Das Wichtige im Leben
Meer als Alles.„...Was sie wollten, war die totale Kontrolle, und die gab es nicht. Das hatten sie nur, im Gegensatz zu den Fischern, noch nicht ganz begriffen...“
Der Autor kommt auf einer kleinen Insel an. Er beschreibt ...
„...Was sie wollten, war die totale Kontrolle, und die gab es nicht. Das hatten sie nur, im Gegensatz zu den Fischern, noch nicht ganz begriffen...“
Der Autor kommt auf einer kleinen Insel an. Er beschreibt detailgenau die Ankunft, den kleinen Hafen und die Menschen, die ihm begegnen. Obiges Zitat gilt den Touristen, die Probleme mit dem Wetter haben. Die Fischer akzeptieren es so, wie es ist.
Fünf Tage wird der Autor auf der Insel bleiben. Er freut sich auf das Wiedersehen mit dem jetzt 86jährigen Leif. 12 Jahre sind seit ihrer letzten Begegnung vergangen.
Der Autor hat eine Gegenwartsgeschichte erzählt, die in die Tiefe geht und wesentliche Fragen des Lebens berührt. Ich kenne die beiden Vorgängerbände nicht, hatte aber kein Problem, der Handlung zu folgen. Schnell wird deutlich, dass Leif für den Autor in vielen Dingen richtungsweisend war. Das Buch wird als Buch für Männer bezeichnet. Dies kann man so sehen, muss man aber nicht in jedem Detail.
Der Schriftstil besticht durch seine Exaktheit. Das betrifft nicht nur die Beschreibung von Land und Leuten sowie die vielfältigen Informationen über das Angeln an der See. Es gilt ebenso für die Gespräche der beiden Männer. Ereignisse beim Angeln werden in neue Zusammenhänge gestellt, beleuchtet und interpretiert. Jeder Tag trägt eine besondere Aussage in sich. Leifs Lebensweisheit wirkt nie aufgesetzt. Er versteht es, mit schönen Beispielen und gekonnten Sprachbildern seine Ansicht darzulegen. Der Autor findet häufig Beispiele aus seinem Leben und seinen Erfahrungen, die die Aussagen vertiefen. Nicht jeden Gedanken trage ich in voller Konsequenz mit. Dass mag durchaus daran liegen, dass ich als Frau ab und an einen anderen Blickwinkel habe, nimmt dem Buch aber nichts von seinem wertvollen Inhalt.
Am ersten Tag geht es um das Leben im Hier und Jetzt. Schön fand ich die Aussage, dass die Vergangenheit oft für eine Zeit der Wunden, die Zukunft für eine Zeit der Ängste steht. Beide thematisieren das Wandern der Gedanken, Unkonzentriertheit und die Angst, die Kontrolle im Leben zu verlieren.
Am zweiten Tag unterhalten sie sich darüber, dass mancher nie vom Junge zum Mann gereift ist, obwohl es äußerlich anders aussieht. Ein Zitat bringt ihre Gedanken auf den Punkt:
„...Kleine, bedürftige Jungs tanzen nur um sich selbst und können deshalb auch nicht empathisch sein oder ihr Wissen großzügig teilen. Sie haben mit sich selbst zu tun!...“
Dieser Gespräche sind eingebettet in die Zeit des Angelns, der Beobachtung der Vögel oder dem Sitzen am Lagerfeuer.
Gut gefallen hat mir der Bezug auf David. Leif gibt den fünf Steinen eine völlig eue Bedeutung.
Am dritten Tag diskutieren sie über die Visitenkarte des Lebens. Selbst politische oder wirtschaftliche Themen werden angesprochen. Dazu gehört die Überfischung der Meere und die Zucht gewisser Fischarten.
Über all dieser Zeit aber liegt unbewusst die Atmosphäre des Abschiednehmens. Ursache dafür ist nicht die Tatsache, dass der Autor die Insel nach fünf Tagen verlassen wird. Er weiß, das er Leif nie wiedersehen wird. In jedem Wort und jeder Geste ist zu spüren, dass es die letzten Tage für Leif sind. Er nimmt bewusst Abschied – vom Angelplatz, vom Meer, von dieser Welt. In ihm steckt die feste Gewissheit, dass der Tod nicht das Ende ist.
Schöne Fotos vom Meer, häufig ganzseitig, strahlen Ruhe aus und sind die passende Illustration für das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es geht der Frage nach dem Sinn des persönlichen Lebens auf den Grund und lässt mich nachdenklich zurück.