Sehr schöner Comic
Der freie Vogel fliegt, Band 1„...Jetzt wusste sie endlich, welch Risiko es bedeutete, wenn sie sagte, was sie dachte...“
In einer mondhellen Nacht holt die 17jährige chinesische Schülerin Xiaolu heimlich ein Bild aus ihrer Schule. ...
„...Jetzt wusste sie endlich, welch Risiko es bedeutete, wenn sie sagte, was sie dachte...“
In einer mondhellen Nacht holt die 17jährige chinesische Schülerin Xiaolu heimlich ein Bild aus ihrer Schule. Das Buch erzählt in 6 Kapiteln, wie es dazu kam und ermöglicht einen Blick in Xiaolus Kindheit.
Die Geschichte lässt sich gut lesen. Das liegt besonders an den wunderschönen und aussagekräftigen Zeichnungen in Form eines Comics. Die Texte sind knapp gehalten und kommen schnell auf den Punkt.
Als Xiaolu in die Grundschule ging, haben sich ihre Eltern scheiden lassen. Sie zeigte Verständnis dafür und äußerte das in der Schule. Dafür wurde sie zum Außenseiter gestempelt. Obiges Zitat gibt ihre Erfahrung wieder. Ihre Cousine Zhang erzählt sogar Xiaolus Geschichte in einem Aufsatz.
Sehr exakt und umfassend wird das Bildungssystem in China thematisiert. Es unterscheidet sich erheblich von dem in Europa. Zensuren haben einen weit höheren Stellenwert, Hausaufgaben über die Ferien sind die Regel, nicht die Ausnahme und der Status der Schüler hängt auch davon ab, wie aktiv die Eltern mit der Schule zusammenarbeiten.
Xiaolu interessiert sich für Kunst, hat aber in den anderen Fächern Schwierigkeiten. Deshalb bewirbt sie sich für eine entsprechende Schule und wird glücklicherweise aufgenommen.
Die Geschichte wird nicht linear erzählt. Es findet ein steter Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit statt.
Während Xiaolu sich für einen jungen Mann und seine Zeichnungen zu interessieren beginnt, ohne sich zu getrauen, ihn anzusprechen, werden nach und nach die Verletzungen der vergangenen Jahre aufgearbeitet. Auch das Verhältnis der Schüler untereinander ist schwierig. Es gibt eine strikte Rangordnung, die man möglichst nicht verletzen darf.
Die Zeichnungen unterstützen die Handlung. Sehr gut werden dabei Xiaolus Emotionen herausgearbeitet. Außerdem ist in ihnen gut zu erkennen, ob man das Kind oder die junge Frau vor sich hat. Gleichzeitig werden ihre Gedanken und Träume bildhaft verarbeitet.
Das Besondere an dem Buch ist, dass es die Geschichte sowohl auf Deutsch als auch auf Chinesisch erzählt. Nach dem deutschen Teil werden einige spezielle Comics, mit denen sich Xiaolu beschäftigt, näher erklärt. Dann folgt ein Nachwort, dass die Geschichte des Buches erklärt.
Nach dem chinesischen Teil gibt es eine umfangreiche Vokabelliste.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ermöglicht einen tiefen Einblick in eine sonst fremde Kultur.