Auf der Suche nach dem Vater
Der erste Schluck Wasser„...Wir Menschen sind komisch, denke ich unvermittelt. Die Welt kann über uns zusammenbrechen, wir suchen immer noch nach Bequemlichkeit. Als wäre nichts passiert...“
Nejla erfährt an ihrem 15ten Geburtstag, ...
„...Wir Menschen sind komisch, denke ich unvermittelt. Die Welt kann über uns zusammenbrechen, wir suchen immer noch nach Bequemlichkeit. Als wäre nichts passiert...“
Nejla erfährt an ihrem 15ten Geburtstag, dass sie und ihre jüngere Schwester Lucie ins Heim müssen. Dabei hat sie sich alle Mühe gegeben, die schwierigen häuslichen Verhältnisse vor der Öffentlichkeit zu vertuschen. Das war nie einfach. Hinzu kommt, dass sie in der Schule gemobbt wird. Sie kann modisch mit den anderen nicht mithalten. Um sich abzugrenzen, trägt sie grundsätzlich Schwarz. Außerdem hat sie mehrere Piercings. Nun sorgt die Großmutter dafür, das die Mutter in eine Klinik kommt. Für die Mädchen bleibt nur das Heim.
Bei einem heimlich belauschten Gespräch hat Nejla erfahren, dass ihr Vater in Griechenland lebt. Sie macht sich auf die Suche nach ihm und fliegt nach Griechenland.
Die Autorin hat ein abwechslungsreiches und spannendes Jugendbuch geschrieben.
Der Schriftstil ist der Zielgruppe angemessen. Nejla erscheint manchmal älter und reifer als sie ist. An anderen Stellen wiederum kommen pubertäre Macken durch. In Griechenland auf der Insel Amorgos, wo einst ihre Mutter Urlaub gemacht hat, kommt sie in einer Pension bei Christina, einer Deutschen, und deren 15jähriger Tochter Xenia unter.
Das Besondere des Buches besteht darin, dass die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Nejla und Xenia erzählt wird. Das hat Vor-, aber auch Nachteile. So gibt es über Nejlas Familiengeschichte und die Probleme der Großeltern und Tante nur vage Andeutungen.
Während es in Nejlas Part um die Suche nach dem Vater geht, erfahre ich von Xenia eine Menge über das Leben auf einer griechischen Insel. Das junge Mädchen träumt vom Leben in einer Großstadt. Die insel engt sie ein.
Die aufkeimende Freundschaft zwischen Xenia und Nejla ist allerdings sehr fragil. Misstrauen und Eifersucht kommen auf. Außerdem ist Xenias Mutter nicht bereit, die Suche zu unterstützen. Sie warnt Nejla vor den möglichen Folgen. Sehr gut wird dargestellt, wie Nejla sich im Laufe der Handlung innerlich weiter entwickelt. Sie erkennt die Probleme, die es auf der Insel gibt und ergreift in eiern kritischen Situation die Initiative.
Zu Hause hatte sich nach anfänglichen Widerständen Nejlas eine Freundschaft mit Hannah entwickelt. Sie galt ebenfalls als Außenseiter, hatte aber entsprechenden Halt in ihrer Familie und in ihrem Glauben. Von ihr stammt das folgende Zitat.
„...Genau wenn es dir nicht so gut geht, brauchst du Gott. Er nimmt dich in die Arme und gibt dir Kraft...“
Als die lebenslustige und aufgeschlossene Xenia Nejla erzählt, dass sie auch an Gott glaubt und mit einer Nonne befreundet ist, ist das für Nejla unfassbar. Doch die Einsamkeit in der Natur und eine Nacht unter dem Sternenhimmel lassen sie nachdenklich werden. Das Eingangszitat stammt von Xenia in einer für sie schwierigen Situation, denn Nejlas Anwesenheit rüttelt auch Xenjas Familie heftig durcheinander.
Detailliert wird die Insel und ihre Sehenswürdigkeiten beschrieben. Hier malt die Autorin schöne Bilder mit treffenden Metaphern.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Protagonisten haben Ecken und Kanten und sind trotzdem liebenswürdig.