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Veröffentlicht am 21.07.2019

Die Raben-Bande ermittelt

Die Raben-Bande
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„...Schaut mal, der Typ dort hinten an der Hütte -sieht der nicht verdächtig aus?...“

Ben, Alex, Emilia, Rebekka und ihre kleine Schwester Nele gehören zur Raben-Bande. Sie haben schon einen Kriminalfall ...

„...Schaut mal, der Typ dort hinten an der Hütte -sieht der nicht verdächtig aus?...“

Ben, Alex, Emilia, Rebekka und ihre kleine Schwester Nele gehören zur Raben-Bande. Sie haben schon einen Kriminalfall gelöst. Nun treffen sie sich zum Eisessen und müssen sich mit Wespen herumärgern. Dann fällt ihnen ein Flyer in die Hände. Es sind bereits mehrere Hunde durch Giftködern erkrankt.
Als sie sich im Park umschauen, fällt ihnen der erste Verdächtige auf, wie das Eingangszitat zeigt. Es sollte nicht der letzte bleiben.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen Kinderkrimi geschrieben.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert, sodass man problemlos mit Teil 2 einsteigen kann. Nele, die Jüngste, fällt durch ihre kecke Art auf. Ben, der Chef, hat zur Zeit ein persönliches Problem. Das äußert sich so:

„...Seine blauen Augen, die stets Güte und Freundlichkeit ausstrahlten, wirkten heute bekümmert und leer...“

Auch wenn die Kinder nicht immer einer Meinung sind, im Ernstfall stehen sie zusammen. Zwischen Ben und Emilia hat sich eine zarte Freundschaft entwickelt. Das hilft Ben, da er über seine Sorgen reden kann.
Bei Ermittlungen überschreiten die Kinder auch Grenzen. Sie lernen allerdings auch, dass sie dafür gerade stehen müssen.
Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Balance zwischen der Freiheit der Kinder und dem Verantwortungsbewusstsein für ihre Taten zu thematisieren. So geht es zum Beispiel auch darum, dass der äußere Schein ganz schnell trügen kann.
Detailliert werden die Wege, die die Kinder bei ihren Erkundungen zurücklegen, beschrieben, sodass man einen guten Eindruck von der Stadt erhält. In diesem Band verstärkt eine weiteres Mitglied die Bande. Es ist Whiskey, der Hund von Bens Onkel. Dabei lernen die Fünf, was beim Umgang mit Hunden zu beachten ist.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen und ist kindgerecht. Gefühle wirken echt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist schon für Grundschulkinder geeignet.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Leben im altenheim - mal ernst, mal amüsant

Walzer, Wein & Altenheim
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„...Auf die Heimbewohner freute Tina sich bereits. Sie mochte alte Menschen und liebte die Arbeit mit ihnen...“

Das sind die ersten Gedanken, die Tina durchziehen, als sie ihre neue Stelle im Altenheim ...

„...Auf die Heimbewohner freute Tina sich bereits. Sie mochte alte Menschen und liebte die Arbeit mit ihnen...“

Das sind die ersten Gedanken, die Tina durchziehen, als sie ihre neue Stelle im Altenheim in Bayern antritt. Elena wird ihre Vorgesetzte und nimmt sie mit auf die Runde. Heute hat sie Dienst auf Station A und lernt deren zehn Bewohner kennen.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. Vieles davon wird sehr realistisch erzählt.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen, auch wenn es ab und an zu Wiederholungen im Geschehen kommt. Aber das hat das Leben im Altenheim so an sich.
Tina nimmt ihre Aufgabe ernst. Bei ihr kommen zuerst die Bewohner, bevor sie auf ihre eigenen Interessen sieht. Sie versteht es, vor allem auf demente Patienten einzugehen und sie geschickt zu führen. Allerdings kann sie auch unangenehm werden, wenn sie den Eindruck hat, dass es Patienten darauf ankommen lassen. Deutlich wird, dass die Bewohner ein feines Empfinden dafür haben, wer in seinem Beruf aufgeht und wer ihn nur des Geldes wegen macht.
Dass die Bewohner allerdings geduzt werden, würde mich persönlich stören. Das impliziert eine Nähe, die sicher nicht jeder will.
Von den Bewohnern möchte ich nur wenige erwähnen. Bewunderungswürdig ist Elise. Sie ist knapp über 100 Jahre alt, geistig und körperlich fit und sprüht vor Lebensfreude. Das ganze Gegenteil davon ist Frau Ebel. Die ist ständig schlecht gelaunt und hat an allem und jeden herum zu meckern. Erst am Ende erfahre ich, welch hartes Schicksal hinter ihrer Maske steckt.
Als Tina allerdings Dienst auf Station C hat, musste ich mehrmals schlucken. Hier liegen Menschen, die eigentlich in eine Pallativstation gehören. Die medizinische Versorgung fand ich unzureichend.
Gekonnt integriert die Autorin die Lebensgeschichten der Bewohner in die Handlung. So erzählt Frau Schweiger:

„...Tina, ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht habe, aber ich kann es nicht ungeschehen machen. Sie ist mein einziges Kind und ich vermisse sie so sehr...“

Nicht nur hier zeigt sich, dass Tina Einsatzwillen und Empathie hat. Die Geschichte kommt zu einem positiven Ende.
Berührende Momente gibt es dann, wenn der Tod nach einem der Bewohner greift. Tina hat ein besonderes Ritual, um die Seelen gehen zu lassen. Sie öffnet das Fenster.
Einige der Bewohner müssen damit fertig werden, dass ihre Kinder vor ihnen gegangen sind. Besonders an Feiertagen überwiegt dann die Trauer.
Für mich als Leser las es sich fast amüsant, wenn vor allem, aber nicht nur, männliche Bewohner nach neuen Kontakten Ausschau halten. Allerdings wurden dabei schnell Grenzen überschritten. Das Manch einer wurde übergriffig. Für die Pfleger war das gar nicht lustig.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Allerdings ließ es mich auch nachdenklich zurück. Es bleibt die Frage: Wie will ich im Alter leben? Bei einigen der Bewohner hätte die Unterbringung im Heim bei entsprechender medizinischer Versorgung, passenden Hilfsmitteln, einer aufbauenden Kur und gut organisierter häuslicher Pflege vermieden werden können. Nicht jeder, der einen Rollstuhl benötigt, ist Kandidat für das Altersheim.

Veröffentlicht am 30.06.2019

Ein ungewöhnliches Leben

Total vergeigt
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„...Ohne wirklich eine Straftat begangen zu haben, war ich rechtmäßig verurteilt und inhaftiert, meine Schuld zweifelsfrei vor Gericht bewiesen...“

Anton ist selbstständiger Ingenieur. Er hat eine Frau ...

„...Ohne wirklich eine Straftat begangen zu haben, war ich rechtmäßig verurteilt und inhaftiert, meine Schuld zweifelsfrei vor Gericht bewiesen...“

Anton ist selbstständiger Ingenieur. Er hat eine Frau und zwei Kinder, ist aber nicht wirklich ein Familienmensch. Seine Arbeit sorgt für häufige Abwesenheit von zu Hause. Deshalb ist auch die Bindung an die Kinder nicht sehr eng. Seine Frau akzeptiert das. Sie vertraut ihm. Dann aber lernt er die ungarische Ärztin Zusanna Nagy kennen. Damit gerät sein Leben aus dem Ruder.
Der Autor lässt Anton seine Geschichte selbst erzählen. Es sind Episoden eines Lebens, das ihm nach und nach entgleitet.
Da Anton einen Auftrag in Wien erhält, muss sein geplanter Wanderurlaub entfallen. Dafür wird ihm nach Erledigung der Arbeit eine Reise an den Balaton finanziert. Sehr detailliert und mit schönen Metaphern wird beschrieben, wie er diese Ruhetage genießt. Er stellt dort fest:

„...Wann hatte ich mich das letzte Mal so frei gefühlt?...“

Doch eines kann er nicht verhindern. Obwohl er Zusanna nach der ersten Begegnung nie wiedergesehen hat, geht ihm die Frau nicht aus dem Kopf. Und dann steht sie plötzlich vor ihm. Sie ist die Tochter einer Herbergseltern. Es entwickelt sich eine Romanze. Gleichzeitig wird ihm die Leitung einer Baustelle in Szeged angeboten. Ob Anton ahnt, dass Zusanna sein Schicksal wird? Das folgende Zitat deutet es an:

„...Wenn meine Welt noch zu retten wäre, müsste ich mir Zusanna aus dem Kopf schlagen und den Job schnellstens aufgeben...“

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Im Mittelpunkt steht die Zerrissenheit des Protagonisten. Gleichzeitig wird er von einer gewissen Unrast getrieben. Mal will er sein Familienleben retten, kurze Zeit später plant er einen einsamen Urlaub oder einen Umzug.
Ab und an kann Anton auch sarkastisch werden:

„...Wer keinen Nagel in die Wand bekommt, entwickelt politisches Geschick...“

Auch Zusanna bleibt in gewisser Weise undurchsichtig. Ich habe den Eindruck, Anton ist für sie nur Mittel zum Zweck. Hat sein Rückzug sie dazu bewogen, ihm die Polizei auf den Hals zu hetzen? Ist sie an seiner Verurteilung Schuld? Was ist in Ungarn wirklich passiert? Hier bleiben ein paar Fragen offen. Anton ist erstaunlicherweise nicht an der Aufklärung interessiert.
Nach der Entlassung steht Anton allein da. Er nimmt die erste Chance wahr, die sich arbeitsmäßig bietet. Damit beginnt sein weiterer, bewusst selbst gewählter Weg des Abstiegs.
Anton hat in seinem Leben eine Menge vergeigt. Er allerdings sieht das am Ende keinesfalls so. Er scheint erstaunlicherweise mit seinem neuen Platz im Leben und seiner Aufgabe zufrieden zu sein. Er hat die Ruhe gefunden, die er zuvor nie hatte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte ist reizvoll und ungewöhnlich.

Veröffentlicht am 27.06.2019

Globi in Rom

Globis Abenteuer in Rom
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„...Globi streckt sich ganz zufrieden,
keine Pläne will er schmieden
für den neuen Ferientag.
Was der ihm wohl bringen mag?...

Das Buch stammt aus einem Schweizer Verlag. Globi ist in der Schweiz eine ...

„...Globi streckt sich ganz zufrieden,
keine Pläne will er schmieden
für den neuen Ferientag.
Was der ihm wohl bringen mag?...

Das Buch stammt aus einem Schweizer Verlag. Globi ist in der Schweiz eine bekannte Kinderbuch-Figur. Zu Beginn der Handlung logiert Globi im Hotel Aurora in Rom. Als er am heutigen Morgen aufsteht, ahnt er nicht, was für ein Abenteuer ihn in der Stadt erwartet.
Im Museum der Stadt wurde die Statue der Wölfin mit Romulus und Remus gestohlen. Der Dieb ist mit einem Fahrrad geflohen. Die Hündin Lupa folgt ihm. Die Kinder Remo und Romy wiederum rennen ihrer Hündin hinterher. Globi schließt sich de Jagd an.
Die Autoren haben ein abwechslungsreiches und informatives Kinderbuch geschrieben, das sich durch seine besondere Gestaltung auszeichnet. Zum einen wird das Geschehen in Gedichtform erzählt, zum anderen ist jede Doppelseite zweigeteilt. Links steht das Gedicht, rechts gibt es dazu die passenden Bilder. Das können bis zu sechs Stück pro Seite sein. Etliche Illustrationen sind farbig, andere Schwarz-Weiß. Allerdings ist das pro Seite einheitlich.
Globi stellt fest, dass er in Rom auf Schritt und Tritt mit der Geschichte konfrontiert wird. Bei der Jagd durch die Stadt macht er an vielen bekannten Sehenswürdigkeiten Halt. Als ein Gardist der Schweizer Garde verletzt wird, wartet eine besondere Herausforderung auf Globi.
Auch wenn er ab und an eigene Wege geht, trifft er immer wieder auf Remo und Romy. Gemeinsam gelingt es ihnen, den Dieb zu stellen.
An ein paar Stellen sind italienische Sprachbrocken in die Gedichtstrophen eingeflochten. Sie werden sofort in Fußnoten übersetzt.
Nachdem die Drei sich von ihrem Abenteuer ausruhen, gibt es in einem kurzen Anhang Informationen zur Schweizer Garde, den römischen Zahlen und einigen geschichtlichen Ereignissen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine gelungene Kombination aus spannenden Abenteuer und Reiseführer für Kinder.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Ein Stück Familiengeschichte

Das Tal der Orangen
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„...Eine Art Instinkt sagt mir, ich soll die Heimat meiner Vorfahren aufsuchen. Ich begebe mich nicht nur auf Spurensuche nach Magdalenas Vergangenheit, sondern nach einem Teil meiner eigenen Identität. ...

„...Eine Art Instinkt sagt mir, ich soll die Heimat meiner Vorfahren aufsuchen. Ich begebe mich nicht nur auf Spurensuche nach Magdalenas Vergangenheit, sondern nach einem Teil meiner eigenen Identität. Es ist, als würde ich meine Wurzeln ausgraben...“

Bei Bauarbeiten in einem Marseiller Hotel im Jahre 2016 findet man eine Blechdose. Sie enthält ein Foto und ein Rezeptbuch.
Anais führt das Cafè der Familie in Paris weiter. Da bekommt sie die Nachricht, dass man Dokumente ihrer Urgroßmutter gefunden hat. Anais kann sich noch gut an die alte Dame erinnern. Doch die Heimat ihrer Vorfahren war Mallorca, nicht Marseille. Wie ist Magdalena nach Marseille gekommen?
Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben. Was im ersten Moment wie eine lockerleichte Sommerlektüre klingt, ist weit mehr. Die Reise führt Anais in das dunkelste Kapitel in der Geschichte von Mallorca. Das obige Zitat stammt von Anais. Sie sagt es zu ihrer besten Freundin.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Außerdem passt er sich den Gegebenheiten der Geschichte an. Zwei Handlungsstränge wechseln sich regelmäßig ab. Zum einen darf ich als Leser Anais bei ihrer Recherche begleiten, zum anderen verfolge ich das Leben von Magdalena, beginnend im Jahre 1935.
Anais, die Protagonistin, wird gut charakterisiert. Sie hat sich als Geschäftsfrau einen Namen gemacht und bietet in ihrem Cafè mit Ensaimadas eine besondere Spezialität an, die von ihren Vorfahren aus Mallorca stammt. Sie ist alleinstehend und kann mit den Kupplungsversuchen ihrer Freundin nichts anfangen.
Die Reise nach Mallorca führt sie nach Söller ins Tal der Orangen. Sehr anschaulich mit treffenden Metaphern wird die Landschaft und der Ort beschrieben.

„...Die Einwohner hatten ihren Ort in eine Augenweide aus Farben und Dekorationen verwandelt, die aus Orangenschalen und ganzen Früchten gefertigt worden waren Boote und Körbe aus kleinen orangen Farbtupfern wirkten wie pointillistische Gemälde...“

Als sich Anais in Mallorca nach ihrer Urgroßmutter erkundigt, kommen die alten Damen ins Erzählen. Doch mit dem Jahre 1937 ist plötzlich Schluss. Anais` Gesprächspartner begründen das so:

„...Verstehen Sie, die Bewohner der Insel haben beschlossen zu vergessen. Die beiden gegnerischen Lager haben entschieden, in die Zukunft zu sehen und ihre Differenzen beizulegen...“

Nicht nur die Landschaft der Insel, auch ihre Sitten und Gebräuche werden mir vermittelt, sei es das Fest des heiligen Antonio oder das Orangenfest. Selbst die einheimischen Gerichte werden nicht vergessen. Als Besonderheit beginnen einige Kapitel des Buches mit einem kursiv abgedruckten Rezept. Manch Legende wird eingeflochten, so diese:

„...Der Legende zufolge hat eines Tages ein Gastwirt eine Scheibe Schinken auf die Gläser gelegt, damit keine Fliegen hineinfallen. Und die Tapas waren geboren...“

Ganz anders liest sich Magdalenas Geschichte. Kurz nach ihrer Hochzeit beginnt auf Mallorca der Bürgerkrieg. Er führt nicht nur zu Hunger und Not, er trennt die Menschen. Aus ehemaligen Freunden werden Feinde. Die Unbeschwertheit der Jugend ist vorbei. Als Francos Soldaten die Oberhand gewinnen, kommt es zu Massenmorden.
Magdalena findet Menschen, die ihr auch in schwerer Zeit zur Seite stehen. Mehr möchte ich zu diesem Teil des Buches nicht schreiben. Die Geschehnisse muss man beim Lesen auf sich wirken lassen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine gekonnte Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit.