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Veröffentlicht am 09.02.2020

Aufräumen im Leben

Alle Tage, die wir leben
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„...Bücher im Regal sind wie Freunde, die darauf warten, dass man immer wieder offen ist für das, was sie zu sagen haben. Ich finde, meine Bücher haben ein neues Publikum verdient. Das ist spannender für ...

„...Bücher im Regal sind wie Freunde, die darauf warten, dass man immer wieder offen ist für das, was sie zu sagen haben. Ich finde, meine Bücher haben ein neues Publikum verdient. Das ist spannender für sie, als bei mir weiter vor sich hin zu stauben...“

Tilda steht kurz vor ihrem 60. Geburtstag, als Günther lapidar das Ende ihrer Freundschaft verkündet. Dann bekommt sie einen Anruf, der ihr einen weiteren Schock versetzt. Tilda führt ein privates Schreibbüro. Ihr Hauptauftraggeber fällt aus gesundheitlichen Gründen aus.
Was ihr bleibt, sind ihre Freundinnen Dani und Anke. Auf gemeinsamen Kochabenden tauscht man sich über das Leben aus.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben. Ihre Protagonistin Tilda hat wenige Jahre nach der Hochzeit ihren Mann Kai durch einen Unfall verloren. Der Schock kostete auch ihrem ungeborenen Kind das Leben. Bisher allerdings schien Tilda mit ihrem Dasein im Reinen zu sein. Nur der Blick auf ihren 60. Geburtstag gefiel ihr nicht. Nun bricht auch die berufliche und finanzielle Sicherheit weg. Ab und an erinnert sie sich an Kais Lieblingswort:

„...Et hätt noch immer jot jejange...“

Im Internet sucht sie nach Arbeitsangeboten. Eine 84jährige Frau sucht eine Privatsekretärin. Sie will nach einer schwedischen Methode ihr Leben ordnen lassen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Auch Ruth ist in ihrem Leben durch manche Tiefen gegangen. Sie hat Fehler gemacht, die noch Spuren hinterlassen haben. Trotzdem wirkt sie lebensfroh. Sie stellt Tilda sofort ein.
Aufräumen bedeutet für sie nicht nur, sich von Überflüssigen zu trennen. Es geht auch darum, wie sie seelische Wunden und Verletzungen bereinigen kann. Das Eingangszitat stammt von Ruth.
Aufgefallen ist mir, dass Tilda eine gute Beobachterin der Natur ist. In ruhigen Momenten malt sie gedankliche Bilder.

„...Ein Schwarm Kohlmeisen flatterte von Zweig zu Zweig, in der mittleren Etage des Baumes entdeckte ich ein Ringeltaubenpaar, das immer so liebevoll miteinander schnäbelte. Am Baumstamm übte sich ein junger Buchspecht in der Kunst, eine Bruthöhle ins Holz zu hämmern...“

Tilda lässt sich von Ruths Optimismus anstecken. Sie gewinnt einen neuen Blick auf das Leben. Auch für Ruth bringt die Zusammenarbeit neue Gedanken. Als Außenstehende hat Tilda eine andere Sicht auf manche Verletzungen.
Hinzu kommt, dass ich mich als Leser an manchen Stellen gefragt habe, was in meinem Leben in diesem Sinne aufzuräumen wäre.
Aufgelockert wird das Geschehen immer wieder durch kurze WhatsApp-Gespräche von Tilda mit ihren Freundinnen, wo sie das Erlebte reflektiert.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ein Zitat von Ruth soll meine Rezension abschließen.

„...Was ich beim Weggeben besonders schön finde, ist die Tatsache, dass etwas von mir bleibt und ein anderes Leben bereichert. Etwas, was ich gern gehabt habe, was mich lange begleitet hat...“

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Starke Frauen

Die Frauen vom Alexanderplatz
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„...Vera trug die Verantwortung für die Familie und den Haushalt, sie allein hielt die Fäden in der Hand. Georg noch im Krieg und Vater tot, auf dem Totenbett hatte sie ihm versprochen, auf die Mutter ...

„...Vera trug die Verantwortung für die Familie und den Haushalt, sie allein hielt die Fäden in der Hand. Georg noch im Krieg und Vater tot, auf dem Totenbett hatte sie ihm versprochen, auf die Mutter aufzupassen...“

Es ist der letzten Monat des Jahres 1918. Die bitteren Folgen des Krieges sind noch spürbar, als in Berlin schon wieder geschossen wird. Es tobt der Bürgerkrieg. Mitten im Geschehen sind drei Frauen.
Veras Vater war Schneidermeister. Mit dem Verkauf von Uniformen konnten sie gut leben. Doch nun sucht Vera nach einem neuen Weg. Sie möchte sich selbstständig machen. Als sie wegen ihrer Mutter den Arzt aufsucht, trifft sie Benno. Der zwingt sie, ihn mit nach Hause zu nehmen. Er kommt in der ehemaligen Schneiderwerkstatt unter. Von Krieg und Kampf hat er die Nase voll. Ihrer Mutter verschweigt Vera wohlweislich den Gast.
Hanna war wegen des Krieges Hilfsschwester an der Front. Nach ihrer Rückkehr will sie sich als Krankenschwester ausbilden lassen. Doch bei ihrem Vater stößt sie mit ihrer Idee auf Granit. Als Fabrikantentochter soll sie heiraten, damit sie versorgt ist.
In einem kleinen Dorf im Norden lebt Fritzi. Sie hat ein uneheliches Kind. Der Vater weiß nichts davon. Fritzi macht sich auf nach Berlin, um Benno, den Vater des Kindes, zu suchen.
Die Autorin hat diese drei Schicksale zu einer spannenden Handlung verwoben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Die Zeitverhältnisse werden deutlich herausgearbeitet. Während des Krieges mussten die Frauen nicht nur in Männerberufen ihren Mann stehen, sondern auch Verantwortung übernehmen. Jetzt, als die Soldaten zurückkehren, wollen diese wieder das Sagen haben.
Nach wie vor ist das Leben in Berlin gefährlich. Dafür sorgen die politischen Unruhen, die im Buch ab und an marginal gestreift werden.
Die weiblichen Protagonisten werden gut charakterisiert. Ihre Motivation ist für mich nachvollziehbar. Bei den männlichen Personen hätte ich mir ein paar Sätze mehr gewünscht. Es mag sein, dass die Veränderungen bei Benno und Georg dem Kriege geschuldet sind.
Ab und an blitzt eine feiner Humor oder eine Spur Sarkasmus auf.

„...“Automobile sind Spielzeuge für große Jungs, hat der Kaiser gesagt.““ Der Idiot hat auch gesagt, dass Deutschland den Krieg gewinnt. Hatte keine Ahnung, der Mann.“...“

Die vielen gut ausgearbeiteten Gespräche im Buch sind es, die mir einen Einblick in die unterschiedlichen Standpunkte und Wünsche der Protagonisten geben, sei es, wenn Fritzi mit Benno um die Zukunft ringt, wenn Vera einen jungen Mann von weiteren Kämpfen abhalten will oder wen Hanna sich ein Darlehen beschafft, um die Zukunft in eigene Hände zu nehmen..
Ein besonders Stilelement hat die Autorin gewählt, um mich wissen zu lassen, wie sich die Lebenswege weiterentwickeln.
Gut gefallen mir die Karten auf den inneren Umschlagseiten.
Ich weiß nicht, ob eine Fortsetzung geplant ist. Vorstellen könnte ich mir dies.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Liebe oder Karriere?

Herz trifft Prinz
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„...Eine Jeans hält im Schnitt heute noch ein Jahr, wenn sie durchschnittlich oft getragen und gewaschen wird.Wieso? Weil die Konzerne dafür sorgen, dass die Qualität möglichst schlecht ist, damit die ...

„...Eine Jeans hält im Schnitt heute noch ein Jahr, wenn sie durchschnittlich oft getragen und gewaschen wird.Wieso? Weil die Konzerne dafür sorgen, dass die Qualität möglichst schlecht ist, damit die Menschen mehr Hosen nachkaufen...“

Ellen ist Journalistin in San Francisco. Ihre Spezialität sind Interviews mit Menschen. Ihre Chefin spricht von gewöhnlichen Menschen. Heute trifft sie Mama Alliyma. Sie ist mit nichts nach Amerika gekommen und besitzt nun eine kleine Fabrik, in der sie Biobaumwolle verarbeitet. Das Eingangszitat stammt aus dem Gespräch der beiden.
Als Ellen in die Redaktion kommt, wird ihr von ihrer Chefin gesagt, dass ihre Interviews nicht genug Klicks bringen. Sie solle sich auf Stars und Sternchen konzentrieren.
Auch privat läuft es nicht gut. Noah, ein Schriftsteller, verspricht ihr seit Jahren sich von seiner Frau zu trennen, hat aber immer eine andere Ausrede. Rosita, Ellens Freundin, empfiehlt ihr einen klaren Schnitt. Noah allerdings ist anhänglich.
Nach einem Baseballspiel werden Ellen und Rosita von drei Männern belästigt. Jamal, der dort als Verkäufer arbeitet, setzt die Männer außer Gefecht. Als Ellen Jamal deshalb zu einem Essen abholt, bekommt sie mit, dass er ein Prinz von einer Südseeinsel ist und inkognito in Amerika lebt. Er möchte Land und Leute kennenlernen. Ihre Chefin ist begeistert, als ihr Ellen eine Story mit ihm vorschlägt. Allerdings soll der Prinz nichts davon wissen.
Die Autorin hat eine spannende Liebesgeschichte geschrieben. Der Schriftstil ist ausgewogen und lässt sich angenehm lesen.
Ellen zeigt Jamal nicht nur San Francisco, sondern sie fährt mit ihm auch nach Los Angeles. Dabei lernt sie durch seine Erzählungen eine Menge über Jamals Heimat.

„...Bei uns in Tallula begegnet man Gewalt mit Liebe, um die Spirale aus Hass zu durchbrechen – außer, es besteht eine reale Gefahr...“

Jamal ist ein aufgeschlossener junger Mann. Er hat keine Berührungsängste und wendet sich selbst den Ausgestoßenen der Gesellschaft zu. Sein Wissen gibt er gern weiter. So erklärt er die Bedeutung der Farben in der Regenbogenflagge.

„...Pink für Sexualität, Rot für das Leben, Orange für die Heilung, Gelb für das Sonnenlicht, Grün für die Natur, Türkis für die Kunst, Blau für die Harmonie und Violett für den Geist...“

Mit jedem Zusammensein fühlt sich Ellen mehr zu ihm hingezogen. Die Geheimniskrämerei, zu der sie verpflichtet ist, belastet sie allerdings. Soll sie sich für Liebe oder Kariere entscheiden? Diese innere Zerrissenheit wird deutlich wiedergegeben.
Das Besondere des Buches sind die Gespräche, die Jamal führt. Sie gehen in die Tiefe und bringen Menschen zum Nachdenken, wie das folgende Zitat zeigt:

„...An den Gräbern der meisten Menschen trauert, tief verschleiert, ihr ungelebtes Leben...“

Bei ihrer Tour durch Kalifornien werden häufig Umweltthemen angesprochen. Dabei werden die Verhältnisse in den USA denen auf Tallula gegenübergestellt. Die Insel wirkt wie eine Art Paradies.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat viel mehr Facetten, als ich hier erwähnen konnte.

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Veröffentlicht am 11.01.2020

Amüsant

Schneeglöckchen unter den Sternen (Teil 1)
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„...Vielleicht hat es was für sich, mal vom richtigen Weg abzukommen...“

Nessie und Samantha, genannt Sam, erhalten den Brief eines Anwalts. Ihr Vater ist verstorben und hat ihnen ein Pub hinterlassen. ...

„...Vielleicht hat es was für sich, mal vom richtigen Weg abzukommen...“

Nessie und Samantha, genannt Sam, erhalten den Brief eines Anwalts. Ihr Vater ist verstorben und hat ihnen ein Pub hinterlassen. Beide brauchen einen Neuanfang. Die Erbschaft wäre eine Chance. Doch der Laden ist ziemlich heruntergekommen.
Die Autorin hat eine humorvolle Geschichte geschrieben. Für die beiden Schwestern ist es nicht einfach, in dem kleinen Dorf Fuß zu fassen, denn einige Einwohner haben sehr genaue Vorstellungen, wie es mit dem Pub weitergehen soll. Die Wiedereröffnung soll an Weihnachten stattfinden.
Sam legt sich schnell mit den ersten Einwohnern an.

„...Wenn dieses Pub wirklich eine alte Lady wäre, wie Sie glauben, wäre es höchste Zeit für eine Schönheits-OP...“

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Das liegt nicht zuletzt an manch amüsanter Szene. Hinzu kommt, dass zwei attraktive Männer eine Rolle spielen. Joss ist der Kellermeister des Pubs, und Owen, der Schmied, hat nebenan seine Werkstatt.
Speziell Owen konstatiert nach dem ersten Misserfolg:

„..Es ist nun aber Tatsache, dass ihr unterwegs ein paar Federn gerupft habt, und zwar von Vögeln, die sich nur schwer wieder beruhigen lassen, wenn sie erst einmal aufgeschreckt worden sind...“

Da die Geschichte als Fortsetzung geplant ist, bleiben ein paar Fragen offen. Dazu gehören nicht zuletzt die Dinge, wegen denen die beiden Schwestern den Neuanfang gewagt haben. Speziell Sam ist ein Kind der Großstadt. Als sie allerdings ihre Begabung als PR – Managerin einbringt, können die Dörfler nicht mehr widerstehen.
Die Geschichte hat mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 01.01.2020

Schöne Katzengeschichte

Liebe auf zwölf Pfoten
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„….Menschen waren kompliziert. Selten sagten sie das, was sie meinten...“

Streunerkatze Luna hat kurz vor Weihnachten alle Pfoten voll zu tun, um ihre beiden Katzenkinder durchzubringen. In der verschneiten ...

„….Menschen waren kompliziert. Selten sagten sie das, was sie meinten...“

Streunerkatze Luna hat kurz vor Weihnachten alle Pfoten voll zu tun, um ihre beiden Katzenkinder durchzubringen. In der verschneiten Natur gibt es keine Mäuse, und die Mülltonnen der Menschen wurden gerade gelehrt.
Christina ist Grundschullehrerin. Ihr Freund hat sie vor kurzem verlassen. Sie hat so gar keine Lust auf Weihnachten.
Die Autorin hat eine humorvolle Geschichte geschrieben. Die Erzähler wechseln sich ab. Mal ist es Katze Luna, mal geht es um Christinas Befindlichkeiten.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist leicht und locker.
Luna findet bei Christina ein offenes Fenster. Sie versteckt sich und ihren Nachwuchs unter dem Bett. Beim Stromern in der Wohnung lässt sie für Christina manch Überraschung übrig. Es braucht Zeit, bis Christina erkennt, wer ihr Essen stibitzt hat.
Luna hat nicht immer auf der Straße gelebt. Ein Jahr lang wurde sie in einer Familie verwöhnt. Doch sie musste erkennen:

„...Die Tage waren im Nachhinein wie ein Wunder gewesen. Nur war ich so dumm gewesen zu glauben, es würde bis zu meinem Tod so weiter gehen...“

Schnell bekommt Luna mit, dass es zwischen Christina und ihrem Nachbarn knistert, auch wenn die beiden sich meist anblaffen. Also nimmt sie die Sache in die Hand, denn sie weiß:

„...Die größten Fehler sind nicht all die falschen Handlungen, sondern zumeist diejenigen, die man sich nicht getraut zu versuchen...“

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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