...“

Das Buch beginnt 2016. Der Autor Alexander von Waldheim wendet sich wegen einer Blutvergiftung an die Schiffsärztin. Er erzählt ihr, dass er einen Roman über seine Familiengeschichte schreibt. Dabei fällt der Name Tessa Taylor. Der aber gehört in die Ahnenreihe der Ärztin.
Dann wechselt die Geschichte ins Jahr 1862. Georg ist mit seinen Töchtern Camilla und Emily auf den Weg nach Deutschland. An seiner Seite ist die Tänzerin Tessa Taylor, seine Geliebte. Die Reise gleicht einer Flucht, denn nach dem Tode seiner Frau ging Georgs Fabrik bankrott. Die Schulden kann er nicht bezahlen. Da sich Georg nicht von Tessa trennen will und diese mit den Töchtern nicht zurecht kommt, schickt er Camilla und Emily zur Erziehung ins Kloster.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen zwei starke Frauen. Camilla und Tessa. Sie versuchen ihr Leben allein zu bewältigen, sind dabei aber nicht vor gravierenden Fehlern gefeit.
Ab und an wird die kursiv geschriebene Rahmenhandlung wieder aufgegriffen. Dann erhält die Ärztin die nächsten Seiten des Manuskripts zum Lesen.
Der historische Teil hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Hier erfahre ich abwechselt, wie das Leben von Camilla und Tessa verläuft. Gekonnt werden die historischen Ereignisse mit einbezogen. Während Tessa Georg verlässt und nach Paris geht, um ein eigenes Theater zu führen, gelangt Camilla nach ihrer Volljährlichkeit nach Berlin. Sie ahnt nicht, dass ihr Vater ebenfalls in dieser Stadt lebt.
Die Personen werden gut charakterisiert. Camilla ist eine begabte Schneiderin. Doch das Leben meint es nicht nur gut mit ihr. Alleinstehend und ohne kompetente Berater fällt sie eine fatale Entscheidung, als sie Paul von Waldheim kennenlernt. Der erste Eindruck des Barons von ihr liest sich so:

„...Ein Mädchen, das alle seine Sinne ansprach und sein Herz so bewegte, dass ihm der Atem stockte. […] Ein Wesen aus türkisfarbenen Tüll, das nicht aus Fleisch und Blut zu sein schien...“

Der junge Mann stammt aus wohlhabenden Haus, kann aber nicht mit Geld umgehen. Außerdem nimmt er es mit der Wahrheit nicht sehr genau.
Camillas Vater ist ein Lebemann. Er tut alles, um wieder zu Geld zu kommen. Recht und Gesetz stören ihn dabei nur.
Tessa hat einen Traum. Sie möchte eine berühmte Tänzerin werden und ein eigenes Theater betreiben. Sie schreibt eigene Tänze. Dafür ist sie bereit, durch die Tiefen des Lebens zu gehen.
Gekonnt werden die gesellschaftlichen Verhältnisse in die Geschichte integriert. Zu den stilistischen Höhepunkten gehört für mich das Gespräch von Camilla und Ferdinand Cohen-Blind auf einer Bank im Park. Daraus stammt das Eingangszitat. Es geht um die Pläne Bismarcks gegenüber Österreichs.
Der Deutsch- Französische Krieg wird gut beschrieben. Während Camilla mit den Folgen des Krieges in der Charitè konfrontiert wird, muss Tessa erleben, dass der Krieg die Unterhaltungskunst in Paris in den Abgrund treibt. Angesichts der Toten und der Niederlagen sind Theater nicht gefragt.
Gut gefallen hat mir, das historische Persönlichkeiten in den Handlungsverlauf einbezogen werden. Das betrifft zum einen Virchow, den Arzt in der Charitè, zum anderen Bismarck und Napoleon III. Die beiden letzteren werden insbesondere in der öffentlichen Meinung sehr kontrovers diskutiert.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich Camillas letzte Entscheidung nicht nachvollziehen kann.

Veröffentlicht am 01.09.2018

Casellis persönlichster Fall

Römische Vergeltung
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„...Ein Prachtexemplar von einem Mann. Er trug einen teuer aussehenden Smoking von Tom Ford mit weißen Hemd, der Mode nach ultratief offen, was seiner Seriosität keinen Abbruch tat. Nichts an ihm war protzig...“

Seitdem ...

„...Ein Prachtexemplar von einem Mann. Er trug einen teuer aussehenden Smoking von Tom Ford mit weißen Hemd, der Mode nach ultratief offen, was seiner Seriosität keinen Abbruch tat. Nichts an ihm war protzig...“

Seitdem Commissario Caselli sich in die schöne Französin Chantal verliebt hat, ist er nicht mehr er selbst. Chantal zeigt ihm die Welt der Reichen und Schönen. Dazu gehören lange Partynächte bei dem Saudischen Prinzen Kabir Abdul Ben Salem. Das Eingangszitat beschreibt den Prinzen.
Als der Mord an einer Prostituierten aufzuklären ist, bleibt fast die ganze Arbeit an Sergente Scurzi hängen. Der ahnt, dass Caselli noch andere Probleme hat, die ihn vom Amt fernhalten. Ein alter Bekannter aus Sizilien ist auf freien Fuß, der Caselli Rache geschworen hat.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Es ist der fünfte Teil mit Commisssario Caselli.
Der Schriftstil ist ausgereift. Das zeigt sich insbesondere bei den Gesprächen im Hotel des Prinzen. Der umgibt sich mit femminiello, Homosexuellen und einen katholischen Priester, der eine ganz eigene Ansicht vom Glauben hat. Es werden philosophische Fragen berührt und über Musik diskutiert. Schnell vermischen sich die Grenzen von Religion und Mystik. Für mich erschienen diese Treffen wie eine Welt voll Dekadenz, abgehoben vom wirklichen Leben. Einige der Anwesenden können sich diesen Müßiggang leisten, andere werden hofiert, ausgehalten, benutzt. Chantal stammt aus einem reichen Elternhaus. Für Caselli ist es nicht einfach, mit ihr mitzuhalten. Als Sizilianer hat er Probleme damit, dass die Frau das Geld in der Beziehung hat.
Da er weiß, dass er selbst in Gefahr ist, hat er Angst um Chantal. Die aber nimmt das Leben leicht und genießt den Augenblick. Zum ersten Mal erfahre ich als Leser, was dazu geführt hat, dass Caselli Sizilien verlassen hat. Wie sagt Scurzi so treffend?

„...Und aus einem Sizilianer, der nichts sagen will, bekommst du nichts raus...“

Zu den stilistischen Höhepunkten gehört für mich das Gleichnis vom Seeleopard und dem Pinguin. Es ist eine gekonnte Zusammenfassung des aktuellen Geschehens.
Aber auch die Unterhaltung von Caselli mit dem Vice-Questore geht in die Tiefe. Letzterer erwähnt:

„...Sie kennen ja die Laufbahn. Je höher man aufsteigt, desto dünner wird die Luft...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es geht nicht nur um eine spannende Krimihandlung, sondern nebenbei werden viele interessante Themen gestreift. Das sorgt für Ruhepunkte im Spannungsablauf.

Veröffentlicht am 31.08.2018

Pulverfass Berlin anno 1968

Die Tote im Wannsee
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„...Lust,, Wahnsinn, Wut, Eifersucht, Unerfahrenheit. Suchen Sie es sich aus. Wir Menschen sind die kreativsten Geschöpfe auf Gottes kleiner Erde. In jeder Hinsicht. Die Mona Lisa und das hier kommen aus ...

„...Lust,, Wahnsinn, Wut, Eifersucht, Unerfahrenheit. Suchen Sie es sich aus. Wir Menschen sind die kreativsten Geschöpfe auf Gottes kleiner Erde. In jeder Hinsicht. Die Mona Lisa und das hier kommen aus der gleichen Quelle...“

Wir befinden uns im Berlin des Jahres 1968. Die Stadt gleicht einem Pulverfass. Auf der einen Seite gibt es nach dem Tode von Bruno Ohnesorg zunehmend Studentenunruhen. Andererseits hält die Kriegsgeneration an alten Feindbildern fest. Nicht zuletzt ist die Stadt ein Sammelbecken von Agenten jeglichen Couleur. Dann wird eine tote Frau im Wannsee gefunden. Der Pathologe zählt 28 Messerstiche. Auf die Frage des ermittelnden Kommissars Wolf Heller erhält er das obige Zitat als Antwort.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Doch das Buch ist nicht nur durch die spannende Handlung geprägt, es zeichnet außerdem ein anschauliches Bild von Westberlin.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen und variiert entsprechend des konkreten Geschehens. Schon nach wenigen Seiten ist klar, dass Mitglieder staatlicher Organe in den Fall verstrickt sind. Wolf merkt das daran, dass man ihm geschickt Steine in den Weg legt. Dazu gehört auch das Angebot einer möglichen Beförderung. Doch Wolf ist seinem Berufsethos verpflichtet. Er möchte den Fall aufklären. Dass er damit auch Eingriffe in sein Privatleben in Kauf nehmen muss, ahnt er nicht.
Sehr detailliert werden die Gedankengänge der Studenten wiedergegeben. Sie sind auf Krawall gebürstet, können sich aber nicht von alten Denkstrukturen lösen. Das bringt Louise auf die Palme. Sie lebt in einer Studenten-WG und muss erleben, dass auch dort Frauen für das Kochen und Putzen verantwortlich sind. In ihren Gedanken klingt das so:

„...Sie war für die Verpflegung zuständig, was ihr gehörig auf den Geist ging, weil die Kerle die gleiche Rollenverteilung verfügt hatten wie ihr Vater zuhause...“


Wolf Heller allerdings stellt sich angesichts der Studentenproteste eine andere Frage.

„...Heller fragte sich wie viele andere in der Stadt auch, ob die Studenten wirklich ernsthaft so etwas wie die DDR wollten...“

Beide Zitate belegen, dass der Autor die Sprache seinen Protagonisten anpasst. Sie unterscheidet sich grundlegend zwischen den Studenten und bürgerlichen Kreisen.
Wolf Heller ist nicht nur in seinen Ermittlungen gründlich. Er kann mit Menschen umgehen und bringt den Betroffenen viel Empathie entgegen. Leider ist die Stimmung im Team eher negativ. Vor allem Kommissar Doll kann sich spitze und unqualifizierte Bemerkungen nicht verkneifen und reißt dabei bei Wolf alte Wunden auf.
Wolfs Vorgesetzter will ein schnelles Ergebnis. An Wahrheit ist ihm weniger gelegen. Der Mann der Toten scheint der geeignete Täter.
Im Buch begegneten mir einige bekannte Namen, sei es der Anwalt Otto Schily, der Geheimdienstler Markus Wolf oder der Sänger Reinhard Mey.
Immer wieder kommen Geschichten aus der Vergangenheit hoch. Es ist erstaunlich, wie viele ehemalige SS – Angehörige Karriere gemacht haben. Auch Wolfs Vater erzählt ihm das dunkelste Kapitel seines Leben.
Gut gestaltete Gespräche, die die politische Situation auf den Punkt bringen, gehören zu den stilistischen Feinheiten der Geschichte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden:

„...Die Zehn Gebote, die so oder ähnlich in allen Religionen vorkommen, sind doch ein eindeutiger Hinweis darauf, dass es mit dem Gutsein des Menschen nicht so weit her ist, sonst müsste Gott uns nicht immer wieder daran erinnern, dass wir nicht morden, stehlen, fremdgehen und lügen dürfen...“

Veröffentlicht am 30.08.2018

Brisant und hochaktuell

Hass im Fadenkreuz
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„...Alle, die Bescheid wussten, haben dicht gehalten. Die Polizei hatte keinen Namen, keine Gesichter. Es war relativ gefahrlos zurückzukommen...“

Nach den letzten Anschläge (Die sind Inhalt des ersten ...

„...Alle, die Bescheid wussten, haben dicht gehalten. Die Polizei hatte keinen Namen, keine Gesichter. Es war relativ gefahrlos zurückzukommen...“

Nach den letzten Anschläge (Die sind Inhalt des ersten Bandes) hat sich Lys nach Kambodscha zurückgezogen. Dort arbeitet er als Helfer in einer Kinderarztpraxis. In Deutschland aber macht Daniel Kraußler erfolgreich Propaganda für seine rechtsgerichtete Partei. Daraufhin beschließen Lys` Vorgesetzte, die Aktivisten nach Deutschland zu holen. Lys nutzt die Chance, um Esther wiederzusehen. In dem Zusammenhang fällt das Eingangszitat.
Die Autorin hat erneut einen brisanten Krimi geschrieben. Ähnlich wie im ersten Teil geht es um die Frage, ob man Gewalt mit Gewalt bekämpfen kann.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Einerseits unterstützt er die rasante Handlung, andererseits lässt er Platz für tiefgründige Diskussionen.
Schnell wechselnde Handlungsorte und Personen sorgen ebenfalls für einen hohen Spannungsbogen. Wie geschickt Massen zu manipulieren sind, macht Kraußler seinen Mitstreitern mit folgenden Worten klar:

„...Natürlich äußern wir uns kritisch über die Islamisierung, die EU und greifen die Ängste der Bürger auf. Aber wir müssen seriös bleiben. Wir können nicht als dumpfe rechte erscheinen...“

Esther liebt Lys. Doch sie kann und will so nicht mehr leben. Sein Schweigen macht ihr Angst. Sie vermutet, dass er neue Anschläge gegen die rechte Szene plant. Sie lehnt diese Gewaltspirale ab. Dabei ahnt sie nicht im mindesten, dass sie selbst mittlerweile zur Zielscheibe von Lys` Gegnern geworden ist. Sie versucht, Lys` ins Gewissen zu reden:

„...Ich kann das nicht einfach so hinnehmen. Ich will nicht, dass du dich ständig in Gefahr begibst und diese falschen Dinge tust...“

Gekonnt thematisiert die Autorin die Verführungsgewalt charismatischer Führer mit einfachen Parolen, aber auch die Sinnlosigkeit von Gewalt und Gegengewalt. Gerade Esther macht selbst in schwierigsten Situationen deutlich, dass sie Gewalt und Selbstjustiz ablehnt und dass das Gewaltmonopol in die Hände der Polizei und nicht in die selbstgewählter Gerechter gehört. Dabei wird klar, dass auch Lys und seine Freunde von höheren Chargen instrumentalisiert werden.
An manchen Stellen hatte ich fast den Eindruck, dass die Gegenwart die Geschichte des Buches schon überholt hat.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ein Zitat aus Esthers Mund fasst das Fazit zusammen:

„...Niemand hat das Recht zu töten. Ihr stellt euch auf die gleiche Stufe, auf der diese Terroristen stehen...“