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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2017

Das Englandspiel

Tod von oben
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„...Du bist wie ein Blatt im Wind, Gerhard. Und wohin der Wind weht, dahin lässt du dich treiben. Und jetzt treibt er dich geradewegs ins Feuer...“

Wir schreiben das Jahr 1941. Die Niederlande stehen ...

„...Du bist wie ein Blatt im Wind, Gerhard. Und wohin der Wind weht, dahin lässt du dich treiben. Und jetzt treibt er dich geradewegs ins Feuer...“

Wir schreiben das Jahr 1941. Die Niederlande stehen unter deutscher Besatzung. Reichskommissar ist Arthur Seyß-Inquart.
Ein Flugzeug aus England bringt zwei Agenten in die Niederlande, den Deutschen Gerhard Prange und den Niederländer Aart Alblas. Sie werden schon während des Absprungs getrennt. Sofieke, eine junge Frau, beobachtet den Absprung von Gerhard. Er wird fast sofort von zwei Polizisten verhaftet. Er beruft sich auf seine Bekanntschaft mit Seyß-Inquart. Das rettet ihm zwar das Leben, doch er muss sich als Agent für die Deutschen verpflichten.
Der Autor hat einen spannenden Roman über ein Stück Kriegsgeschichte geschrieben. Der Hintergrund der Handlung ist in großen Teilen real.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Gerhard ist schwer zu durchschauen. Mit Rückblick auf die vergangenen Jahre formuliert sein Vater das oben angeführte Zitat, bevor er den Kontakt zum Sohn abbricht. Was will Gerhard wirklich? Warum hat er sich auf das riskante Abenteuer eingelassen? Erst nach und nach werden seine Motive klar.
Sofieke ist Jüdin. Sie hat den Namen gewechselt, ihr Elternhaus und den Wohnort verlassen und versucht sich nun als Niederländerin durch das Leben zu schlagen. Das wird immer gefährlich, denn jetzt soll auch in den Niederlanden die Judenfrage gelöst werden. Dabei gehen die Verantwortlichen äußerst raffiniert vor, da die niederländische Bevölkerung schon einmal gezeigt hat, dass sie in dem Punkt sehr sensibel reagiert. Andererseits bemerken Gerhard und vor allem Aart, dass es nicht einfach ist, die Niederländer für den Widerstand zu gewinnen. Sie wollen endlich in ruhe und Frieden leben und nehmen dafür die eine oder andere Unannehmlichkeit auf sich.
Schwierig zu verstehen ist das Handeln der Engländer. Sie haben nicht nur die Lage in den Niederlagen falsch eingeschätzt, sondern schicken wieder und wieder junge Männer in das sichere Verderben. Es fehlen eine angemessene Ausbildung, unangreifbare Papiere und sichere Kontaktadressen. Hinzu kommt, dass die Agenten über mögliche Gefahren völlig im Unklaren gelassen werden.
Gut finde ich, dass mir der Autor auch Einblick in das Familienleben von Seyß-Inquart gewährt. Für die Tochter Dorli ist es eine schwierige Zeit. Sie weiß nicht, wofür ihr Vater alles verantwortlich zeichnet, darf das Grundstück nie allein verlassen und hat keine Freundinnen.
Für zusätzliche Komplikationen sorgen die Spannungen zwischen der SS und der Wehrmacht, hier der Abteilung Abwehr. Jeder neidet dem anderen einen möglichen Erfolg.
Bei den Dialogen wird jedes Wort sprichwörtlich auf die Goldwaage gelegt. Eine Karte der Niederlage, ein ausführliches Personenverzeichnis mit Kennzeichnung der historischen Personen, eine Übersicht über Institutionen sowie Quellenangaben ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie ermöglicht historische Einblicke in die Agententätigkeit abseits der Front.

Veröffentlicht am 06.12.2017

Erinnerungen an eine vergangene Zeit

Inhalt: Äußerst bedenklich
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„...Doch die Erinnerungen lassen sich nicht verschieben, sie drängen hervor wie die Kinder aus der Schultür, nachdem es zum Unterrichtsende geklingelt hat...“

Erinnerungen sind es, die den Inhalt des ...

„...Doch die Erinnerungen lassen sich nicht verschieben, sie drängen hervor wie die Kinder aus der Schultür, nachdem es zum Unterrichtsende geklingelt hat...“

Erinnerungen sind es, die den Inhalt des Buches bilden. Es sind Episoden einer Zeitenwende, aufgeteilt in zwei Teile. Der erste Teil umfasst 16 Kurzgeschichten und spielt vor 1989. Der zweite Teil beginnt zur Zeit der Grenzöffnung und enthält 9 Erzählungen.
Jede Erzählung spiegelt ein Stück Geschichte und gleichzeitig ein Stück persönlicher Erfahrung wider.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich und passt sich den handelnden Personen an. Das Besondere des Buches ist, das die Person des Erzählenden von Geschichte zu Geschichte wechselt.
Da sind die Großeltern, die bei der Rückkehr aus dem Westen an der Grenzkontrolle zittern, denn sie wissen, dass sie einiges bei sich haben, was nicht eingeführt werden darf. Und trotzdem probieren sie es bei jeder Reise wieder.
Und dann gibt den Nachbar Klaus. Er ist in der Lage, Konverter für die Programme des Westfernsehens exakt einzubauen. Die Bezahlung ist vielfältig. Mal ist es Mangelware, die nicht jeder bekommt, mal sind es Westmark.
Die Kusinen aus dem Westen sind zu Besuch. In jeder Zeile spürt man, dass sie Besseres gewohnt sind, als das, was ihnen hier in der DDR geboten wird.
Ein Lehrer legt seine Erfahrungen mit Kollegen und Schülern dar. Auch unter den Schülern kursieren die Mitbringsel aus dem Westen, seien es Poster oder Zeitschriften. Ob der Vater ein hohes Tier in der Politik ist, interessiert Sohn und Tochter nicht.
Eine Verkäuferin erlebt den Wechsel vom Intershop in den örtliche Konsum. Das hat auch seine Vorteile, vor allem, wenn es in der Weihnachtszeit die knappen Südfrüchte gibt.
Im zweiten Teil ändert sich der Schriftstil. Hier überwiegt zuerst Begeisterung. Jetzt kann man fahren, wohin man will und kaufen, was man gern hätte. Doch es deuten sich schon die ersten Schattenseiten an. Der Pastor steht vor leeren Kirchenbänken. Der Tankwart muss sehen, wie lange das Gemisch langt.
Mal auf ernste, mal auf humorvolle Weise werden kurze Details aus dem DDR-Alltag gegenwärtig. Die Darstellung ist realistisch, weder beschönigend noch abwertend. Die Autorin versteht es gekonnt, den Punkt auf manche Wunde zu legen. Was in der Öffentlichkeit gelebt wurde und was hinter der Wohnungstür passierte, waren oft zwei Welten, vor allem wenn es Westkontakte gab. Wer das nicht getrennt hat, bekam Probleme.
Ein Glossar, ein Inhaltsverzeichnis und ein kurzer Lebenslauf der Autorin ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Schöne Erinnerungen

Zwei Mark für ein Lächeln
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„...Und zum ersten Mal spürte sie in ihrem kindlichen Herzen, wie es sich anfühlte, wirklich glücklich zu sein...“

Außer einem kurzem Vorwort erhält das Buch 25 Geschichten, die meist aus den Nachkriegsjahren ...

„...Und zum ersten Mal spürte sie in ihrem kindlichen Herzen, wie es sich anfühlte, wirklich glücklich zu sein...“

Außer einem kurzem Vorwort erhält das Buch 25 Geschichten, die meist aus den Nachkriegsjahren stammen.
Die Geschichte haben unterschiedliche Thematik und verfügen damit auch über verschiedene Schriftstile.
Auf einige wenige möchte ich besonders eingehen.
In „Der Herzenswunsch“ träumt ein Kind von einem Puppenwagen. Doch die finanziellen Möglichkeiten reichen nicht. Da hat Frau Link, eine Freundin der Familie, eine besondere Idee. Die Geschichte zeigt, wie Einfallsreichtum und Mitgefühl zu einem guten Ende führen. Obiges Zitat stammt aus der Erzählung.
Das Thema Puppenwagen greift die Autorin in einem völlig anderen Zusammenhang in einer späteren Erzählung nochmals auf. Die spielt in der Gegenwart. Eine alte Dame im Seniorenheim fährt täglich mit einem uralten Puppenwagen ihre Runde. Das bringt die Besucher auf den Gedanken, ihr ein besonders Weihnachtsgeschenk zu machen.
Von Gottes Bewahrung berichtet die Autorin in den Geschichten „Am Gardasee“ und „Schrecksekunde in Italien“.
Es gibt auch humorvolle Erzählungen. Allerdings ist den Mädchen in „Fünf Mädchen und drei Jungen“ der Humor vergangen, als am Sonntag die Jungen mit ihren Mopeds im Ort lautstark auf sich aufmerksam machten.
Andere Geschichten erzählen von liebevoller Zuwendung und Hilfsbereitschaft. Nur wenige Themen wenden sich den düsteren Seiten des Lebens zu. Hier geht es insbesondere um Unachtsamkeit der Eltern gegenüber dem Kind oder der Sehnsucht nach dem fehlenden Vater.
Der Schriftstil liest sich leicht und angenehm. Schöne Sprachbilder und eine gekonnte Wiedergabe der Emotionen der Protagonisten zeichnen ihn aus.
Der Aufbau der einzelnen Erzählungen ist einheitlich gestaltet. Über der Überschrift sind zwei stilisierte Blumen gezeichnet. Am Ende der Geschichte steht kursiv ein Bibelspruch, der zum Inhalt passt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es weckt Erinnerungen an ein Zeit, die weniger hektisch war und wo der Wert von Kleinigkeiten noch geschätzt wurde. Dabei hat die Autorin durchaus thematisiert, dass auch diese Zeit ihre besonderen Schwierigkeiten hatte.

Veröffentlicht am 04.12.2017

Wie Luther tröstete

Luthers Trostkiste
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„....Am überzeugendsten wirkt Trost von jemandem, der das Gleiche erlitten hat und getröstet wurde. Luther hatte daher in vielfacher Hinsicht ideale Voraussetzungen, ein guter Tröster zu sein...“

In seinem ...

„....Am überzeugendsten wirkt Trost von jemandem, der das Gleiche erlitten hat und getröstet wurde. Luther hatte daher in vielfacher Hinsicht ideale Voraussetzungen, ein guter Tröster zu sein...“

In seinem Buch gibt der Autor Ratschläge, wie man Trost findet. Gleichzeitig aber lässt sich dabei auch erkennen, wie man Trost spendet. Dazu hat sich der Autor Luthers vielfältige Veröffentlichungen angesehen und Worte des Trosts daraus zusammengetragen.
Das Buch beginnt mit einer kurzen Einführung. Hier legt der Autor dar, wie und warum das Buch entstand.
Danach folgen Ausführungen dazu, wo Luther selbst Trost brauchte. Auf wenigen Seiten wird das Leben des Reformators und seine Lebenskrisen skizziert, sei es der Tod der Tochter oder die vielfältigen Anfeindungen. Vorangestellt ist ein Lutherzitat.
Nach einem weiteren Lutherzitat wird dargestellt, wie Luther zu seiner Zeit selbst Trost gespendet hat.
Danach folgt die eigentliche Trostkiste. Sie gliedert sich in drei Teile: innerer Trost, äußerer Trost, göttlicher Trost.
Der Aufbau ist jeweils der gleiche. Jedes der drei Kapitel beginnt mit einem Lutherzitat. Daneben findet sich ein Bildnis Luthers. Dann wird auf einer Doppelseite auf wesentliche Punkte des Themas eingegangen. Auch die Unterpunkten bestechen durch ihren identischen Aufbau. Jeder Unterpunkt enthält links ein Lutherzitat, das danauf der rechten Seite interpretiert wird.
Zwölf Doppelseiten sind dem inneren Trost gewidmet. Hier geht es unter anderem darum, Trauer zuzulassen, weniger zu grübeln und Geduld zu haben.
Der äußere Trost beinhaltet in vier Punkten Themen, die man selbst absolvieren kann, wie Musik hören und aktiv werden. Für die restlichen Themen braucht man die Hilfe anderer Menschen.
Beim göttlichen Trost steht in den acht Themen Christus und das Beten im Mittelpunkt.
Das Buch endet mit drei Ratschlägen, wie man andere trösten kann, bevor ein umfangreiches Quellenverzeichnis der Lutherworte kommt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Der Autor kommt in seinen Ausführungen schnell auf den wesentlichen Punkt. Die Darlegungen sind in kurze Abschnitte gegliedert. Gut gefallen hat mir, dass auch auf mögliche Gefahren hingewiesen wird. So sollte man sich bei der Suche nach Hilfe überlegen, wem man was anvertraut. Beim göttlichen Trost stellt der Autor vielfältige Beziehungen zu Persönlichkeiten der Bibel her, sei es Hiob oder Abraham. Schwerpunktmäßig wird stets auf den Trost Christi hingewiesen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Schön finde ich die beigelegte Karte, die alle Trostpunkte nochmals auflistet.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Spannender Auftakt

Die Barke des Re - Das Geschenk des Osiris -
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„...Bedenke, mein Sohn, wenn die Götter sich von diesem Land abwenden, wenn das Chaos über die Maat siegt, dann ist Kemi dem Untergang geweiht...“

Die Geschichte beginnt in der Gegenwart. In Ägypten besucht ...

„...Bedenke, mein Sohn, wenn die Götter sich von diesem Land abwenden, wenn das Chaos über die Maat siegt, dann ist Kemi dem Untergang geweiht...“

Die Geschichte beginnt in der Gegenwart. In Ägypten besucht eine Gruppe von Touristen das Grabmal einer Baumeisterin unter Ramses VII. Einem 14jährigen Jungen fällt auf, dass darin Bilder getilgt wurden Es sind die Bilder von Mann und Sohn. Was ist damals passiert, das zu dieser harten Strafe, der völligen Auslöschung, führte?
Dann darf ich eintauchen in das Ägypten von Ramses VI. Die Tage des Pharaos sind gezählt. Sein Herz wird nicht mehr lange schlagen. Der Thronfolger beordert im Auftrag des Pharaos Amunhotep zum Tempel des Osiris. Ihm sind Gerüchte über Unterschlagungen zu Ohren gekommen.
Holzhandel für die Baustellen des Pharao ist ein lohnendes Geschäft. Um seinen Konkurrenten töten zu lassen, schickt Senbi seine Sklavin Satra mit Gift zu ihm. Der aber wurde gewarnt. Bedeutet dies das Todesurteil für Satra? Wer ist die junge Frau, die eigentlich Sarah heißt?
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Handlung hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Detailgenau wird das Leben am Hofe des Pharaos, aber auch bei Händler und im Tempel beschrieben. Dabei zeigt sich, dass hinter den hohen Mauern manches passiert, was verboten ist. Es gibt exakte Vorgaben, wie Sklaven zu behandeln und notfalls zu bestrafen sind.
Auch im Tempel der Osiris geht vieles vonstatten, dass das Licht der Öffentlichkeit scheut. Ipuwer, bisheriger zweiter Mann, hofft nach dem Tod des Oberpriesters auf dessen Stelle. Doch der Pharao entscheidet anders. Damit gibt sich Ipuwer nicht zufrieden. Geschickt integriert, manipuliert und erpresst er.
Satra spielt von Anfang an eine geheimnisvolle Rolle. Scheinbar ist es Senbi gelungen, sie zu brechen. Sie hat sich zwar untergeordnet, aber erst nach und nach zeigt sich, dass sie weit mehr kann, als bisher von ihr verlangt wird. Allerdings ist sie vielen suspekt, denn sie verkündet in der Gerichtsverhandlung offen, dass sie an keine Götter glaubt.
Die Geschichte bedient mehrere Handlungsstränge. Während Ramses VII: Krieg gegen Libyen führt, wird vom Wesir des Pharaos nach dem Verkäufer des Giftes gesucht, das Sara bei sich hatte. Gleichzeitig muss Amunhotep das Leben im Osiris-Tempel wieder in geordnete Bahnen lenken.
Obiges Zitat stammt von Pharao VI. Er hat es seinen Sohn mit auf den Weg gegeben. An anderen Stellen zeigt sich die bildhafte Sprache der Autorin, wie das folgende Zitat beweist.
„...Amuns Atem spielte in den Wipfeln der Palme und verfing sich im Schilf der Uferböschung...“
Tod und Geburt, Trauer und Neuanfang, Misstrauen und Intrige durchziehen die Handlung. Dabei werden die Protagonisten gut charakterisiert und ihre Emotionen durch ihr Handeln wiedergegeben.
Erstaunt war ich über die hohen Fertigkeiten der Ägypter in der Medizin.
Das Buch beinhaltet auch eine Spur Fantasy. Wo und wie möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie gibt mir einen ausführlichen Einblick in eine lange zurückliegende Zeit, hat interessante Protagonisten und wird spannend erzählt.